Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite

p. 179 die Hypothese aufgestellt, Omodeo Tasso habe die Idee
zur Einrichtung der Mailänder Botenpost im J. 1270 aus dem
Berichte seines Zeitgenossen M. Polo geschöpft. --

II.

Mehr dem Mittelalter und seinem Verkehre analog zeigt
sich die Entwickelung in Japan. Rathgen "Japans Volkswirtschaft"
1890, S. 241 schildert den mittelalterlichen Güterverkehr als gering;
der Personenverkehr dagegen war stärker und damit geregelter, und
zwar vermöge der Hofreisen und Landesfürsten und Beamten
von u. nach Yedo, wie infolge der verbreiteten Sitte der Wall-
fahrten
nach berühmten Tempeln und Bergen. Alles, was sich
hierauf bezog, war eingehend geregelt, Passwesen und Strassenpoli-
zei, Wirtshäuser und Bordelle, Stellung von Trägern und Ordnung
der Fähren u. s. w. Für den Nachrichten verkehr hatte die
Regierung einen Kurierdienst entlang den Hauptstrassenzügen,
der schon zur Zeit der Einführung chinesischer Einrichtungen
durch Kotoku Tenno, (Mitte des 7. Jahrh.) nach chinesischem
Muster organisiert war. Später in Verfall geraten, ist diese
Staatspost schon von den Vorgängern der Tokugamas Nobu-
naga und Hideyoshi wiederhergestellt worden. Die Daimyos
hatten ihren eigenen Kurierdienst. Für Privatleute wurde
bald nach 1615 auf dem Tokaido von Yedo nach Kyoto und
Osaka eine monatlich dreimalige Briefbestellung durch eine halb-
staatliche Anstalt eingeführt (Tokaido sando hikyaku). Um
1670 gründeten die Kaufleute von Yedo und Kyoto eine eigene
Botenanstalt (Shoninmachi hikyaku) ziemlich primitiver Natur:
die Briefe wurden an bestimmte Strassenecken gelegt, von wo
der Adressat sie sich holte, und wohin auch die zu befördernden
Briefe gelegt wurden.


p. 179 die Hypothese aufgestellt, Omodeo Tasso habe die Idee
zur Einrichtung der Mailänder Botenpost im J. 1270 aus dem
Berichte seines Zeitgenossen M. Polo geschöpft. —

II.

