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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] es gar dünn wird; alsdann hebt man den Topf aus
dem Wasser/ zeucht den Zapfen daraus/ lässet das Hö-
nig durch einen Durchschlag oder Tüchlein/ die man zu-
vor mit heissen Wasser warm gemacht/ in ein reines Ge-
fässe lauffen/ weil es kan und mag/ kommt unterweilen
etwas für das Loch/ so raumet man von aussen mit dem
Zapfen/ und inwendig mit einer Kellen; wann das Hö-
nig nicht mehr folgen will/ so setzet man es wieder in den
Kessel/ und zertreibt es von neuem. Wann dann das
beste heraus/ (sagt der Author des neuen Bienenbüch-
leins) so legt man zu dem übrigen das geringe auch in
den Topf/ und gehet damit um/ wie vor/ lässet das Hö-
nig auch heraus/ doch in sonderbare Geschirr/ gut und
schlechtes abgesondert; wann nichts mehr zum Zapfen-
loch will ausgehen/ wärmet man es von neuen in dem
Kessel/ schüttet hernach dasselbe/ auf zwey- oder dreymal/
nachdem es viel ist/ in einen ziemlichen reinen Sack/
legts in eine Presse/ und druckt es aus/ so bleibt nicht viel
darinnen/ beedes den Sack aber/ und die Presse/ lässt
man zuvor durch heisses Wasser warm machen/ so geht
[Spaltenumbruch] es desto besser durch; die feces aber/ die im Sack blei-
ben/ lässt man durch rein gesotten Brunnenwasser wol
waschen/ und kan diß Hönigwasser zum Meth behalten
werden.

Das ausgesaimte Hönig thut man in reine Geschirr/
ein jedes sonderlich/ und setzt es in ein kühles und lüfftiges
Gemach. An die Sonnen setzen ist nicht gut/ denn das
Hönig ersauret an der Sonnen/ und die Bienen/ die da-
mit gespeiset werden/ sterben gerne davon/ so wol als
vom Tonnen-Hönig. Andere setzen die Hönig-Töpfe
in den Back-Ofen/ und pressen es hernach aus/ ist aber
auch nicht gut/ denn das Hönig verliert von der Hitz die
Farbe/ den Geschmack/ und die Krafft/ das Wachs
menget sich auch Hauffenweise mit unter/ welches man
sich nicht zu befürchten/ wann mans in heisses Wasser
stellet. Wann das ausgesaimet Hönig ein paar Tage
in Töpfen gestanden/ wirfft es alles unreines und übri-
ges von Wachs übersich/ das kan man zum Affter-
Hönig thun/ oder die Bienen mit speisen/ es schadet auch
dem Hönig nicht/ wann es schon darauf bleibet.

Cap. XLIX.
Von der Natur und Eigenschafft des Hönigs.
[Spaltenumbruch]

DAs Hönig ist warmer und trockener Eigenschafft/
zarter/ subtiler Substanz, reiniget und zertheilet/
ist auch etwas scharff/ davon es seine austrei-
bende Krafft hat/ und das jenige/ was hinein gelegt/ o-
der wormit es vermischt wird/ erhält es frisch und für al-
ler Fäulung unzerstört/ lange Zeit/ und solches viel besser
als der Zucker thun kan. Wie dann die Peltzzweige/
wann sie in Hönig in einer blechenen Röhren oder an-
dern Geschirr also eingelegt werden/ daß sie das Hönig
gantz umgiebt/ also ein paar Monat lang können frisch
erhalten/ und auf etliche hundert Meilen also nützlich
verschickt werden.

Denen phlegmatischen/ alten/ kalten und schwachen
Leuten ist das Hönig bequem und gesund/ den Choleri-
schen/ jungen/ hitzigen und trockenen Complexionen
aber/ ist es schädlich. Das weißlichte oder liechtfarbe/
soll man in kühlenden/ das rothe Hönig aber in wärmen-
den Artzneyen gebrauchen; das Hönig/ das bitter-
licht ist und sauer/ das ist schädlich/ und soll es niemand
gebrauchen/ sondern als einen Gifft fliehen; das rohe
unverschaumte Hönig/ blähet den Bauch/ und machet
die Ruhr/ und wer es zu viel gebrauchet/ der wird be-
wegt zur Undäuung/ wann es aber verschaumt ist/ so
thut es solches nicht/ junge hitzige Leute sollen sich dafür
hüten/ weil es gar leichtlich in Gall verwandelt wird.

