Humboldt, Alexander von: Kosmos. Entwurf einer physischen Weltbeschreibung. Bd. 3. Stuttgart u. a., 1850.VII. Die Nebelflecke. -- Ob alle nur ferne und sehr dichte Stern- haufen sind? -- Die beiden Magellanischen Wolken, in denen sich Nebelflecke mit vielen Sternschwärmen zusammengedrängt finden. -- Die sogenannten schwarzen Flecken oder Kohlen- säcke am südlichen Himmelsgewölbe. Unter den uns sichtbaren, den Himmelsraum erfüllenden Weltkörpern giebt es neben denen, welche mit Sternlicht glänzen (selbstleuchtenden oder bloß planetarisch erleuchteten; isolirt stehenden, oder vielfach gepaarten und um einen gemeinschaftlichen Schwerpunkt kreisenden Sternen) auch Massen mit milderem, mattem Nebelschimmer.1 Bald als scharf begrenzte, scheibenförmige Lichtwölkchen auftretend, bald unförmlich und vielgestaltet über große Räume ergossen, scheinen diese auf den ersten Blick dem bewaffneten Auge ganz von den Weltkörpern verschieden, die wir in den letzten vier Abschnitten der Astrognosie umständlich behandelt haben. Wie man geneigt ist aus der beobachteten, bisher unerklärten, Bewegung2 gesehener Weltkörper auf die Existenz ungesehener zu schließen; so haben Erfahrungen über die Auflöslichkeit einer beträchtlichen Zahl von Nebelflecken in der neuesten Zeit zu Schlußfolgen über die Nicht-Existenz aller Nebelflecke, ja alles kosmischen Nebels im Weltraume geleitet. Mögen jene wohlbegrenzten Nebelflecke eine selbstleuchtende dunstartige VII. Die Nebelflecke. — Ob alle nur ferne und sehr dichte Stern- haufen sind? — Die beiden Magellanischen Wolken, in denen sich Nebelflecke mit vielen Sternschwärmen zusammengedrängt finden. — Die sogenannten schwarzen Flecken oder Kohlen- säcke am südlichen Himmelsgewölbe. Unter den uns sichtbaren, den Himmelsraum erfüllenden Weltkörpern giebt es neben denen, welche mit Sternlicht glänzen (selbstleuchtenden oder bloß planetarisch erleuchteten; isolirt stehenden, oder vielfach gepaarten und um einen gemeinschaftlichen Schwerpunkt kreisenden Sternen) auch Massen mit milderem, mattem Nebelschimmer.1 Bald als scharf begrenzte, scheibenförmige Lichtwölkchen auftretend, bald unförmlich und vielgestaltet über große Räume ergossen, scheinen diese auf den ersten Blick dem bewaffneten Auge ganz von den Weltkörpern verschieden, die wir in den letzten vier Abschnitten der Astrognosie umständlich behandelt haben. Wie man geneigt ist aus der beobachteten, bisher unerklärten, Bewegung2 gesehener Weltkörper auf die Existenz ungesehener zu schließen; so haben Erfahrungen über die Auflöslichkeit einer beträchtlichen Zahl von Nebelflecken in der neuesten Zeit zu Schlußfolgen über die Nicht-Existenz aller Nebelflecke, ja alles kosmischen Nebels im Weltraume geleitet. Mögen jene wohlbegrenzten Nebelflecke eine selbstleuchtende dunstartige <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0316" n="311"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">VII.<lb/> Die Nebelflecke. — Ob alle nur ferne und sehr dichte Stern-<lb/> haufen sind? — Die beiden Magellanischen Wolken, in denen<lb/> sich Nebelflecke mit vielen Sternschwärmen zusammengedrängt<lb/> finden. — Die sogenannten schwarzen Flecken oder Kohlen-<lb/> säcke am südlichen Himmelsgewölbe.</hi> </head><lb/> <p>Unter den uns sichtbaren, den Himmelsraum erfüllenden Weltkörpern giebt es neben denen, welche mit <hi rendition="#g">Sternlicht</hi> glänzen (selbstleuchtenden oder bloß planetarisch erleuchteten; isolirt stehenden, oder vielfach gepaarten und um einen gemeinschaftlichen Schwerpunkt kreisenden Sternen) auch Massen mit <hi rendition="#g">milderem, mattem Nebelschimmer.</hi><note xml:id="ftn358" n="1" place="end" next="#ftn358-text"/> Bald als scharf begrenzte, scheibenförmige Lichtwölkchen auftretend, bald unförmlich und vielgestaltet über große Räume ergossen, scheinen diese auf den ersten Blick dem bewaffneten Auge ganz von den Weltkörpern verschieden, die wir in den letzten vier Abschnitten der Astrognosie umständlich behandelt haben. Wie man geneigt ist aus der beobachteten, bisher unerklärten, Bewegung<note xml:id="ftn359" n="2" place="end" next="#ftn359-text"/> <hi rendition="#g">gesehener</hi> Weltkörper auf die Existenz ungesehener zu <hi rendition="#g">schließen;</hi> so haben Erfahrungen über die <hi rendition="#g">Auflöslichkeit</hi> einer beträchtlichen Zahl von Nebelflecken in der neuesten Zeit zu <hi rendition="#g">Schlußfolgen</hi> über die Nicht-Existenz aller <hi rendition="#g">Nebelflecke,</hi> ja alles kosmischen Nebels im Weltraume geleitet. Mögen jene wohlbegrenzten Nebelflecke eine selbstleuchtende dunstartige </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [311/0316]
VII.
Die Nebelflecke. — Ob alle nur ferne und sehr dichte Stern-
haufen sind? — Die beiden Magellanischen Wolken, in denen
sich Nebelflecke mit vielen Sternschwärmen zusammengedrängt
finden. — Die sogenannten schwarzen Flecken oder Kohlen-
säcke am südlichen Himmelsgewölbe.
Unter den uns sichtbaren, den Himmelsraum erfüllenden Weltkörpern giebt es neben denen, welche mit Sternlicht glänzen (selbstleuchtenden oder bloß planetarisch erleuchteten; isolirt stehenden, oder vielfach gepaarten und um einen gemeinschaftlichen Schwerpunkt kreisenden Sternen) auch Massen mit milderem, mattem Nebelschimmer.
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Bald als scharf begrenzte, scheibenförmige Lichtwölkchen auftretend, bald unförmlich und vielgestaltet über große Räume ergossen, scheinen diese auf den ersten Blick dem bewaffneten Auge ganz von den Weltkörpern verschieden, die wir in den letzten vier Abschnitten der Astrognosie umständlich behandelt haben. Wie man geneigt ist aus der beobachteten, bisher unerklärten, Bewegung
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gesehener Weltkörper auf die Existenz ungesehener zu schließen; so haben Erfahrungen über die Auflöslichkeit einer beträchtlichen Zahl von Nebelflecken in der neuesten Zeit zu Schlußfolgen über die Nicht-Existenz aller Nebelflecke, ja alles kosmischen Nebels im Weltraume geleitet. Mögen jene wohlbegrenzten Nebelflecke eine selbstleuchtende dunstartige
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