Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XCV.
Gegen Mittag: Gamanderlein/ Gnaphalium, Grindwurtz und
Gulden Günssel.
[Spaltenumbruch]

GAmanderlein/ Chamaedrys, oder Quercula mi-
nor,
weil die Blätlein einem Eychenlaub glei-
chen/ hat Purpurfarbe bißweilen auch blaue
holdselige Blümlein/ wächst gern an rauhen und dürren
Orten/ und wo es einmal einnistet/ vermehrt es sich selbst
gar gerne/ wird zu Ende des Mayen zum Distilliren
gesamlet/ ist warm und trocken im dritten Grad. Das
Kräutlein mit Baum-Oel gestossen/ und auf die Wun-
den gelegt/ heilet sie/ wie auch die alten Schäden; wem
die Augen wehe thun/ der stosse dieses Kräutlein/ und le-
ge es über Nacht auf die Augen. Die Decoction, da-
von getruncken/ ist gut für die Husten/ und das erhärtete
Miltz zu erweichen/ auch denen/ die einen Anfang zur
Wassersucht besorgen. Diß Kraut mit Feigbohnen-
Mehl/ Saltz-Wasser und Essig gekocht/ vertreibt die
Schuppen aus Haar und Bart/ ist auch sonst zu vie-
lerley Gebrechen dienlich/ wie aus den Kräuter-Büchern
zu vernehmen.

Gnaphalium, Ruhrkraut/ Tabernaemontanus
zehlt dessen achterley unterschiedene Gattungen/ ziehen
zusammen und vertrocknen/ daher sie auch alle für die roh-
te Ruhr nützlich gebraucht/ und im sauren rothen Wein
getruncken werden.

Matthiolus sagt/ der Safft sey gut/ mit Milch und
Wein vermischt/ wider die Angina, wann man sich da-
mit gurgelt.

Dodonaeus schreibt/ daß sein distillirtes Wasser gut sey/
auf die Brüste mit einem feuchten Tüchlein gelegt/ wider
den Krebs/ etiam menstrua nimis profluentia sistit.
Das davon gemachte Pulver dient wider alle Bauch-
flüsse und Schmertzen des Gedärms/ dienet auch aus-
serhalb/ wie Durantes sagt/ zu den faulen Geschweren/
und wird den Kindern wider die Würme/ an dem Hal-
se gehenckt. Das Eychstättische Buch gibt uns auch
[Spaltenumbruch] zu sehen eine andere Art/ Gnaphalium latifolium pere-
grinum.

Grindwurtz/ Menwelwurtz/ Rumex, Lapathum,
ist von vielerley Gattungen/ wächst gern auf ungebaue-
ten Feldern/ theils auch an feuchten Orten/ ist einer
vermengten temperirten Natur/ digerirt und verdauet
mässiglich/ der Saame zieht ein und zusammen/ die
Blätter aber erweichen. Der Wein getruncken/ darin-
nen dieser Saame gesotten hat/ vertreibt die Geelsucht.
Der Wein aber/ darinn die Wurtzen gesotten/ bricht
und treibt aus den Nierenstein/ welches das Pulver/ von
der Wurtzel mit Zucker gemischt und eingenommen/
auch vermag. Die Blätter oder Safft davon/ oder das
distillirte Wasser/ heilen allen Grind und Rauden; die
Wurtzel gepulvert und mit Essig zu einer Sal-
ben gemacht/ heilt die Zittrachmahl und Flechten; der
Safft mit ein wenig Schwefel applicirt/ heilet den Aus-
satz; das distillirte Wasser davon/ nimmt alle Blätter-
lein und Pfinnen des Angesichts hinweg; die Wurtzen
im Wein gesotten/ zerstossen/ und auf die Kröpffe gelegt/
vertheilet und heilet sie.

