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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Erstes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Fine Notarum, und bey Georgio Agricola lib. 12.
de re metallica.
Die erstbenannten beeden Autoren/
hat seither Herr Joh. Kunckel/ Churfürstl. Branden-
burgischer geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel-
schen und Lateinischen wol und gut ins Teutsche versetzt;
mit vielen Notis und Beymerckungen verbessert/ und
noch mit einem besondern Theil von allerhand schönen
Experimenten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und
[Spaltenumbruch] brennen; von der Holländischen Kunst- und Porcellan-
Döpfferwerck/ vom kleinen Glas-Blasen mit der Lam-
pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirnissen/ auch
sonst andern schönen und nützlichen Sachen vermehrt/
welches erst Anno 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge-
legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und
kunstliebenden Leser will gewiesen/ und hiemit dieses Ca-
pitel beschlossen haben.

Cap. LXI.
Von den Dörr-Stuben.
[Spaltenumbruch]

BEy Herrschafften/ wo es grosse und weitläuffti-
ge Baum-Gärten hat/ und bey trächtigen
fruchtbaren Jahren ein grosser Uberfluß vom
Obst verhanden/ sind die Dörr-Stüblein nützlich und
fast nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit
dem Aufdörren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das
Obst nicht gebessert werden. Diese berührten Dörr-
Stüblein nun/ werden meistentheils von den andern Ge-
bäuen abgesondert/ in Quadrat Form/ doch länger als
breit/ mit Ziegeln ohngefähr auf drey Klaffter lang/ an-
derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter
breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Obst ist/ auch grösser
aufgeführet. Die Hurten werden von Felbern Ruthen
geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ desto freyer
und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten
um und um eingefangen/ daß sie zugleich eine Leisten ge-
ben/ damit das aufgesetzte Obst nicht auseinander wei-
chen oder abfallen möge: Diese Hurten nun liegen drey
oder vier Reyen übereinander auf zugerichteten und einge-
schlagenen starcken höltzernen Nägeln oder eingemauerten
Stänglein/ damit sie die Last zu ertragen genugsam
kräfftig seyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen
so tieff eingesetzt/ daß die oberste Platten seines Gipf-
fels/ dem untersten Boden des Stübleins gleich stehe.
Die Kacheln haben diese
[Abbildung] Form/ fast wie ein Urin-Glas/ sind
inwendig hohl/ geht nur A. wie ein
Berglein heraus/ und das B. ist gantz in
den Ofen inwendig eingemauert/ daß die
Höhle der Kacheln desto mehr Hitz fas-
[Spaltenumbruch] sen möge. Wiewol ich darfür halte/ daß man e-
ben an diese Art der Oefen nicht gebunden/ wann
nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form
sey hernach/ wie sie wolle; doch wird diese Art von vie-
len gebraucht. Von aussen nun/ ist ein Gang unter der
Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts
zum Ofen-Loch kommen/ und untersich einheitzen kan.
Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/
oder voll Weichsel/ Beltz-Kerschen/ Zwespen oder der-
gleichen angelegt/ und in ihre gehörige Ort und Stellen
eingesetzt worden/ so macht man gemächlich ein Fener
in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz
an/ sondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf
einmal zu starck aufwalle/ und das Obst verbrenne; son-
dern daß die Wärme per Gradus zunehme/ davon
nun steigt die Hitz übersich/ und wird das Obst/ so auf
den obersten und höchsten Hurten liegt/ eher gedörrt/
als das untere/ welches per reverberationem & re-
percussionem caloris
(so sich oben am Boden abstösst/
und die Krafft und Hitze daselbst verdoppelt) zu ge-
schehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im
Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß
die gröste Hitz am obern Boden aufdringet/ also auch
aus dieser Ursach die niedern Zimmer viel beschwerli-
cher und ungesunder/ als die hohen. Die Hurten
(was schneller oder langsamer abdörrt) kan man biß-
weilen verwechseln und umlegen/ damit alles fein gleich
abdörre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber
halb rohe sey/ daher man auch/ dieses zu verhüten/ offt
zusehen muß.