Das Hönig/ nach etlicher Meynung/ kommt nicht
so viel von den Blumen/ als von dem Thau/ der auf die
Blumen fället/ denn es findet sich zu etlichen Zeiten und
Tagen im Jahr/ das Hönig morgen frühe/ daß es an
den Bäumen klebet/ so auch Galen. l. 3. de alimentis
erfahren/ dann er schreibt: Als die Bauren dergleichen
Hönig unversehens auf den Bäumen gefunden/ haben
sie frölich angefangen zu singen: der grosse himmlische
Jupiter regnet uns Hönig auf den Erdboden. Und auf
dem grossen Gebürge Libano, soll es im Jahr offt ge-
schehen/ wann die Leute die Bäume bewegen und schüt-
teln/ daß Hönig herab fliesset/ so sie im Geschirr samm-
[Spaltenumbruch] len und heimtragen/ welches aber eigentlich mehr ein
Manna/ als Hönig zu nennen ist.

Etliche schaumen das Hönig ohne Feuer also: Sie
thun es in ein weites verglasirtes Geschirr/ decken es fleis-
sig zu/ thun es allzeit über den dritten oder vierdten Tag
wieder auf/ und nehmen den Schaum oben sauber mit
einem Löffel herab/ also solls besser und läuterer werden/
als über dem Feuer.

Ubelriechendes Hönig sonst zu läutern/ und ihm ei-
nen guten Geschmack zu geben: So nimm eine Maß
laulicht Wassers/ misch es mit so viel Hönig/ thue darzu
ein Quintlein zerstossene Negelein in einem Säcklein/
laß es also bey einem gelinden Feuer sieden/ biß das
Wasser alles heraus dünstet/ man muß es aber wol ab-
schaumen.

Cardanus meynet/ in Hispania sey das Hönig bes-
ser als anderwärts/ weil der Thau/ der in warmen Län-
dern fället/ viel reiner und subtiler sey/ als in kalten/ in-
dem es auch von sich selbsten fliesset/ und des Feuers
nicht bedarf/ dardurch das Hönig/ nach Galeni Zeugniß/
die Süssigkeit verlieret. Apes, sagt Cardanus, ex
floribus favos efficiunt, ex arborum lachryma ce-
ram, ex rore autem Mel.
Daß er aber glaubt/ in
Teutschland sey kein gutes Hönig/ redt er aus Unwis-
senheit/ denn die tägliche Erfahrung zeigt das Wider-
spiel.

Wann das Hönig verfälscht ist von Hirsen-Mehl/
soll mans kochen und schaumen/ und in ein gläsernen Ge-
schirr thun/ so wird es oben auf gantz trüb erscheinen;
ists aber mit einem schweren Pulver vermenget worden/
so wird es/ durch vorige Prob an den Boden sincken/
und allda den Betrug offenbaren.

Mellis imum probatur, sagt vorgedachter Carda-
nus, lib. 17. de Subtil. fol. 485, quod a dulcedine lau-
dem mereatur, porro dulcissimum, quod densum
maxime, maxime densum quod gravissimum, gra-
vissimum autem in liquoribus, in imo residet semper,

