Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite
Periode 4. Quellen.
§. 136.

Die Familie Constantins war nun wie-
der erloschen, und Jovian starb bald nach
dem ersten Frieden, worin die Grenzen des
Reichs verengt wurden. Valentinian I. und
sein Bruder Valens, dem Eutrop ein so
naives Compliment macht, zeichnen sich etwa
durch ihre Grausamkeit aus. Letzterer re-
gierte mit seinen Neffen Gratian und Va-
lentinian
II. bis in der Schlacht bey Adria-
nopel, die er gegen die Gothen verlor, die
Kirche von dem Arianer befreyt ward, und
bis Theodos den Thron bestieg, um das
Reich zu retten. Theodos, der zuletzt nach-
dem er mehrere vorübergehende Gegenkaiser
überwunden hatte, allein regierte, und seine
Söhne zu Mitregenten annahm, Theodes,
der orthodoxe und folgsame Verehrer der Bi-
schöfe, verdient den Beynahmen des Großen
in keiner Rücksicht besser, als wenn man ihn
mit seinen Nachfolgern vergleicht, denn eine
solche Reihe der dürftigsten Regenten, die
nun im Oriente den Feinden des Reichs die
schönsten Provinzen und Rom selbst preiß
geben ließen, -- eine solche Reihe von Re-
genten, deren Nahmen nur dazu dienen wür-
de, die Zeitrechnung zu bestimmen, wenn
ihre Günstlinge nicht so viele Constitutionen
über Rechtssätze gemacht hätten, -- eine

solche
Periode 4. Quellen.
§. 136.

Die Familie Conſtantins war nun wie-
der erloſchen, und Jovian ſtarb bald nach
dem erſten Frieden, worin die Grenzen des
Reichs verengt wurden. Valentinian I. und
ſein Bruder Valens, dem Eutrop ein ſo
naives Compliment macht, zeichnen ſich etwa
durch ihre Grauſamkeit aus. Letzterer re-
gierte mit ſeinen Neffen Gratian und Va-
lentinian
II. bis in der Schlacht bey Adria-
nopel, die er gegen die Gothen verlor, die
Kirche von dem Arianer befreyt ward, und
bis Theodos den Thron beſtieg, um das
Reich zu retten. Theodos, der zuletzt nach-
dem er mehrere voruͤbergehende Gegenkaiſer
uͤberwunden hatte, allein regierte, und ſeine
Soͤhne zu Mitregenten annahm, Theodes,
der orthodoxe und folgſame Verehrer der Bi-
ſchoͤfe, verdient den Beynahmen des Großen
in keiner Ruͤckſicht beſſer, als wenn man ihn
mit ſeinen Nachfolgern vergleicht, denn eine
ſolche Reihe der duͤrftigſten Regenten, die
nun im Oriente den Feinden des Reichs die
ſchoͤnſten Provinzen und Rom ſelbſt preiß
geben ließen, — eine ſolche Reihe von Re-
genten, deren Nahmen nur dazu dienen wuͤr-
de, die Zeitrechnung zu beſtimmen, wenn
ihre Guͤnſtlinge nicht ſo viele Conſtitutionen
uͤber Rechtsſaͤtze gemacht haͤtten, — eine

