Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702.und Satyrische Gedichte. Qvodlibet. E. N. LErne viel. Sage wenig. Höre alles Schreib doch den edlen Spruch mit güldnen Littern an/ Und wer ihn practiciren kan Den wil ich einen Weisen nennen. Wenn sich die Kinder einmahl brennen/ So fürchten sie das Feuer. Der Freunde sind sehr viel/ Doch sind sie schrecklich theuer/ Das macht/ der Eigennutz verderbet alles Spiel. Von Freunden in der Noth Gehn funffzig auff ein Loth/ Doch sol es hart und klemme stehn/ So werden hundert auff ein Qvintlein gehn. Gemahlte Blumen riechen nicht/ Geschminckte Larven tauren selten Kein Freund wird einen Creutzer gelten/ Der anders denckt und anders spricht. Gemahlte Blumen riechen nicht. Wer nichts hat/ der ist nichts schuldig/ In der Arbeit nur gedultig/ Und da gehet treue Hand Sicher durch das gantze Land Weil das Sprichwort doch besteht/ Besser betteln und bitten/ Als zu spät Capreolen an Galgen geschnitten. Ich bin Hanß ohne Sorgen/ Weil mir die Leute borgen/ Und weil ich noch kan stehlen/ So wird wir wenig fehlen/ Allein von Hengelbeeren Mag ich durchaus nichts hören. Gut G 4
und Satyriſche Gedichte. Qvodlibet. E. N. LErne viel. Sage wenig. Hoͤre alles Schreib doch den edlen Spruch mit guͤldnen Littern an/ Und wer ihn practiciren kan Den wil ich einen Weiſen nennen. Wenn ſich die Kinder einmahl brennen/ So fuͤrchten ſie das Feuer. Der Freunde ſind ſehr viel/ Doch ſind ſie ſchrecklich theuer/ Das macht/ der Eigennutz verderbet alles Spiel. Von Freunden in der Noth Gehn funffzig auff ein Loth/ Doch ſol es hart und klemme ſtehn/ So werden hundert auff ein Qvintlein gehn. Gemahlte Blumen riechen nicht/ Geſchminckte Larven tauren ſelten Kein Freund wird einen Creutzer gelten/ Der anders denckt und anders ſpricht. Gemahlte Blumen riechen nicht. Wer nichts hat/ der iſt nichts ſchuldig/ In der Arbeit nur gedultig/ Und da gehet treue Hand Sicher durch das gantze Land Weil das Sprichwort doch beſteht/ Beſſer betteln und bitten/ Als zu ſpaͤt Capreolen an Galgen geſchnitten. Ich bin Hanß ohne Sorgen/ Weil mir die Leute borgen/ Und weil ich noch kan ſtehlen/ So wird wir wenig fehlen/ Allein von Hengelbeeren Mag ich durchaus nichts hoͤren. Gut G 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0113" n="103"/> <fw place="top" type="header">und <hi rendition="#fr">Satyriſche Gedichte</hi>.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Qvodlibet.</hi><lb/> <hi rendition="#in">E. N.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">L</hi>Erne viel. Sage wenig. Hoͤre alles</l><lb/> <l>Schreib doch den edlen Spruch mit guͤldnen Littern an/</l><lb/> <l>Und wer ihn practiciren kan</l><lb/> <l>Den wil ich einen Weiſen nennen.</l><lb/> <l>Wenn ſich die Kinder einmahl brennen/</l><lb/> <l>So fuͤrchten ſie das Feuer.</l><lb/> <l>Der Freunde ſind ſehr viel/</l><lb/> <l>Doch ſind ſie ſchrecklich theuer/</l><lb/> <l>Das macht/ der Eigennutz verderbet alles Spiel.</l><lb/> <l>Von Freunden in der Noth</l><lb/> <l>Gehn funffzig auff ein Loth/</l><lb/> <l>Doch ſol es hart und klemme ſtehn/</l><lb/> <l>So werden hundert auff ein Qvintlein gehn.</l><lb/> <l>Gemahlte Blumen riechen nicht/</l><lb/> <l>Geſchminckte Larven tauren ſelten</l><lb/> <l>Kein Freund wird einen Creutzer gelten/</l><lb/> <l>Der anders denckt und anders ſpricht.</l><lb/> <l>Gemahlte Blumen riechen nicht.</l><lb/> <l>Wer nichts hat/ der iſt nichts ſchuldig/</l><lb/> <l>In der Arbeit nur gedultig/</l><lb/> <l>Und da gehet treue Hand</l><lb/> <l>Sicher durch das gantze Land</l><lb/> <l>Weil das Sprichwort doch beſteht/</l><lb/> <l>Beſſer betteln und bitten/</l><lb/> <l>Als zu ſpaͤt</l><lb/> <l>Capreolen an Galgen geſchnitten.</l><lb/> <l>Ich bin Hanß ohne Sorgen/</l><lb/> <l>Weil mir die Leute borgen/</l><lb/> <l>Und weil ich noch kan ſtehlen/</l><lb/> <l>So wird wir wenig fehlen/</l><lb/> <l>Allein von Hengelbeeren</l><lb/> <l>Mag ich durchaus nichts hoͤren.</l><lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Gut</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0113]
und Satyriſche Gedichte.
Qvodlibet.
E. N.
LErne viel. Sage wenig. Hoͤre alles
Schreib doch den edlen Spruch mit guͤldnen Littern an/
Und wer ihn practiciren kan
Den wil ich einen Weiſen nennen.
Wenn ſich die Kinder einmahl brennen/
So fuͤrchten ſie das Feuer.
Der Freunde ſind ſehr viel/
Doch ſind ſie ſchrecklich theuer/
Das macht/ der Eigennutz verderbet alles Spiel.
Von Freunden in der Noth
Gehn funffzig auff ein Loth/
Doch ſol es hart und klemme ſtehn/
So werden hundert auff ein Qvintlein gehn.
Gemahlte Blumen riechen nicht/
Geſchminckte Larven tauren ſelten
Kein Freund wird einen Creutzer gelten/
Der anders denckt und anders ſpricht.
Gemahlte Blumen riechen nicht.
Wer nichts hat/ der iſt nichts ſchuldig/
In der Arbeit nur gedultig/
Und da gehet treue Hand
Sicher durch das gantze Land
Weil das Sprichwort doch beſteht/
Beſſer betteln und bitten/
Als zu ſpaͤt
Capreolen an Galgen geſchnitten.
Ich bin Hanß ohne Sorgen/
Weil mir die Leute borgen/
Und weil ich noch kan ſtehlen/
So wird wir wenig fehlen/
Allein von Hengelbeeren
Mag ich durchaus nichts hoͤren.
Gut
G 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/113 |
Zitationshilfe: | Hunold, Christian Friedrich: Die Edle Bemühung müssiger Stunden. Hamburg, 1702, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hunold_gedichte_1702/113>, abgerufen am 16.07.2024. |