Mel

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] es gar duͤnn wird; alsdann hebt man den Topf aus
dem Waſſer/ zeucht den Zapfen daraus/ laͤſſet das Hoͤ-
nig durch einen Durchſchlag oder Tuͤchlein/ die man zu-
vor mit heiſſen Waſſer warm gemacht/ in ein reines Ge-
faͤſſe lauffen/ weil es kan und mag/ kommt unterweilen
etwas fuͤr das Loch/ ſo raumet man von auſſen mit dem
Zapfen/ und inwendig mit einer Kellen; wann das Hoͤ-
nig nicht mehr folgen will/ ſo ſetzet man es wieder in den
Keſſel/ und zertreibt es von neuem. Wann dann das
beſte heraus/ (ſagt der Author des neuen Bienenbuͤch-
leins) ſo legt man zu dem uͤbrigen das geringe auch in
den Topf/ und gehet damit um/ wie vor/ laͤſſet das Hoͤ-
nig auch heraus/ doch in ſonderbare Geſchirr/ gut und
ſchlechtes abgeſondert; wann nichts mehr zum Zapfen-
loch will ausgehen/ waͤrmet man es von neuen in dem
Keſſel/ ſchuͤttet hernach daſſelbe/ auf zwey- oder dreymal/
nachdem es viel iſt/ in einen ziemlichen reinen Sack/
legts in eine Preſſe/ und druckt es aus/ ſo bleibt nicht viel
darinnen/ beedes den Sack aber/ und die Preſſe/ laͤſſt
man zuvor durch heiſſes Waſſer warm machen/ ſo geht
[Spaltenumbruch] es deſto beſſer durch; die feces aber/ die im Sack blei-
ben/ laͤſſt man durch rein geſotten Brunnenwaſſer wol
waſchen/ und kan diß Hoͤnigwaſſer zum Meth behalten
werden.

Das ausgeſaimte Hoͤnig thut man in reine Geſchirr/
ein jedes ſonderlich/ und ſetzt es in ein kuͤhles und luͤfftiges
Gemach. An die Sonnen ſetzen iſt nicht gut/ denn das
Hoͤnig erſauret an der Sonnen/ und die Bienen/ die da-
mit geſpeiſet werden/ ſterben gerne davon/ ſo wol als
vom Tonnen-Hoͤnig. Andere ſetzen die Hoͤnig-Toͤpfe
in den Back-Ofen/ und preſſen es hernach aus/ iſt aber
auch nicht gut/ denn das Hoͤnig verliert von der Hitz die
Farbe/ den Geſchmack/ und die Krafft/ das Wachs
menget ſich auch Hauffenweiſe mit unter/ welches man
ſich nicht zu befuͤrchten/ wann mans in heiſſes Waſſer
ſtellet. Wann das ausgeſaimet Hoͤnig ein paar Tage
in Toͤpfen geſtanden/ wirfft es alles unreines und uͤbri-
ges von Wachs uͤberſich/ das kan man zum Affter-
Hoͤnig thun/ oder die Bienen mit ſpeiſen/ es ſchadet auch
dem Hoͤnig nicht/ wann es ſchon darauf bleibet.

Cap. XLIX.
Von der Natur und Eigenſchafft des Hoͤnigs.
[Spaltenumbruch]

DAs Hoͤnig iſt warmer und trockener Eigenſchafft/
zarter/ ſubtiler Subſtanz, reiniget und zertheilet/
iſt auch etwas ſcharff/ davon es ſeine austrei-
bende Krafft hat/ und das jenige/ was hinein gelegt/ o-
der wormit es vermiſcht wird/ erhaͤlt es friſch und fuͤr al-
ler Faͤulung unzerſtoͤrt/ lange Zeit/ und ſolches viel beſſer
als der Zucker thun kan. Wie dann die Peltzzweige/
wann ſie in Hoͤnig in einer blechenen Roͤhren oder an-
dern Geſchirr alſo eingelegt werden/ daß ſie das Hoͤnig
gantz umgiebt/ alſo ein paar Monat lang koͤnnen friſch
erhalten/ und auf etliche hundert Meilen alſo nuͤtzlich
verſchickt werden.

Denen phlegmatiſchen/ alten/ kalten und ſchwachen
Leuten iſt das Hoͤnig bequem und geſund/ den Choleri-
ſchen/ jungen/ hitzigen und trockenen Complexionen
aber/ iſt es ſchaͤdlich. Das weißlichte oder liechtfarbe/
ſoll man in kuͤhlenden/ das rothe Hoͤnig aber in waͤrmen-
den Artzneyen gebrauchen; das Hoͤnig/ das bitter-
licht iſt und ſauer/ das iſt ſchaͤdlich/ und ſoll es niemand
gebrauchen/ ſondern als einen Gifft fliehen; das rohe
unverſchaumte Hoͤnig/ blaͤhet den Bauch/ und machet
die Ruhr/ und wer es zu viel gebrauchet/ der wird be-
wegt zur Undaͤuung/ wann es aber verſchaumt iſt/ ſo
thut es ſolches nicht/ junge hitzige Leute ſollen ſich dafuͤr
huͤten/ weil es gar leichtlich in Gall verwandelt wird.

