Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Lied. Nun stimmt sie wieder mir den Psalter Die liedervolle Maienzeit Und gaukelnd schwebt um mich der Falter, Das Sinnbild der Unsterblichkeit. Drum lebt mir wohl, ihr Pergamente Der winterlichen Hirntortur, Mich lockt ins Reich der Elemente Die neuerstandne Lenznatur. Umspielt von silberbleichem Lichte, Ein Grabfeld nach verlorner Schlacht, Ein Todtentanz ist die Geschichte, Ein Todtentanz um Mitternacht. Es bleibt der Ruhm, wie er auch glänze, Ein Blendwerk nur, ein eitler Schein; Mehr gilt als tausend welke Kränze Mir dieses Lebens goldnes Sein! Lied. Nun ſtimmt ſie wieder mir den Pſalter Die liedervolle Maienzeit Und gaukelnd ſchwebt um mich der Falter, Das Sinnbild der Unſterblichkeit. Drum lebt mir wohl, ihr Pergamente Der winterlichen Hirntortur, Mich lockt ins Reich der Elemente Die neuerſtandne Lenznatur. Umſpielt von ſilberbleichem Lichte, Ein Grabfeld nach verlorner Schlacht, Ein Todtentanz iſt die Geſchichte, Ein Todtentanz um Mitternacht. Es bleibt der Ruhm, wie er auch glänze, Ein Blendwerk nur, ein eitler Schein; Mehr gilt als tauſend welke Kränze Mir dieſes Lebens goldnes Sein! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0392" n="370"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lied.</hi><lb/> </head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">N</hi>un ſtimmt ſie wieder mir den Pſalter</l><lb/> <l>Die liedervolle Maienzeit</l><lb/> <l>Und gaukelnd ſchwebt um mich der Falter,</l><lb/> <l>Das Sinnbild der Unſterblichkeit.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Drum lebt mir wohl, ihr Pergamente</l><lb/> <l>Der winterlichen Hirntortur,</l><lb/> <l>Mich lockt ins Reich der Elemente</l><lb/> <l>Die neuerſtandne Lenznatur.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Umſpielt von ſilberbleichem Lichte,</l><lb/> <l>Ein Grabfeld nach verlorner Schlacht,</l><lb/> <l>Ein Todtentanz iſt die Geſchichte,</l><lb/> <l>Ein Todtentanz um Mitternacht.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Es bleibt der Ruhm, wie er auch glänze,</l><lb/> <l>Ein Blendwerk nur, ein eitler Schein;</l><lb/> <l>Mehr gilt als tauſend welke Kränze</l><lb/> <l>Mir dieſes Lebens goldnes Sein!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [370/0392]
Lied.
Nun ſtimmt ſie wieder mir den Pſalter
Die liedervolle Maienzeit
Und gaukelnd ſchwebt um mich der Falter,
Das Sinnbild der Unſterblichkeit.
Drum lebt mir wohl, ihr Pergamente
Der winterlichen Hirntortur,
Mich lockt ins Reich der Elemente
Die neuerſtandne Lenznatur.
Umſpielt von ſilberbleichem Lichte,
Ein Grabfeld nach verlorner Schlacht,
Ein Todtentanz iſt die Geſchichte,
Ein Todtentanz um Mitternacht.
Es bleibt der Ruhm, wie er auch glänze,
Ein Blendwerk nur, ein eitler Schein;
Mehr gilt als tauſend welke Kränze
Mir dieſes Lebens goldnes Sein!
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