Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

gerspitzen, und kann mir ihn unmöglich aus
dem Sinne schlagen. -- Nun, das heißt von
Buben geschwatzt! Wenn es Dir diesmal lan-
ge Weile macht, so bedenke, liebe Sylli, daß
Du mich durch Deine herzwillige Theilnehmung
an allem dergleichen verwöhnt und verstockt
hast. Gegen andere Leute rede ich ... Ich
höre Clerdon
!


Es ist schon neun Uhr. Ich schlief bis
halb sieben, und erschrack fast so sehr, als ob
ich -- mich todt fände. Laß mir das Gleich-
niß, und höre weiter. Ich bin im Neglige;
öffne die Thüre: -- Was um des Himmels
willen? -- Ja gewiß! Denke, Sylli; da
sitzt meinem Clerdon gegen über ganz unver-
schämt in meinem Sessel Eduard, und läßt es
sich wohl schmecken aus meiner Schale. Ich
wollte, Clerdon sollte ihn bey den Haaren aus
dem Sessel nehmen; aber er rief aus allen
Kräften: Ausstand! "Sehn Sie doch, meine

gerſpitzen, und kann mir ihn unmoͤglich aus
dem Sinne ſchlagen. — Nun, das heißt von
Buben geſchwatzt! Wenn es Dir diesmal lan-
ge Weile macht, ſo bedenke, liebe Sylli, daß
Du mich durch Deine herzwillige Theilnehmung
an allem dergleichen verwoͤhnt und verſtockt
haſt. Gegen andere Leute rede ich … Ich
hoͤre Clerdon
!


Es iſt ſchon neun Uhr. Ich ſchlief bis
halb ſieben, und erſchrack faſt ſo ſehr, als ob
ich — mich todt faͤnde. Laß mir das Gleich-
niß, und hoͤre weiter. Ich bin im Neglige;
oͤffne die Thuͤre: — Was um des Himmels
willen? — Ja gewiß! Denke, Sylli; da
ſitzt meinem Clerdon gegen uͤber ganz unver-
ſchaͤmt in meinem Seſſel Eduard, und laͤßt es
ſich wohl ſchmecken aus meiner Schale. Ich
wollte, Clerdon ſollte ihn bey den Haaren aus
dem Seſſel nehmen; aber er rief aus allen
Kraͤften: Ausſtand! „Sehn Sie doch, meine

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0088" n="50"/>
ger&#x017F;pitzen, und kann mir ihn unmo&#x0364;glich aus<lb/>
dem Sinne &#x017F;chlagen. &#x2014; Nun, das heißt von<lb/>
Buben ge&#x017F;chwatzt! Wenn es Dir diesmal lan-<lb/>
ge Weile macht, &#x017F;o bedenke, liebe Sylli, daß<lb/>
Du mich durch Deine herzwillige Theilnehmung<lb/>
an allem dergleichen verwo&#x0364;hnt und ver&#x017F;tockt<lb/>
ha&#x017F;t. Gegen andere Leute rede ich &#x2026; <hi rendition="#g">Ich<lb/>
ho&#x0364;re Clerdon</hi>!</p>
          </div><lb/>
          <div>
            <dateline> <hi rendition="#et">Sonntag Morgen.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t &#x017F;chon neun Uhr. Ich &#x017F;chlief bis<lb/>
halb &#x017F;ieben, und er&#x017F;chrack fa&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ehr, als ob<lb/>
ich &#x2014; mich todt fa&#x0364;nde. Laß mir das Gleich-<lb/>
niß, und ho&#x0364;re weiter. Ich bin im Neglige;<lb/>
o&#x0364;ffne die Thu&#x0364;re: &#x2014; Was um des Himmels<lb/>
willen? &#x2014; Ja gewiß! Denke, Sylli; da<lb/>
&#x017F;itzt meinem Clerdon gegen u&#x0364;ber ganz unver-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;mt in meinem Se&#x017F;&#x017F;el Eduard, und la&#x0364;ßt es<lb/>
&#x017F;ich wohl &#x017F;chmecken aus meiner Schale. Ich<lb/>
wollte, Clerdon &#x017F;ollte ihn bey den Haaren aus<lb/>
dem Se&#x017F;&#x017F;el nehmen; aber er rief aus allen<lb/>
Kra&#x0364;ften: Aus&#x017F;tand! &#x201E;Sehn Sie doch, meine<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[50/0088] gerſpitzen, und kann mir ihn unmoͤglich aus dem Sinne ſchlagen. — Nun, das heißt von Buben geſchwatzt! Wenn es Dir diesmal lan- ge Weile macht, ſo bedenke, liebe Sylli, daß Du mich durch Deine herzwillige Theilnehmung an allem dergleichen verwoͤhnt und verſtockt haſt. Gegen andere Leute rede ich … Ich hoͤre Clerdon! Sonntag Morgen. Es iſt ſchon neun Uhr. Ich ſchlief bis halb ſieben, und erſchrack faſt ſo ſehr, als ob ich — mich todt faͤnde. Laß mir das Gleich- niß, und hoͤre weiter. Ich bin im Neglige; oͤffne die Thuͤre: — Was um des Himmels willen? — Ja gewiß! Denke, Sylli; da ſitzt meinem Clerdon gegen uͤber ganz unver- ſchaͤmt in meinem Seſſel Eduard, und laͤßt es ſich wohl ſchmecken aus meiner Schale. Ich wollte, Clerdon ſollte ihn bey den Haaren aus dem Seſſel nehmen; aber er rief aus allen Kraͤften: Ausſtand! „Sehn Sie doch, meine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/88
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/88>, abgerufen am 30.12.2024.