Gulden Günsel/ Consolida media, hat grössere und
längere Blätter als die Braunellen/ einer Purpurbrau-
nen Farb wie das Cyclamen, einen viereckichten hohlen
haarichten Stengel/ blühet Himmelblau/ mit geährten
Gipffeln/ wächst auf den Wiesen und in den Gärten/
wird so wol zu den frischen Wunden/ als auch zu den al-
ten Schäden/ wie die Braunellen mit guten Nutzen/
auch zu allen Wund-Träncken sehr gebraucht/ denn sie
mildern/ reinigen und heilen/ sind auch gut/ die Mund-
fäulen zu heilen/ die Brühe davon wird auch getrun-
cken in hefftigem Leibwehe/ Grimmen und Darmgicht.
Man kan sie vom Saamen oder durch Stöcklein in die
Gärten zigeln/ blüht zu Ende des Aprils/ der Saame
wird im Brachmonat gesamlet/ sind von vielerley Arten/
aber alle gut und wol zu gebrauchen.

Cap. XCVI.
Gegen Mittag: Hertzgespann/ Hohlwurtzel/ Hundszungen
und S. Johanns-Kraut.
[Spaltenumbruch]

HErtzgespann/ Cardiaca, auch Hertzgesperr/ Fran-
zösisch Agripaume, sind dreyerley Gattungen/
wie bey dem Tabernaemontano zu sehen/ deren
aber die zwey letzten nicht bey uns/ sondern in Syrien zu
finden. Das erste aber wächst auf den grossen Plätzen/
an den Strassen/ Zäunen/ und um die alten Mauren/
ist eines sehr bittern Geschmacks/ warm im andern/ und
trocken im dritten Grad/ das Kraut dienet zum Hertz-
klopffen/ wird auch zu dem Krampff und der Frays ge-
braucht/ eröffnet alle Verstopffungen/ treibt den Urin
& menses,
reinigt die Brust und Nerven/ macht die
grobe und dicke Feuchtigkeiten subtil und dünn/ und
tödtet die Würme. Das Kraut gedörret/ gepulvert/
und eines Quintels schwer im Wein getruncken/ be-
[Spaltenumbruch] fördert die Geburt über die massen sehr/ wie Durantes
bezeuget.

Es soll auch den Stein und Grieß forttreiben/ die
Blätter in Wermuth-Oel/ oder bitter Mandel-Oel
gesotten/ und auf den Nabel gelegt/ tödtet es die Wür-
me; das distillirte Wasser wird den Kindern für das
Hertz-Zittern gebraucht.

Hohlwurtzel/ Osterlucey/ Aristolochia longa &
rotunda,
die lange/ als das Männlein/ wird so wol als
das Weiblein/ im Früling in die Gärten gesäet/ und
kriecht die Wurtzen unter der Erden immer fort/ und
vermehret sich gerne/ ist nicht so kräfftig als die runde/ und
etwas schwächer/ die runde aber wächst sonst auch gern

auf
Y y y iij
Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.
Cap. XCV.
Gegen Mittag: Gamanderlein/ Gnaphalium, Grindwurtz und
Gulden Guͤnſſel.
[Spaltenumbruch]

GAmanderlein/ Chamædrys, oder Quercula mi-
nor,
weil die Blaͤtlein einem Eychenlaub glei-
chen/ hat Purpurfarbe bißweilen auch blaue
holdſelige Bluͤmlein/ waͤchſt gern an rauhen und duͤrren
Orten/ und wo es einmal einniſtet/ vermehrt es ſich ſelbſt
gar gerne/ wird zu Ende des Mayen zum Diſtilliren
geſamlet/ iſt warm und trocken im dritten Grad. Das
Kraͤutlein mit Baum-Oel geſtoſſen/ und auf die Wun-
den gelegt/ heilet ſie/ wie auch die alten Schaͤden; wem
die Augen wehe thun/ der ſtoſſe dieſes Kraͤutlein/ und le-
ge es uͤber Nacht auf die Augen. Die Decoction, da-
von getruncken/ iſt gut fuͤr die Huſten/ und das erhaͤrtete
Miltz zu erweichen/ auch denen/ die einen Anfang zur
Waſſerſucht beſorgen. Diß Kraut mit Feigbohnen-
Mehl/ Saltz-Waſſer und Eſſig gekocht/ vertreibt die
Schuppen aus Haar und Bart/ iſt auch ſonſt zu vie-
lerley Gebrechen dienlich/ wie aus den Kraͤuter-Buͤchern
zu vernehmen.

