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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] nero wird er Gobio fluviatilis genennet/ und sagt/ er
werde nicht hochgehalten/ in frischen Wassern aber wird
es bey uns für ein gesundes Fischlein geachtet. Jm A-
pril und Majo soll er am besten seyn. Ausonius in Mo-
fella
gedenckt seiner mit folgenden Worten:

Tu quoque flumineas inter memorande Co-
hortes
Gobio, non major gemmis sine pollice palmis,
Praepinguis, teres, ovipara congestior alvo,
Propexiq; jubas imitatus Gobio Barbi.

Er hat/ wie der Barben/ ein kleines fleischichtes Bärt-
lein/ etliche geben vor/ daß sie in den Wassern die todten
Cörper angreiffen/ und sich gleich versammlen/ wann
etwan ein Haubt von einem Pferd oder Rindvieh ins
Wasser geworffen worden/ darbey sie auch von den Fi-
schern hauffenweise ertappt und aufgefangen werden/
[Spaltenumbruch] sonderlich wann die Köpfe in ein Garn gelegt werden/
das sich am Ziehen wie ein Beutel zusammen ziehet/ das
an einem Strick/ oder Seil/ oder Stangen angemacht
worden. Sie sind am besten von Weyhnachten biß ge-
gen Ostern/ ehe sie anfangen zu laichen. Galenus sagt
zwar/ diß Fischlein sey in der Speise lieblich und leicht-
lich zu verdäuen. Rondeletius aber will es nicht lassen
schlecht hin gelten/ und sagt/ Galenus habe von den
Meerkreßlingen geredet/ die in frischen Bächen sich be-
findende/ werden doch in Oesterreich für gute Fischlein
gehalten/ sonderlich wann sie voll Rogens sind.

Die Steinpeiß sind den Grundeln fast ähnlich/ al-
lein geringer und schlechter/ hencken sich an die Steine/
davon sie auch ihren Nahmen haben; sie streichen bey
uns im Junio, sind am besten/ wann sie voll Rogens
sind.

Cap. LXX.
Von den Koppen.
[Spaltenumbruch]

DJe Koppen hält sich gern auf in sandicht und stei-
nichten frischen Bächlein/ gehet gern am Grund/
und siehet aus wie ein kleines Zwerglein/ gegen
den Scheiden oder Welß/ sonst demselben mit dem
Kopf nicht unähnlich/ und wäre zweifelsohne besser und
gesünder/ auch würdiger/ wann sie des Scheidens
Grösse hätte/ aufs wenigst würde sie selbigen/ mit der
Zartheit der Leber/ und Güte des Rogens weit übertref-
fen; ist von S. Andreoe an/ biß zu seiner Laichzeit/ die
um Ostern anfänget/ am besten zu essen/ er schmecket
gebacken und heiß gesotten sehr wol; wird in kleinen
Fischreuschen/ und auch mit den Fischbeeren gefan-
gen.

Gesnerus schreibt/ daß im Zürcher-See ein andere
Art dieser Fischlein sey/ die kleiner sind/ als die in der
Lindt/ und haben bey den Ohren/ wo die offenen Flossen
sind/ Stacheln/ und kommen diese aus der See nie in
den Fluß/ und die in dem Fluß sind/ nie in die See.
Bemeldter Author sagt auch/ daß es ein Raubfischlein/
[Spaltenumbruch] und daß einer den andern fresse/ wann er ihn nur der
Grösse halber überwältigen kan; sie werden auch mit
zusammgebundenen Reißbürden/ darein man ein Quer-
der einlegt/ nach welchen sie schlieffen/ gefangen/ was
in den Bächen und frischen Wassern wohnet/ übertrifft
an der Güte weit diejenigen/ die in den Seen sich auf-
halten/ die sind auch an der Farb weißlichter/ und am
Geschmack schlechter.

Rondeletius giebt ihm das Zeugnus/ quod carne
sit molli, suavi & minime negligenda,
daß er eines
zarten/ lieblichen Fleisches sey/ das nicht zu verachten;
seine Augen stehen in dem breiten grossen Kopf mehr ü-
bersich gewandt/ als anderer Fische/ hat zwar keine
Zähne/ aber seine Leffzen sind scharff wie eine Feilen/
dem Weiblein stehen die Eyer oben bey der Brust auf-
geschwollen und abgetheilt als 2 Weiberbrüste/ mit ei-
nem schwartzlichten Häutlein überzogen/ die werden vor
ein Herren-Essen gehalten/ wie auch die Leber/ wann sie
von der Gallen entlediget wird.

