Immermann, Karl: Münchhausen. Bd. 1. Düsseldorf, 1838.Siebentes Capitel. Der Freiherr von Münchhausen wird auf den Boden dieser Geschichten geschleu- dert. Die blonde Lisbeth war in das Gebirge gegan- Siebentes Capitel. Der Freiherr von Münchhauſen wird auf den Boden dieſer Geſchichten geſchleu- dert. Die blonde Lisbeth war in das Gebirge gegan- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0172" n="164"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Siebentes Capitel</hi>.<lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><hi rendition="#g">Der Freiherr von Münchhauſen wird auf<lb/> den Boden dieſer Geſchichten geſchleu-<lb/> dert</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Die blonde Lisbeth war in das Gebirge gegan-<lb/> gen, Zinſenrückſtände von den Bauern einzutreiben.<lb/> Sie hatte dieſelben zufällig in einem alten ver-<lb/> geßnen Rentenregiſter, welches unter anderem Gerüll<lb/> in einer Polterkammer lag, verzeichnet gefunden.<lb/> Ihr Pflegevater war ängſtlich geweſen, das Kind<lb/> ſo allein in das Gebirge ziehen zu laſſen, ſie aber<lb/> hatte muthig geantwortet: Wer wird mir etwas<lb/> thun? Ich ſchaff’ das Geld! hatte ſich an des<lb/> Schulmeiſters Eurotas einen Weidenſtecken geſchnit-<lb/> ten, ein Reiſetäſchchen voll der nöthigſten Wäſche<lb/> umgehängt, Schnürſtiefelchen angezogen, einen Stroh-<lb/> hut verwegen auf das kecke Häuptlein geſetzt, und<lb/> war ſo fürbaß gewandert.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [164/0172]
Siebentes Capitel.
Der Freiherr von Münchhauſen wird auf
den Boden dieſer Geſchichten geſchleu-
dert.
Die blonde Lisbeth war in das Gebirge gegan-
gen, Zinſenrückſtände von den Bauern einzutreiben.
Sie hatte dieſelben zufällig in einem alten ver-
geßnen Rentenregiſter, welches unter anderem Gerüll
in einer Polterkammer lag, verzeichnet gefunden.
Ihr Pflegevater war ängſtlich geweſen, das Kind
ſo allein in das Gebirge ziehen zu laſſen, ſie aber
hatte muthig geantwortet: Wer wird mir etwas
thun? Ich ſchaff’ das Geld! hatte ſich an des
Schulmeiſters Eurotas einen Weidenſtecken geſchnit-
ten, ein Reiſetäſchchen voll der nöthigſten Wäſche
umgehängt, Schnürſtiefelchen angezogen, einen Stroh-
hut verwegen auf das kecke Häuptlein geſetzt, und
war ſo fürbaß gewandert.
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