Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682.Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung]
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Und verharret daselbst so lang/ biß die gröste Hitz vor- Unsers Herrn de Serres Meynung aber ist der alte
Weil die Thau-befeuchtete Weide frühe Morgens de- Cap. XLVII. [Spaltenumbruch]
Von denen Hurten. WJewol diese Hurten in unserm Land ins gemein Felder
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Abbildung]
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Und verharret daſelbſt ſo lang/ biß die groͤſte Hitz vor- Unſers Herꝛn de Serres Meynung aber iſt der alte
Weil die Thau-befeuchtete Weide fruͤhe Morgens de- Cap. XLVII. [Spaltenumbruch]
Von denen Hurten. WJewol dieſe Hurten in unſerm Land ins gemein Felder
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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Abbildung]
Und verharret daſelbſt ſo lang/ biß die groͤſte Hitz vor-
bey iſt/ darnach fuͤhrt er ſeine Heerde abermal auf die
Weide/ biß auf den Abend/ und nachdem er ſie aber-
mal getraͤnckt hat/ fuͤhrt er ſie in ihren Stall.
Unſers Herꝛn de Serres Meynung aber iſt der alte
Varro zuwider/ der will neben vielen andern/ und ſon-
derlich dem beruͤhmten Marone, daß man die Schaaf
austreiben ſoll.
— — dum mane novum, dum gramina canent,
Et ros in tenerâ pecori gratiſſimus herbâ.
Weil die Thau-befeuchtete Weide fruͤhe Morgens de-
nen Schaafen angenehmer/ als die trockene Mittaͤgige.
Nun iſt zwar wol wahr/ daß die Schaafe das bethauete
Gras gerne freſſen/ es iſt ihnen aber nicht geſund/ wie
auch alle fette Weide/ Erbſenſtroh aber und Hopffen-
blaͤtter bißweilen in den Staͤllen vorgelegt/ ſoll ihnen
wol bekommen. Wann man die Schaaf auf die
Stoppeln treibt/ hat man doppelten Nutzen davon/ ſie
tretten die Halm nieder/ daß ſie deſto lieber faulen/
klauben die uͤberbliebene Aehrlein fein zuſammen/ und be-
dungen beynebens den Grund/ daß er kuͤnfftig davon
deſto fruchtbarer wird. Ein verſtaͤndiger Schaͤfer kan
viel dabey thun/ weil er die Schaafe Vormittag nach
Weſten/ und Nachmittag nach Oſten oder Norden
treiben ſolle/ damit ſie ihre Koͤpfe ſtets von der Son-
nen abgewendet halten/ und alſo deſtoweniger davon
geplagt und belaͤſtiget werden moͤgen/ und dieſes iſt die
Sommer-Huͤtung. Jm Winter/ wann nur die Fel-
der nicht tieff oder gantz und gar mit Schnee uͤberzogen
ſind/ treibet man nichts deſto weniger die Schaaf/ aber
der Tages nur einmal aus/ weil die Taͤge ohne diß kurtz/
von zehen Uhren an/ biß die Sonn anfaͤngt unterzuge-
hen/ und werden des Tages nur einmal getraͤnckt.
D. Heresbach ſtehet auch in dieſer Meynung/ der Thau
ſey den Schaafen ſchaͤdlich/ daher Varronis und Vir-
gilii Meynungen von dem groſſen Viehe wol moͤgen
gelten; aber bey den Schaafen ſey es ſicherer und beſ-
ſer/ man unterlaſſe es; wann im Winter die Zeit ſo
kalt/ ungeſtuͤmm und ſchneeicht iſt/ muß man die Schaaf
im Stall behalten/ ſolchen vor Eingriff der froſtigen
Winde und der Schneewaͤhung gar wol bewahren/
und ſie mit warmer Streu und reiner Fuͤtterung wol
verſehen. Das Erbſenſtroh iſt ihnen ſo geſund und gut
als Heu/ von dem Waitzen und Gerſtenſtroh/ klauben
ſie allein die Aehren heraus; zu dem Ende ſoll ein fleiſ-
ſiger Schaͤfer auch von den Gehaͤgen und jungen Stau-
den allerley Wipffel und Laube aufdoͤrren/ und die
Schaͤflein damit des Winters fuͤttern. Auch ſoll ih-
nen eine gute truckene Streu gegeben werden/ damit ſie
ſaͤnffter und waͤrmer ligen/ und deſto mehr Dunge ma-
chen. Albernbaum im Sommer geſtuͤmmelt/ und
gedoͤrret; Jtem Hopffenrancken/ ſo freſſen ſie im Win-
ter das Laub herab/ und iſt das Holtz gut zu Buͤrdeln
in den Ofen.
Cap. XLVII.
Von denen Hurten.
WJewol dieſe Hurten in unſerm Land ins gemein
nicht braͤuchig ſind/ will ich doch mit wenigen
davon eine Anregung thun/ weil es eine nuͤtzli-
che Sache/ und ſo wol an der Fuͤtterey eine Erſpahrung/
als auch eine fette und gute Bemiſtigung und Feiſtma-
chung der Felder iſt/ dardurch man auch viel muͤheſa-
mes Dungfuͤhrens kan uͤberhaben ſeyn. So bald die
Winters-Kaͤlte vorbey/ wird die Heerde Schaaf in die
Felder
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