Cap. LXXI.
Von den Grundeln und Sängeln.
[Spaltenumbruch]

DJe Grundeln wohnen allein gern in den frischen
steinichten Bächen/ die aus den Gebürgen ihren
Ursprung haben/ der Nahm ist ihnen gegeben
worden/ weil sie meistentheils am Grunde bleiben/ ist
eine gesunde Speise/ auch für die Krancken/ wie solches
auch Herr Carrichter in seiner Teutschen Speißkammer
bezeuget/ wird von den Lateinern Fundulus und Cobitis
barbatula
genannt; sie laichen nach Ostern/ wiewol et-
liche meynen/ daß sie alle Monat durch streichen/ von
Weyhnachten/ biß auf den April/ sollen sie am besten
seyn; der Kopf von den Grundeln (wie Gesnerus be-
richtet) soll eine bewährte Artzeney seyn/ den Stein in
der Blatter zu brechen; Wider den Erbgrind soll man
Grundeln in Maybutter sieden/ und den Grind damit
schmieren.

Jn den kleinen Bächen werden sie mit dem Beeren/
auch wol unter den Steinen mit den Händen; item
mit kleinen Fischreuschen und in grössern Flüssen/ mit
[Spaltenumbruch] Reißbürden/ die nicht also starck zusammen/ doch also
gebunden sind/ daß sie nicht voneinander fallen/ gefan-
gen/ wann man ein Querder von einer gebratenen Leber
oder anderm Fleisch hinein legt/ so schlieffen sie in die
Bürde/ denen man behend einen Fischbeer unterlegt/ und
sie also aus den Bürden heraus beutelt und schüttert.
D. Sennertus hält sie unter denen kleinen Fischen eines
sehr guten Geschmacks/ gesunder Nahrung und leichter
Verdäuung/ die nicht lang im Magen liegen bleiben/
sondern zur Lust und Gesundheit dienlich sind/ also daß
sie auch den Krancken sicher mögen zugelassen werden;
wann man die lebendigen Grundeln kochen will/ soll man
vorher eine Mandel-Milch anmachen/ und sie darinnen
gehen lassen/ daß sie sich voll ansauffen und grosse Bäu-
che bekommen; alsdann soll mans von Stund an sie-
den/ sollen also viel wolschmeckender werden; gehört aber
nur für Frauenzimmer/ und ist dieser Delicatesse leicht-
lich zu entrathen. Die in steinichten Flüssen und Seen

wohnen/

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] nero wird er Gobio fluviatilis genennet/ und ſagt/ er
werde nicht hochgehalten/ in friſchen Waſſern aber wird
es bey uns fuͤr ein geſundes Fiſchlein geachtet. Jm A-
pril und Majo ſoll er am beſten ſeyn. Auſonius in Mo-
fella
gedenckt ſeiner mit folgenden Worten:

Tu quoque flumineas inter memorande Co-
hortes
Gobio, non major gemmis ſine pollice palmis,
Præpinguis, teres, oviparâ congeſtior alvo,
Propexiq́; jubas imitatus Gobio Barbi.

Er hat/ wie der Barben/ ein kleines fleiſchichtes Baͤrt-
lein/ etliche geben vor/ daß ſie in den Waſſern die todten
Coͤrper angreiffen/ und ſich gleich verſammlen/ wann
etwan ein Haubt von einem Pferd oder Rindvieh ins
Waſſer geworffen worden/ darbey ſie auch von den Fi-
ſchern hauffenweiſe ertappt und aufgefangen werden/
[Spaltenumbruch] ſonderlich wann die Koͤpfe in ein Garn gelegt werden/
das ſich am Ziehen wie ein Beutel zuſammen ziehet/ das
an einem Strick/ oder Seil/ oder Stangen angemacht
worden. Sie ſind am beſten von Weyhnachten biß ge-
gen Oſtern/ ehe ſie anfangen zu laichen. Galenus ſagt
zwar/ diß Fiſchlein ſey in der Speiſe lieblich und leicht-
lich zu verdaͤuen. Rondeletius aber will es nicht laſſen
ſchlecht hin gelten/ und ſagt/ Galenus habe von den
Meerkreßlingen geredet/ die in friſchen Baͤchen ſich be-
findende/ werden doch in Oeſterreich fuͤr gute Fiſchlein
gehalten/ ſonderlich wann ſie voll Rogens ſind.

