Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.18. O du, der nie aus jenem Becher trank, Den einst die Sehnsucht schmeichelnd dir kredenzt, Sieh, ich bin elend, und dies Herz ist krank, Drin Haß und Liebe aneinander grenzt! Das aber macht, ich trank von jenem Saft, Gemischt aus Himmelslust und Höllenleid, Zu viel für diese kurze Erdenhast Und ach, zu wenig für die Ewigkeit! Und doch; wie du auch lachst zu Spiel und Scherz,
Nicht gäb ich meinen gramverstörten Sinn Für deine Lust und für dein leichtes Herz, Um das Bewußtsein meines Elends hin! 18. O du, der nie aus jenem Becher trank, Den einſt die Sehnſucht ſchmeichelnd dir kredenzt, Sieh, ich bin elend, und dies Herz iſt krank, Drin Haß und Liebe aneinander grenzt! Das aber macht, ich trank von jenem Saft, Gemiſcht aus Himmelslust und Höllenleid, Zu viel für dieſe kurze Erdenhaſt Und ach, zu wenig für die Ewigkeit! Und doch; wie du auch lachſt zu Spiel und Scherz,
Nicht gäb ich meinen gramverſtörten Sinn Für deine Luſt und für dein leichtes Herz, Um das Bewußtſein meines Elends hin! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0242" n="220"/> </div> <div n="2"> <head>18.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">O</hi> du, der nie aus jenem Becher trank,</l><lb/> <l>Den einſt die Sehnſucht ſchmeichelnd dir kredenzt,</l><lb/> <l>Sieh, ich bin elend, und dies Herz iſt krank,</l><lb/> <l>Drin Haß und Liebe aneinander grenzt!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Das aber macht, ich trank von jenem Saft,</l><lb/> <l>Gemiſcht aus Himmels<hi rendition="#g">lust</hi> und Höllen<hi rendition="#g">leid</hi>,</l><lb/> <l>Zu viel für dieſe kurze Erdenhaſt</l><lb/> <l>Und ach, zu wenig für die Ewigkeit!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und doch; wie du auch lachſt zu Spiel und Scherz,</l><lb/> <l>Nicht gäb ich meinen gramverſtörten Sinn</l><lb/> <l>Für deine Luſt und für dein leichtes Herz,</l><lb/> <l>Um das <hi rendition="#g">Bewußtſein</hi> meines Elends hin!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [220/0242]
18.
O du, der nie aus jenem Becher trank,
Den einſt die Sehnſucht ſchmeichelnd dir kredenzt,
Sieh, ich bin elend, und dies Herz iſt krank,
Drin Haß und Liebe aneinander grenzt!
Das aber macht, ich trank von jenem Saft,
Gemiſcht aus Himmelslust und Höllenleid,
Zu viel für dieſe kurze Erdenhaſt
Und ach, zu wenig für die Ewigkeit!
Und doch; wie du auch lachſt zu Spiel und Scherz,
Nicht gäb ich meinen gramverſtörten Sinn
Für deine Luſt und für dein leichtes Herz,
Um das Bewußtſein meines Elends hin!
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