Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.1. Vom Thurme klangen die Osterglocken Ueber des Kirchhofs trauernde Gruft, Und gleich verwehten Blüthenflocken Verschwamm ihr Klang in der Morgenluft. Mich aber riefen sie in die Weite Und ließen mich nicht im dumpfen Haus, Und unter der Osterlieder Geleite Zog ich die Straßen zum Thore hinaus. Weit hinter mir im Morgendämmer
Sich das Gemäuer der Stadt verlor, Und selbst das Pochen der Eisenhämmer Traf nur gedämpft noch an mein Ohr. Doch dehnte sich immer weiter und weiter Vor meinen Blicken der sonnige Gau, Und jauchzend auf tönender Himmelsleiter Schwang sich die Lerche ins Aetherblau. 1. Vom Thurme klangen die Oſterglocken Ueber des Kirchhofs trauernde Gruft, Und gleich verwehten Blüthenflocken Verſchwamm ihr Klang in der Morgenluft. Mich aber riefen ſie in die Weite Und ließen mich nicht im dumpfen Haus, Und unter der Oſterlieder Geleite Zog ich die Straßen zum Thore hinaus. Weit hinter mir im Morgendämmer
Sich das Gemäuer der Stadt verlor, Und ſelbſt das Pochen der Eiſenhämmer Traf nur gedämpft noch an mein Ohr. Doch dehnte ſich immer weiter und weiter Vor meinen Blicken der ſonnige Gau, Und jauchzend auf tönender Himmelsleiter Schwang ſich die Lerche ins Aetherblau. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb n="183" facs="#f0205"/> <div n="2"> <head>1.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">V</hi>om Thurme klangen die Oſterglocken</l><lb/> <l>Ueber des Kirchhofs trauernde Gruft,</l><lb/> <l>Und gleich verwehten Blüthenflocken</l><lb/> <l>Verſchwamm ihr Klang in der Morgenluft.</l><lb/> <l>Mich aber riefen ſie in die Weite</l><lb/> <l>Und ließen mich nicht im dumpfen Haus,</l><lb/> <l>Und unter der Oſterlieder Geleite</l><lb/> <l>Zog ich die Straßen zum Thore hinaus.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Weit hinter mir im Morgendämmer</l><lb/> <l>Sich das Gemäuer der Stadt verlor,</l><lb/> <l>Und ſelbſt das Pochen der Eiſenhämmer</l><lb/> <l>Traf nur gedämpft noch an mein Ohr.</l><lb/> <l>Doch dehnte ſich immer weiter und weiter</l><lb/> <l>Vor meinen Blicken der ſonnige Gau,</l><lb/> <l>Und jauchzend auf tönender Himmelsleiter</l><lb/> <l>Schwang ſich die Lerche ins Aetherblau.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [183/0205]
1.
Vom Thurme klangen die Oſterglocken
Ueber des Kirchhofs trauernde Gruft,
Und gleich verwehten Blüthenflocken
Verſchwamm ihr Klang in der Morgenluft.
Mich aber riefen ſie in die Weite
Und ließen mich nicht im dumpfen Haus,
Und unter der Oſterlieder Geleite
Zog ich die Straßen zum Thore hinaus.
Weit hinter mir im Morgendämmer
Sich das Gemäuer der Stadt verlor,
Und ſelbſt das Pochen der Eiſenhämmer
Traf nur gedämpft noch an mein Ohr.
Doch dehnte ſich immer weiter und weiter
Vor meinen Blicken der ſonnige Gau,
Und jauchzend auf tönender Himmelsleiter
Schwang ſich die Lerche ins Aetherblau.
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/205>, abgerufen am 03.03.2025. |