Die Steinpeiß ſind den Grundeln faſt aͤhnlich/ al-
lein geringer und ſchlechter/ hencken ſich an die Steine/
davon ſie auch ihren Nahmen haben; ſie ſtreichen bey
uns im Junio, ſind am beſten/ wann ſie voll Rogens
ſind.

Cap. LXX.
Von den Koppen.
[Spaltenumbruch]

DJe Koppen haͤlt ſich gern auf in ſandicht und ſtei-
nichten friſchen Baͤchlein/ gehet gern am Grund/
und ſiehet aus wie ein kleines Zwerglein/ gegen
den Scheiden oder Welß/ ſonſt demſelben mit dem
Kopf nicht unaͤhnlich/ und waͤre zweifelsohne beſſer und
geſuͤnder/ auch wuͤrdiger/ wann ſie des Scheidens
Groͤſſe haͤtte/ aufs wenigſt wuͤrde ſie ſelbigen/ mit der
Zartheit der Leber/ und Guͤte des Rogens weit uͤbertref-
fen; iſt von S. Andreœ an/ biß zu ſeiner Laichzeit/ die
um Oſtern anfaͤnget/ am beſten zu eſſen/ er ſchmecket
gebacken und heiß geſotten ſehr wol; wird in kleinen
Fiſchreuſchen/ und auch mit den Fiſchbeeren gefan-
gen.

Geſnerus ſchreibt/ daß im Zuͤrcher-See ein andere
Art dieſer Fiſchlein ſey/ die kleiner ſind/ als die in der
Lindt/ und haben bey den Ohren/ wo die offenen Floſſen
ſind/ Stacheln/ und kommen dieſe aus der See nie in
den Fluß/ und die in dem Fluß ſind/ nie in die See.
Bemeldter Author ſagt auch/ daß es ein Raubfiſchlein/
[Spaltenumbruch] und daß einer den andern freſſe/ wann er ihn nur der
Groͤſſe halber uͤberwaͤltigen kan; ſie werden auch mit
zuſammgebundenen Reißbuͤrden/ darein man ein Quer-
der einlegt/ nach welchen ſie ſchlieffen/ gefangen/ was
in den Baͤchen und friſchen Waſſern wohnet/ uͤbertrifft
an der Guͤte weit diejenigen/ die in den Seen ſich auf-
halten/ die ſind auch an der Farb weißlichter/ und am
Geſchmack ſchlechter.

Rondeletius giebt ihm das Zeugnus/ quod carne
ſit molli, ſuavi & minimè negligendâ,
daß er eines
zarten/ lieblichen Fleiſches ſey/ das nicht zu verachten;
ſeine Augen ſtehen in dem breiten groſſen Kopf mehr uͤ-
berſich gewandt/ als anderer Fiſche/ hat zwar keine
Zaͤhne/ aber ſeine Leffzen ſind ſcharff wie eine Feilen/
dem Weiblein ſtehen die Eyer oben bey der Bruſt auf-
geſchwollen und abgetheilt als 2 Weiberbruͤſte/ mit ei-
nem ſchwartzlichten Haͤutlein uͤberzogen/ die werden vor
ein Herren-Eſſen gehalten/ wie auch die Leber/ wann ſie
von der Gallen entlediget wird.

Cap. LXXI.
Von den Grundeln und Saͤngeln.
[Spaltenumbruch]

DJe Grundeln wohnen allein gern in den friſchen
ſteinichten Baͤchen/ die aus den Gebuͤrgen ihren
Urſprung haben/ der Nahm iſt ihnen gegeben
worden/ weil ſie meiſtentheils am Grunde bleiben/ iſt
eine geſunde Speiſe/ auch fuͤr die Krancken/ wie ſolches
auch Herꝛ Carrichter in ſeiner Teutſchen Speißkammer
bezeuget/ wird von den Lateinern Fundulus und Cobitis
barbatula
genannt; ſie laichen nach Oſtern/ wiewol et-
liche meynen/ daß ſie alle Monat durch ſtreichen/ von
Weyhnachten/ biß auf den April/ ſollen ſie am beſten
ſeyn; der Kopf von den Grundeln (wie Geſnerus be-
richtet) ſoll eine bewaͤhrte Artzeney ſeyn/ den Stein in
der Blatter zu brechen; Wider den Erbgrind ſoll man
Grundeln in Maybutter ſieden/ und den Grind damit
ſchmieren.