Das Hoͤnig/ nach etlicher Meynung/ kommt nicht
ſo viel von den Blumen/ als von dem Thau/ der auf die
Blumen faͤllet/ denn es findet ſich zu etlichen Zeiten und
Tagen im Jahr/ das Hoͤnig morgen fruͤhe/ daß es an
den Baͤumen klebet/ ſo auch Galen. l. 3. de alimentis
erfahren/ dann er ſchreibt: Als die Bauren dergleichen
Hoͤnig unverſehens auf den Baͤumen gefunden/ haben
ſie froͤlich angefangen zu ſingen: der groſſe himmliſche
Jupiter regnet uns Hoͤnig auf den Erdboden. Und auf
dem groſſen Gebuͤrge Libano, ſoll es im Jahr offt ge-
ſchehen/ wann die Leute die Baͤume bewegen und ſchuͤt-
teln/ daß Hoͤnig herab flieſſet/ ſo ſie im Geſchirr ſamm-
[Spaltenumbruch] len und heimtragen/ welches aber eigentlich mehr ein
Manna/ als Hoͤnig zu nennen iſt.

Etliche ſchaumen das Hoͤnig ohne Feuer alſo: Sie
thun es in ein weites verglaſirtes Geſchirr/ decken es fleiſ-
ſig zu/ thun es allzeit uͤber den dritten oder vierdten Tag
wieder auf/ und nehmen den Schaum oben ſauber mit
einem Loͤffel herab/ alſo ſolls beſſer und laͤuterer werden/
als uͤber dem Feuer.

Ubelriechendes Hoͤnig ſonſt zu laͤutern/ und ihm ei-
nen guten Geſchmack zu geben: So nimm eine Maß
laulicht Waſſers/ miſch es mit ſo viel Hoͤnig/ thue darzu
ein Quintlein zerſtoſſene Negelein in einem Saͤcklein/
laß es alſo bey einem gelinden Feuer ſieden/ biß das
Waſſer alles heraus duͤnſtet/ man muß es aber wol ab-
ſchaumen.

Cardanus meynet/ in Hiſpania ſey das Hoͤnig beſ-
ſer als anderwaͤrts/ weil der Thau/ der in warmen Laͤn-
dern faͤllet/ viel reiner und ſubtiler ſey/ als in kalten/ in-
dem es auch von ſich ſelbſten flieſſet/ und des Feuers
nicht bedarf/ dardurch das Hoͤnig/ nach Galeni Zeugniß/
die Suͤſſigkeit verlieret. Apes, ſagt Cardanus, ex
floribus favos efficiunt, ex arborum lachrymâ ce-
ram, ex rore autem Mel.
Daß er aber glaubt/ in
Teutſchland ſey kein gutes Hoͤnig/ redt er aus Unwiſ-
ſenheit/ denn die taͤgliche Erfahrung zeigt das Wider-
ſpiel.

Wann das Hoͤnig verfaͤlſcht iſt von Hirſen-Mehl/
ſoll mans kochen und ſchaumen/ und in ein glaͤſernen Ge-
ſchirr thun/ ſo wird es oben auf gantz truͤb erſcheinen;
iſts aber mit einem ſchweren Pulver vermenget worden/
ſo wird es/ durch vorige Prob an den Boden ſincken/
und allda den Betrug offenbaren.

