Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Lehrfreiheit! "Pst! Pst! sonst wackeln die Kronen, Ihr Herrn Professoren, seid still! Schon lauschen euch vierzig Millionen, Wahrhaftig, ihr schreit zu schrill." So lispeln sie heute von "Oben" Und drohn auch mitunter: Ei! Ei! Und die fettigen Spießbürger loben Die brave Polizei. Sie üben sich tapfer im Beten Und bilden der Dummheit Spalier, Nur wir, eine Handvoll Poeten, Umjubeln ein ander Panier! "Die Wissenschaft ist nicht zünftig, Sie ist wie das Licht allgemein!" Dies Wörtlein soll heut und auch künftig Unser "Ceterum censeo" sein. Lehrfreiheit! „Pſt! Pſt! ſonſt wackeln die Kronen, Ihr Herrn Profeſſoren, ſeid ſtill! Schon lauſchen euch vierzig Millionen, Wahrhaftig, ihr ſchreit zu ſchrill.“ So lispeln ſie heute von „Oben“ Und drohn auch mitunter: Ei! Ei! Und die fettigen Spießbürger loben Die brave Polizei. Sie üben ſich tapfer im Beten Und bilden der Dummheit Spalier, Nur wir, eine Handvoll Poeten, Umjubeln ein ander Panier! „Die Wiſſenſchaft iſt nicht zünftig, Sie iſt wie das Licht allgemein!“ Dies Wörtlein ſoll heut und auch künftig Unſer „Ceterum censeo“ ſein. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="355" facs="#f0377"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lehrfreiheit!</hi><lb/> </head> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>„<hi rendition="#in">P</hi>ſt! Pſt! ſonſt wackeln die Kronen,</l><lb/> <l>Ihr Herrn Profeſſoren, ſeid ſtill!</l><lb/> <l>Schon lauſchen euch vierzig Millionen,</l><lb/> <l>Wahrhaftig, ihr ſchreit zu ſchrill.“</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>So lispeln ſie heute von „Oben“</l><lb/> <l>Und drohn auch mitunter: Ei! Ei!</l><lb/> <l>Und die fettigen Spießbürger loben</l><lb/> <l>Die brave Polizei.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Sie üben ſich tapfer im Beten</l><lb/> <l>Und bilden der Dummheit Spalier,</l><lb/> <l>Nur wir, eine Handvoll Poeten,</l><lb/> <l>Umjubeln ein <hi rendition="#g">ander</hi> Panier!</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>„Die Wiſſenſchaft iſt nicht zünftig,</l><lb/> <l>Sie iſt wie das Licht allgemein!“</l><lb/> <l>Dies Wörtlein ſoll heut und auch künftig</l><lb/> <l>Unſer <hi rendition="#aq">„Ceterum censeo“</hi> ſein.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [355/0377]
Lehrfreiheit!
„Pſt! Pſt! ſonſt wackeln die Kronen,
Ihr Herrn Profeſſoren, ſeid ſtill!
Schon lauſchen euch vierzig Millionen,
Wahrhaftig, ihr ſchreit zu ſchrill.“
So lispeln ſie heute von „Oben“
Und drohn auch mitunter: Ei! Ei!
Und die fettigen Spießbürger loben
Die brave Polizei.
Sie üben ſich tapfer im Beten
Und bilden der Dummheit Spalier,
Nur wir, eine Handvoll Poeten,
Umjubeln ein ander Panier!
„Die Wiſſenſchaft iſt nicht zünftig,
Sie iſt wie das Licht allgemein!“
Dies Wörtlein ſoll heut und auch künftig
Unſer „Ceterum censeo“ ſein.
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/377>, abgerufen am 03.03.2025. |