[Spaltenumbruch]
mer/ darunter die Tyger-gesprenglichten/ die raresten/ an vielen Höfen eine schöne Parada geben/ und mit vie- lem Geld müssen erkaufft werden.
Unter den Podolischen Pferden sind etliche so wild/ daß sie sich nicht beschlagen lassen/ auch von so harten [Spaltenumbruch]
Hufen/ daß sie das Beschlächte nicht bedörffen/ werden bey ihnen Bachmat genennet/ dauren dennoch auf der Reise wol aus/ taugen aber besser an ebne/ als an stei- nichte und gebürgige Ort.
Cap. IX. Von Spanischen und Welschen Pferden.
[Spaltenumbruch]
DEr Spannischen Pferd sind zweyerley Sorten/ die Genetten (wie Herr Fugger schreibet) sind schöne Adeliche zarte Roß/ nicht fast hoch/ aber von Brust und Creutz/ auch sonst von allen Gliedmassen gantz wol formirt/ von Kopf und Hals aufrecht/ dermassen/ daß ich (sagt er) nicht wüste/ ob man auch ein Roß schöner mahlen oder machen könnte/ lauffen über die massen wol/ mögen sich mit den Morißkischen Pferden wol vergleichen/ allein daß sie höher und viel stärcker gesetzt sind/ wie dann zweifelsohne auch die erste Razza, die vormals im Königreich Granada herrschenden Mohren aus Barbaria dahin gebracht/ und mit den Spani- schen Pferden vergattet/ und also diese Art erzielet ha- ben.
Die Spanischen Pferde sind vorhin groß und starck gewesen/ jetzo sind ihrer aber sehr wenig; Die an- dern Arten der Spanischen Pferde/ heisst man daselbst Villanos, sind starcke und zimliche grosse Roß/ zum Krieg und zur Arbeit besser als die Genetten/ sind starck/ resch/ freudig/ treu und gut vom Maul.
Jn Andaluzia fallen die besten/ und die aus den Gebürgen zu Martos, Jaen, in Extremadura aber/ als zu Xeres, sind die schönesten/ und sind nunmehr fast wenig zu finden/ ausser das Königliche Gestütt/ so vor ohngefähr 100 Jahren zu Corduba aufgerichtet worden/ sie sind jetzo von so hohem Wehrt/ daß (wie Herr von Stuben- berg bezeuget) Herr Marchese de Grana sechs dersel- ben heraus gebracht/ die man auf 18000 Gulden oder 6000 Ducaten gehalten.
Und vor etlichen Jahren hat König Philippus der Vierdte sechs Spanische Pferd/ als ein grosses Prae- sent, heraus geschickt/ darunter ein Rapp war/ daß wol- gedachter Herr von Stubenberg darfür hält/ er habe von Kopf und Hals die Zeit seines Lebens nichts schö- ners gesehen; seyen auch alle andere gleicher Meynung [Spaltenumbruch]
gewesen. Dieser sey/ ob er wol etwas kleiner Statur, von subtilen Gliedmassen/ und nicht gar zum besten (in- dem der vordere lincke Fuß biß über die Knie weiß ge- zeichnet war) dennoch wegen seiner Fürtrefflichkeit in das Käiserliche Gestütt gethan worden/ um eine so schöne Art davon zu überkommen.
Unter den Welschen Pferden haben die Neapoli- tanischen bey Jedermann den Vorzug/ zum Theil weil die Art an ihr selber schön und edel/ theils aber/ daß sie meistens an gebürgigen Orten fallen und erzogen werden; was den Brand auf der lincken Seiten hat/ kommt aus Calabria/ die ihn aber auf der rechten Sei- ten haben/ kommen aus Apulia, und diese sind sehr groß/ und werden Corsieri genannt; man achtet ihrer aber dieser Zeit nichts/ und werden allein in dem Königlichen Gestütt noch erhalten.
Die mittelmässigen Pferde/ die sie Genetti del Regno nennen/ und von der Spanischen Razza her- kommen/ auch ihnen fast ähnlich/ aber stärcker und noth- leidiger sind/ werden spat zur Arbeit gebraucht/ wäh- ren aber desto länger/ haben meistens in der Jugend stürmische Köpffe (wie Herr Fugger andeutet) und werden biß ins siebende oder achte Jahr Polledri ge- nannt.
