[Spaltenumbruch]
sette Erden fest eingedruckt/ vor der Hitz der Sonnen bedecket/ und mit Spritzen wolgewartet/ biß sie bekleiben/ blühen fast den gantzen Sommer durch; man kan sie auch einlegen/ oder Häfelein/ nach der bekannten Wis- senschafft/ anbinden.
Limonium, diß ist ein Pomum Eridis unter den gelehrten Botanicis, die sich noch nicht vergliechen/ wel- chem Gewächse dieser Name am besten gebühre; et- liche wollen die Pyrolam Wintergrün dafür halten/ da- von ich aber droben im 5 Buch im 120 Capitel allbe- reit gehandelt habe; Andere halten dafür die Natur- wurtz/ davon auch allbereit im gedachten Buch am 110 Capitel Anregung geschehen; andere wollen/ das ver- meynte Been rubrum officinarum sey das rechte Limo- nium, welches gern auf Wiesen/ und andern sumpffigen und schattichten Orten wächset/ hat eine dicke und rothe Wurtzel/ Blätter schier wie das Bircken-Laub/ aber länger und subtiler/ und an einem starcken Lilienstengel kleine und weisse Blumen/ mag aber/ weil es nichts so gar absonderliches/ wol ausser dem Blumen-Garten bleiben.
[Spaltenumbruch]
Aber das Limonium peregrinum, oder Syriacum, muß vom weit hergebrachten Saamen bey uns fortge- pflantzet werden/ es blühet im Herbst/ und muß des Win- ters fleissig beygesetzt seyn/ dessen Figur im Eychstättischen Garten-Buch zu finden.
Linaria aurea, das guldene Leinkraut/ und das weisse mit Purpurfarben Rachen/ wird in die Gärten gepflantzt/ ins gemein heist mans Unser Frauen Flachs/ blühet zu Ende des Sommers/ wo es einmal an ein Ort kommt/ da treibt es jährlich stärcker/ daß man ihm durch Ausjetten wehren muß.
Wird auch von etlichen Harnkraut genennet/ weil es den Harn befördert. Das Decoctum dieses Krauts reutet die Gelbsucht aus/ vertheilet das geronnene Blut/ treibt alles Gifft aus dem Leib/ treibt die verstandene Menses und hinterbliebene Nachgeburt heraus. Die gepülverten Blumen eines Quintels schwer im Wein nüchtern getruncken/ stillen die vom Haubt herabfal- lende Flüsse; der ausgepresste Safft vertreibt die unna- türliche Röthe und Entzündung der Augen/ und nimmt die Runtzeln und Flecken des Angesichts hinweg.
Cap. XCI. Lunaria, LychnisundLysimachia.
[Spaltenumbruch]
LUnaria Graeca, Silberblätlein/ sind zweyerley Gattungen; das erst hat Purpurfarbe vierblätte- richte Blumen/ aus welchen drey häutige/ breite/ runde Hülslein folgen/ darinn der Saamen ligt/ wann die äussersten zwey Häutlein wegfallen/ so schimmert das Jnwendige wie Silber/ oder durchsichtiges Frauen- eys; dieses hat zerkerbte grüne Blätter. Die andere Art aber hat rundere Blätter/ liechtblaue Blumen und länglichte Schötlein/ sonst wie die andern/ ausser/ daß sie einen Saamen wie kleine Bohnen tragen; die erste hat eine knodichte/ die letzte eine zäserichte lang-härige Wur- tzel/ die einem Bart gleichet; kommen/ nachdem sie gesäet worden/ erst das andere Jahr zur Blühe/ sie blühen zu En- de des Frülings/ und besaamen sich hernach selbst/ ha- ben gern einen guten Grund. Der Saame ist einer hitzigen und trockenen Natur und scharffen Geschmacks/ wie auch seine Wurtzen/ hat mit dem Thlaspi einerley Krafft/ und ist auch denselben an der Schärffe gleich/ er- wärmet/ reiniget/ und befördert Urinam & menses.
