Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Theil I. bis Justinian.
und ihre Kinder allein succediren nach ihrer
Anzahl, und nicht nach ihrer Abstammung.
Bey den übrigen Seitenverwandten ist gar
kein Repräsentations Recht mehr. Der Ein-
fluß der [L]egitimation ist bey einer Art nicht
wie bey der andern; uneheliche Geburt scha-
det, der Regel nach, nur in Ansehung des Va-
ters, und die Adoption verliert zuweilen durch
Emancipation ihre Kraft. -- Das Erb-
recht der Ehegatten ist lange nicht so geän-
dert, als es die Unauflöslichkeit dieser Ver-
bindung zu verlangen scheint. -- Ein Frey-
gelassener hat nach seinen Kindern nur den
Patron zum Intestaterben.

§. 170.

Die letzten Willen werden, vielleicht aus
Religionsabsichten, immer mehr begünstigt.
Der Patron schränkt diese Freyheit nur in
Ansehung eines Drittheils, und nur bey ei-
nem beträchtlichen Vermögen, ein. Nahe
Verwandte haben zwar eine größere legitima,
als vorher, bey welcher Verordnung nicht
bedacht worden ist daß 1/10 mehr sey als 1/12;
die Ursachen der Enterbung sind genau, nach
der Natur des Gegenstandes, wo es auf
Schätzung der Moralität ankommt, wohl
zu genau bestimmt, und müssen ausdrück-
lich im Testamente benannt seyn; aber sehr

häu-

Theil I. bis Juſtinian.
und ihre Kinder allein ſuccediren nach ihrer
Anzahl, und nicht nach ihrer Abſtammung.
Bey den uͤbrigen Seitenverwandten iſt gar
kein Repraͤſentations Recht mehr. Der Ein-
fluß der [L]egitimation iſt bey einer Art nicht
wie bey der andern; uneheliche Geburt ſcha-
det, der Regel nach, nur in Anſehung des Va-
ters, und die Adoption verliert zuweilen durch
Emancipation ihre Kraft. — Das Erb-
recht der Ehegatten iſt lange nicht ſo geaͤn-
dert, als es die Unaufloͤslichkeit dieſer Ver-
bindung zu verlangen ſcheint. — Ein Frey-
gelaſſener hat nach ſeinen Kindern nur den
Patron zum Inteſtaterben.

§. 170.

Die letzten Willen werden, vielleicht aus
Religionsabſichten, immer mehr beguͤnſtigt.
Der Patron ſchraͤnkt dieſe Freyheit nur in
Anſehung eines Drittheils, und nur bey ei-
nem betraͤchtlichen Vermoͤgen, ein. Nahe
Verwandte haben zwar eine groͤßere legitima,
als vorher, bey welcher Verordnung nicht
bedacht worden iſt daß 1/10 mehr ſey als 1/12;
die Urſachen der Enterbung ſind genau, nach
der Natur des Gegenſtandes, wo es auf
Schaͤtzung der Moralitaͤt ankommt, wohl
zu genau beſtimmt, und muͤſſen ausdruͤck-
lich im Teſtamente benannt ſeyn; aber ſehr

haͤu-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0212" n="200"/><fw place="top" type="header">Theil <hi rendition="#aq">I.</hi> bis Ju&#x017F;tinian.</fw><lb/>
und ihre Kinder <hi rendition="#fr">allein</hi> &#x017F;uccediren nach ihrer<lb/>
Anzahl, und nicht nach ihrer Ab&#x017F;tammung.<lb/>
Bey den u&#x0364;brigen Seitenverwandten i&#x017F;t gar<lb/>
kein Repra&#x0364;&#x017F;entations Recht mehr. Der Ein-<lb/>
fluß der <supplied>L</supplied>egitimation i&#x017F;t bey einer Art nicht<lb/>
wie bey der andern; uneheliche Geburt &#x017F;cha-<lb/>
det, der Regel nach, nur in An&#x017F;ehung des Va-<lb/>
ters, und die Adoption verliert zuweilen durch<lb/>
Emancipation ihre Kraft. &#x2014; Das Erb-<lb/>
recht der Ehegatten i&#x017F;t lange nicht &#x017F;o gea&#x0364;n-<lb/>
dert, als es die Unauflo&#x0364;slichkeit die&#x017F;er Ver-<lb/>
bindung zu verlangen &#x017F;cheint. &#x2014; Ein Frey-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;ener hat nach &#x017F;einen Kindern nur den<lb/>
Patron zum Inte&#x017F;taterben.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 170.</head><lb/>
              <p>Die letzten Willen werden, vielleicht aus<lb/>
Religionsab&#x017F;ichten, immer mehr begu&#x0364;n&#x017F;tigt.<lb/>
Der Patron &#x017F;chra&#x0364;nkt die&#x017F;e Freyheit nur in<lb/>
An&#x017F;ehung eines Drittheils, und nur bey ei-<lb/>
nem betra&#x0364;chtlichen Vermo&#x0364;gen, ein. Nahe<lb/>
Verwandte haben zwar <choice><sic>eiue</sic><corr>eine</corr></choice> gro&#x0364;ßere <hi rendition="#aq">legitima,</hi><lb/>
als vorher, bey welcher Verordnung nicht<lb/>
bedacht worden i&#x017F;t daß 1/10 mehr &#x017F;ey als 1/12;<lb/>
die Ur&#x017F;achen der Enterbung &#x017F;ind genau, nach<lb/>
der Natur des Gegen&#x017F;tandes, wo es auf<lb/>
Scha&#x0364;tzung der Moralita&#x0364;t ankommt, wohl<lb/>
zu genau be&#x017F;timmt, und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ausdru&#x0364;ck-<lb/>
lich im Te&#x017F;tamente benannt &#x017F;eyn; aber &#x017F;ehr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;u-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0212] Theil I. bis Juſtinian. und ihre Kinder allein ſuccediren nach ihrer Anzahl, und nicht nach ihrer Abſtammung. Bey den uͤbrigen Seitenverwandten iſt gar kein Repraͤſentations Recht mehr. Der Ein- fluß der Legitimation iſt bey einer Art nicht wie bey der andern; uneheliche Geburt ſcha- det, der Regel nach, nur in Anſehung des Va- ters, und die Adoption verliert zuweilen durch Emancipation ihre Kraft. — Das Erb- recht der Ehegatten iſt lange nicht ſo geaͤn- dert, als es die Unaufloͤslichkeit dieſer Ver- bindung zu verlangen ſcheint. — Ein Frey- gelaſſener hat nach ſeinen Kindern nur den Patron zum Inteſtaterben. §. 170. Die letzten Willen werden, vielleicht aus Religionsabſichten, immer mehr beguͤnſtigt. Der Patron ſchraͤnkt dieſe Freyheit nur in Anſehung eines Drittheils, und nur bey ei- nem betraͤchtlichen Vermoͤgen, ein. Nahe Verwandte haben zwar eine groͤßere legitima, als vorher, bey welcher Verordnung nicht bedacht worden iſt daß 1/10 mehr ſey als 1/12; die Urſachen der Enterbung ſind genau, nach der Natur des Gegenſtandes, wo es auf Schaͤtzung der Moralitaͤt ankommt, wohl zu genau beſtimmt, und muͤſſen ausdruͤck- lich im Teſtamente benannt ſeyn; aber ſehr haͤu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/212
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/212>, abgerufen am 21.11.2024.