Humboldt, Alexander von: Rücksichtlich seiner Forschungen über Erdmagetismus hat Alex. v. Humboldt der Academie der Wissenschaften zu Paris Folgendes mitgetheilt. In: Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Bd. 32, Nr. 16 (1832), Sp. 243-244.[Spaltenumbruch] [irrelevantes Material - 27 Zeilen fehlen] Rücksichtlich seiner Forschungen über den Erd- magnetismus hat Alex. v. Humboldt der Academie der Wissen- Zu Berlin, auf der Sohle der Freiberger Minen Als Hr. Kuppfer diesen Brief weiter beförderte, Hierauf zeigte Hr. v. H. einen chinesischen Alma- [Spaltenumbruch] [irrelevantes Material – 27 Zeilen fehlen] Ruͤckſichtlich ſeiner Forſchungen uͤber den Erd- magnetismus hat Alex. v. Humboldt der Academie der Wiſſen- Zu Berlin, auf der Sohle der Freiberger Minen Als Hr. Kuppfer dieſen Brief weiter befoͤrderte, Hierauf zeigte Hr. v. H. einen chineſiſchen Alma- <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0001"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <cb n="243"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <gap reason="insignificant" unit="lines" quantity="27"/> <div n="1"> <head>Ruͤckſichtlich ſeiner Forſchungen uͤber den Erd-<lb/> magnetismus</head><lb/> <p>hat Alex. v. <hi rendition="#g">Humboldt</hi> der Academie der Wiſſen-<lb/> ſchaften zu Paris Folgendes mitgetheilt.</p><lb/> <p>Zu Berlin, auf der Sohle der Freiberger Minen<lb/> in Sachſen, zu St. Petersburg, Kaſan, Archangel,<lb/> Irkutzsk, am Ufer des Baikal-Sees, in Sibirien und<lb/> zu Pecking ließ H. aͤhnliche magnetiſche Haͤuſer aufſtel-<lb/> len, wie ſich eines im Koͤniglichen Obſervatorium zu<lb/> Paris befindet. Seit der Regierung Peters des Gro-<lb/> ßen hat ſtets eine ruſſiſche Miſſion zu Pecking beſtanden,<lb/> welche alle 10 Jahre erneuert wurde; allein es war<lb/> bei dieſer Miſſion nie ein wiſſenſchaftlich gebildeter Mann<lb/> angeſtellt, bis Hr. <hi rendition="#g">Fuß</hi>, Bruder des Secretairs der<lb/> Academie der Wiſſenſchaften zu Petersburg, im ver-<lb/> gangenen Jahre eine Reiſe nach China machte, und ei-<lb/> ne Reihe magnetiſcher, meteorologiſcher und aſtronomi-<lb/> ſcher Beobachtungen anzuſtellen begann, welche von Hrn.<lb/><hi rendition="#g">Kawanko</hi>, einem jungen Bergbeamten, der zehn<lb/> Jahre zu Pecking zubringen ſoll, fortgeſetzt werden. Hr.<lb/> F. ſchrieb unterm 22. April vorigen Jahres von jener<lb/> Stadt aus einen Brief, welcher von Hrn. <hi rendition="#g">Kuppfer</hi><lb/> den HH. <hi rendition="#g">Arago</hi> und <hi rendition="#g">Humboldt</hi> mitgetheilt wurde,<lb/> und im Weſentlichen Folgendes enthaͤlt. Hr. F. ſtellte<lb/> waͤhrend ſeiner Reiſe durch das himmliſche Reich nach<lb/> Pecking auf 17 Stationen magnetiſche Beobachtungen<lb/> an, doch getrauete er ſich, wegen des Mißtrauens der<lb/> Chineſen, nicht, aſtronomiſche Vermeſſungen vorzuneh-<lb/><cb n="244"/><lb/> men. Zu Pecking iſt ein maſſiver Thurm gebaut, den<lb/> man zum Schutz gegen die Rauheit der Atmoſphaͤre mit<lb/> einem Zeltdach verſehen hat. Dieſes Obſervatorium iſt<lb/> von Haͤuſern umgeben, aber zum Gluͤck wenden die<lb/> Chineſen bei'm Haͤuſerbau kein Eiſen an. Das auf der<lb/> Kuppe des nur wenig entfernten ruſſiſchen Miſſionsge-<lb/> baͤudes befindliche Kreuz dient als Viſirpunkt fuͤr Azi-<lb/> muth-Richtungen. Den 30. December 1830 wurde die<lb/> Neigung der Magnetnadel zu 54° 32′ und den 10. Ja-<lb/> nuar 1831 um 3 Uhr Nachmittags die Abweichung zu<lb/> 1° 42′ 57′′ weſtlich gefunden. Die Laͤnge des Obſer-<lb/> vatoriums iſt etwa 114° O. von Paris; die Breite iſt<lb/> genau zu 39° 54′ 9,5′′ ermittelt. Dieſe Beobachtung<lb/> weicht nur um 5′ von der des Pater <hi rendition="#g">Hyacinthus</hi><lb/> ab. Die magnetiſchen Beobachtungen werden in derſel-<lb/> ben Stunde wie in den obenerwaͤhnten europaͤiſchen Ob-<lb/> ſervatorien angeſtellt. Barometriſche und thermometri-<lb/> ſche Angaben werden viermal taͤglich aufgezeichnet. Vom<lb/> Winterſolſtitium bis zum Datum des Briefs war der<lb/> hoͤchſte Stand 347,7 Pariſer Linien, und zwar um Mit-<lb/> ternacht den 11. Maͤrz, zu welcher Zeit ein geringer<lb/> gegen N. gehender Erdſtoß geſpuͤrt wurde. Das Mi-<lb/> nimum war 330,9 Linien, der Unterſchied 14,8 Li-<lb/> nien. Der hoͤchſte Thermometerſtand waͤhrend deſſelben<lb/> Zeitraums war + 25° Centigr., und zwar um 4 Uhr<lb/> Nachmittags den 20. April; der niedrigſte — 13,5°<lb/> um 6 Uhr Morgens den 5. Februar; mittlere Tempe-<lb/> ratur 12°.</p><lb/> <p>Als Hr. <hi rendition="#g">Kuppfer</hi> dieſen Brief weiter befoͤrderte,<lb/> bemerkte er zugleich, daß er kuͤrzlich ein Schreiben von<lb/> dem beruͤhmten Norwegiſchen Phyſiker <hi rendition="#g">Hanſtein</hi> er-<lb/> halten haͤbe, in welchem derſelbe ſeine Hypotheſe ruͤck-<lb/> ſichtlich der zwei magnetiſchen Meridiane, durch die er<lb/> die magnetiſchen Erſcheinungen auf der Erdoberflaͤche er-<lb/> klaͤren zu koͤnnen geglaubt, aufgegeben habe. Hr.<lb/><hi rendition="#g">Kuppfer</hi> kuͤndigt an, daß er ſich jetzt mit einer Un-<lb/> terſuchung der verſchiedenen Beobachtungen uͤber die Mag-<lb/> netnadel beſchaͤftige. Man hat gemeinhin angenommen,<lb/> die magnetiſche Kraft gehe blos durch Waͤrme verloren,<lb/> Hr. <hi rendition="#g">Kuppfer</hi> hat aber dargethan, daß auch die Kaͤlte<lb/> einen nachtheiligen Einfluß darauf aͤußere. Um daher<lb/> Magnetnadeln buͤndig zu vergleichen, muͤſſen ſie ſowohl<lb/> in kochendes Waſſer, als in eine Gefriermiſchung von<lb/> 20° unter 0 eingetaucht werden. Uebrigens hat man<lb/> ſchon fruͤher bemerkt, daß Magnete, die ein bedeuten-<lb/> des Gewicht trugen, daſſelbe bei einem ploͤtzlichen Sin-<lb/> ken der Temperatur fallen ließen.</p><lb/> <p>Hierauf zeigte Hr. v. H. einen chineſiſchen Alma-<lb/> nach fuͤr's Jahr 1832 vor, der vom aſtronomiſchen Bu-<lb/> reau zu Pecking berechnet worden, und nach welchem<lb/> alle Tage unter dem Schutze von 34 Genien ſtehen.<lb/> Beſondere Tage ſind als gluͤcklich zu Feſten, zum Hei-<lb/> rathen, zum Bauen, zum Niederreißen, zum Hunde-<lb/> fleiſcheſſen u. ſ. w. bezeichnet. Gegen die Cholera tref-<lb/> fen die chineſiſchen Behoͤrden keine Vorkehrungen, da<lb/> ſie die Anſteckung lediglich der Furcht zuſchreiben.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0001]
___________________________ Ruͤckſichtlich ſeiner Forſchungen uͤber den Erd-
magnetismus
hat Alex. v. Humboldt der Academie der Wiſſen-
ſchaften zu Paris Folgendes mitgetheilt.
Zu Berlin, auf der Sohle der Freiberger Minen
in Sachſen, zu St. Petersburg, Kaſan, Archangel,
Irkutzsk, am Ufer des Baikal-Sees, in Sibirien und
zu Pecking ließ H. aͤhnliche magnetiſche Haͤuſer aufſtel-
len, wie ſich eines im Koͤniglichen Obſervatorium zu
Paris befindet. Seit der Regierung Peters des Gro-
ßen hat ſtets eine ruſſiſche Miſſion zu Pecking beſtanden,
welche alle 10 Jahre erneuert wurde; allein es war
bei dieſer Miſſion nie ein wiſſenſchaftlich gebildeter Mann
angeſtellt, bis Hr. Fuß, Bruder des Secretairs der
Academie der Wiſſenſchaften zu Petersburg, im ver-
gangenen Jahre eine Reiſe nach China machte, und ei-
ne Reihe magnetiſcher, meteorologiſcher und aſtronomi-
ſcher Beobachtungen anzuſtellen begann, welche von Hrn.