Cap. LXII.
Von Eys-Gruben.
[Spaltenumbruch]

ES ist bey grossen Wirthschafften/ sonderlich wo
die Herrschafft selbsten wohnet/ eine sehr ange-
nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten
Eys-Gruben versehen ist/ nicht allein in der grossen
und durchdringenden Sonnen-Hitz sein Getränck/ oder
auch Butter/ Milch/ und Obst zu kühlen/ sondern auch
Fleisch und andere Victualien/ darinnen desto eine län-
gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. D. Balthasar Pi-
sanelli,
der Bolognesische Medicus, in seinem Tra-
ctätlein de Esculentorum & Potulentorum facultati-
bus,
schreibt/ daß die Sicilianer/ ehe sie noch den Schnee
zum Gebrauch aufgehaben/ indem sie laulicht Wasser/
wegen der grossen Hitz getruncken/ jährlich im Sommer
von Pestilentialischen Fiebern sind geplagt gewesen/
und daß zu Messina/ seither das Eys gebraucht wird/
[Spaltenumbruch] jetzt um 1000. Personen weniger in einem Jahr an der
Pest sterben. Daher kommts/ daß auch der geringste
Büttel sich nicht allein Brod und Wein/ sondern auch
Eys im Vorrath daselbst verschaffet/ weil es die von der
grossen Hitz ausgedorrte und geschwächte Natur wieder
erfrischet und abkühlet/ (wann man es nur nicht ins
Tranck hinein legt) alle hitzige Exhalationen und
Dämpffe a centro ad circumferentiam austreibt/ und
alle Functionen der innerlichen Glieder erquicket und
excitiret. Die Eys-Gruben nun/ müssen an einem von
der Sonnen-Wärme entlegenen Ort/ nemlich gegen
Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem Diame-
ter,
an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/
unten enger und oben weiter scarpirt/ rund wie ein Fin-
gerhut/ nicht von Steinen/ weil sie nassen/ sondern von

Leimen.
H iij

Erſtes Buch/ Land-Gut.
[Spaltenumbruch] Fine Notarum, und bey Georgio Agricolâ lib. 12.
de re metallicâ.
Die erſtbenannten beeden Autoren/
hat ſeither Herr Joh. Kunckel/ Churfuͤrſtl. Branden-
burgiſcher geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel-
ſchen und Lateiniſchen wol und gut ins Teutſche verſetzt;
mit vielen Notis und Beymerckungen verbeſſert/ und
noch mit einem beſondern Theil von allerhand ſchoͤnen
Experimenten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und
[Spaltenumbruch] brennen; von der Hollaͤndiſchen Kunſt- und Porcellan-
Doͤpfferwerck/ vom kleinen Glas-Blaſen mit der Lam-
pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirniſſen/ auch
ſonſt andern ſchoͤnen und nuͤtzlichen Sachen vermehrt/
welches erſt Anno 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge-
legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und
kunſtliebenden Leſer will gewieſen/ und hiemit dieſes Ca-
pitel beſchloſſen haben.

Cap. LXI.
Von den Doͤrr-Stuben.
[Spaltenumbruch]