Lychnis. Von dem Frauenröslein haben wir be- reits oben im 87 Capitel gehandelt/ jetzt wollen wir Lychnidem Calcedonicam oder florem Constantino- politanum beschreiben/ der ist dreyerley Farben/ weiß und hoch Zinnober/ oder mini-farb/ auch gefüllt und ein- fach/ ist ein schönes zierliches und wolgestaltes Ge- wächs/ hat eine subtile/ länglichte und gelbfarbe/ mit vielen langen haarichten Zasern besetzte Wurtzen. Die dicke wird bißweilen auch in die Geschirre gesetzt und des Winters eingetragen/ so aber unnöthig/ weil sie im Feld besser zusetzt/ wann sie nur im Winter etwas be- deckt wird/ der eingreiffenden Kälte sich zu erwehren/ will fetten Grund und wol begossen seyn/ liebt auch ei- [Spaltenumbruch]
nen warmen Stand an einem erhöheten Ort/ in der Tieffe erbleicht und eraltet sie; wann man ihr bey Anfang ihrer aufgehenden Blühe einen Schatten macht/ so blühet sie desto langwühriger; Die dünne wird von ih- rem Saamen/ die gefüllte aber von ihren Schossen fort- gepflantzt.
Diß muß im Sommer gleich nach den Hundstä- gen im Vollmond geschehen/ dann im Früling findet man nicht taugliche Zweige/ indem sie den Winter über abfaulen/ und erst neu wieder treiben müssen.
Blühen mitten im Sommer/ man kan entweder die Zweiglein peltzen/ wie an den Negelen/ oder dem Leucojo, oder kan im Früling die Stöcke zertheilen und fortsetzen.
Der Holländische Gärtner setzt auch eine Gattung leibfarber Blumen/ und will/ man solle sie in einem sandigen Grunde pflantzen.
Lysimachia, die auch Weiderich und Salicaria ge- nennt wird/ weilen die Blätter sich den Weiden oder Felbern vergleichen/ ist von zweyerley Sorten/ eine mit rothen/ die andere mit goldgelben Blumen/ wiewol auch etliche weisse Blumen tragen/ wächset gern an feuchten Orten/ in den Sümpffen/ und an den Gestaden der Flüsse und Bäche/ daher sie auch in den Gärten muß wol begossen werden. Jst einer zusammenziehenden und vertrocknenden Eigenschafft. Die gesottene Brühe der Blätter/ oder derselben ausgepresster Safft/ stillet die Schmertzen des Leibes/ und hält/ getruncken/ das Blutspeyen/ samt der rothen Ruhr zuruck. Die davon gebrannten Kohlen geben einen scharffen Rauch/ welcher alle Schlangen und gifftige Thiere vertreibt/ und die Würme und Fliegen tödtet.
Cap.
Q q q q
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
[Spaltenumbruch]
ſette Erden feſt eingedruckt/ vor der Hitz der Sonnen bedecket/ und mit Spritzen wolgewaꝛtet/ biß ſie bekleiben/ bluͤhen faſt den gantzen Sommer durch; man kan ſie auch einlegen/ oder Haͤfelein/ nach der bekannten Wiſ- ſenſchafft/ anbinden.
Limonium, diß iſt ein Pomum Eridis unter den gelehrten Botanicis, die ſich noch nicht vergliechen/ wel- chem Gewaͤchſe dieſer Name am beſten gebuͤhre; et- liche wollen die Pyrolam Wintergruͤn dafuͤr halten/ da- von ich aber droben im 5 Buch im 120 Capitel allbe- reit gehandelt habe; Andere halten dafuͤr die Natur- wurtz/ davon auch allbereit im gedachten Buch am 110 Capitel Anregung geſchehen; andere wollen/ das ver- meynte Been rubrum officinarum ſey das rechte Limo- nium, welches gern auf Wieſen/ und andern ſumpffigen und ſchattichten Orten waͤchſet/ hat eine dicke und rothe Wurtzel/ Blaͤtter ſchier wie das Bircken-Laub/ aber laͤnger und ſubtiler/ und an einem ſtarcken Lilienſtengel kleine und weiſſe Blumen/ mag aber/ weil es nichts ſo gar abſonderliches/ wol auſſer dem Blumen-Garten bleiben.
[Spaltenumbruch]
Aber das Limonium peregrinum, oder Syriacum, muß vom weit hergebrachten Saamen bey uns fortge- pflantzet werden/ es bluͤhet im Herbſt/ und muß des Win- ters fleiſſig beygeſetzt ſeyn/ deſſen Figur im Eychſtaͤttiſchen Garten-Buch zu finden.
Linaria aurea, das guldene Leinkraut/ und das weiſſe mit Purpurfarben Rachen/ wird in die Gaͤrten gepflantzt/ ins gemein heiſt mans Unſer Frauen Flachs/ bluͤhet zu Ende des Sommers/ wo es einmal an ein Ort kommt/ da treibt es jaͤhrlich ſtaͤrcker/ daß man ihm durch Ausjetten wehren muß.