Kawanko, einem jungen Bergbeamten, der zehn
Jahre zu Pecking zubringen ſoll, fortgeſetzt werden. Hr.
F. ſchrieb unterm 22. April vorigen Jahres von jener
Stadt aus einen Brief, welcher von Hrn. Kuppfer
den HH. Arago und Humboldt mitgetheilt wurde,
und im Weſentlichen Folgendes enthaͤlt. Hr. F. ſtellte
waͤhrend ſeiner Reiſe durch das himmliſche Reich nach
Pecking auf 17 Stationen magnetiſche Beobachtungen
an, doch getrauete er ſich, wegen des Mißtrauens der
Chineſen, nicht, aſtronomiſche Vermeſſungen vorzuneh-
men. Zu Pecking iſt ein maſſiver Thurm gebaut, den
man zum Schutz gegen die Rauheit der Atmoſphaͤre mit
einem Zeltdach verſehen hat. Dieſes Obſervatorium iſt
von Haͤuſern umgeben, aber zum Gluͤck wenden die
Chineſen bei'm Haͤuſerbau kein Eiſen an. Das auf der
Kuppe des nur wenig entfernten ruſſiſchen Miſſionsge-
baͤudes befindliche Kreuz dient als Viſirpunkt fuͤr Azi-
muth-Richtungen. Den 30. December 1830 wurde die
Neigung der Magnetnadel zu 54° 32′ und den 10. Ja-
nuar 1831 um 3 Uhr Nachmittags die Abweichung zu
1° 42′ 57′′ weſtlich gefunden. Die Laͤnge des Obſer-
vatoriums iſt etwa 114° O. von Paris; die Breite iſt
genau zu 39° 54′ 9,5′′ ermittelt. Dieſe Beobachtung
weicht nur um 5′ von der des Pater Hyacinthus
ab. Die magnetiſchen Beobachtungen werden in derſel-
ben Stunde wie in den obenerwaͤhnten europaͤiſchen Ob-
ſervatorien angeſtellt. Barometriſche und thermometri-
ſche Angaben werden viermal taͤglich aufgezeichnet. Vom
Winterſolſtitium bis zum Datum des Briefs war der
hoͤchſte Stand 347,7 Pariſer Linien, und zwar um Mit-
ternacht den 11. Maͤrz, zu welcher Zeit ein geringer
gegen N. gehender Erdſtoß geſpuͤrt wurde. Das Mi-
nimum war 330,9 Linien, der Unterſchied 14,8 Li-
nien. Der hoͤchſte Thermometerſtand waͤhrend deſſelben
Zeitraums war + 25° Centigr., und zwar um 4 Uhr
Nachmittags den 20. April; der niedrigſte — 13,5°
um 6 Uhr Morgens den 5. Februar; mittlere Tempe-
ratur 12°.
Als Hr. Kuppfer dieſen Brief weiter befoͤrderte,
bemerkte er zugleich, daß er kuͤrzlich ein Schreiben von
dem beruͤhmten Norwegiſchen Phyſiker Hanſtein er-
halten haͤbe, in welchem derſelbe ſeine Hypotheſe ruͤck-
ſichtlich der zwei magnetiſchen Meridiane, durch die er
die magnetiſchen Erſcheinungen auf der Erdoberflaͤche er-
klaͤren zu koͤnnen geglaubt, aufgegeben habe. Hr.
Kuppfer kuͤndigt an, daß er ſich jetzt mit einer Un-
terſuchung der verſchiedenen Beobachtungen uͤber die Mag-
netnadel beſchaͤftige. Man hat gemeinhin angenommen,
die magnetiſche Kraft gehe blos durch Waͤrme verloren,
Hr. Kuppfer hat aber dargethan, daß auch die Kaͤlte
einen nachtheiligen Einfluß darauf aͤußere. Um daher
Magnetnadeln buͤndig zu vergleichen, muͤſſen ſie ſowohl
in kochendes Waſſer, als in eine Gefriermiſchung von
20° unter 0 eingetaucht werden. Uebrigens hat man
ſchon fruͤher bemerkt, daß Magnete, die ein bedeuten-
des Gewicht trugen, daſſelbe bei einem ploͤtzlichen Sin-
ken der Temperatur fallen ließen.
Hierauf zeigte Hr. v. H. einen chineſiſchen Alma-
nach fuͤr's Jahr 1832 vor, der vom aſtronomiſchen Bu-
reau zu Pecking berechnet worden, und nach welchem
alle Tage unter dem Schutze von 34 Genien ſtehen.
Beſondere Tage ſind als gluͤcklich zu Feſten, zum Hei-
rathen, zum Bauen, zum Niederreißen, zum Hunde-
fleiſcheſſen u. ſ. w. bezeichnet. Gegen die Cholera tref-
fen die chineſiſchen Behoͤrden keine Vorkehrungen, da
ſie die Anſteckung lediglich der Furcht zuſchreiben.
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