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Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134.

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Resultate für Botanik.

Für die Pflanzenkunde war ausser dem nicht Unbeträchtlichen, was
Delile geleistet hatte, in neuern Zeiten nichts in Ägypten geschehen, aber
Delile drang nicht weit nach Süden vor, und die Streifereien nach Nubien
hatten wohl Ausbeute für die Kunst, aber nicht für die Naturkunde geliefert.
Wir erhalten aus jenen Gegenden viele und sehr wirksame, häufig gebrauchte
Arzneiwaaren, deren Ursprung wir entweder gar nicht, oder doch nur mit
grosser Unsicherheit kennen, und deren Ächtheit und Güte wir also nicht
hinlänglich zu beurtheilen vermögen. Die meisten Pflanzenkenner ausserhalb
Europa achteten die Anfänge der Vegetation nicht, welche wir mit dem Na-
men der Pilze und Algen bezeichnen, so wichtig sie auch für die Geschichte
der Natur sind. Herr Ehrenberg hatte sich schon vor der Reise als ein so
scharfsichtiger Kenner dieser verborgenen Vegetation gezeigt, dass sich in
dieser Rücksicht viel von ihm erwarten liess. Arabien war seit Forskal,
welcher die Reise mit Niebuhr machte, von keinem Pflanzenkenner betre-
ten worden, aber Forskal starb auf der Reise, und was von seiner Samm-
lung gerettet wurde, ist in einem solchen Zustande, dass es mehr zu Missver-
ständnissen Veranlassung gegeben, als solche aufgeklärt hat. Der unglück-
liche Tod des Herrn Hemprich verhinderte das Eindringen nach Habes-
sinien
, aber auch ein geringer Beitrag zur Kenntniss dieses Landes ist von
Wichtigkeit, da Bruce und Salt sehr wenig für die Pflanzenkunde die-
ses Landes geleistet haben. Ungeachtet die Pflanzen des Libanon von
La Billardiere mit grossem Fleiss untersucht wurden, so hat doch dieses
Gebirge einen so üppigen Pflanzenwuchs, dass sich dort eine grosse Nachlese
erwarten liess. Allen Erwartungen haben die Reisenden durch ihre Bemü-
hungen in einem hohen Grade entsprochen. Die Zahl der gesammelten Pflan-
zenarten beträgt 2875, nehmlich in Ägypten und Dongola wurden gesammelt
1035, in Arabien und Habessinien 700, auf dem Libanon 1140; ein merk-
würdiges Übergewicht für den Libanon, zu dessen Untersuchung die Reisen-
den nur zwei Monate, folglich nur eine Jahrszeit verwenden konnten. Eine
grosse Menge dieser Arten ist in vielen Exemplaren vorhanden, so dass sich
die Zahl derselben auf 46750 beläuft. Von 699 Arten sind die Samen ge-
sammelt, und dem Königl. Botanischen Garten geschickt worden; über 300
Arten haben dort geblühet, mitunter viele noch nicht beschriebene und aus-


Resultate für Botanik.

Für die Pflanzenkunde war auſser dem nicht Unbeträchtlichen, was
Delile geleistet hatte, in neuern Zeiten nichts in Ägypten geschehen, aber
Delile drang nicht weit nach Süden vor, und die Streifereien nach Nubien
hatten wohl Ausbeute für die Kunst, aber nicht für die Naturkunde geliefert.
Wir erhalten aus jenen Gegenden viele und sehr wirksame, häufig gebrauchte
Arzneiwaaren, deren Ursprung wir entweder gar nicht, oder doch nur mit
groſser Unsicherheit kennen, und deren Ächtheit und Güte wir also nicht
hinlänglich zu beurtheilen vermögen. Die meisten Pflanzenkenner auſserhalb
Europa achteten die Anfänge der Vegetation nicht, welche wir mit dem Na-
men der Pilze und Algen bezeichnen, so wichtig sie auch für die Geschichte
der Natur sind. Herr Ehrenberg hatte sich schon vor der Reise als ein so
scharfsichtiger Kenner dieser verborgenen Vegetation gezeigt, daſs sich in
dieser Rücksicht viel von ihm erwarten lieſs. Arabien war seit Forskal,
welcher die Reise mit Niebuhr machte, von keinem Pflanzenkenner betre-
ten worden, aber Forskal starb auf der Reise, und was von seiner Samm-
lung gerettet wurde, ist in einem solchen Zustande, daſs es mehr zu Miſsver-
ständnissen Veranlassung gegeben, als solche aufgeklärt hat. Der unglück-
liche Tod des Herrn Hemprich verhinderte das Eindringen nach Habes-
sinien
, aber auch ein geringer Beitrag zur Kenntniſs dieses Landes ist von
Wichtigkeit, da Bruce und Salt sehr wenig für die Pflanzenkunde die-
ses Landes geleistet haben. Ungeachtet die Pflanzen des Libanon von
La Billardiere mit groſsem Fleiſs untersucht wurden, so hat doch dieses
Gebirge einen so üppigen Pflanzenwuchs, daſs sich dort eine groſse Nachlese
erwarten lieſs. Allen Erwartungen haben die Reisenden durch ihre Bemü-
hungen in einem hohen Grade entsprochen. Die Zahl der gesammelten Pflan-
zenarten beträgt 2875, nehmlich in Ägypten und Dongola wurden gesammelt
1035, in Arabien und Habessinien 700, auf dem Libanon 1140; ein merk-
würdiges Übergewicht für den Libanon, zu dessen Untersuchung die Reisen-
den nur zwei Monate, folglich nur eine Jahrszeit verwenden konnten. Eine
groſse Menge dieser Arten ist in vielen Exemplaren vorhanden, so daſs sich
die Zahl derselben auf 46750 beläuft. Von 699 Arten sind die Samen ge-
sammelt, und dem Königl. Botanischen Garten geschickt worden; über 300
Arten haben dort geblühet, mitunter viele noch nicht beschriebene und aus-