Wird auch von etlichen Harnkraut genennet/ weil es den Harn befoͤrdert. Das Decoctum dieſes Krauts reutet die Gelbſucht aus/ vertheilet das geronnene Blut/ treibt alles Gifft aus dem Leib/ treibt die verſtandene Menſes und hinterbliebene Nachgeburt heraus. Die gepuͤlverten Blumen eines Quintels ſchwer im Wein nuͤchtern getruncken/ ſtillen die vom Haubt herabfal- lende Fluͤſſe; der ausgepreſſte Safft vertreibt die unna- tuͤrliche Roͤthe und Entzuͤndung der Augen/ und nimmt die Runtzeln und Flecken des Angeſichts hinweg.
Cap. XCI. Lunaria, LychnisundLyſimachia.
[Spaltenumbruch]
LUnaria Græca, Silberblaͤtlein/ ſind zweyerley Gattungen; das erſt hat Purpurfarbe vierblaͤtte- richte Blumen/ aus welchen drey haͤutige/ breite/ runde Huͤlslein folgen/ darinn der Saamen ligt/ wann die aͤuſſerſten zwey Haͤutlein wegfallen/ ſo ſchimmert das Jnwendige wie Silber/ oder durchſichtiges Frauen- eys; dieſes hat zerkerbte gruͤne Blaͤtter. Die andere Art aber hat rundere Blaͤtter/ liechtblaue Blumen und laͤnglichte Schoͤtlein/ ſonſt wie die andern/ auſſer/ daß ſie einen Saamen wie kleine Bohnen tragen; die erſte hat eine knodichte/ die letzte eine zaͤſerichte lang-haͤrige Wur- tzel/ die einem Bart gleichet; kommen/ nachdem ſie geſaͤet worden/ erſt das andere Jahr zur Bluͤhe/ ſie bluͤhen zu En- de des Fruͤlings/ und beſaamen ſich hernach ſelbſt/ ha- ben gern einen guten Grund. Der Saame iſt einer hitzigen und trockenen Natur und ſcharffen Geſchmacks/ wie auch ſeine Wurtzen/ hat mit dem Thlaspi einerley Krafft/ und iſt auch denſelben an der Schaͤrffe gleich/ er- waͤrmet/ reiniget/ und befoͤrdert Urinam & menſes.
Lychnis. Von dem Frauenroͤslein haben wir be- reits oben im 87 Capitel gehandelt/ jetzt wollen wir Lychnidem Calcedonicam oder florem Conſtantino- politanum beſchreiben/ der iſt dreyerley Farben/ weiß und hoch Zinnober/ oder mini-farb/ auch gefuͤllt und ein- fach/ iſt ein ſchoͤnes zierliches und wolgeſtaltes Ge- waͤchs/ hat eine ſubtile/ laͤnglichte und gelbfarbe/ mit vielen langen haarichten Zaſern beſetzte Wurtzen. Die dicke wird bißweilen auch in die Geſchirre geſetzt und des Winters eingetragen/ ſo aber unnoͤthig/ weil ſie im Feld beſſer zuſetzt/ wann ſie nur im Winter etwas be- deckt wird/ der eingreiffenden Kaͤlte ſich zu erwehren/ will fetten Grund und wol begoſſen ſeyn/ liebt auch ei- [Spaltenumbruch]
nen warmen Stand an einem erhoͤheten Ort/ in der Tieffe erbleicht und eraltet ſie; wann man ihr bey Anfang ihrer aufgehenden Bluͤhe einen Schatten macht/ ſo bluͤhet ſie deſto langwuͤhriger; Die duͤnne wird von ih- rem Saamen/ die gefuͤllte aber von ihren Schoſſen fort- gepflantzt.
Diß muß im Sommer gleich nach den Hundstaͤ- gen im Vollmond geſchehen/ dann im Fruͤling findet man nicht taugliche Zweige/ indem ſie den Winter uͤber abfaulen/ und erſt neu wieder treiben muͤſſen.
Bluͤhen mitten im Sommer/ man kan entweder die Zweiglein peltzen/ wie an den Negelen/ oder dem Leucojo, oder kan im Fruͤling die Stoͤcke zertheilen und fortſetzen.
Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner ſetzt auch eine Gattung leibfarber Blumen/ und will/ man ſolle ſie in einem ſandigen Grunde pflantzen.
