Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.

Bild:
<< vorherige Seite

Verliebte
Drüm muß die Welt gestehn/
Es sey kein süsser Schertzen/
Und nichts so wunderschön
Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen.

Als er bey ihr zu gaste ge-
wesen.
DU schöne Margaris! ich bin dir schlecht verbunden/
Ob du mich gestern gleich so wohl bewirthet hast/
Ob ich der Götter Kost an deinen Tisch gefunden/
Und war ich gleich bey dir ein angenehmer Gast.
Ich habe zwar die Lust in Uberfluß geschmecket/
So lange noch mein Aug' an deinen Lippen hing:
Doch nur der Abschied hat mich ungemein erschrecket/
Ich weiß nicht/ wie der Schmertz mit mir zurücke gieng.
Ach losse Margaris! ich kan dirs nicht verhehlen/
Doch dencke/ daß es dir mit nichten rühmlich steht/
So offt man einen Gast zuletzte will bestehlen/
Und daß er reichlich kommt/ und arm zurücke geht.
Den Diebstahl haben nun die wunderschönen Wangen
Und deiner Augenstrahl an meiner Brust begangen.
Eines Frauenzimmers an ei-
nen Cavallier.
SChan Thränen/ Dint und Blut in dieser Schrift vermengt/
Mon coeur> ich schreibe dir mit mehr als tausend plagen/
Mein trauren hat mich fast zur finstern Grufft gesenckt
Und ach! Du zwingest mich zu lauter Schmertzens klagen.
Der Hencker meiner Ruh' ist nur dein Unbestand/
Der Ursprung meiner Qvaal rührt von getreuer Liebe.
Dein Hertz verbande sich zu meinen Unterpfand/
Ach das es solches auch in Ewigkeit verbliebe!
Du weist wohl/ welche Kunst mich in dein Netz geführt/
Wie deine Schmeicheley mir pflegte liebzukosen:
Und

Verliebte
Druͤm muß die Welt geſtehn/
Es ſey kein ſuͤſſer Schertzen/
Und nichts ſo wunderſchoͤn
Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen.

