chen Fehler begehen, und machten, daß die Feder zu dem ersten Aufsatze mit grosser Furcht ansetzte. Und würde mich viel- leicht zu dessen letztern Ausarbeitung, wel- che hiermit überliefere, nicht entschlossen haben, wenn mich nicht mit der Hoffnung geschmeichelt, es würde der Geneigte Le- ser solche Fehler mit eben derselben Gelin- digkeit übersehen als diejenigen, welche in das erste Stück mit einschleichen lassen, und das sich vielleicht Gönnere und gute Freunde finden würden, welche durch ihre gründlichere Einsicht zu derselben Verbes- serung Gelegenheit gäben.
§. 2.
Wenn wir aber die weise und gütigeBeschrei- bung des Him- mels. Absicht GOttes bey dem Himmel und der Hölle in etwas begreiffen wollen; so ist nöthig, daß wir beyder Beschaffenheit und Umstände ein wenig berühren, und daraus den Schluß auf die göttliche Ab- sicht machen. Wir begeben uns zwar in ein Feld, in welchem viele Gelelehrte, theils mit Leutseligkeit, theils aber auch mit grossem Ungestüm gegen einander fechten: ich will mich aber bemühen, diesen streiten- den Partheien nicht zu nahe zu kommen, und an ihrem Streit, so viel als möglich,
keinen
G 3
chen Fehler begehen, und machten, daß die Feder zu dem erſten Aufſatze mit groſſer Furcht anſetzte. Und wuͤrde mich viel- leicht zu deſſen letztern Ausarbeitung, wel- che hiermit uͤberliefere, nicht entſchloſſen haben, wenn mich nicht mit der Hoffnung geſchmeichelt, es wuͤrde der Geneigte Le- ſer ſolche Fehler mit eben derſelben Gelin- digkeit uͤberſehen als diejenigen, welche in das erſte Stuͤck mit einſchleichen laſſen, und das ſich vielleicht Goͤnnere und gute Freunde finden wuͤrden, welche durch ihre gruͤndlichere Einſicht zu derſelben Verbeſ- ſerung Gelegenheit gaͤben.
§. 2.
Wenn wir aber die weiſe und guͤtigeBeſchrei- bung des Him- mels. Abſicht GOttes bey dem Himmel und der Hoͤlle in etwas begreiffen wollen; ſo iſt noͤthig, daß wir beyder Beſchaffenheit und Umſtaͤnde ein wenig beruͤhren, und daraus den Schluß auf die goͤttliche Ab- ſicht machen. Wir begeben uns zwar in ein Feld, in welchem viele Gelelehrte, theils mit Leutſeligkeit, theils aber auch mit groſſem Ungeſtuͤm gegen einander fechten: ich will mich aber bemuͤhen, dieſen ſtreiten- den Partheien nicht zu nahe zu kommen, und an ihrem Streit, ſo viel als moͤglich,
keinen
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[101[97]/0133]
chen Fehler begehen, und machten, daß die
Feder zu dem erſten Aufſatze mit groſſer
Furcht anſetzte. Und wuͤrde mich viel-
leicht zu deſſen letztern Ausarbeitung, wel-
che hiermit uͤberliefere, nicht entſchloſſen
haben, wenn mich nicht mit der Hoffnung
geſchmeichelt, es wuͤrde der Geneigte Le-
ſer ſolche Fehler mit eben derſelben Gelin-
digkeit uͤberſehen als diejenigen, welche in
das erſte Stuͤck mit einſchleichen laſſen,
und das ſich vielleicht Goͤnnere und gute
Freunde finden wuͤrden, welche durch ihre
gruͤndlichere Einſicht zu derſelben Verbeſ-
ſerung Gelegenheit gaͤben.
§. 2.
Wenn wir aber die weiſe und guͤtige
Abſicht GOttes bey dem Himmel und
der Hoͤlle in etwas begreiffen wollen; ſo
iſt noͤthig, daß wir beyder Beſchaffenheit
und Umſtaͤnde ein wenig beruͤhren, und
daraus den Schluß auf die goͤttliche Ab-
ſicht machen. Wir begeben uns zwar in
ein Feld, in welchem viele Gelelehrte, theils
mit Leutſeligkeit, theils aber auch mit
groſſem Ungeſtuͤm gegen einander fechten:
ich will mich aber bemuͤhen, dieſen ſtreiten-
den Partheien nicht zu nahe zu kommen,
und an ihrem Streit, ſo viel als moͤglich,
keinen
Beſchrei-
bung des
Him-
mels.
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Jacobi, Johann Friedrich: Betrachtungen über die Weisen Absichten Gottes, bey denen Dingen, die wir in der menschlichen Gesellschaft und der Offenbahrung antreffen. Bd. 1. Göttingen, 1741, S. 101[97]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_betrachtungen01_1741/133>, abgerufen am 20.11.2024.
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