Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Dreierlei!

Ich bin ein Dichter und kein Papagei
Und lieb es drum, in unsre Zeit zu schauen,
Und doch mißfällt an ihr mir Dreierlei,
Und dieses Factum kann ich nicht verdauen:
Die jungen Damen werden nie mehr "blind",
Die jungen Herrn sind meistens eitle Schöpse
Und -- last not least -- die echten Thränen sind
Noch seltner heute als die echten Möpse!

Dreierlei!

Ich bin ein Dichter und kein Papagei
Und lieb es drum, in unſre Zeit zu ſchauen,
Und doch mißfällt an ihr mir Dreierlei,
Und dieſes Factum kann ich nicht verdauen:
Die jungen Damen werden nie mehr „blind“,
Die jungen Herrn ſind meiſtens eitle Schöpſe
Und — last not least — die echten Thränen ſind
Noch ſeltner heute als die echten Möpſe!

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0351" n="329"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Dreierlei!</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">I</hi>ch bin ein Dichter und kein Papagei</l><lb/>
              <l>Und lieb es drum, in <hi rendition="#g">un&#x017F;re</hi> Zeit zu &#x017F;chauen,</l><lb/>
              <l>Und doch mißfällt an ihr mir Dreierlei,</l><lb/>
              <l>Und die&#x017F;es Factum kann ich nicht verdauen:</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Die jungen Damen werden nie mehr &#x201E;blind&#x201C;,</l><lb/>
              <l>Die jungen Herrn &#x017F;ind mei&#x017F;tens eitle Schöp&#x017F;e</l><lb/>
              <l>Und &#x2014; <hi rendition="#aq">last not least</hi> &#x2014; die echten Thränen &#x017F;ind</l><lb/>
              <l>Noch &#x017F;eltner heute als die echten Möp&#x017F;e!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[329/0351] Dreierlei! Ich bin ein Dichter und kein Papagei Und lieb es drum, in unſre Zeit zu ſchauen, Und doch mißfällt an ihr mir Dreierlei, Und dieſes Factum kann ich nicht verdauen: Die jungen Damen werden nie mehr „blind“, Die jungen Herrn ſind meiſtens eitle Schöpſe Und — last not least — die echten Thränen ſind Noch ſeltner heute als die echten Möpſe!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/351
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/351>, abgerufen am 22.12.2024.