Gnaphalium, Ruhrkraut/ Tabernæmontanus
zehlt deſſen achterley unterſchiedene Gattungen/ ziehen
zuſammen und vertrocknen/ daher ſie auch alle fuͤr die roh-
te Ruhr nuͤtzlich gebraucht/ und im ſauren rothen Wein
getruncken werden.

Matthiolus ſagt/ der Safft ſey gut/ mit Milch und
Wein vermiſcht/ wider die Angina, wann man ſich da-
mit gurgelt.

Dodonæus ſchꝛeibt/ daß ſein diſtilliꝛtes Waſſer gut ſey/
auf die Bruͤſte mit einem feuchten Tuͤchlein gelegt/ wider
den Krebs/ etiam menſtrua nimis profluentia ſiſtit.
Das davon gemachte Pulver dient wider alle Bauch-
fluͤſſe und Schmertzen des Gedaͤrms/ dienet auch auſ-
ſerhalb/ wie Durantes ſagt/ zu den faulen Geſchweren/
und wird den Kindern wider die Wuͤrme/ an dem Hal-
ſe gehenckt. Das Eychſtaͤttiſche Buch gibt uns auch
[Spaltenumbruch] zu ſehen eine andere Art/ Gnaphalium latifolium pere-
grinum.

Grindwurtz/ Menwelwurtz/ Rumex, Lapathum,
iſt von vielerley Gattungen/ waͤchſt gern auf ungebaue-
ten Feldern/ theils auch an feuchten Orten/ iſt einer
vermengten temperirten Natur/ digerirt und verdauet
maͤſſiglich/ der Saame zieht ein und zuſammen/ die
Blaͤtter aber erweichen. Der Wein getruncken/ darin-
nen dieſer Saame geſotten hat/ vertreibt die Geelſucht.
Der Wein aber/ darinn die Wurtzen geſotten/ bricht
und treibt aus den Nierenſtein/ welches das Pulver/ von
der Wurtzel mit Zucker gemiſcht und eingenommen/
auch vermag. Die Blaͤtter oder Safft davon/ oder das
diſtillirte Waſſer/ heilen allen Grind und Rauden; die
Wurtzel gepulvert und mit Eſſig zu einer Sal-
ben gemacht/ heilt die Zittrachmahl und Flechten; der
Safft mit ein wenig Schwefel applicirt/ heilet den Aus-
ſatz; das diſtillirte Waſſer davon/ nimmt alle Blaͤtter-
lein und Pfinnen des Angeſichts hinweg; die Wurtzen
im Wein geſotten/ zerſtoſſen/ und auf die Kroͤpffe gelegt/
vertheilet und heilet ſie.

Gulden Guͤnſel/ Conſolida media, hat groͤſſere und
laͤngere Blaͤtter als die Braunellen/ einer Purpurbrau-
nen Farb wie das Cyclamen, einen viereckichten hohlen
haarichten Stengel/ bluͤhet Himmelblau/ mit geaͤhrten
Gipffeln/ waͤchſt auf den Wieſen und in den Gaͤrten/
wird ſo wol zu den friſchen Wunden/ als auch zu den al-
ten Schaͤden/ wie die Braunellen mit guten Nutzen/
auch zu allen Wund-Traͤncken ſehr gebraucht/ denn ſie
mildern/ reinigen und heilen/ ſind auch gut/ die Mund-
faͤulen zu heilen/ die Bruͤhe davon wird auch getrun-
cken in hefftigem Leibwehe/ Grimmen und Darmgicht.
Man kan ſie vom Saamen oder durch Stoͤcklein in die
Gaͤrten zigeln/ bluͤht zu Ende des Aprils/ der Saame
wird im Brachmonat geſamlet/ ſind von vielerley Arten/
aber alle gut und wol zu gebrauchen.