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[120/0011] A. v. Humboldt Resultate für Botanik. Für die Pflanzenkunde war auſser dem nicht Unbeträchtlichen, was Delile geleistet hatte, in neuern Zeiten nichts in Ägypten geschehen, aber Delile drang nicht weit nach Süden vor, und die Streifereien nach Nubien hatten wohl Ausbeute für die Kunst, aber nicht für die Naturkunde geliefert. Wir erhalten aus jenen Gegenden viele und sehr wirksame, häufig gebrauchte Arzneiwaaren, deren Ursprung wir entweder gar nicht, oder doch nur mit groſser Unsicherheit kennen, und deren Ächtheit und Güte wir also nicht hinlänglich zu beurtheilen vermögen. Die meisten Pflanzenkenner auſserhalb Europa achteten die Anfänge der Vegetation nicht, welche wir mit dem Na- men der Pilze und Algen bezeichnen, so wichtig sie auch für die Geschichte der Natur sind. Herr Ehrenberg hatte sich schon vor der Reise als ein so scharfsichtiger Kenner dieser verborgenen Vegetation gezeigt, daſs sich in dieser Rücksicht viel von ihm erwarten lieſs. Arabien war seit Forskal, welcher die Reise mit Niebuhr machte, von keinem Pflanzenkenner betre- ten worden, aber Forskal starb auf der Reise, und was von seiner Samm- lung gerettet wurde, ist in einem solchen Zustande, daſs es mehr zu Miſsver- ständnissen Veranlassung gegeben, als solche aufgeklärt hat. Der unglück- liche Tod des Herrn Hemprich verhinderte das Eindringen nach Habes- sinien, aber auch ein geringer Beitrag zur Kenntniſs dieses Landes ist von Wichtigkeit, da Bruce und Salt sehr wenig für die Pflanzenkunde die- ses Landes geleistet haben. Ungeachtet die Pflanzen des Libanon von La Billardiere mit groſsem Fleiſs untersucht wurden, so hat doch dieses Gebirge einen so üppigen Pflanzenwuchs, daſs sich dort eine groſse Nachlese erwarten lieſs. Allen Erwartungen haben die Reisenden durch ihre Bemü- hungen in einem hohen Grade entsprochen. Die Zahl der gesammelten Pflan- zenarten beträgt 2875, nehmlich in Ägypten und Dongola wurden gesammelt 1035, in Arabien und Habessinien 700, auf dem Libanon 1140; ein merk- würdiges Übergewicht für den Libanon, zu dessen Untersuchung die Reisen- den nur zwei Monate, folglich nur eine Jahrszeit verwenden konnten. Eine groſse Menge dieser Arten ist in vielen Exemplaren vorhanden, so daſs sich die Zahl derselben auf 46750 beläuft. Von 699 Arten sind die Samen ge- sammelt, und dem Königl. Botanischen Garten geschickt worden; über 300 Arten haben dort geblühet, mitunter viele noch nicht beschriebene und aus-

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Zitationshilfe: Humboldt, Alexander von: Bericht über die Naturhistorischen Reisen der Herren Ehrenberg und Hemprich; durch Ägypten, Dongola, Syrien, Arabien und den östlichen Abfall des Habessinischen Hochlandes, in den Jahren 1820-1825. In: Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, physikalische Klasse. Berlin, 1826, S. 111-134, hier S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/humboldt_bericht_1826/11>, abgerufen am 13.11.2024.