Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte
Kein Centner kan die Schmertzen wiegen/
Die erst auf meiner Brust durch Zweiffel musten liegen/
Nun fliehen sie wie Staub in Wind:
Daß machet/ deine Hand kan lindern und auch drücken/
Und wie der Treue Wercke sind/
Nach der Erkentniß auch erquicken.
Und darff ich mir gleich nicht versprechen/
Mein Glücke werde nun die Knospen gäntzlich brechen/
Vielleicht daß es doch bald geschieht.
Dem Maulbeer-Baum ist offt die Freude zu vergleichen/
Daß beydes nur am letzten blüht/
Um auch zu erst die Frucht zu reichen.
Daß ich dir stets getreu gewesen/
Kanst du aus der Gedult in Marter Wochen lesen/
Drum gönne mir dein Freuden-Fest/
Und lasse mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden/
Auch deinen süssen Gnaden-West/
Und meiner Sehnsucht Uffer finden.
Mein Engel nimm auf Brust und Wangen
Nun meinen keuschen Kuß und brennendes Verlangen/
Ich will dein treuer Paris seyn/
Weil du der Helena in allen zu vergleichen/
Drum lasse mir zum Hafen ein
Die Seegel reiner Liebe streichen.
Der Liesimenen Leib-
Aria.
MEine Losung heist Vergnügen/
Welche sich mein Hertz erwehlt.
Selbst der Himmel wird es fügen/
Daß mich solche Lust beseelt/
Die
Verliebte
Kein Centner kan die Schmertzen wiegen/
Die erſt auf meiner Bruſt durch Zweiffel muſten liegen/
Nun fliehen ſie wie Staub in Wind:
Daß machet/ deine Hand kan lindern und auch druͤcken/
Und wie der Treue Wercke ſind/
Nach der Erkentniß auch erquicken.
Und darff ich mir gleich nicht verſprechen/
Mein Gluͤcke werde nun die Knoſpen gaͤntzlich brechen/
Vielleicht daß es doch bald geſchieht.
Dem Maulbeer-Baum iſt offt die Freude zu vergleichen/
Daß beydes nur am letzten bluͤht/
Um auch zu erſt die Frucht zu reichen.
Daß ich dir ſtets getreu geweſen/
Kanſt du aus der Gedult in Marter Wochen leſen/
Drum goͤnne mir dein Freuden-Feſt/
Und laſſe mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden/
Auch deinen ſuͤſſen Gnaden-Weſt/
Und meiner Sehnſucht Uffer finden.
Mein Engel nimm auf Bruſt und Wangen
Nun meinen keuſchen Kuß und brennendes Verlangen/
Ich will dein treuer Paris ſeyn/
Weil du der Helena in allen zu vergleichen/
Drum laſſe mir zum Hafen ein
Die Seegel reiner Liebe ſtreichen.
Der Lieſimenen Leib-
Aria.
MEine Loſung heiſt Vergnuͤgen/
Welche ſich mein Hertz erwehlt.
Selbſt der Himmel wird es fuͤgen/
Daß mich ſolche Luſt beſeelt/
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0060" n="[50]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte</hi> </fw><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Kein Centner kan die Schmertzen wiegen/</l><lb/>
              <l>Die er&#x017F;t auf meiner Bru&#x017F;t durch Zweiffel mu&#x017F;ten liegen/</l><lb/>
              <l>Nun fliehen &#x017F;ie wie Staub in Wind:</l><lb/>
              <l>Daß machet/ deine Hand kan lindern und auch dru&#x0364;cken/</l><lb/>
              <l>Und wie der Treue Wercke &#x017F;ind/</l><lb/>
              <l>Nach der Erkentniß auch erquicken.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Und darff ich mir gleich nicht ver&#x017F;prechen/</l><lb/>
              <l>Mein Glu&#x0364;cke werde nun die Kno&#x017F;pen ga&#x0364;ntzlich brechen/</l><lb/>
              <l>Vielleicht daß es doch bald ge&#x017F;chieht.</l><lb/>
              <l>Dem Maulbeer-Baum i&#x017F;t offt die Freude zu vergleichen/</l><lb/>
              <l>Daß beydes nur am letzten blu&#x0364;ht/</l><lb/>
              <l>Um auch zu er&#x017F;t die Frucht zu reichen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Daß ich dir &#x017F;tets getreu gewe&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Kan&#x017F;t du aus der Gedult in Marter Wochen le&#x017F;en/</l><lb/>
              <l>Drum go&#x0364;nne mir dein Freuden-Fe&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Und la&#x017F;&#x017F;e mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden/</l><lb/>
              <l>Auch deinen &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Gnaden-We&#x017F;t/</l><lb/>
              <l>Und meiner Sehn&#x017F;ucht Uffer finden.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Mein Engel nimm auf Bru&#x017F;t und Wangen</l><lb/>
              <l>Nun meinen keu&#x017F;chen Kuß und brennendes Verlangen/</l><lb/>
              <l>Ich will dein treuer <hi rendition="#aq">Paris</hi> &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Weil du der Helena in allen zu vergleichen/</l><lb/>
              <l>Drum la&#x017F;&#x017F;e mir zum Hafen ein</l><lb/>
              <l>Die Seegel reiner Liebe &#x017F;treichen.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">D</hi>er <hi rendition="#in">L</hi>ie&#x017F;imenen <hi rendition="#in">L</hi>eib-</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Aria.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">M</hi>Eine Lo&#x017F;ung hei&#x017F;t Vergnu&#x0364;gen/</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Welche &#x017F;ich mein Hertz erwehlt.</hi> </l><lb/>
              <l>Selb&#x017F;t der Himmel wird es fu&#x0364;gen/</l><lb/>
              <l>Daß mich &#x017F;olche Lu&#x017F;t be&#x017F;eelt/</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[50]/0060] Verliebte Kein Centner kan die Schmertzen wiegen/ Die erſt auf meiner Bruſt durch Zweiffel muſten liegen/ Nun fliehen ſie wie Staub in Wind: Daß machet/ deine Hand kan lindern und auch druͤcken/ Und wie der Treue Wercke ſind/ Nach der Erkentniß auch erquicken. Und darff ich mir gleich nicht verſprechen/ Mein Gluͤcke werde nun die Knoſpen gaͤntzlich brechen/ Vielleicht daß es doch bald geſchieht. Dem Maulbeer-Baum iſt offt die Freude zu vergleichen/ Daß beydes nur am letzten bluͤht/ Um auch zu erſt die Frucht zu reichen. Daß ich dir ſtets getreu geweſen/ Kanſt du aus der Gedult in Marter Wochen leſen/ Drum goͤnne mir dein Freuden-Feſt/ Und laſſe mir geneigt nach Sturm und Jammer-Winden/ Auch deinen ſuͤſſen Gnaden-Weſt/ Und meiner Sehnſucht Uffer finden. Mein Engel nimm auf Bruſt und Wangen Nun meinen keuſchen Kuß und brennendes Verlangen/ Ich will dein treuer Paris ſeyn/ Weil du der Helena in allen zu vergleichen/ Drum laſſe mir zum Hafen ein Die Seegel reiner Liebe ſtreichen. Der Lieſimenen Leib- Aria. MEine Loſung heiſt Vergnuͤgen/ Welche ſich mein Hertz erwehlt. Selbſt der Himmel wird es fuͤgen/ Daß mich ſolche Luſt beſeelt/ Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/60
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. [50]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/60>, abgerufen am 21.11.2024.