Cap. XCVI.
Gegen Mittag: Hertzgeſpann/ Hohlwurtzel/ Hundszungen
und S. Johanns-Kraut.
[Spaltenumbruch]

HErtzgeſpann/ Cardiaca, auch Hertzgeſperr/ Fran-
zoͤſiſch Agripaume, ſind dreyerley Gattungen/
wie bey dem Tabernæmontano zu ſehen/ deren
aber die zwey letzten nicht bey uns/ ſondern in Syrien zu
finden. Das erſte aber waͤchſt auf den groſſen Plaͤtzen/
an den Straſſen/ Zaͤunen/ und um die alten Mauren/
iſt eines ſehr bittern Geſchmacks/ warm im andern/ und
trocken im dritten Grad/ das Kraut dienet zum Hertz-
klopffen/ wird auch zu dem Krampff und der Frays ge-
braucht/ eroͤffnet alle Verſtopffungen/ treibt den Urin
& menſes,
reinigt die Bruſt und Nerven/ macht die
grobe und dicke Feuchtigkeiten ſubtil und duͤnn/ und
toͤdtet die Wuͤrme. Das Kraut gedoͤrret/ gepulvert/
und eines Quintels ſchwer im Wein getruncken/ be-
[Spaltenumbruch] foͤrdert die Geburt uͤber die maſſen ſehr/ wie Durantes
bezeuget.

Es ſoll auch den Stein und Grieß forttreiben/ die
Blaͤtter in Wermuth-Oel/ oder bitter Mandel-Oel
geſotten/ und auf den Nabel gelegt/ toͤdtet es die Wuͤr-
me; das diſtillirte Waſſer wird den Kindern fuͤr das
Hertz-Zittern gebraucht.

Hohlwurtzel/ Oſterlucey/ Ariſtolochia longa &
rotunda,
die lange/ als das Maͤnnlein/ wird ſo wol als
das Weiblein/ im Fruͤling in die Gaͤrten geſaͤet/ und
kriecht die Wurtzen unter der Erden immer fort/ und
vermehret ſich gerne/ iſt nicht ſo kraͤfftig als die runde/ und
etwas ſchwaͤcher/ die runde aber waͤchſt ſonſt auch gern