BEy Herrſchafften/ wo es groſſe und weitlaͤuffti-
ge Baum-Gaͤrten hat/ und bey traͤchtigen
fruchtbaren Jahren ein groſſer Uberfluß vom
Obſt verhanden/ ſind die Doͤrr-Stuͤblein nuͤtzlich und
faſt nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit
dem Aufdoͤrren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das
Obſt nicht gebeſſert werden. Dieſe beruͤhrten Doͤrr-
Stuͤblein nun/ werden meiſtentheils von den andern Ge-
baͤuen abgeſondert/ in Quadrat Form/ doch laͤnger als
breit/ mit Ziegeln ohngefaͤhr auf drey Klaffter lang/ an-
derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter
breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Obſt iſt/ auch groͤſſer
aufgefuͤhret. Die Hurten werden von Felbern Ruthen
geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ deſto freyer
und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten
um und um eingefangen/ daß ſie zugleich eine Leiſten ge-
ben/ damit das aufgeſetzte Obſt nicht auseinander wei-
chen oder abfallen moͤge: Dieſe Hurten nun liegen drey
oder vier Reyen uͤbereinander auf zugerichteten und einge-
ſchlagenen ſtarcken hoͤltzernen Naͤgeln oder eingemauerten
Staͤnglein/ damit ſie die Laſt zu ertragen genugſam
kraͤfftig ſeyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen
ſo tieff eingeſetzt/ daß die oberſte Platten ſeines Gipf-
fels/ dem unterſten Boden des Stuͤbleins gleich ſtehe.
Die Kacheln haben dieſe
[Abbildung] Form/ faſt wie ein Urin-Glas/ ſind
inwendig hohl/ geht nur A. wie ein
Berglein heraus/ und das B. iſt gantz in
den Ofen inwendig eingemauert/ daß die
Hoͤhle der Kacheln deſto mehr Hitz faſ-
[Spaltenumbruch] ſen moͤge. Wiewol ich darfuͤr halte/ daß man e-
ben an dieſe Art der Oefen nicht gebunden/ wann
nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form
ſey hernach/ wie ſie wolle; doch wird dieſe Art von vie-
len gebraucht. Von auſſen nun/ iſt ein Gang unter der
Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts
zum Ofen-Loch kommen/ und unterſich einheitzen kan.
Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/
oder voll Weichſel/ Beltz-Kerſchen/ Zweſpen oder der-
gleichen angelegt/ und in ihre gehoͤrige Ort und Stellen
eingeſetzt worden/ ſo macht man gemaͤchlich ein Fener
in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz
an/ ſondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf
einmal zu ſtarck aufwalle/ und das Obſt verbrenne; ſon-
dern daß die Waͤrme per Gradus zunehme/ davon
nun ſteigt die Hitz uͤberſich/ und wird das Obſt/ ſo auf
den oberſten und hoͤchſten Hurten liegt/ eher gedoͤrrt/
als das untere/ welches per reverberationem & re-
percuſſionem caloris
(ſo ſich oben am Boden abſtoͤſſt/
und die Krafft und Hitze daſelbſt verdoppelt) zu ge-
ſchehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im
Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß
die groͤſte Hitz am obern Boden aufdringet/ alſo auch
aus dieſer Urſach die niedern Zimmer viel beſchwerli-
cher und ungeſunder/ als die hohen. Die Hurten
(was ſchneller oder langſamer abdoͤrrt) kan man biß-
weilen verwechſeln und umlegen/ damit alles fein gleich
abdoͤrre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber
halb rohe ſey/ daher man auch/ dieſes zu verhuͤten/ offt
zuſehen muß.

Cap. LXII.
Von Eys-Gruben.
[Spaltenumbruch]

ES iſt bey groſſen Wirthſchafften/ ſonderlich wo
die Herrſchafft ſelbſten wohnet/ eine ſehr ange-
nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten
Eys-Gruben verſehen iſt/ nicht allein in der groſſen
und durchdringenden Sonnen-Hitz ſein Getraͤnck/ oder
auch Butter/ Milch/ und Obſt zu kuͤhlen/ ſondern auch
Fleiſch und andere Victualien/ darinnen deſto eine laͤn-
gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. D. Balthaſar Pi-
ſanelli,
der Bologneſiſche Medicus, in ſeinem Tra-
ctaͤtlein de Eſculentorum & Potulentorum facultati-
bus,
ſchreibt/ daß die Sicilianer/ ehe ſie noch den Schnee
zum Gebrauch aufgehaben/ indem ſie laulicht Waſſer/
wegen der groſſen Hitz getruncken/ jaͤhrlich im Sommer
von Peſtilentialiſchen Fiebern ſind geplagt geweſen/
und daß zu Meſſina/ ſeither das Eys gebraucht wird/
[Spaltenumbruch] jetzt um 1000. Perſonen weniger in einem Jahr an der
Peſt ſterben. Daher kommts/ daß auch der geringſte
Buͤttel ſich nicht allein Brod und Wein/ ſondern auch
Eys im Vorrath daſelbſt verſchaffet/ weil es die von der
groſſen Hitz ausgedorrte und geſchwaͤchte Natur wieder
erfriſchet und abkuͤhlet/ (wann man es nur nicht ins
Tranck hinein legt) alle hitzige Exhalationen und
Daͤmpffe à centro ad circumferentiam austreibt/ und
alle Functionen der innerlichen Glieder erquicket und
excitiret. Die Eys-Gruben nun/ muͤſſen an einem von
der Sonnen-Waͤrme entlegenen Ort/ nemlich gegen
Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem Diame-
ter,
an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/
unten enger und oben weiter ſcarpirt/ rund wie ein Fin-
gerhut/ nicht von Steinen/ weil ſie naſſen/ ſondern von