Jn den kleinen Baͤchen werden ſie mit dem Beeren/
auch wol unter den Steinen mit den Haͤnden; item
mit kleinen Fiſchreuſchen und in groͤſſern Fluͤſſen/ mit
[Spaltenumbruch] Reißbuͤrden/ die nicht alſo ſtarck zuſammen/ doch alſo
gebunden ſind/ daß ſie nicht voneinander fallen/ gefan-
gen/ wann man ein Querder von einer gebratenen Leber
oder anderm Fleiſch hinein legt/ ſo ſchlieffen ſie in die
Buͤrde/ denen man behend einen Fiſchbeer unterlegt/ und
ſie alſo aus den Buͤrden heraus beutelt und ſchuͤttert.
D. Sennertus haͤlt ſie unter denen kleinen Fiſchen eines
ſehr guten Geſchmacks/ geſunder Nahrung und leichter
Verdaͤuung/ die nicht lang im Magen liegen bleiben/
ſondern zur Luſt und Geſundheit dienlich ſind/ alſo daß
ſie auch den Krancken ſicher moͤgen zugelaſſen werden;
wann man die lebendigen Grundeln kochen will/ ſoll man
vorher eine Mandel-Milch anmachen/ und ſie darinnen
gehen laſſen/ daß ſie ſich voll anſauffen und groſſe Baͤu-
che bekommen; alsdann ſoll mans von Stund an ſie-
den/ ſollen alſo viel wolſchmeckender werden; gehoͤrt aber
nur fuͤr Frauenzimmer/ und iſt dieſer Delicateſſe leicht-
lich zu entrathen. Die in ſteinichten Fluͤſſen und Seen