auf
Y y y iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0559" n="543[541]"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap</hi>. XCV</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Gegen Mittag: Gamanderlein/</hi> <hi rendition="#aq">Gnaphalium,</hi> <hi rendition="#fr">Grindwurtz und<lb/>
Gulden Gu&#x0364;n&#x017F;&#x017F;el.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">G</hi>Amanderlein/ <hi rendition="#aq">Chamædrys,</hi> oder <hi rendition="#aq">Quercula mi-<lb/>
nor,</hi> weil die Bla&#x0364;tlein einem Eychenlaub glei-<lb/>
chen/ hat Purpurfarbe bißweilen auch blaue<lb/>
hold&#x017F;elige Blu&#x0364;mlein/ wa&#x0364;ch&#x017F;t gern an rauhen und du&#x0364;rren<lb/>
Orten/ und wo es einmal einni&#x017F;tet/ vermehrt es &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gar gerne/ wird zu Ende des Mayen zum Di&#x017F;tilliren<lb/>
ge&#x017F;amlet/ i&#x017F;t warm und trocken im dritten Grad. Das<lb/>
Kra&#x0364;utlein mit Baum-Oel ge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und auf die Wun-<lb/>
den gelegt/ heilet &#x017F;ie/ wie auch die alten Scha&#x0364;den; wem<lb/>
die Augen wehe thun/ der &#x017F;to&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;es Kra&#x0364;utlein/ und le-<lb/>
ge es u&#x0364;ber Nacht auf die Augen. Die <hi rendition="#aq">Decoction,</hi> da-<lb/>
von getruncken/ i&#x017F;t gut fu&#x0364;r die Hu&#x017F;ten/ und das erha&#x0364;rtete<lb/>
Miltz zu erweichen/ auch denen/ die einen Anfang zur<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht be&#x017F;orgen. Diß Kraut mit Feigbohnen-<lb/>
Mehl/ Saltz-Wa&#x017F;&#x017F;er und E&#x017F;&#x017F;ig gekocht/ vertreibt die<lb/>
Schuppen aus Haar und Bart/ i&#x017F;t auch &#x017F;on&#x017F;t zu vie-<lb/>
lerley Gebrechen dienlich/ wie aus den Kra&#x0364;uter-Bu&#x0364;chern<lb/>
zu vernehmen.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Gnaphalium,</hi> Ruhrkraut/ <hi rendition="#aq">Tabernæmontanus</hi><lb/>
zehlt de&#x017F;&#x017F;en achterley unter&#x017F;chiedene Gattungen/ ziehen<lb/>
zu&#x017F;ammen und vertrocknen/ daher &#x017F;ie auch alle fu&#x0364;r die roh-<lb/>
te Ruhr nu&#x0364;tzlich gebraucht/ und im &#x017F;auren rothen Wein<lb/>
getruncken werden.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Matthiolus</hi> &#x017F;agt/ der Safft &#x017F;ey gut/ mit Milch und<lb/>
Wein vermi&#x017F;cht/ wider die <hi rendition="#aq">Angina,</hi> wann man &#x017F;ich da-<lb/>
mit gurgelt.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Dodonæus</hi> &#x017F;ch&#xA75B;eibt/ daß &#x017F;ein di&#x017F;tilli&#xA75B;tes Wa&#x017F;&#x017F;er gut &#x017F;ey/<lb/>
auf die Bru&#x0364;&#x017F;te mit einem feuchten Tu&#x0364;chlein gelegt/ wider<lb/>
den Krebs/ <hi rendition="#aq">etiam men&#x017F;trua nimis profluentia &#x017F;i&#x017F;tit.</hi><lb/>
Das davon gemachte Pulver dient wider alle Bauch-<lb/>
flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Schmertzen des Geda&#x0364;rms/ dienet auch au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;erhalb/ wie <hi rendition="#aq">Durantes</hi> &#x017F;agt/ zu den faulen Ge&#x017F;chweren/<lb/>
und wird den Kindern wider die Wu&#x0364;rme/ an dem Hal-<lb/>
&#x017F;e gehenckt. Das Eych&#x017F;ta&#x0364;tti&#x017F;che Buch gibt uns auch<lb/><cb/>
zu &#x017F;ehen eine andere Art/ <hi rendition="#aq">Gnaphalium latifolium pere-<lb/>