Mellis imum probatur, ſagt vorgedachter Carda-
nus, lib. 17. de Subtil. fol. 485, quod à dulcedine lau-
dem mereatur, porrò dulciſſimum, quod denſum
maximè, maximè denſum quod graviſſimum, gra-
viſſimum autem in liquoribus, in imo reſidet ſemper,

Mel
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[398/0416] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens es gar duͤnn wird; alsdann hebt man den Topf aus dem Waſſer/ zeucht den Zapfen daraus/ laͤſſet das Hoͤ- nig durch einen Durchſchlag oder Tuͤchlein/ die man zu- vor mit heiſſen Waſſer warm gemacht/ in ein reines Ge- faͤſſe lauffen/ weil es kan und mag/ kommt unterweilen etwas fuͤr das Loch/ ſo raumet man von auſſen mit dem Zapfen/ und inwendig mit einer Kellen; wann das Hoͤ- nig nicht mehr folgen will/ ſo ſetzet man es wieder in den Keſſel/ und zertreibt es von neuem. Wann dann das beſte heraus/ (ſagt der Author des neuen Bienenbuͤch- leins) ſo legt man zu dem uͤbrigen das geringe auch in den Topf/ und gehet damit um/ wie vor/ laͤſſet das Hoͤ- nig auch heraus/ doch in ſonderbare Geſchirr/ gut und ſchlechtes abgeſondert; wann nichts mehr zum Zapfen- loch will ausgehen/ waͤrmet man es von neuen in dem Keſſel/ ſchuͤttet hernach daſſelbe/ auf zwey- oder dreymal/ nachdem es viel iſt/ in einen ziemlichen reinen Sack/ legts in eine Preſſe/ und druckt es aus/ ſo bleibt nicht viel darinnen/ beedes den Sack aber/ und die Preſſe/ laͤſſt man zuvor durch heiſſes Waſſer warm machen/ ſo geht es deſto beſſer durch; die feces aber/ die im Sack blei- ben/ laͤſſt man durch rein geſotten Brunnenwaſſer wol waſchen/ und kan diß Hoͤnigwaſſer zum Meth behalten werden. Das ausgeſaimte Hoͤnig thut man in reine Geſchirr/ ein jedes ſonderlich/ und ſetzt es in ein kuͤhles und luͤfftiges Gemach. An die Sonnen ſetzen iſt nicht gut/ denn das Hoͤnig erſauret an der Sonnen/ und die Bienen/ die da- mit geſpeiſet werden/ ſterben gerne davon/ ſo wol als vom Tonnen-Hoͤnig. Andere ſetzen die Hoͤnig-Toͤpfe in den Back-Ofen/ und preſſen es hernach aus/ iſt aber auch nicht gut/ denn das Hoͤnig verliert von der Hitz die Farbe/ den Geſchmack/ und die Krafft/ das Wachs menget ſich auch Hauffenweiſe mit unter/ welches man ſich nicht zu befuͤrchten/ wann mans in heiſſes Waſſer ſtellet. Wann das ausgeſaimet Hoͤnig ein paar Tage in Toͤpfen geſtanden/ wirfft es alles unreines und uͤbri- ges von Wachs uͤberſich/ das kan man zum Affter- Hoͤnig thun/ oder die Bienen mit ſpeiſen/ es ſchadet auch dem Hoͤnig nicht/ wann es ſchon darauf bleibet. Cap. XLIX. Von der Natur und Eigenſchafft des Hoͤnigs. DAs Hoͤnig iſt warmer und trockener Eigenſchafft/ zarter/ ſubtiler Subſtanz, reiniget und zertheilet/ iſt auch etwas ſcharff/ davon es ſeine austrei- bende Krafft hat/ und das jenige/ was hinein gelegt/ o- der wormit es vermiſcht wird/ erhaͤlt es friſch und fuͤr al- ler Faͤulung unzerſtoͤrt/ lange Zeit/ und ſolches viel beſſer als der Zucker thun kan. Wie dann die Peltzzweige/ wann ſie in Hoͤnig in einer blechenen Roͤhren oder an- dern Geſchirr alſo eingelegt werden/ daß ſie das Hoͤnig gantz umgiebt/ alſo ein paar Monat lang koͤnnen friſch erhalten/ und auf etliche hundert Meilen alſo nuͤtzlich verſchickt werden. Denen phlegmatiſchen/ alten/ kalten und