Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Selbstporträt.
Nur Wenigen bin ich sympathisch,
Denn ach, mein Blut rollt demokratisch
Und meine Flagge wallt und weht:
Ich bin nur ein Tendenzpoet!
Auf Reime bin ich wie versessen
-- Drum lob ich plötzlich die Tscherkessen --
Und wüst durch mein Gehirn scherwenzen
Verrückt gewordene Sentenzen.
Mein Blut rollt schwarz, mein Herz schlägt matt,
Mein Hirn hat noch nicht ausgegoren,
Denn meine gute Mutter hat
Mich hundert Jahr zu früh geboren!
Selbſtporträt.
Nur Wenigen bin ich ſympathiſch,
Denn ach, mein Blut rollt demokratiſch
Und meine Flagge wallt und weht:
Ich bin nur ein Tendenzpoet!
Auf Reime bin ich wie verſeſſen
— Drum lob ich plötzlich die Tſcherkeſſen —
Und wüſt durch mein Gehirn ſcherwenzen
Verrückt gewordene Sentenzen.
Mein Blut rollt ſchwarz, mein Herz ſchlägt matt,
Mein Hirn hat noch nicht ausgegoren,
Denn meine gute Mutter hat
Mich hundert Jahr zu früh geboren!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0349" n="327"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Selb&#x017F;tporträt.</hi><lb/>
          </head>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">N</hi>ur Wenigen bin ich &#x017F;ympathi&#x017F;ch,</l><lb/>
              <l>Denn ach, mein Blut rollt demokrati&#x017F;ch</l><lb/>
              <l>Und meine Flagge wallt und weht:</l><lb/>
              <l>Ich bin nur ein Tendenzpoet!</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Auf Reime bin ich wie ver&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
              <l>&#x2014; Drum lob ich plötzlich die T&#x017F;cherke&#x017F;&#x017F;en &#x2014;</l><lb/>
              <l>Und wü&#x017F;t durch mein Gehirn &#x017F;cherwenzen</l><lb/>
              <l>Verrückt gewordene Sentenzen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Mein Blut rollt &#x017F;chwarz, mein Herz &#x017F;chlägt matt,</l><lb/>
              <l>Mein Hirn hat noch nicht ausgegoren,</l><lb/>
              <l>Denn meine gute Mutter hat</l><lb/>
              <l>Mich hundert Jahr zu früh geboren!</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0349] Selbſtporträt. Nur Wenigen bin ich ſympathiſch, Denn ach, mein Blut rollt demokratiſch Und meine Flagge wallt und weht: Ich bin nur ein Tendenzpoet! Auf Reime bin ich wie verſeſſen — Drum lob ich plötzlich die Tſcherkeſſen — Und wüſt durch mein Gehirn ſcherwenzen Verrückt gewordene Sentenzen. Mein Blut rollt ſchwarz, mein Herz ſchlägt matt, Mein Hirn hat noch nicht ausgegoren, Denn meine gute Mutter hat Mich hundert Jahr zu früh geboren!

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/349
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/349>, abgerufen am 21.11.2024.