ſolche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0167" n="155"/>
            <fw place="top" type="header">Periode 4. Quellen.</fw><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 136.</head><lb/>
              <p>Die Familie <hi rendition="#fr">Con&#x017F;tantins</hi> war nun wie-<lb/>
der erlo&#x017F;chen, und <hi rendition="#fr">Jovian</hi> &#x017F;tarb bald nach<lb/>
dem er&#x017F;ten Frieden, worin die Grenzen des<lb/>
Reichs verengt wurden. <hi rendition="#fr">Valentinian</hi> <hi rendition="#aq">I.</hi> und<lb/>
&#x017F;ein Bruder <hi rendition="#fr">Valens</hi>, dem <hi rendition="#fr">Eutrop</hi> ein &#x017F;o<lb/>
naives Compliment macht, zeichnen &#x017F;ich etwa<lb/>
durch ihre Grau&#x017F;amkeit aus. Letzterer re-<lb/>
gierte mit &#x017F;einen Neffen <hi rendition="#fr">Gratian</hi> und <hi rendition="#fr">Va-<lb/>
lentinian</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> bis in der Schlacht bey Adria-<lb/>
nopel, die er gegen die Gothen verlor, die<lb/>
Kirche von dem Arianer befreyt ward, und<lb/>
bis <hi rendition="#fr">Theodos</hi> den Thron be&#x017F;tieg, um das<lb/>
Reich zu retten. <hi rendition="#fr">Theodos</hi>, der zuletzt nach-<lb/>
dem er mehrere voru&#x0364;bergehende Gegenkai&#x017F;er<lb/>
u&#x0364;berwunden hatte, allein regierte, und &#x017F;eine<lb/>
So&#x0364;hne zu Mitregenten annahm, <hi rendition="#fr">Theodes</hi>,<lb/>
der orthodoxe und folg&#x017F;ame Verehrer der Bi-<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;fe, verdient den Beynahmen des Großen<lb/>
in keiner Ru&#x0364;ck&#x017F;icht be&#x017F;&#x017F;er, als wenn man ihn<lb/>
mit &#x017F;einen Nachfolgern vergleicht, denn eine<lb/>
&#x017F;olche Reihe der du&#x0364;rftig&#x017F;ten Regenten, die<lb/>
nun im Oriente den Feinden des Reichs die<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Provinzen und Rom &#x017F;elb&#x017F;t preiß<lb/>
geben ließen, &#x2014; eine &#x017F;olche Reihe von Re-<lb/>
genten, deren Nahmen nur dazu dienen wu&#x0364;r-<lb/>
de, die Zeitrechnung zu be&#x017F;timmen, wenn<lb/>
ihre Gu&#x0364;n&#x017F;tlinge nicht &#x017F;o viele Con&#x017F;titutionen<lb/>
u&#x0364;ber Rechts&#x017F;a&#x0364;tze gemacht ha&#x0364;tten, &#x2014; eine<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;olche</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155/0167] Periode 4. Quellen. §. 136. Die Familie Conſtantins war nun wie- der erloſchen, und Jovian ſtarb bald nach dem erſten Frieden, worin die Grenzen des Reichs verengt wurden. Valentinian I. und ſein Bruder Valens, dem Eutrop ein ſo naives Compliment macht, zeichnen ſich etwa durch ihre Grauſamkeit aus. Letzterer re- gierte mit ſeinen Neffen Gratian und Va- lentinian II. bis in der Schlacht bey Adria- nopel, die er gegen die Gothen verlor, die Kirche von dem Arianer befreyt ward, und bis Theodos den Thron beſtieg, um das Reich zu retten. Theodos, der zuletzt nach- dem er mehrere voruͤbergehende Gegenkaiſer uͤberwunden hatte, allein regierte, und ſeine Soͤhne zu Mitregenten annahm, Theodes, der orthodoxe und folgſame Verehrer der Bi- ſchoͤfe, verdient den Beynahmen des Großen in keiner Ruͤckſicht beſſer, als wenn man ihn mit ſeinen Nachfolgern vergleicht, denn eine ſolche Reihe der duͤrftigſten Regenten, die nun im Oriente den Feinden des Reichs die ſchoͤnſten Provinzen und Rom ſelbſt preiß geben ließen, — eine ſolche Reihe von Re- genten, deren Nahmen nur dazu dienen wuͤr- de, die Zeitrechnung zu beſtimmen, wenn ihre Guͤnſtlinge nicht ſo viele Conſtitutionen uͤber Rechtsſaͤtze gemacht haͤtten, — eine ſolche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/167
Zitationshilfe: Hugo, Gustav: Lehrbuch der Rechtsgeschichte bis auf unsre Zeiten. Berlin, 1790, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hugo_rechtsgeschichte_1790/167>, abgerufen am 21.12.2024.