Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785.
"habe mich mit ihm gestritten, aber ich bin unschuldig", -- sagt Anton -- "Du bist der Mörder, ja Du bists" -- schrieen alle. Nun führen sie ihn mit sich hieher, und den halbtodten Matthes langsam ihm nach. Obfstr. O Gott! Gott! Pastor. Alle, die im Felde und in der Schenke zuge- gen gewesen sind, zeugen einstimmig gegen ihn. Nichts spricht für seine Unschuld, als das Gewissen des Ange- klagten, das aber der Richter auf Erden nicht hört. Dritter Auftritt. Vorige. Rudolph. Rudolph. Herr Schulz -- Er soll den Augenblick aufs Amt kommen. Schulz. Gleich. (Rudolph ab.) Herr Pastor, ver- lassen Sie die Leute nicht. Ach Gott! Ich weiß vor Angst und Wehmuth nicht, was ich thue. (ab.) Obfstr. Was sagt mein Sohn? Pastor. Er betheuert laut seine Unschuld -- allein Obfstr. Ich auch -- ich auch. Mein Sohn ist kein Bösewicht, kein Mörder. Ja er ist unschuldig. Pastor. Seine Heftigkeit -- Obfstr. Ist nicht so arg, wie sein Herz gut ist. Ich sterbe darauf, mein Sohn ist unschuldig. L
„habe mich mit ihm geſtritten, aber ich bin unſchuldig“, — ſagt Anton — „Du biſt der Moͤrder, ja Du biſts“ — ſchrieen alle. Nun fuͤhren ſie ihn mit ſich hieher, und den halbtodten Matthes langſam ihm nach. Obfſtr. O Gott! Gott! Paſtor. Alle, die im Felde und in der Schenke zuge- gen geweſen ſind, zeugen einſtimmig gegen ihn. Nichts ſpricht fuͤr ſeine Unſchuld, als das Gewiſſen des Ange- klagten, das aber der Richter auf Erden nicht hoͤrt. Dritter Auftritt. Vorige. Rudolph. Rudolph. Herr Schulz — Er ſoll den Augenblick aufs Amt kommen. Schulz. Gleich. (Rudolph ab.) Herr Paſtor, ver- laſſen Sie die Leute nicht. Ach Gott! Ich weiß vor Angſt und Wehmuth nicht, was ich thue. (ab.) Obfſtr. Was ſagt mein Sohn? Paſtor. Er betheuert laut ſeine Unſchuld — allein Obfſtr. Ich auch — ich auch. Mein Sohn iſt kein Boͤſewicht, kein Moͤrder. Ja er iſt unſchuldig. Paſtor. Seine Heftigkeit — Obfſtr. Iſt nicht ſo arg, wie ſein Herz gut iſt. Ich ſterbe darauf, mein Sohn iſt unſchuldig. L
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#PAS"> <p><pb facs="#f0167" n="161"/> „habe mich mit ihm geſtritten, aber ich bin unſchuldig“,<lb/> — ſagt Anton — „Du biſt der Moͤrder, ja Du biſts“<lb/> — ſchrieen alle. Nun fuͤhren ſie ihn mit ſich hieher, und<lb/> den halbtodten Matthes langſam ihm nach.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>O Gott! Gott!</p> </sp><lb/> <sp who="#PAS"> <speaker>Paſtor.</speaker> <p>Alle, die im Felde und in der Schenke zuge-<lb/> gen geweſen ſind, zeugen einſtimmig gegen ihn. Nichts<lb/> ſpricht fuͤr ſeine Unſchuld, als das Gewiſſen des Ange-<lb/> klagten, das aber der Richter auf Erden nicht hoͤrt.</p> </sp> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#g">Dritter Auftritt</hi>.</head><lb/> <stage>Vorige. Rudolph.</stage><lb/> <sp who="#RUD"> <speaker>Rudolph.</speaker> <p>Herr Schulz — Er ſoll den Augenblick<lb/> aufs Amt kommen.</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHU"> <speaker>Schulz.</speaker> <p>Gleich. <stage>(Rudolph ab.)</stage> Herr Paſtor, ver-<lb/> laſſen Sie die Leute nicht. Ach Gott! Ich weiß vor<lb/> Angſt und Wehmuth nicht, was ich thue. <stage>(ab.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Was ſagt mein Sohn?</p> </sp><lb/> <sp who="#PAS"> <speaker>Paſtor.</speaker> <p>Er betheuert laut ſeine Unſchuld — allein</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Ich auch — ich auch. Mein Sohn iſt kein<lb/> Boͤſewicht, kein Moͤrder. Ja er iſt unſchuldig.</p> </sp><lb/> <sp who="#PAS"> <speaker>Paſtor.</speaker> <p>Seine Heftigkeit —</p> </sp><lb/> <sp who="#OBE"> <speaker>Obfſtr.</speaker> <p>Iſt nicht ſo arg, wie ſein Herz gut iſt. Ich<lb/> ſterbe darauf, mein Sohn iſt unſchuldig.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="sig">L</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [161/0167]
„habe mich mit ihm geſtritten, aber ich bin unſchuldig“,
— ſagt Anton — „Du biſt der Moͤrder, ja Du biſts“
— ſchrieen alle. Nun fuͤhren ſie ihn mit ſich hieher, und
den halbtodten Matthes langſam ihm nach.
Obfſtr. O Gott! Gott!
Paſtor. Alle, die im Felde und in der Schenke zuge-
gen geweſen ſind, zeugen einſtimmig gegen ihn. Nichts
ſpricht fuͤr ſeine Unſchuld, als das Gewiſſen des Ange-
klagten, das aber der Richter auf Erden nicht hoͤrt.
Dritter Auftritt.
Vorige. Rudolph.
Rudolph. Herr Schulz — Er ſoll den Augenblick
aufs Amt kommen.
Schulz. Gleich. (Rudolph ab.) Herr Paſtor, ver-
laſſen Sie die Leute nicht. Ach Gott! Ich weiß vor
Angſt und Wehmuth nicht, was ich thue. (ab.)
Obfſtr. Was ſagt mein Sohn?
Paſtor. Er betheuert laut ſeine Unſchuld — allein
Obfſtr. Ich auch — ich auch. Mein Sohn iſt kein
Boͤſewicht, kein Moͤrder. Ja er iſt unſchuldig.
Paſtor. Seine Heftigkeit —
Obfſtr. Iſt nicht ſo arg, wie ſein Herz gut iſt. Ich
ſterbe darauf, mein Sohn iſt unſchuldig.
L
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/167 |
Zitationshilfe: | Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/167>, abgerufen am 23.02.2025. |