Nach diesen sind die nächsten/ die aus dem Man- tuanischen Gestütt erzogen werden; die Bescheller und Stutten sind gar aus Türckey/ Barbaria und Spania zusamm gebracht worden/ vom Hertzogen Francesco Gonzaga, wie Herr Fugger meldet/ sind nicht so wild/ aber gelerniger und gehorsamer als die Neapolitaner/ darum hat auch der Glorwürdigste Käiser Carolus V. im Krieg sich allein dieser Pferde für seine Person be- dienet. So hat auch der Groß-Hertzog in Toscana gleichmässig ein treffliches edel und schönes Gestütt/ wie auch andere grosse Herren in Jtalia.
Cap. X. Französische und Engelländische Pferde.
[Spaltenumbruch]
ES vermeynet Herr von Stubenberg in seinem Discurs von der Pferdzucht/ das grosse und wei- te Königreich Franckreich habe Mangel an Pfer- den/ weil daselbst wenig Gründe zur Weide vorhanden/ und das meiste Land zu Weinbergen und Kornfeldern gewidmet seye/ und seyen nur in Bretaigne und Auver- gne etliche/ die zu allen mögen abgerichtet werden/ zu fin- den/ sind aber nicht wolgestaltet.
Hingegen Herr Antonio Pluvinel, der in Franck- reich/ zu Zeiten Henrici IV. und Ludovici XIII. be- rühmte und wolbekannte Bereuter/ meynet/ daß über die zwo obgedachte Provintzen auch in Gascogne, Limo- sin, Poictou, Normandie und Bourgogne so gute Pfer- [Spaltenumbruch]
de zu finden/ und besser/ als sie aus Teutschland/ Flan- dern/ Engelland/ und andern benachbarten Orten dahin kommen; wann nur die grossen Herren/ und der Adel des Königreichs/ gute Gestüttereyen aufrichten möchten/ meldet doch dabey/ daß ein Bereuter weniger auf das Vatterland/ als Eigenschafft seines Pferdes solle sein Absehen haben/ und schliesst endlich mit diesen Wor- ten: Pour moy, Je ne m' enquiers point de quels pays ils soyent, quand Je les voy avoir bonne taille, beaux pieds, & belles jambes, avec dela force, dela legerete & d' une bonne & donce nature.
Dieses verwundert mich allein itziger Zeit/ daß die Franzosen ihren Pferden/ aus Meynung/ der Rucken
solle
Q ij
Achtes Buch/ Pferdzucht.
[Spaltenumbruch]
mer/ darunter die Tyger-geſprenglichten/ die rareſten/ an vielen Hoͤfen eine ſchoͤne Parada geben/ und mit vie- lem Geld muͤſſen erkaufft werden.
Unter den Podoliſchen Pferden ſind etliche ſo wild/ daß ſie ſich nicht beſchlagen laſſen/ auch von ſo harten [Spaltenumbruch]
Hufen/ daß ſie das Beſchlaͤchte nicht bedoͤrffen/ werden bey ihnen Bachmat genennet/ dauren dennoch auf der Reiſe wol aus/ taugen aber beſſer an ebne/ als an ſtei- nichte und gebuͤrgige Ort.
Cap. IX. Von Spaniſchen und Welſchen Pferden.
[Spaltenumbruch]
DEr Spanniſchen Pferd ſind zweyerley Sorten/ die Genetten (wie Herꝛ Fugger ſchreibet) ſind ſchoͤne Adeliche zarte Roß/ nicht faſt hoch/ aber von Bruſt und Creutz/ auch ſonſt von allen Gliedmaſſen gantz wol formirt/ von Kopf und Hals aufrecht/ dermaſſen/ daß ich (ſagt er) nicht wuͤſte/ ob man auch ein Roß ſchoͤner mahlen oder machen koͤnnte/ lauffen uͤber die maſſen wol/ moͤgen ſich mit den Morißkiſchen Pferden wol vergleichen/ allein daß ſie hoͤher und viel ſtaͤrcker geſetzt ſind/ wie dann zweifelsohne auch die erſte Razza, die vormals im Koͤnigreich Granada herrſchenden Mohren aus Barbaria dahin gebracht/ und mit den Spani- ſchen Pferden vergattet/ und alſo dieſe Art erzielet ha- ben.
Die Spaniſchen Pferde ſind vorhin groß und ſtarck geweſen/ jetzo ſind ihrer aber ſehr wenig; Die an- dern Arten der Spaniſchen Pferde/ heiſſt man daſelbſt Villanos, ſind ſtarcke und zimliche groſſe Roß/ zum Krieg und zur Arbeit beſſer als die Genetten/ ſind ſtarck/ reſch/ freudig/ treu und gut vom Maul.
