Imbecillus, Heinrich: Der Prosector in der Westentasche. Strassburger Sektionstechnik in Versen. Straßburg, 1894.Der Meister wenig Freud' entwickelt, Wenn man sein Material zerstückelt. Und stets behalt man's in den Augen: Nur grosse Schnitte etwas taugen! - Ist hier gestellt die Diagnos', Geht gleich die Darmablösung los. Die Darmablösung. Jetzt liegt der Blinddarm schlechterdings Am weit'sten neben draussen links. Wer an die Regel sich will binden, Der kann ihn blindlings sicher finden. Charakteristisch ist der Griff! Man merke sich den kleinen Kniff. Nun steche man am Coecum ein, Doch schneide man ja nicht hinein! Leichtsinnig gar es zu durchtrennen Hiess' seine Nachsicht arg verkennen! Nein: darauf steht die Todesstrafe, Das merk' sich weislich jeder Brave! Es wird nun wie ein Fidelbogen Das Messer hin- und hergezogen; Der Meister wenig Freud’ entwickelt, Wenn man sein Material zerstückelt. Und stets behalt man’s in den Augen: Nur grosse Schnitte etwas taugen! – Ist hier gestellt die Diagnos’, Geht gleich die Darmablösung los. Die Darmablösung. Jetzt liegt der Blinddarm schlechterdings Am weit’sten neben draussen links. Wer an die Regel sich will binden, Der kann ihn blindlings sicher finden. Charakteristisch ist der Griff! Man merke sich den kleinen Kniff. Nun steche man am Coecum ein, Doch schneide man ja nicht hinein! Leichtsinnig gar es zu durchtrennen Hiess’ seine Nachsicht arg verkennen! Nein: darauf steht die Todesstrafe, Das merk’ sich weislich jeder Brave! Es wird nun wie ein Fidelbogen Das Messer hin- und hergezogen; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0035"/> <l>Der Meister wenig Freud’ entwickelt,</l><lb/> <l>Wenn man sein Material zerstückelt.</l><lb/> <l>Und stets behalt man’s in den Augen:</l><lb/> <l>Nur grosse Schnitte etwas taugen! –</l><lb/> <l>Ist hier gestellt die Diagnos’,</l><lb/> <l>Geht gleich die Darmablösung los.</l><lb/> </lg> </div> <div n="1"> <head>Die Darmablösung.</head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Jetzt liegt der Blinddarm schlechterdings</l><lb/> <l>Am weit’sten neben draussen links.</l><lb/> <l>Wer an die Regel sich will binden,</l><lb/> <l>Der kann ihn blindlings sicher finden.</l><lb/> <l>Charakteristisch ist der Griff!</l><lb/> <l>Man merke sich den kleinen Kniff.</l><lb/> <l>Nun steche man am Coecum ein,</l><lb/> <l>Doch schneide man ja nicht hinein!</l><lb/> <l>Leichtsinnig gar es zu durchtrennen</l><lb/> <l>Hiess’ seine Nachsicht arg verkennen!</l><lb/> <l>Nein: darauf steht die Todesstrafe,</l><lb/> <l>Das merk’ sich weislich jeder Brave!</l><lb/> <l>Es wird nun wie ein Fidelbogen</l><lb/> <l>Das Messer hin- und hergezogen;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [0035]
Der Meister wenig Freud’ entwickelt,
Wenn man sein Material zerstückelt.
Und stets behalt man’s in den Augen:
Nur grosse Schnitte etwas taugen! –
Ist hier gestellt die Diagnos’,
Geht gleich die Darmablösung los.
Die Darmablösung.
Jetzt liegt der Blinddarm schlechterdings
Am weit’sten neben draussen links.
Wer an die Regel sich will binden,
Der kann ihn blindlings sicher finden.
Charakteristisch ist der Griff!
Man merke sich den kleinen Kniff.
Nun steche man am Coecum ein,
Doch schneide man ja nicht hinein!
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Zitationshilfe: | Imbecillus, Heinrich: Der Prosector in der Westentasche. Strassburger Sektionstechnik in Versen. Straßburg, 1894, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/imbecillus_prosector_1894/35>, abgerufen am 03.03.2025. |