Lyſimachia, die auch Weiderich und Salicaria ge- nennt wird/ weilen die Blaͤtter ſich den Weiden oder Felbern vergleichen/ iſt von zweyerley Sorten/ eine mit rothen/ die andere mit goldgelben Blumen/ wiewol auch etliche weiſſe Blumen tragen/ waͤchſet gern an feuchten Orten/ in den Suͤmpffen/ und an den Geſtaden der Fluͤſſe und Baͤche/ daher ſie auch in den Gaͤrten muß wol begoſſen werden. Jſt einer zuſammenziehenden und vertrocknenden Eigenſchafft. Die geſottene Bruͤhe der Blaͤtter/ oder derſelben ausgepreſſter Safft/ ſtillet die Schmertzen des Leibes/ und haͤlt/ getruncken/ das Blutſpeyen/ ſamt der rothen Ruhr zuruck. Die davon gebrannten Kohlen geben einen ſcharffen Rauch/ welcher alle Schlangen und gifftige Thiere vertreibt/ und die Wuͤrme und Fliegen toͤdtet.
Cap.
Q q q q
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[675[673]/0711]
Sechſtes Buch/ Blumen-Garten.
ſette Erden feſt eingedruckt/ vor der Hitz der Sonnen
bedecket/ und mit Spritzen wolgewaꝛtet/ biß ſie bekleiben/
bluͤhen faſt den gantzen Sommer durch; man kan ſie
auch einlegen/ oder Haͤfelein/ nach der bekannten Wiſ-
ſenſchafft/ anbinden.
Limonium, diß iſt ein Pomum Eridis unter den
gelehrten Botanicis, die ſich noch nicht vergliechen/ wel-
chem Gewaͤchſe dieſer Name am beſten gebuͤhre; et-
liche wollen die Pyrolam Wintergruͤn dafuͤr halten/ da-
von ich aber droben im 5 Buch im 120 Capitel allbe-
reit gehandelt habe; Andere halten dafuͤr die Natur-
wurtz/ davon auch allbereit im gedachten Buch am 110
Capitel Anregung geſchehen; andere wollen/ das ver-
meynte Been rubrum officinarum ſey das rechte Limo-
nium, welches gern auf Wieſen/ und andern ſumpffigen
und ſchattichten Orten waͤchſet/ hat eine dicke und rothe
Wurtzel/ Blaͤtter ſchier wie das Bircken-Laub/ aber
laͤnger und ſubtiler/ und an einem ſtarcken Lilienſtengel
kleine und weiſſe Blumen/ mag aber/ weil es nichts
ſo gar abſonderliches/ wol auſſer dem Blumen-Garten
bleiben.
Aber das Limonium peregrinum, oder Syriacum,
muß vom weit hergebrachten Saamen bey uns fortge-
pflantzet werden/ es bluͤhet im Herbſt/ und muß des Win-
ters fleiſſig beygeſetzt ſeyn/ deſſen Figur im Eychſtaͤttiſchen
Garten-Buch zu finden.
Linaria aurea, das guldene Leinkraut/ und das
weiſſe mit Purpurfarben Rachen/ wird in die Gaͤrten
gepflantzt/ ins gemein heiſt mans Unſer Frauen Flachs/
bluͤhet zu Ende des Sommers/ wo es einmal an ein Ort
kommt/ da treibt es jaͤhrlich ſtaͤrcker/ daß man ihm durch
Ausjetten wehren muß.
Wird auch von etlichen Harnkraut genennet/ weil
es den Harn befoͤrdert. Das Decoctum dieſes Krauts
reutet die Gelbſucht aus/ vertheilet das geronnene Blut/
treibt alles Gifft aus dem Leib/ treibt die verſtandene
Menſes und hinterbliebene Nachgeburt heraus. Die
gepuͤlverten Blumen eines Quintels ſchwer im Wein
nuͤchtern getruncken/ ſtillen die vom Haubt herabfal-
lende Fluͤſſe; der ausgepreſſte Safft vertreibt die unna-
tuͤrliche Roͤthe und Entzuͤndung der Augen/ und nimmt
die Runtzeln und Flecken des Angeſichts hinweg.
Cap. XCI.
Lunaria, Lychnis und Lyſimachia.