Jn Andaluzia fallen die beſten/ und die aus den Gebuͤrgen zu Martos, Jaën, in Extremadura aber/ als zu Xeres, ſind die ſchoͤneſten/ uñ ſind nunmehr faſt wenig zu finden/ auſſer das Koͤnigliche Geſtuͤtt/ ſo vor ohngefaͤhr 100 Jahren zu Corduba aufgerichtet worden/ ſie ſind jetzo von ſo hohem Wehrt/ daß (wie Herꝛ von Stuben- berg bezeuget) Herr Marcheſe de Grana ſechs derſel- ben heraus gebracht/ die man auf 18000 Gulden oder 6000 Ducaten gehalten.
Und vor etlichen Jahren hat Koͤnig Philippus der Vierdte ſechs Spaniſche Pferd/ als ein groſſes Præ- ſent, heraus geſchickt/ darunter ein Rapp war/ daß wol- gedachter Herr von Stubenberg darfuͤr haͤlt/ er habe von Kopf und Hals die Zeit ſeines Lebens nichts ſchoͤ- ners geſehen; ſeyen auch alle andere gleicher Meynung [Spaltenumbruch]
geweſen. Dieſer ſey/ ob er wol etwas kleiner Statur, von ſubtilen Gliedmaſſen/ und nicht gar zum beſten (in- dem der vordere lincke Fuß biß uͤber die Knie weiß ge- zeichnet war) dennoch wegen ſeiner Fuͤrtrefflichkeit in das Kaͤiſerliche Geſtuͤtt gethan worden/ um eine ſo ſchoͤne Art davon zu uͤberkommen.
Unter den Welſchen Pferden haben die Neapoli- taniſchen bey Jedermann den Vorzug/ zum Theil weil die Art an ihr ſelber ſchoͤn und edel/ theils aber/ daß ſie meiſtens an gebuͤrgigen Orten fallen und erzogen werden; was den Brand auf der lincken Seiten hat/ kommt aus Calabria/ die ihn aber auf der rechten Sei- ten haben/ kommen aus Apuliâ, und dieſe ſind ſehr groß/ und werden Corſieri genannt; man achtet ihrer aber dieſer Zeit nichts/ und werden allein in dem Koͤniglichen Geſtuͤtt noch erhalten.
Die mittelmaͤſſigen Pferde/ die ſie Genetti del Regno nennen/ und von der Spaniſchen Razza her- kommen/ auch ihnen faſt aͤhnlich/ aber ſtaͤrcker und noth- leidiger ſind/ werden ſpat zur Arbeit gebraucht/ waͤh- ren aber deſto laͤnger/ haben meiſtens in der Jugend ſtuͤrmiſche Koͤpffe (wie Herꝛ Fugger andeutet) und werden biß ins ſiebende oder achte Jahr Polledri ge- nannt.
Nach dieſen ſind die naͤchſten/ die aus dem Man- tuaniſchen Geſtuͤtt erzogen werden; die Beſcheller und Stutten ſind gar aus Tuͤrckey/ Barbaria und Spania zuſamm gebracht worden/ vom Hertzogen Franceſco Gonzaga, wie Herr Fugger meldet/ ſind nicht ſo wild/ aber gelerniger und gehorſamer als die Neapolitaner/ darum hat auch der Glorwuͤrdigſte Kaͤiſer Carolus V. im Krieg ſich allein dieſer Pferde fuͤr ſeine Perſon be- dienet. So hat auch der Groß-Hertzog in Toſcana gleichmaͤſſig ein treffliches edel und ſchoͤnes Geſtuͤtt/ wie auch andere groſſe Herren in Jtalia.
Cap. X. Franzoͤſiſche und Engellaͤndiſche Pferde.
[Spaltenumbruch]
ES vermeynet Herꝛ von Stubenberg in ſeinem Diſcurs von der Pferdzucht/ das groſſe und wei- te Koͤnigreich Franckreich habe Mangel an Pfer- den/ weil daſelbſt wenig Gruͤnde zur Weide vorhanden/ und das meiſte Land zu Weinbergen und Kornfeldern gewidmet ſeye/ und ſeyen nur in Bretaigne und Auver- gne etliche/ die zu allen moͤgen abgerichtet werden/ zu fin- den/ ſind aber nicht wolgeſtaltet.