Mehr dem Mittelalter und seinem Verkehre analog zeigt
sich die Entwickelung in Japan. Rathgen »Japans Volkswirtschaft«
1890, S. 241 schildert den mittelalterlichen Güterverkehr als gering;
der Personenverkehr dagegen war stärker und damit geregelter, und
zwar vermöge der Hofreisen und Landesfürsten und Beamten
von u. nach Yedo, wie infolge der verbreiteten Sitte der Wall-
fahrten
nach berühmten Tempeln und Bergen. Alles, was sich
hierauf bezog, war eingehend geregelt, Passwesen und Strassenpoli-
zei, Wirtshäuser und Bordelle, Stellung von Trägern und Ordnung
der Fähren u. s. w. Für den Nachrichten verkehr hatte die
Regierung einen Kurierdienst entlang den Hauptstrassenzügen,
der schon zur Zeit der Einführung chinesischer Einrichtungen
durch Kotoku Tenno, (Mitte des 7. Jahrh.) nach chinesischem
Muster organisiert war. Später in Verfall geraten, ist diese
Staatspost schon von den Vorgängern der Tokugamas Nobu-
naga und Hideyoshi wiederhergestellt worden. Die Daimyos
hatten ihren eigenen Kurierdienst. Für Privatleute wurde
bald nach 1615 auf dem Tokaido von Yedo nach Kyoto und
Osaka eine monatlich dreimalige Briefbestellung durch eine halb-
staatliche Anstalt eingeführt (Tokaido sando hikyaku). Um
1670 gründeten die Kaufleute von Yedo und Kyoto eine eigene
Botenanstalt (Shoninmachi hikyaku) ziemlich primitiver Natur:
die Briefe wurden an bestimmte Strassenecken gelegt, von wo
der Adressat sie sich holte, und wohin auch die zu befördernden
Briefe gelegt wurden.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0159" n="143"/>
p. 179 die Hypothese aufgestellt, Omodeo Tasso habe die Idee<lb/>
zur Einrichtung der Mailänder Botenpost im J. 1270 aus dem<lb/>
Berichte seines Zeitgenossen M. Polo geschöpft. &#x2014;</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>II.</head><lb/>
            <p>Mehr dem Mittelalter und seinem Verkehre analog zeigt<lb/>
sich die Entwickelung in <hi rendition="#g">Japan</hi>. Rathgen »Japans Volkswirtschaft«<lb/>
1890, S. 241 schildert den mittelalterlichen Güterverkehr als gering;<lb/>
der Personenverkehr dagegen war stärker und damit geregelter, und<lb/>
zwar vermöge der <hi rendition="#g">Hofreisen</hi> und Landesfürsten und Beamten<lb/>
von u. nach Yedo, wie infolge der verbreiteten Sitte der <hi rendition="#g">Wall-<lb/>
fahrten</hi> nach berühmten Tempeln und Bergen. Alles, was sich<lb/>
hierauf bezog, war eingehend geregelt, Passwesen und Strassenpoli-<lb/>
zei, Wirtshäuser und Bordelle, Stellung von Trägern und Ordnung<lb/>
der Fähren u. s. w. Für den <hi rendition="#g">Nachrichten</hi> verkehr hatte die<lb/>
Regierung einen Kurierdienst entlang den Hauptstrassenzügen,<lb/>
der schon zur Zeit der Einführung chinesischer Einrichtungen<lb/>
durch Kotoku Tenno, (Mitte des 7. Jahrh.) nach chinesischem<lb/>
Muster organisiert war. Später in Verfall geraten, ist diese<lb/>
Staatspost schon von den Vorgängern der Tokugamas Nobu-<lb/>
naga und Hideyoshi wiederhergestellt worden. Die Daimyos<lb/>
hatten ihren eigenen Kurierdienst. Für <hi rendition="#g">Privat</hi>leute wurde<lb/>
bald nach 1615 auf dem Tokaido von Yedo nach Kyoto und<lb/>
Osaka eine monatlich dreimalige Briefbestellung durch eine halb-<lb/>
staatliche Anstalt eingeführt (Tokaido sando hikyaku). Um<lb/>
1670 gründeten die Kaufleute von Yedo und Kyoto eine eigene<lb/>
Botenanstalt (Shoninmachi hikyaku) ziemlich primitiver Natur:<lb/>
die Briefe wurden an bestimmte Strassenecken gelegt, von wo<lb/>
der Adressat sie sich holte, und wohin auch die zu befördernden<lb/>
Briefe gelegt wurden.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[143/0159] p. 179 die Hypothese aufgestellt, Omodeo Tasso habe die Idee zur Einrichtung der Mailänder Botenpost im J. 1270 aus dem Berichte seines Zeitgenossen M. Polo geschöpft. — II. Mehr dem Mittelalter und seinem Verkehre analog zeigt sich die Entwickelung in Japan. Rathgen »Japans Volkswirtschaft« 1890, S. 241 schildert den mittelalterlichen Güterverkehr als gering; der Personenverkehr dagegen war stärker und damit geregelter, und zwar vermöge der Hofreisen und Landesfürsten und Beamten von u. nach Yedo, wie infolge der verbreiteten Sitte der Wall- fahrten nach berühmten Tempeln und Bergen. Alles, was sich hierauf bezog, war eingehend geregelt, Passwesen und Strassenpoli- zei, Wirtshäuser und Bordelle, Stellung von Trägern und Ordnung der Fähren u. s. w. Für den Nachrichten verkehr hatte die Regierung einen Kurierdienst entlang den Hauptstrassenzügen, der schon zur Zeit der Einführung chinesischer Einrichtungen durch Kotoku Tenno, (Mitte des 7. Jahrh.) nach chinesischem Muster organisiert war. Später in Verfall geraten, ist diese Staatspost schon von den Vorgängern der Tokugamas Nobu- naga und Hideyoshi wiederhergestellt worden. Die Daimyos hatten ihren eigenen Kurierdienst. Für Privatleute wurde bald nach 1615 auf dem Tokaido von Yedo nach Kyoto und Osaka eine monatlich dreimalige Briefbestellung durch eine halb- staatliche Anstalt eingeführt (Tokaido sando hikyaku). Um 1670 gründeten die Kaufleute von Yedo und Kyoto eine eigene Botenanstalt (Shoninmachi hikyaku) ziemlich primitiver Natur: die Briefe wurden an bestimmte Strassenecken gelegt, von wo der Adressat sie sich holte, und wohin auch die zu befördernden Briefe gelegt wurden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/159
Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/159>, abgerufen am 22.12.2024.