LUnaria Græca, Silberblaͤtlein/ ſind zweyerley
Gattungen; das erſt hat Purpurfarbe vierblaͤtte-
richte Blumen/ aus welchen drey haͤutige/ breite/
runde Huͤlslein folgen/ darinn der Saamen ligt/ wann
die aͤuſſerſten zwey Haͤutlein wegfallen/ ſo ſchimmert
das Jnwendige wie Silber/ oder durchſichtiges Frauen-
eys; dieſes hat zerkerbte gruͤne Blaͤtter. Die andere
Art aber hat rundere Blaͤtter/ liechtblaue Blumen und
laͤnglichte Schoͤtlein/ ſonſt wie die andern/ auſſer/ daß
ſie einen Saamen wie kleine Bohnen tragen; die erſte hat
eine knodichte/ die letzte eine zaͤſerichte lang-haͤrige Wur-
tzel/ die einem Bart gleichet; kommen/ nachdem ſie geſaͤet
worden/ erſt das andere Jahr zur Bluͤhe/ ſie bluͤhen zu En-
de des Fruͤlings/ und beſaamen ſich hernach ſelbſt/ ha-
ben gern einen guten Grund. Der Saame iſt einer
hitzigen und trockenen Natur und ſcharffen Geſchmacks/
wie auch ſeine Wurtzen/ hat mit dem Thlaspi einerley
Krafft/ und iſt auch denſelben an der Schaͤrffe gleich/ er-
waͤrmet/ reiniget/ und befoͤrdert Urinam & menſes.
Lychnis. Von dem Frauenroͤslein haben wir be-
reits oben im 87 Capitel gehandelt/ jetzt wollen wir
Lychnidem Calcedonicam oder florem Conſtantino-
politanum beſchreiben/ der iſt dreyerley Farben/ weiß
und hoch Zinnober/ oder mini-farb/ auch gefuͤllt und ein-
fach/ iſt ein ſchoͤnes zierliches und wolgeſtaltes Ge-
waͤchs/ hat eine ſubtile/ laͤnglichte und gelbfarbe/ mit
vielen langen haarichten Zaſern beſetzte Wurtzen. Die
dicke wird bißweilen auch in die Geſchirre geſetzt und
des Winters eingetragen/ ſo aber unnoͤthig/ weil ſie im
Feld beſſer zuſetzt/ wann ſie nur im Winter etwas be-
deckt wird/ der eingreiffenden Kaͤlte ſich zu erwehren/
will fetten Grund und wol begoſſen ſeyn/ liebt auch ei-
nen warmen Stand an einem erhoͤheten Ort/ in der
Tieffe erbleicht und eraltet ſie; wann man ihr bey Anfang
ihrer aufgehenden Bluͤhe einen Schatten macht/ ſo
bluͤhet ſie deſto langwuͤhriger; Die duͤnne wird von ih-
rem Saamen/ die gefuͤllte aber von ihren Schoſſen fort-
gepflantzt.
Diß muß im Sommer gleich nach den Hundstaͤ-
gen im Vollmond geſchehen/ dann im Fruͤling findet
man nicht taugliche Zweige/ indem ſie den Winter uͤber
abfaulen/ und erſt neu wieder treiben muͤſſen.
Bluͤhen mitten im Sommer/ man kan entweder
die Zweiglein peltzen/ wie an den Negelen/ oder dem
Leucojo, oder kan im Fruͤling die Stoͤcke zertheilen
und fortſetzen.
Der Hollaͤndiſche Gaͤrtner ſetzt auch eine Gattung
leibfarber Blumen/ und will/ man ſolle ſie in einem
ſandigen Grunde pflantzen.
Lyſimachia, die auch Weiderich und Salicaria ge-
nennt wird/ weilen die Blaͤtter ſich den Weiden oder
Felbern vergleichen/ iſt von zweyerley Sorten/ eine mit
rothen/ die andere mit goldgelben Blumen/ wiewol auch
etliche weiſſe Blumen tragen/ waͤchſet gern an feuchten
Orten/ in den Suͤmpffen/ und an den Geſtaden der
Fluͤſſe und Baͤche/ daher ſie auch in den Gaͤrten muß wol
begoſſen werden. Jſt einer zuſammenziehenden und
vertrocknenden Eigenſchafft. Die geſottene Bruͤhe
der Blaͤtter/ oder derſelben ausgepreſſter Safft/ ſtillet
die Schmertzen des Leibes/ und haͤlt/ getruncken/ das
Blutſpeyen/ ſamt der rothen Ruhr zuruck. Die davon
gebrannten Kohlen geben einen ſcharffen Rauch/ welcher
alle Schlangen und gifftige Thiere vertreibt/ und die
Wuͤrme und Fliegen toͤdtet.
Cap.
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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 675[673]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/711>, abgerufen am 21.12.2024.
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