Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.An die Conventionellen. Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt, Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh; Längst hab ich von den Schuhen ihn geschüttelt, Den grauen Schulstaub eurer Poesie! Ich hab mich umgesehn in meinem Volke Und meiner Zeit bis tief ins Herz geschaut Und nächtlich ist aus dunkler Wetterwolke Ein heilig Feuer in mein Lied gethaut. Nun ruf ich zu des Himmels goldnen Kronen: Dreimal verflucht sei jegliche Dressur! Zum Teufel eure kindischen Schablonen! Ich bin ein Mensch, ich bin ein Stück Natur! An die Conventionellen. Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt, Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh; Längſt hab ich von den Schuhen ihn geſchüttelt, Den grauen Schulſtaub eurer Poeſie! Ich hab mich umgeſehn in meinem Volke Und meiner Zeit bis tief ins Herz geſchaut Und nächtlich iſt aus dunkler Wetterwolke Ein heilig Feuer in mein Lied gethaut. Nun ruf ich zu des Himmels goldnen Kronen: Dreimal verflucht ſei jegliche Dreſſur! Zum Teufel eure kindiſchen Schablonen! Ich bin ein Menſch, ich bin ein Stück Natur! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="320" facs="#f0342"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">An die Conventionellen.</hi><lb/> </head> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">I</hi>hr habt genug mein armes Hirn gebüttelt,</l><lb/> <l>Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh;</l><lb/> <l>Längſt hab ich von den Schuhen ihn geſchüttelt,</l><lb/> <l>Den grauen Schulſtaub eurer Poeſie!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich hab mich umgeſehn in meinem Volke</l><lb/> <l>Und meiner Zeit bis tief ins Herz geſchaut</l><lb/> <l>Und nächtlich iſt aus dunkler Wetterwolke</l><lb/> <l>Ein heilig Feuer in mein Lied gethaut.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Nun ruf ich zu des Himmels goldnen Kronen:</l><lb/> <l>Dreimal verflucht ſei jegliche Dreſſur!</l><lb/> <l>Zum Teufel eure kindiſchen Schablonen!</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Ich bin ein Menſch</hi>, <hi rendition="#g">ich bin ein Stück Natur</hi>!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [320/0342]
An die Conventionellen.
Ihr habt genug mein armes Hirn gebüttelt,
Ich käu nicht wieder wie das liebe Vieh;
Längſt hab ich von den Schuhen ihn geſchüttelt,
Den grauen Schulſtaub eurer Poeſie!
Ich hab mich umgeſehn in meinem Volke
Und meiner Zeit bis tief ins Herz geſchaut
Und nächtlich iſt aus dunkler Wetterwolke
Ein heilig Feuer in mein Lied gethaut.
Nun ruf ich zu des Himmels goldnen Kronen:
Dreimal verflucht ſei jegliche Dreſſur!
Zum Teufel eure kindiſchen Schablonen!
Ich bin ein Menſch, ich bin ein Stück Natur!
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/342>, abgerufen am 03.03.2025. |