Hingegen Herꝛ Antonio Pluvinel, der in Franck- reich/ zu Zeiten Henrici IV. und Ludovici XIII. be- ruͤhmte und wolbekannte Bereuter/ meynet/ daß uͤber die zwo obgedachte Provintzen auch in Gaſcogne, Limo- ſin, Poictou, Normandie und Bourgogne ſo gute Pfer- [Spaltenumbruch]
de zu finden/ und beſſer/ als ſie aus Teutſchland/ Flan- dern/ Engelland/ und andern benachbarten Orten dahin kommen; wann nur die groſſen Herren/ und der Adel des Koͤnigreichs/ gute Geſtuͤttereyen aufrichten moͤchten/ meldet doch dabey/ daß ein Bereuter weniger auf das Vatterland/ als Eigenſchafft ſeines Pferdes ſolle ſein Abſehen haben/ und ſchlieſſt endlich mit dieſen Wor- ten: Pour moy, Je ne m’ enquiers point de quels pays ils ſoyent, quand Je les voy avoir bonne taille, beaux pieds, & belles jambes, avec dela force, dela legereté & d’ une bonne & donce nature.
Dieſes verwundert mich allein itziger Zeit/ daß die Franzoſen ihren Pferden/ aus Meynung/ der Rucken
ſolle
❁ Q ij
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[123/0141]
Achtes Buch/ Pferdzucht.
mer/ darunter die Tyger-geſprenglichten/ die rareſten/
an vielen Hoͤfen eine ſchoͤne Parada geben/ und mit vie-
lem Geld muͤſſen erkaufft werden.
Unter den Podoliſchen Pferden ſind etliche ſo wild/
daß ſie ſich nicht beſchlagen laſſen/ auch von ſo harten
Hufen/ daß ſie das Beſchlaͤchte nicht bedoͤrffen/ werden
bey ihnen Bachmat genennet/ dauren dennoch auf der
Reiſe wol aus/ taugen aber beſſer an ebne/ als an ſtei-
nichte und gebuͤrgige Ort.
Cap. IX.
Von Spaniſchen und Welſchen Pferden.
DEr Spanniſchen Pferd ſind zweyerley Sorten/
die Genetten (wie Herꝛ Fugger ſchreibet) ſind
ſchoͤne Adeliche zarte Roß/ nicht faſt hoch/ aber von
Bruſt und Creutz/ auch ſonſt von allen Gliedmaſſen gantz
wol formirt/ von Kopf und Hals aufrecht/ dermaſſen/ daß
ich (ſagt er) nicht wuͤſte/ ob man auch ein Roß ſchoͤner
mahlen oder machen koͤnnte/ lauffen uͤber die maſſen
wol/ moͤgen ſich mit den Morißkiſchen Pferden wol
vergleichen/ allein daß ſie hoͤher und viel ſtaͤrcker geſetzt
ſind/ wie dann zweifelsohne auch die erſte Razza, die
vormals im Koͤnigreich Granada herrſchenden Mohren
aus Barbaria dahin gebracht/ und mit den Spani-
ſchen Pferden vergattet/ und alſo dieſe Art erzielet ha-
ben.
Die Spaniſchen Pferde ſind vorhin groß und
ſtarck geweſen/ jetzo ſind ihrer aber ſehr wenig; Die an-
dern Arten der Spaniſchen Pferde/ heiſſt man daſelbſt
Villanos, ſind ſtarcke und zimliche groſſe Roß/ zum Krieg
und zur Arbeit beſſer als die Genetten/ ſind ſtarck/ reſch/
freudig/ treu und gut vom Maul.
Jn Andaluzia fallen die beſten/ und die aus den
Gebuͤrgen zu Martos, Jaën, in Extremadura aber/ als
zu Xeres, ſind die ſchoͤneſten/ uñ ſind nunmehr faſt wenig
zu finden/ auſſer das Koͤnigliche Geſtuͤtt/ ſo vor ohngefaͤhr
100 Jahren zu Corduba aufgerichtet worden/ ſie ſind
jetzo von ſo hohem Wehrt/ daß (wie Herꝛ von Stuben-
berg bezeuget) Herr Marcheſe de Grana ſechs derſel-
ben heraus gebracht/ die man auf 18000 Gulden oder
6000 Ducaten gehalten.
Und vor etlichen Jahren hat Koͤnig Philippus der
Vierdte ſechs Spaniſche Pferd/ als ein groſſes Præ-
ſent, heraus geſchickt/ darunter ein Rapp war/ daß wol-
gedachter Herr von Stubenberg darfuͤr haͤlt/ er habe
von Kopf und Hals die Zeit ſeines Lebens nichts ſchoͤ-
ners geſehen; ſeyen auch alle andere gleicher Meynung
geweſen. Dieſer ſey/ ob er wol etwas kleiner Statur,
von ſubtilen Gliedmaſſen/ und nicht gar zum beſten (in-
dem der vordere lincke Fuß biß uͤber die Knie weiß ge-
zeichnet war) dennoch wegen ſeiner Fuͤrtrefflichkeit in
das Kaͤiſerliche Geſtuͤtt gethan worden/ um eine ſo ſchoͤne
Art davon zu uͤberkommen.
