Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.6. F. v. B. Ein Quentchen Herz, ein Quentchen Hirn, Die schlanke Nase kühn gekurvt Und die gedankenhohle Stirn Gedankenvoll "gefaltenwurft": So seh ich ihn, verblichnen Airs, Den alten goldbebrillten Knaben -- O, F. v. B., das Beste wär's, Du ließest endlich Dich begraben! Begnadge Feder und Papier
Und ziehe endlich die Moral, Du siehst, ich mein es gut mit Dir Und bin wie immer radikal. Was hast Du um die Zeit der Noth Auch heut in dieser Welt zu suchen? Wir Dichter schrein nur noch nach Brot Und nicht wie Du nach Kaffeekuchen! 6. F. v. B. Ein Quentchen Herz, ein Quentchen Hirn, Die ſchlanke Naſe kühn gekurvt Und die gedankenhohle Stirn Gedankenvoll „gefaltenwurft“: So ſeh ich ihn, verblichnen Airs, Den alten goldbebrillten Knaben — O, F. v. B., das Beſte wär's, Du ließeſt endlich Dich begraben! Begnadge Feder und Papier
Und ziehe endlich die Moral, Du ſiehſt, ich mein es gut mit Dir Und bin wie immer radikal. Was haſt Du um die Zeit der Noth Auch heut in dieſer Welt zu ſuchen? Wir Dichter ſchrein nur noch nach Brot Und nicht wie Du nach Kaffeekuchen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0082" n="60"/> </div> <div n="2"> <head>6.<lb/><hi rendition="#b">F. v. B.</hi><lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>in Quentchen Herz, ein Quentchen Hirn,</l><lb/> <l>Die ſchlanke Naſe kühn gekurvt</l><lb/> <l>Und die gedankenhohle Stirn</l><lb/> <l>Gedankenvoll „gefaltenwurft“:</l><lb/> <l>So ſeh ich ihn, verblichnen Airs,</l><lb/> <l>Den alten goldbebrillten Knaben —</l><lb/> <l>O, F. v. B., das Beſte wär's,</l><lb/> <l>Du ließeſt endlich Dich begraben!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Begnadge Feder und Papier</l><lb/> <l>Und ziehe endlich die Moral,</l><lb/> <l>Du ſiehſt, ich mein es gut mit Dir</l><lb/> <l>Und bin wie immer radikal.</l><lb/> <l>Was haſt Du um die Zeit der Noth</l><lb/> <l>Auch heut in dieſer Welt zu ſuchen?</l><lb/> <l>Wir Dichter ſchrein nur noch nach Brot</l><lb/> <l>Und nicht wie Du nach Kaffeekuchen!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [60/0082]
6.
F. v. B.
Ein Quentchen Herz, ein Quentchen Hirn,
Die ſchlanke Naſe kühn gekurvt
Und die gedankenhohle Stirn
Gedankenvoll „gefaltenwurft“:
So ſeh ich ihn, verblichnen Airs,
Den alten goldbebrillten Knaben —
O, F. v. B., das Beſte wär's,
Du ließeſt endlich Dich begraben!
Begnadge Feder und Papier
Und ziehe endlich die Moral,
Du ſiehſt, ich mein es gut mit Dir
Und bin wie immer radikal.
Was haſt Du um die Zeit der Noth
Auch heut in dieſer Welt zu ſuchen?
Wir Dichter ſchrein nur noch nach Brot
Und nicht wie Du nach Kaffeekuchen!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/82>, abgerufen am 22.07.2024. |