Es ist mein Vorsaz, bürgerliche Verhältnisse dramatisch zu behandeln. Ich machte auch dieses Stück in der Absicht, und erwarte nun das Urtheil des Publikums. Der Herr Hofgerichtsassessor Schüßler, aus Hannover, hat durch einen gütig mitgetheilten Auszug älterer Akten, mir einen Theil der Handlung gegeben. Ich bitte jeden, der in einem öffentlichen Amte den eignen Gang der Bege- benheiten, ihre sonderbare Entstehung und Ent- wickelung, die Verschiedenheit, die harten Ecken der Karaktere, zu beobachten Gelegenheit hat, mich mit Auszügen von solchen Gerichtsverhand- lungen, wo Leidenschaft die Triebfeder von Glück oder Unglück war, zu beschenken.
Mich dünkt, die Bühne sei dann dem Staate von wesentlichem Nuzzen, wenn sie zeigt, wie gute Menschen, durch Schwächen und Vorur- theil sich das Leben verderben. Darstellung des richtigen Ganges bürgerlicher Bege- benheiten, Berührung der Punkte, wo sich die besten Menschen trennen, war mein Zweck; und ich wünsche, daß Leser und Zuschauer mein Stück mit gutmüthigem Gefühle, mit dem Drange, etwas Nüzliches zu thun, verlassen mögen. Nach diesem Zweck, muß ich von solchen Leuten beurtheilt werden. -- Binnen Jahr und Tag hoffe ich manchen Beitrag erhalten zu haben -- wenn anders meine gegenwärtige Arbeit nicht mißfällt. Iffland.
Vorbericht an Schauſpieler und Leſer.
Es iſt mein Vorſaz, buͤrgerliche Verhaͤltniſſe dramatiſch zu behandeln. Ich machte auch dieſes Stuͤck in der Abſicht, und erwarte nun das Urtheil des Publikums. Der Herr Hofgerichtsaſſeſſor Schuͤßler, aus Hannover, hat durch einen guͤtig mitgetheilten Auszug aͤlterer Akten, mir einen Theil der Handlung gegeben. Ich bitte jeden, der in einem oͤffentlichen Amte den eignen Gang der Bege- benheiten, ihre ſonderbare Entſtehung und Ent- wickelung, die Verſchiedenheit, die harten Ecken der Karaktere, zu beobachten Gelegenheit hat, mich mit Auszuͤgen von ſolchen Gerichtsverhand- lungen, wo Leidenſchaft die Triebfeder von Gluͤck oder Ungluͤck war, zu beſchenken.
Mich duͤnkt, die Buͤhne ſei dann dem Staate von weſentlichem Nuzzen, wenn ſie zeigt, wie gute Menſchen, durch Schwaͤchen und Vorur- theil ſich das Leben verderben. Darſtellung des richtigen Ganges buͤrgerlicher Bege- benheiten, Beruͤhrung der Punkte, wo ſich die beſten Menſchen trennen, war mein Zweck; und ich wuͤnſche, daß Leſer und Zuſchauer mein Stuͤck mit gutmuͤthigem Gefuͤhle, mit dem Drange, etwas Nuͤzliches zu thun, verlaſſen moͤgen. Nach dieſem Zweck, muß ich von ſolchen Leuten beurtheilt werden. — Binnen Jahr und Tag hoffe ich manchen Beitrag erhalten zu haben — wenn anders meine gegenwaͤrtige Arbeit nicht mißfaͤllt. Iffland.
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Vorbericht an Schauſpieler und Leſer.
Es iſt mein Vorſaz, buͤrgerliche Verhaͤltniſſe
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Stuͤck in der Abſicht, und erwarte nun das Urtheil
des Publikums. Der Herr Hofgerichtsaſſeſſor
Schuͤßler, aus Hannover, hat durch einen guͤtig
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der Handlung gegeben. Ich bitte jeden, der in einem
oͤffentlichen Amte den eignen Gang der Bege-
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der Karaktere, zu beobachten Gelegenheit hat,
mich mit Auszuͤgen von ſolchen Gerichtsverhand-
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Gluͤck oder Ungluͤck war, zu beſchenken.
Mich duͤnkt, die Buͤhne ſei dann dem Staate
von weſentlichem Nuzzen, wenn ſie zeigt, wie gute
Menſchen, durch Schwaͤchen und Vorur-
theil ſich das Leben verderben. Darſtellung
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beſten Menſchen trennen, war mein Zweck; und
ich wuͤnſche, daß Leſer und Zuſchauer mein Stuͤck
mit gutmuͤthigem Gefuͤhle, mit dem Drange,
etwas Nuͤzliches zu thun, verlaſſen moͤgen. Nach
dieſem Zweck, muß ich von ſolchen Leuten
beurtheilt werden. — Binnen Jahr und Tag hoffe
ich manchen Beitrag erhalten zu haben — wenn
anders meine gegenwaͤrtige Arbeit nicht mißfaͤllt.
Iffland.
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Iffland, August Wilhelm: Die Jäger. Berlin, 1785, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/iffland_jaeger_1785/11>, abgerufen am 23.02.2025.
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