Unter den Welſchen Pferden haben die Neapoli-
taniſchen bey Jedermann den Vorzug/ zum Theil
weil die Art an ihr ſelber ſchoͤn und edel/ theils aber/
daß ſie meiſtens an gebuͤrgigen Orten fallen und erzogen
werden; was den Brand auf der lincken Seiten hat/
kommt aus Calabria/ die ihn aber auf der rechten Sei-
ten haben/ kommen aus Apuliâ, und dieſe ſind ſehr groß/
und werden Corſieri genannt; man achtet ihrer aber
dieſer Zeit nichts/ und werden allein in dem Koͤniglichen
Geſtuͤtt noch erhalten.
Die mittelmaͤſſigen Pferde/ die ſie Genetti del
Regno nennen/ und von der Spaniſchen Razza her-
kommen/ auch ihnen faſt aͤhnlich/ aber ſtaͤrcker und noth-
leidiger ſind/ werden ſpat zur Arbeit gebraucht/ waͤh-
ren aber deſto laͤnger/ haben meiſtens in der Jugend
ſtuͤrmiſche Koͤpffe (wie Herꝛ Fugger andeutet) und
werden biß ins ſiebende oder achte Jahr Polledri ge-
nannt.
Nach dieſen ſind die naͤchſten/ die aus dem Man-
tuaniſchen Geſtuͤtt erzogen werden; die Beſcheller und
Stutten ſind gar aus Tuͤrckey/ Barbaria und Spania
zuſamm gebracht worden/ vom Hertzogen Franceſco
Gonzaga, wie Herr Fugger meldet/ ſind nicht ſo wild/
aber gelerniger und gehorſamer als die Neapolitaner/
darum hat auch der Glorwuͤrdigſte Kaͤiſer Carolus V.
im Krieg ſich allein dieſer Pferde fuͤr ſeine Perſon be-
dienet. So hat auch der Groß-Hertzog in Toſcana
gleichmaͤſſig ein treffliches edel und ſchoͤnes Geſtuͤtt/ wie
auch andere groſſe Herren in Jtalia.
Cap. X.
Franzoͤſiſche und Engellaͤndiſche Pferde.
ES vermeynet Herꝛ von Stubenberg in ſeinem
Diſcurs von der Pferdzucht/ das groſſe und wei-
te Koͤnigreich Franckreich habe Mangel an Pfer-
den/ weil daſelbſt wenig Gruͤnde zur Weide vorhanden/
und das meiſte Land zu Weinbergen und Kornfeldern
gewidmet ſeye/ und ſeyen nur in Bretaigne und Auver-
gne etliche/ die zu allen moͤgen abgerichtet werden/ zu fin-
den/ ſind aber nicht wolgeſtaltet.
Hingegen Herꝛ Antonio Pluvinel, der in Franck-
reich/ zu Zeiten Henrici IV. und Ludovici XIII. be-
ruͤhmte und wolbekannte Bereuter/ meynet/ daß uͤber die
zwo obgedachte Provintzen auch in Gaſcogne, Limo-
ſin, Poictou, Normandie und Bourgogne ſo gute Pfer-
de zu finden/ und beſſer/ als ſie aus Teutſchland/ Flan-
dern/ Engelland/ und andern benachbarten Orten dahin
kommen; wann nur die groſſen Herren/ und der Adel
des Koͤnigreichs/ gute Geſtuͤttereyen aufrichten moͤchten/
meldet doch dabey/ daß ein Bereuter weniger auf das
Vatterland/ als Eigenſchafft ſeines Pferdes ſolle ſein
Abſehen haben/ und ſchlieſſt endlich mit dieſen Wor-
ten: Pour moy, Je ne m’ enquiers point de quels
pays ils ſoyent, quand Je les voy avoir bonne taille,
beaux pieds, & belles jambes, avec dela force, dela
legereté & d’ une bonne & donce nature.
Dieſes verwundert mich allein itziger Zeit/ daß die
Franzoſen ihren Pferden/ aus Meynung/ der Rucken
ſolle
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 2. Nürnberg, 1682, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica02_1682/141>, abgerufen am 23.02.2025.
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