Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

Periode 4. System.
praetorio dem Kaiser machen, und wofür
er sich wieder zu entschädigen suchen mußte,
ein neuer Zoll im Hasen der Hauptstadt,
Monopolien, Reductionen bey Hofe und
bey der Armee, selbst die Municipal- Cas-
sen für Posten, Aerzte und Erleuchtung
mußten dem Geldmangel abhelfen. Da-
hin gehörten auch die immer steigenden
Privilegien des Fiscus im Privatrechte.

§. 157.

3. Religion. Dieß ist so sehr der
LieblingsGegenstand der Gesetzgebung Ju-
stinians, daß ein System des Justinia-
neischen Rechts, worin das ReligionsRecht
ganz übergaugen wird, wohl nicht vollstän-
dig seyn kann.

In der Religion überhaupt verbot Ju-
stinian, wie schon seine Vorgänger gethan
hatten, alle Abweichungen von seiner eige-
nen Meynung, und gar sehr oft hat es
auf Mein und Dein Einfluß, ob jemand ein
Ketzer oder ein Rechtgläubiger sey. Indes-
sen war Justinian nicht intoleranter, nur viel-
leicht offenherziger, als manche andere: so
sagt er Nou. 144. er nehme die Bauern von
einem Strafgesetze gegen gewisse Ketzer aus
idque non ipsorum gratia sed propter con-

flitu-
M 4

Periode 4. Syſtem.
praetorio dem Kaiſer machen, und wofuͤr
er ſich wieder zu entſchaͤdigen ſuchen mußte,
ein neuer Zoll im Haſen der Hauptſtadt,
Monopolien, Reductionen bey Hofe und
bey der Armee, ſelbſt die Municipal- Caſ-
ſen fuͤr Poſten, Aerzte und Erleuchtung
mußten dem Geldmangel abhelfen. Da-
hin gehoͤrten auch die immer ſteigenden
Privilegien des Fiscus im Privatrechte.

§. 157.

3. Religion. Dieß iſt ſo ſehr der
LieblingsGegenſtand der Geſetzgebung Ju-
ſtinians, daß ein Syſtem des Juſtinia-
neiſchen Rechts, worin das ReligionsRecht
ganz uͤbergaugen wird, wohl nicht vollſtaͤn-
dig ſeyn kann.

In der Religion uͤberhaupt verbot Ju-
ſtinian, wie ſchon ſeine Vorgaͤnger gethan
hatten, alle Abweichungen von ſeiner eige-
nen Meynung, und gar ſehr oft hat es
auf Mein und Dein Einfluß, ob jemand ein
Ketzer oder ein Rechtglaͤubiger ſey. Indeſ-
ſen war Juſtinian nicht intoleranter, nur viel-
leicht offenherziger, als manche andere: ſo
ſagt er Nou. 144. er nehme die Bauern von
einem Strafgeſetze gegen gewiſſe Ketzer aus
idque non ipſorum gratia ſed propter con-

flitu-
M 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0195" n="183"/><fw place="top" type="header">Periode 4. Sy&#x017F;tem.</fw><lb/><hi rendition="#aq">praetorio</hi> dem Kai&#x017F;er machen, und wofu&#x0364;r<lb/>
er &#x017F;ich wieder zu ent&#x017F;cha&#x0364;digen &#x017F;uchen mußte,<lb/>
ein neuer Zoll im Ha&#x017F;en der Haupt&#x017F;tadt,<lb/>
Monopolien, Reductionen bey Hofe und<lb/>
bey der Armee, &#x017F;elb&#x017F;t die Municipal- Ca&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en fu&#x0364;r Po&#x017F;ten, Aerzte und Erleuchtung<lb/>
mußten dem Geldmangel abhelfen. Da-<lb/>
hin geho&#x0364;rten auch die immer &#x017F;teigenden<lb/>
Privilegien des Fiscus im Privatrechte.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 157.</head><lb/>
              <p>3. Religion. Dieß i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;ehr der<lb/>
LieblingsGegen&#x017F;tand der Ge&#x017F;etzgebung Ju-<lb/>
&#x017F;tinians, daß ein Sy&#x017F;tem des Ju&#x017F;tinia-<lb/>
nei&#x017F;chen Rechts, worin das ReligionsRecht<lb/>
ganz u&#x0364;bergaugen wird, wohl nicht voll&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig &#x017F;eyn kann.</p><lb/>
              <p>In der Religion u&#x0364;berhaupt verbot Ju-<lb/>
&#x017F;tinian, wie &#x017F;chon &#x017F;eine Vorga&#x0364;nger gethan<lb/>
hatten, alle Abweichungen von &#x017F;einer eige-<lb/>
nen Meynung, und gar &#x017F;ehr oft hat es<lb/>
auf Mein und Dein Einfluß, ob jemand ein<lb/>
Ketzer oder ein Rechtgla&#x0364;ubiger &#x017F;ey. Inde&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en war Ju&#x017F;tinian nicht intoleranter, nur viel-<lb/>
leicht offenherziger, als manche andere: &#x017F;o<lb/>
&#x017F;agt er <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Nou.</hi> 144</hi>. er nehme die Bauern von<lb/>
einem Strafge&#x017F;etze gegen gewi&#x017F;&#x017F;e Ketzer aus<lb/><hi rendition="#aq">idque non ip&#x017F;orum gratia &#x017F;ed propter con-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 4</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">flitu-</hi></fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[183/0195] Periode 4. Syſtem. praetorio dem Kaiſer machen, und wofuͤr er ſich wieder zu entſchaͤdigen ſuchen mußte, ein neuer Zoll im Haſen der Hauptſtadt, Monopolien, Reductionen bey Hofe und bey der Armee, ſelbſt die Municipal- Caſ- ſen fuͤr Poſten, Aerzte und Erleuchtung mußten dem Geldmangel abhelfen. Da- hin gehoͤrten auch die immer ſteigenden Privilegien des Fiscus im Privatrechte. §. 157. 3. Religion. Dieß iſt ſo ſehr der LieblingsGegenſtand der Geſetzgebung Ju- ſtinians, daß ein Syſtem des Juſtinia- neiſchen Rechts, worin das ReligionsRecht ganz uͤbergaugen wird, wohl nicht vollſtaͤn- dig ſeyn kann. In der Religion uͤberhaupt verbot Ju- ſtinian, wie ſchon ſeine Vorgaͤnger gethan hatten, alle Abweichungen von ſeiner eige- nen Meynung, und gar ſehr oft hat es auf Mein und Dein Einfluß, ob jemand ein Ketzer oder ein Rechtglaͤubiger ſey. Indeſ- ſen war Juſtinian nicht intoleranter, nur viel- leicht offenherziger, als manche andere: ſo ſagt er Nou. 144. er nehme die Bauern von einem Strafgeſetze gegen gewiſſe Ketzer aus idque non ipſorum gratia ſed propter con- flitu- M 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/195
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/195>, abgerufen am 22.12.2024.