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[508/0526] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens nero wird er Gobio fluviatilis genennet/ und ſagt/ er werde nicht hochgehalten/ in friſchen Waſſern aber wird es bey uns fuͤr ein geſundes Fiſchlein geachtet. Jm A- pril und Majo ſoll er am beſten ſeyn. Auſonius in Mo- fella gedenckt ſeiner mit folgenden Worten: Tu quoque flumineas inter memorande Co- hortes Gobio, non major gemmis ſine pollice palmis, Præpinguis, teres, oviparâ congeſtior alvo, Propexiq́; jubas imitatus Gobio Barbi. Er hat/ wie der Barben/ ein kleines fleiſchichtes Baͤrt- lein/ etliche geben vor/ daß ſie in den Waſſern die todten Coͤrper angreiffen/ und ſich gleich verſammlen/ wann etwan ein Haubt von einem Pferd oder Rindvieh ins Waſſer geworffen worden/ darbey ſie auch von den Fi- ſchern hauffenweiſe ertappt und aufgefangen werden/ ſonderlich wann die Koͤpfe in ein Garn gelegt werden/ das ſich am Ziehen wie ein Beutel zuſammen ziehet/ das an einem Strick/ oder Seil/ oder Stangen angemacht worden. Sie ſind am beſten von Weyhnachten biß ge- gen Oſtern/ ehe ſie anfangen zu laichen. Galenus ſagt zwar/ diß Fiſchlein ſey in der Speiſe lieblich und leicht- lich zu verdaͤuen. Rondeletius aber will es nicht laſſen ſchlecht hin gelten/ und ſagt/ Galenus habe von den Meerkreßlingen geredet/ die in friſchen Baͤchen ſich be- findende/ werden doch in Oeſterreich fuͤr gute Fiſchlein gehalten/ ſonderlich wann ſie voll Rogens ſind. Die Steinpeiß ſind den Grundeln faſt aͤhnlich/ al- lein geringer und ſchlechter/ hencken ſich an die Steine/ davon ſie auch ihren Nahmen haben; ſie ſtreichen bey uns im Junio, ſind am beſten/ wann ſie voll Rogens ſind. Cap. LXX. Von den Koppen. DJe Koppen haͤlt ſich gern auf in ſandicht und ſtei- nichten friſchen Baͤchlein/ gehet gern am Grund/ und ſiehet aus wie ein kleines Zwerglein/ gegen den Scheiden oder Welß/ ſonſt demſelben mit dem Kopf nicht unaͤhnlich/ und waͤre zweifelsohne beſſer und geſuͤnder/ auch wuͤrdiger/ wann ſie des Scheidens Groͤſſe haͤtte/ aufs wenigſt wuͤrde ſie ſelbigen/ mit der Zartheit der Leber/ und Guͤte des Rogens weit uͤbertref- fen; iſt von S. Andreœ an/ biß zu ſeiner Laichzeit/ die um Oſtern anfaͤnget/ am beſten zu eſſen/ er ſchmecket gebacken und heiß geſotten ſehr wol; wird in kleinen Fiſchreuſchen/ und auch mit den Fiſchbeeren gefan- gen. Geſnerus ſchreibt/ daß im Zuͤrcher-See ein andere Art dieſer Fiſchlein ſey/ die kleiner ſind/ als die in der Lindt/ und haben bey den Ohren/ wo die offenen Floſſen ſind/ Stacheln/ und kommen dieſe aus der See nie in den Fluß/ und die in dem Fluß ſind/ nie in die See. Bemeldter Author ſagt auch/ daß es ein Raubfiſchlein/ und daß einer den andern freſſe/ wann er ihn nur der Groͤſſe halber uͤberwaͤltigen kan; ſie werden auch mit zuſammgebundenen Reißbuͤrden/ darein man ein Quer- der einlegt/ nach welchen ſie ſchlieffen/ gefangen/ was in den Baͤchen und friſchen Waſſern wohnet/ uͤbertrifft an der Guͤte weit diejenigen/ die in den Seen ſich auf- halten/ die ſind auch an der Farb weißlichter/ und am Geſchmack ſchlechter. Rondeletius giebt ihm das Zeugnus/ quod carne ſit molli, ſuavi & minimè negligendâ, daß er eines zarten/ lieblichen Fleiſches ſey/ das nicht zu verachten; ſeine Augen ſtehen in dem breiten groſſen Kopf mehr uͤ- berſich gewandt/ als anderer Fiſche/ hat zwar keine Zaͤhne/ aber ſeine Leffzen ſind ſcharff wie eine Feilen/ dem Weiblein ſtehen die Eyer oben bey der Bruſt auf- geſchwollen und abgetheilt als 2 Weiberbruͤſte/ mit ei- nem ſchwartzlichten Haͤutlein uͤberzogen/ die werden vor ein Herren-Eſſen gehalten/ wie auch die Leber/ wann ſie von der Gallen entlediget wird. Cap. LXXI. Von den Grundeln und Saͤngeln. DJe Grundeln wohnen allein gern in den friſchen ſteinichten Baͤchen/ die aus den Gebuͤrgen ihren Urſprung haben/ der Nahm iſt ihnen gegeben worden/ weil ſie meiſtentheils am Grunde bleiben/ iſt eine geſunde Speiſe/ auch fuͤr die Krancken/ wie ſolches auch Herꝛ Carrichter in ſeiner Teutſchen Speißkammer bezeuget/ wird von den Lateinern Fundulus und Cobitis barbatula genannt; ſie laichen nach Oſtern/ wiewol et- liche meynen/ daß ſie alle Monat durch ſtreichen/ von Weyhnachten/ biß auf den April/ ſollen ſie am beſten ſeyn; der Kopf von den Grundeln (wie Geſnerus be- richtet) ſoll eine bewaͤhrte Artzeney ſeyn/ den Stein in der Blatter zu brechen; Wider den Erbgrind ſoll man Grundeln in Maybutter ſieden/ und den Grind damit ſchmieren. Jn den kleinen Baͤchen werden ſie mit dem Beeren/ auch wol unter den Steinen mit den Haͤnden; item mit kleinen Fiſchreuſchen und in groͤſſern Fluͤſſen/ mit Reißbuͤrden/ die nicht alſo ſtarck zuſammen/ doch alſo gebunden ſind/ daß ſie nicht voneinander fallen/ gefan- gen/ wann man ein Querder von einer gebratenen Leber oder anderm Fleiſch hinein legt/ ſo ſchlieffen ſie in die Buͤrde/ denen man behend einen Fiſchbeer unterlegt/ und ſie alſo aus den Buͤrden heraus beutelt und ſchuͤttert. D. Sennertus haͤlt ſie unter denen kleinen Fiſchen eines ſehr guten Geſchmacks/ geſunder Nahrung und leichter Verdaͤuung/ die nicht lang im Magen liegen bleiben/ ſondern zur Luſt und Geſundheit dienlich ſind/ alſo daß ſie auch den Krancken ſicher moͤgen zugelaſſen werden; wann man die lebendigen Grundeln kochen will/ ſoll man vorher eine Mandel-Milch anmachen/ und ſie darinnen gehen laſſen/ daß ſie ſich voll anſauffen und groſſe Baͤu- che bekommen; alsdann ſoll mans von Stund an ſie- den/ ſollen alſo viel wolſchmeckender werden; gehoͤrt aber nur fuͤr Frauenzimmer/ und iſt dieſer Delicateſſe leicht- lich zu entrathen. Die in ſteinichten Fluͤſſen und Seen wohnen/

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/526>, abgerufen am 20.11.2024.