Leimen.
H iij
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[61/0079] Erſtes Buch/ Land-Gut. Fine Notarum, und bey Georgio Agricolâ lib. 12. de re metallicâ. Die erſtbenannten beeden Autoren/ hat ſeither Herr Joh. Kunckel/ Churfuͤrſtl. Branden- burgiſcher geheimder Kammer-Diener/ aus den Wel- ſchen und Lateiniſchen wol und gut ins Teutſche verſetzt; mit vielen Notis und Beymerckungen verbeſſert/ und noch mit einem beſondern Theil von allerhand ſchoͤnen Experimenten/ vom Glas-Mahlen/ vergolden und brennen; von der Hollaͤndiſchen Kunſt- und Porcellan- Doͤpfferwerck/ vom kleinen Glas-Blaſen mit der Lam- pen; von allerhand raren Spicc- und Lackfirniſſen/ auch ſonſt andern ſchoͤnen und nuͤtzlichen Sachen vermehrt/ welches erſt Anno 1679 zu Franckfurt und Leipzig aufge- legt und gedruckt worden; dahin ich den begierigen und kunſtliebenden Leſer will gewieſen/ und hiemit dieſes Ca- pitel beſchloſſen haben. Cap. LXI. Von den Doͤrr-Stuben. BEy Herrſchafften/ wo es groſſe und weitlaͤuffti- ge Baum-Gaͤrten hat/ und bey traͤchtigen fruchtbaren Jahren ein groſſer Uberfluß vom Obſt verhanden/ ſind die Doͤrr-Stuͤblein nuͤtzlich und faſt nothwendig; weil man in den Back-Oefen mit dem Aufdoͤrren nicht folgen kan/ und die Oefen durch das Obſt nicht gebeſſert werden. Dieſe beruͤhrten Doͤrr- Stuͤblein nun/ werden meiſtentheils von den andern Ge- baͤuen abgeſondert/ in Quadrat Form/ doch laͤnger als breit/ mit Ziegeln ohngefaͤhr auf drey Klaffter lang/ an- derthalb hoch/ und etwas mehr als eine halbe Klaffter breit/ doch bißweilen/ nachdem viel Obſt iſt/ auch groͤſſer aufgefuͤhret. Die Hurten werden von Felbern Ruthen geflochten/ damit die Hitz/ auch von unten her/ deſto freyer und unverhinderter durchdringen kan/ und mit Latten um und um eingefangen/ daß ſie zugleich eine Leiſten ge- ben/ damit das aufgeſetzte Obſt nicht auseinander wei- chen oder abfallen moͤge: Dieſe Hurten nun liegen drey oder vier Reyen uͤbereinander auf zugerichteten und einge- ſchlagenen ſtarcken hoͤltzernen Naͤgeln oder eingemauerten Staͤnglein/ damit ſie die Laſt zu ertragen genugſam kraͤfftig ſeyen. Unter der Erden wird ein Kachel-Ofen ſo tieff eingeſetzt/ daß die oberſte Platten ſeines Gipf- fels/ dem unterſten Boden des Stuͤbleins gleich ſtehe. Die Kacheln haben dieſe [Abbildung] Form/ faſt wie ein Urin-Glas/ ſind inwendig hohl/ geht nur A. wie ein Berglein heraus/ und das B. iſt gantz in den Ofen inwendig eingemauert/ daß die Hoͤhle der Kacheln deſto mehr Hitz faſ- ſen moͤge. Wiewol ich darfuͤr halte/ daß man e- ben an dieſe Art der Oefen nicht gebunden/ wann nur die Hitz wol und gut durchdringen kan/ die Form ſey hernach/ wie ſie wolle; doch wird dieſe Art von vie- len gebraucht. Von auſſen nun/ iſt ein Gang unter der Erden ausgemauret/ daß man auf Staffeln abwerts zum Ofen-Loch kommen/ und unterſich einheitzen kan. Wann nun die Hurten voll Aepffel/ Birnen-Spalten/ oder voll Weichſel/ Beltz-Kerſchen/ Zweſpen oder der- gleichen angelegt/ und in ihre gehoͤrige Ort und Stellen eingeſetzt worden/ ſo macht man gemaͤchlich ein Fener in den Ofen/ legt aber auf einmal nicht zu viel Holtz an/ ſondern fein nach und nach/ damit die Hitz nicht auf einmal zu ſtarck aufwalle/ und das Obſt verbrenne; ſon- dern daß die Waͤrme per Gradus zunehme/ davon nun ſteigt die Hitz uͤberſich/ und wird das Obſt/ ſo auf den oberſten und hoͤchſten Hurten liegt/ eher gedoͤrrt/ als das untere/ welches per reverberationem & re- percuſſionem caloris (ſo ſich oben am Boden abſtoͤſſt/ und die Krafft und Hitze daſelbſt verdoppelt) zu ge- ſchehen pflegt. So auch in den gemeinen Stuben im Winter/ wann man einheitzet/ wahrzunehmen/ daß die groͤſte Hitz am obern Boden aufdringet/ alſo auch aus dieſer Urſach die niedern Zimmer viel beſchwerli- cher und ungeſunder/ als die hohen. Die Hurten (was ſchneller oder langſamer abdoͤrrt) kan man biß- weilen verwechſeln und umlegen/ damit alles fein gleich abdoͤrre/ und nicht eines verbrenne/ das andere aber halb rohe ſey/ daher man auch/ dieſes zu verhuͤten/ offt zuſehen muß. Cap. LXII. Von Eys-Gruben. ES iſt bey groſſen Wirthſchafften/ ſonderlich wo die Herrſchafft ſelbſten wohnet/ eine ſehr ange- nehme Gelegenheit/ wann man mit einer guten Eys-Gruben verſehen iſt/ nicht allein in der groſſen und durchdringenden Sonnen-Hitz ſein Getraͤnck/ oder auch Butter/ Milch/ und Obſt zu kuͤhlen/ ſondern auch Fleiſch und andere Victualien/ darinnen deſto eine laͤn- gere Zeit/ unverdorben/ zu erhalten. D. Balthaſar Pi- ſanelli, der Bologneſiſche Medicus, in ſeinem Tra- ctaͤtlein de Eſculentorum & Potulentorum facultati- bus, ſchreibt/ daß die Sicilianer/ ehe ſie noch den Schnee zum Gebrauch aufgehaben/ indem ſie laulicht Waſſer/ wegen der groſſen Hitz getruncken/ jaͤhrlich im Sommer von Peſtilentialiſchen Fiebern ſind geplagt geweſen/ und daß zu Meſſina/ ſeither das Eys gebraucht wird/ jetzt um 1000. Perſonen weniger in einem Jahr an der Peſt ſterben. Daher kommts/ daß auch der geringſte Buͤttel ſich nicht allein Brod und Wein/ ſondern auch Eys im Vorrath daſelbſt verſchaffet/ weil es die von der groſſen Hitz ausgedorrte und geſchwaͤchte Natur wieder erfriſchet und abkuͤhlet/ (wann man es nur nicht ins Tranck hinein legt) alle hitzige Exhalationen und Daͤmpffe à centro ad circumferentiam austreibt/ und alle Functionen der innerlichen Glieder erquicket und excitiret. Die Eys-Gruben nun/ muͤſſen an einem von der Sonnen-Waͤrme entlegenen Ort/ nemlich gegen Mitternacht/ 2. oder 3. Klaffter weit nach dem Diame- ter, an einem gantz trockenen Platz/ gegraben werden/ unten enger und oben weiter ſcarpirt/ rund wie ein Fin- gerhut/ nicht von Steinen/ weil ſie naſſen/ ſondern von Leimen. H iij

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/79>, abgerufen am 21.12.2024.