ſchwachen Leuten iſt das Hoͤnig bequem und geſund/ den Choleri- ſchen/ jungen/ hitzigen und trockenen Complexionen aber/ iſt es ſchaͤdlich. Das weißlichte oder liechtfarbe/ ſoll man in kuͤhlenden/ das rothe Hoͤnig aber in waͤrmen- den Artzneyen gebrauchen; das Hoͤnig/ das bitter- licht iſt und ſauer/ das iſt ſchaͤdlich/ und ſoll es niemand gebrauchen/ ſondern als einen Gifft fliehen; das rohe unverſchaumte Hoͤnig/ blaͤhet den Bauch/ und machet die Ruhr/ und wer es zu viel gebrauchet/ der wird be- wegt zur Undaͤuung/ wann es aber verſchaumt iſt/ ſo thut es ſolches nicht/ junge hitzige Leute ſollen ſich dafuͤr huͤten/ weil es gar leichtlich in Gall verwandelt wird. Das Hoͤnig/ nach etlicher Meynung/ kommt nicht ſo viel von den Blumen/ als von dem Thau/ der auf die Blumen faͤllet/ denn es findet ſich zu etlichen Zeiten und Tagen im Jahr/ das Hoͤnig morgen fruͤhe/ daß es an den Baͤumen klebet/ ſo auch Galen. l. 3. de alimentis erfahren/ dann er ſchreibt: Als die Bauren dergleichen Hoͤnig unverſehens auf den Baͤumen gefunden/ haben ſie froͤlich angefangen zu ſingen: der groſſe himmliſche Jupiter regnet uns Hoͤnig auf den Erdboden. Und auf dem groſſen Gebuͤrge Libano, ſoll es im Jahr offt ge- ſchehen/ wann die Leute die Baͤume bewegen und ſchuͤt- teln/ daß Hoͤnig herab flieſſet/ ſo ſie im Geſchirr ſamm- len und heimtragen/ welches aber eigentlich mehr ein Manna/ als Hoͤnig zu nennen iſt. Etliche ſchaumen das Hoͤnig ohne Feuer alſo: Sie thun es in ein weites verglaſirtes Geſchirr/ decken es fleiſ- ſig zu/ thun es allzeit uͤber den dritten oder vierdten Tag wieder auf/ und nehmen den Schaum oben ſauber mit einem Loͤffel herab/ alſo ſolls beſſer und laͤuterer werden/ als uͤber dem Feuer. Ubelriechendes Hoͤnig ſonſt zu laͤutern/ und ihm ei- nen guten Geſchmack zu geben: So nimm eine Maß laulicht Waſſers/ miſch es mit ſo viel Hoͤnig/ thue darzu ein Quintlein zerſtoſſene Negelein in einem Saͤcklein/ laß es alſo bey einem gelinden Feuer ſieden/ biß das Waſſer alles heraus duͤnſtet/ man muß es aber wol ab- ſchaumen. Cardanus meynet/ in Hiſpania ſey das Hoͤnig beſ- ſer als anderwaͤrts/ weil der Thau/ der in warmen Laͤn- dern faͤllet/ viel reiner und ſubtiler ſey/ als in kalten/ in- dem es auch von ſich ſelbſten flieſſet/ und des Feuers nicht bedarf/ dardurch das Hoͤnig/ nach Galeni Zeugniß/ die Suͤſſigkeit verlieret. Apes, ſagt Cardanus, ex floribus favos efficiunt, ex arborum lachrymâ ce- ram, ex rore autem Mel. Daß er aber glaubt/ in Teutſchland ſey kein gutes Hoͤnig/ redt er aus Unwiſ- ſenheit/ denn die taͤgliche Erfahrung zeigt das Wider- ſpiel. Wann das Hoͤnig verfaͤlſcht iſt von Hirſen-Mehl/ ſoll mans kochen und ſchaumen/ und in ein glaͤſernen Ge- ſchirr thun/ ſo wird es oben auf gantz truͤb erſcheinen; iſts aber mit einem ſchweren Pulver vermenget worden/ ſo wird es/ durch vorige Prob an den Boden ſincken/ und allda den Betrug offenbaren. Mellis imum probatur, ſagt vorgedachter Carda- nus, lib. 17. de Subtil. fol. 485, quod à dulcedine lau- dem mereatur, porrò dulciſſimum, quod denſum maximè, maximè denſum quod graviſſimum, gra- viſſimum autem in liquoribus, in imo reſidet ſemper, Mel

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/416>, abgerufen am 20.11.2024.