Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

den; und welche Freude könnte ich denn noch
am Leben haben? Der bloße Gedanke schlägt
mich nieder, und macht mich wehmüthig --
-- -- Gute Nacht, Sylli! Gute Nacht, Du
Liebe, liebe, liebe!


Ich war heute, nach dem Frühstücke, wie-
der herauf in mein Zimmer gegangen, um,
was ich gestern Abend geschrieben hatte, zu
überlesen, und dann meinen Brief zu siegeln,
als gleich darauf Clerdon und Amalia mir
nachgesprungen kamen; jener mit einem offe-
nen Briefe in der Hand, den er mir vorhielt;
diese, mit dem noch gefaltenen Einschlusse. Es
waren Deine Briefe vom 18ten und 20ten.
In demselben Augenblicke standen wir auch
schon dicht beysammen, um mit einander zuerst
den Brief an Clerdon zu lesen. Da fielen
mir, als wären sie mit anderer Dinte geschrie-
ben, gleich die Worte in die Augen: "Clär-
chen traf eine Saite, die bebte lan-
ge
!" -- Du kannst Dir vorstellen, wie das

den; und welche Freude koͤnnte ich denn noch
am Leben haben? Der bloße Gedanke ſchlaͤgt
mich nieder, und macht mich wehmuͤthig —
— — Gute Nacht, Sylli! Gute Nacht, Du
Liebe, liebe, liebe!


Ich war heute, nach dem Fruͤhſtuͤcke, wie-
der herauf in mein Zimmer gegangen, um,
was ich geſtern Abend geſchrieben hatte, zu
uͤberleſen, und dann meinen Brief zu ſiegeln,
als gleich darauf Clerdon und Amalia mir
nachgeſprungen kamen; jener mit einem offe-
nen Briefe in der Hand, den er mir vorhielt;
dieſe, mit dem noch gefaltenen Einſchluſſe. Es
waren Deine Briefe vom 18ten und 20ten.
In demſelben Augenblicke ſtanden wir auch
ſchon dicht beyſammen, um mit einander zuerſt
den Brief an Clerdon zu leſen. Da fielen
mir, als waͤren ſie mit anderer Dinte geſchrie-
ben, gleich die Worte in die Augen: „Claͤr-
chen traf eine Saite, die bebte lan-
ge
!” — Du kannſt Dir vorſtellen, wie das

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <p><pb facs="#f0206" n="168"/>
den; und welche Freude ko&#x0364;nnte ich denn noch<lb/>
am Leben haben? Der bloße Gedanke &#x017F;chla&#x0364;gt<lb/>
mich nieder, und macht mich wehmu&#x0364;thig &#x2014;<lb/>
&#x2014; &#x2014; Gute Nacht, Sylli! Gute Nacht, Du<lb/>
Liebe, liebe, liebe!</p>
          </div><lb/>
          <div>
            <dateline> <hi rendition="#et">Den 30ten Ma&#x0364;rz.</hi> </dateline><lb/>
            <p>Ich war heute, nach dem Fru&#x0364;h&#x017F;tu&#x0364;cke, wie-<lb/>
der herauf in mein Zimmer gegangen, um,<lb/>
was ich ge&#x017F;tern Abend ge&#x017F;chrieben hatte, zu<lb/>
u&#x0364;berle&#x017F;en, und dann meinen Brief zu &#x017F;iegeln,<lb/>
als gleich darauf Clerdon und Amalia mir<lb/>
nachge&#x017F;prungen kamen; jener mit einem offe-<lb/>
nen Briefe in der Hand, den er mir vorhielt;<lb/>
die&#x017F;e, mit dem noch gefaltenen Ein&#x017F;chlu&#x017F;&#x017F;e. Es<lb/>
waren Deine Briefe vom 18ten und 20ten.<lb/>
In dem&#x017F;elben Augenblicke &#x017F;tanden wir auch<lb/>
&#x017F;chon dicht bey&#x017F;ammen, um mit einander zuer&#x017F;t<lb/>
den Brief an Clerdon zu le&#x017F;en. Da fielen<lb/>
mir, als wa&#x0364;ren &#x017F;ie mit anderer Dinte ge&#x017F;chrie-<lb/>
ben, gleich die Worte in die Augen: &#x201E;<hi rendition="#g">Cla&#x0364;r-<lb/>
chen traf eine Saite, die bebte lan-<lb/>
ge</hi>!&#x201D; &#x2014; Du kann&#x017F;t Dir vor&#x017F;tellen, wie das<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0206] den; und welche Freude koͤnnte ich denn noch am Leben haben? Der bloße Gedanke ſchlaͤgt mich nieder, und macht mich wehmuͤthig — — — Gute Nacht, Sylli! Gute Nacht, Du Liebe, liebe, liebe! Den 30ten Maͤrz. Ich war heute, nach dem Fruͤhſtuͤcke, wie- der herauf in mein Zimmer gegangen, um, was ich geſtern Abend geſchrieben hatte, zu uͤberleſen, und dann meinen Brief zu ſiegeln, als gleich darauf Clerdon und Amalia mir nachgeſprungen kamen; jener mit einem offe- nen Briefe in der Hand, den er mir vorhielt; dieſe, mit dem noch gefaltenen Einſchluſſe. Es waren Deine Briefe vom 18ten und 20ten. In demſelben Augenblicke ſtanden wir auch ſchon dicht beyſammen, um mit einander zuerſt den Brief an Clerdon zu leſen. Da fielen mir, als waͤren ſie mit anderer Dinte geſchrie- ben, gleich die Worte in die Augen: „Claͤr- chen traf eine Saite, die bebte lan- ge!” — Du kannſt Dir vorſtellen, wie das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/206
Zitationshilfe: Jacobi, Friedrich Heinrich: Eduard Allwills Briefsammlung. Mit einer Zugabe von eigenen Briefen. Königsberg, 1792, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jacobi_allwill_1792/206>, abgerufen am 21.11.2024.