Als er bey ihr zu gaſte ge-
weſen.
DU ſchoͤne Margaris! ich bin dir ſchlecht verbunden/
Ob du mich geſtern gleich ſo wohl bewirthet haſt/
Ob ich der Goͤtter Koſt an deinen Tiſch gefunden/
Und war ich gleich bey dir ein angenehmer Gaſt.
Ich habe zwar die Luſt in Uberfluß geſchmecket/
So lange noch mein Aug' an deinen Lippen hing:
Doch nur der Abſchied hat mich ungemein erſchrecket/
Ich weiß nicht/ wie der Schmertz mit mir zuruͤcke gieng.
Ach loſſe Margaris! ich kan dirs nicht verhehlen/
Doch dencke/ daß es dir mit nichten ruͤhmlich ſteht/
So offt man einen Gaſt zuletzte will beſtehlen/
Und daß er reichlich kommt/ und arm zuruͤcke geht.
Den Diebſtahl haben nun die wunderſchoͤnen Wangen
Und deiner Augenſtrahl an meiner Bruſt begangen.
Eines Frauenzimmers an ei-
nen Cavallier.
SChan Thraͤnen/ Dint und Blut in dieſer Schrift vermengt/
Mon cœur› ich ſchreibe dir mit mehr als tauſend plagen/
Mein trauren hat mich faſt zur finſtern Grufft geſenckt
Und ach! Du zwingeſt mich zu lauter Schmertzens klagen.
Der Hencker meiner Ruh' iſt nur dein Unbeſtand/
Der Urſprung meiner Qvaal ruͤhrt von getreuer Liebe.
Dein Hertz verbande ſich zu meinen Unterpfand/
Ach das es ſolches auch in Ewigkeit verbliebe!
Du weiſt wohl/ welche Kunſt mich in dein Netz gefuͤhrt/
Wie deine Schmeicheley mir pflegte liebzukoſen:
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="4">
              <pb facs="#f0050" n="40"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Verliebte</hi> </fw><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Dru&#x0364;m muß die Welt ge&#x017F;tehn/</hi> </l><lb/>
              <l>Es &#x017F;ey kein &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;er Schertzen/</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">Und nichts &#x017F;o wunder&#x017F;cho&#x0364;n</hi> </l><lb/>
              <l>Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen.</l>
            </lg>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">A</hi>ls er bey ihr zu ga&#x017F;te ge-<lb/>
we&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>U &#x017F;cho&#x0364;ne Margaris! ich bin dir &#x017F;chlecht verbunden/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ob du mich ge&#x017F;tern gleich &#x017F;o wohl bewirthet ha&#x017F;t/</hi> </l><lb/>
            <l>Ob ich der Go&#x0364;tter Ko&#x017F;t an deinen Ti&#x017F;ch gefunden/</l><lb/>
            <l>Und war ich gleich bey dir ein angenehmer Ga&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Ich habe zwar die Lu&#x017F;t in Uberfluß ge&#x017F;chmecket/</l><lb/>
            <l>So lange noch mein Aug' an deinen Lippen hing:</l><lb/>
            <l>Doch nur der Ab&#x017F;chied hat mich ungemein er&#x017F;chrecket/</l><lb/>
            <l>Ich weiß nicht/ wie der Schmertz mit mir zuru&#x0364;cke gieng.</l><lb/>
            <l>Ach lo&#x017F;&#x017F;e Margaris! ich kan dirs nicht verhehlen/</l><lb/>
            <l>Doch dencke/ daß es dir mit nichten ru&#x0364;hmlich &#x017F;teht/</l><lb/>
            <l>So offt man einen Ga&#x017F;t zuletzte will be&#x017F;tehlen/</l><lb/>
            <l>Und daß er reichlich kommt/ und arm zuru&#x0364;cke geht.</l><lb/>
            <l>Den Dieb&#x017F;tahl haben nun die wunder&#x017F;cho&#x0364;nen Wangen</l><lb/>
            <l>Und deiner Augen&#x017F;trahl an meiner Bru&#x017F;t begangen.</l>
          </lg><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#in">E</hi>ines <hi rendition="#in">F</hi>rauenzimmers an ei-<lb/>
nen Cavallier.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>Chan Thra&#x0364;nen/ Dint und Blut in die&#x017F;er Schrift vermengt/</l><lb/>
            <l><hi rendition="#aq">Mon c&#x0153;ur&#x203A;</hi> ich &#x017F;chreibe dir mit mehr als tau&#x017F;end plagen/</l><lb/>
            <l>Mein trauren hat mich fa&#x017F;t zur fin&#x017F;tern Grufft ge&#x017F;enckt</l><lb/>
            <l>Und ach! Du zwinge&#x017F;t mich zu lauter Schmertzens klagen.</l><lb/>
            <l>Der Hencker meiner Ruh' i&#x017F;t nur dein Unbe&#x017F;tand/</l><lb/>
            <l>Der Ur&#x017F;prung meiner Qvaal ru&#x0364;hrt von getreuer Liebe.</l><lb/>
            <l>Dein Hertz verbande &#x017F;ich zu meinen Unterpfand/</l><lb/>
            <l>Ach das es &#x017F;olches auch in Ewigkeit verbliebe!</l><lb/>
            <l>Du wei&#x017F;t wohl/ welche Kun&#x017F;t mich in dein Netz gefu&#x0364;hrt/</l><lb/>
            <l>Wie deine Schmeicheley mir pflegte liebzuko&#x017F;en:</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[40/0050] Verliebte Druͤm muß die Welt geſtehn/ Es ſey kein ſuͤſſer Schertzen/ Und nichts ſo wunderſchoͤn Als nur allein das Kleeblat treuer Hertzen. Als er bey ihr zu gaſte ge- weſen. DU ſchoͤne Margaris! ich bin dir ſchlecht verbunden/ Ob du mich geſtern gleich ſo wohl bewirthet haſt/ Ob ich der Goͤtter Koſt an deinen Tiſch gefunden/ Und war ich gleich bey dir ein angenehmer Gaſt. Ich habe zwar die Luſt in Uberfluß geſchmecket/ So lange noch mein Aug' an deinen Lippen hing: Doch nur der Abſchied hat mich ungemein erſchrecket/ Ich weiß nicht/ wie der Schmertz mit mir zuruͤcke gieng. Ach loſſe Margaris! ich kan dirs nicht verhehlen/ Doch dencke/ daß es dir mit nichten ruͤhmlich ſteht/ So offt man einen Gaſt zuletzte will beſtehlen/ Und daß er reichlich kommt/ und arm zuruͤcke geht. Den Diebſtahl haben nun die wunderſchoͤnen Wangen Und deiner Augenſtrahl an meiner Bruſt begangen. Eines Frauenzimmers an ei- nen Cavallier. SChan Thraͤnen/ Dint und Blut in dieſer Schrift vermengt/ Mon cœur› ich ſchreibe dir mit mehr als tauſend plagen/ Mein trauren hat mich faſt zur finſtern Grufft geſenckt Und ach! Du zwingeſt mich zu lauter Schmertzens klagen. Der Hencker meiner Ruh' iſt nur dein Unbeſtand/ Der Urſprung meiner Qvaal ruͤhrt von getreuer Liebe. Dein Hertz verbande ſich zu meinen Unterpfand/ Ach das es ſolches auch in Ewigkeit verbliebe! Du weiſt wohl/ welche Kunſt mich in dein Netz gefuͤhrt/ Wie deine Schmeicheley mir pflegte liebzukoſen: Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/50
Zitationshilfe: Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/50>, abgerufen am 03.12.2024.