Ich kam heute Abend um neun Uhr von der guten Waldbeck, die sich langsam erholt, zu- rück nach Hause, und fand mitten auf meinem Tische Deinen Brief (*). Wie, nach einem schönen Sommertage, Blitze, nur zum Wetter- kühlen, zucken, und sich mit der Dämmerung vermischen: so flammte mirs ums Herz bey seinem Anblick. Ich erbrach ihn schnell, blos um zu sehen, wie lang er wäre, und ob alles wohl bey Euch stünde; dann verschloß ich ihn, eilte mich auszukleiden, bestellte mein Nacht- essen ab, und machte mich ganz einsam.
Ich konnte auf die Labung, die mir durch
(*) Den XIten dieser Sammlung.
N 4
XIX. Sylli an Amalia.
Den 25ten Maͤrz, um Mitternacht.
Liebe Amalia!
Ich kam heute Abend um neun Uhr von der guten Waldbeck, die ſich langſam erholt, zu- ruͤck nach Hauſe, und fand mitten auf meinem Tiſche Deinen Brief (*). Wie, nach einem ſchoͤnen Sommertage, Blitze, nur zum Wetter- kuͤhlen, zucken, und ſich mit der Daͤmmerung vermiſchen: ſo flammte mirs ums Herz bey ſeinem Anblick. Ich erbrach ihn ſchnell, blos um zu ſehen, wie lang er waͤre, und ob alles wohl bey Euch ſtuͤnde; dann verſchloß ich ihn, eilte mich auszukleiden, beſtellte mein Nacht- eſſen ab, und machte mich ganz einſam.
Ich konnte auf die Labung, die mir durch
(*) Den XIten dieſer Sammlung.
N 4
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XIX.
Sylli an Amalia.
Den 25ten Maͤrz, um Mitternacht.
Liebe Amalia!
Ich kam heute Abend um neun Uhr von der
guten Waldbeck, die ſich langſam erholt, zu-
ruͤck nach Hauſe, und fand mitten auf meinem
Tiſche Deinen Brief (*). Wie, nach einem
ſchoͤnen Sommertage, Blitze, nur zum Wetter-
kuͤhlen, zucken, und ſich mit der Daͤmmerung
vermiſchen: ſo flammte mirs ums Herz bey
ſeinem Anblick. Ich erbrach ihn ſchnell, blos
um zu ſehen, wie lang er waͤre, und ob alles
wohl bey Euch ſtuͤnde; dann verſchloß ich ihn,
eilte mich auszukleiden, beſtellte mein Nacht-
eſſen ab, und machte mich ganz einſam.
Ich konnte auf die Labung, die mir durch
(*) Den XIten dieſer Sammlung.
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Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/237>, abgerufen am 21.11.2024.
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