grinum.</hi></p><lb/>
            <p>Grindwurtz/ Menwelwurtz/ <hi rendition="#aq">Rumex, Lapathum,</hi><lb/>
i&#x017F;t von vielerley Gattungen/ wa&#x0364;ch&#x017F;t gern auf ungebaue-<lb/>
ten Feldern/ theils auch an feuchten Orten/ i&#x017F;t einer<lb/>
vermengten temperirten Natur/ <hi rendition="#aq">digeri</hi>rt und verdauet<lb/>
ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iglich/ der Saame zieht ein und zu&#x017F;ammen/ die<lb/>
Bla&#x0364;tter aber erweichen. Der Wein getruncken/ darin-<lb/>
nen die&#x017F;er Saame ge&#x017F;otten hat/ vertreibt die Geel&#x017F;ucht.<lb/>
Der Wein aber/ darinn die Wurtzen ge&#x017F;otten/ bricht<lb/>
und treibt aus den Nieren&#x017F;tein/ welches das Pulver/ von<lb/>
der Wurtzel mit Zucker gemi&#x017F;cht und eingenommen/<lb/>
auch vermag. Die Bla&#x0364;tter oder Safft davon/ oder das<lb/>
di&#x017F;tillirte Wa&#x017F;&#x017F;er/ heilen allen Grind und Rauden; die<lb/>
Wurtzel gepulvert und mit E&#x017F;&#x017F;ig zu einer Sal-<lb/>
ben gemacht/ heilt die Zittrachmahl und Flechten; der<lb/>
Safft mit ein wenig Schwefel applicirt/ heilet den Aus-<lb/>
&#x017F;atz; das di&#x017F;tillirte Wa&#x017F;&#x017F;er davon/ nimmt alle Bla&#x0364;tter-<lb/>
lein und Pfinnen des Ange&#x017F;ichts hinweg; die Wurtzen<lb/>
im Wein ge&#x017F;otten/ zer&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ und auf die Kro&#x0364;pffe gelegt/<lb/>
vertheilet und heilet &#x017F;ie.</p><lb/>
            <p>Gulden Gu&#x0364;n&#x017F;el/ <hi rendition="#aq">Con&#x017F;olida media,</hi> hat gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere und<lb/>
la&#x0364;ngere Bla&#x0364;tter als die Braunellen/ einer Purpurbrau-<lb/>
nen Farb wie das <hi rendition="#aq">Cyclamen,</hi> einen viereckichten hohlen<lb/>
haarichten Stengel/ blu&#x0364;het Himmelblau/ mit gea&#x0364;hrten<lb/>
Gipffeln/ wa&#x0364;ch&#x017F;t auf den Wie&#x017F;en und in den Ga&#x0364;rten/<lb/>
wird &#x017F;o wol zu den fri&#x017F;chen Wunden/ als auch zu den al-<lb/>
ten Scha&#x0364;den/ wie die Braunellen mit guten Nutzen/<lb/>
auch zu allen Wund-Tra&#x0364;ncken &#x017F;ehr gebraucht/ denn &#x017F;ie<lb/>
mildern/ reinigen und heilen/ &#x017F;ind auch gut/ die Mund-<lb/>
fa&#x0364;ulen zu heilen/ die Bru&#x0364;he davon wird auch getrun-<lb/>
cken in hefftigem Leibwehe/ Grimmen und Darmgicht.<lb/>
Man kan &#x017F;ie vom Saamen oder durch Sto&#x0364;cklein in die<lb/>
Ga&#x0364;rten zigeln/ blu&#x0364;ht zu Ende des Aprils/ der Saame<lb/>
wird im Brachmonat ge&#x017F;amlet/ &#x017F;ind von vielerley Arten/<lb/>
aber alle gut und wol zu gebrauchen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap</hi>. XCVI</hi>.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Gegen Mittag: Hertzge&#x017F;pann/ Hohlwurtzel/ Hundszungen<lb/>
und S. Johanns-Kraut.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">H</hi>Ertzge&#x017F;pann/ <hi rendition="#aq">Cardiaca,</hi> auch Hertzge&#x017F;perr/ Fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;ch <hi rendition="#aq">Agripaume,</hi> &#x017F;ind dreyerley Gattungen/<lb/>
wie bey dem <hi rendition="#aq">Tabernæmontano</hi> zu &#x017F;ehen/ deren<lb/>
aber die zwey letzten nicht bey uns/ &#x017F;ondern in Syrien zu<lb/>
finden. Das er&#x017F;te aber wa&#x0364;ch&#x017F;t auf den gro&#x017F;&#x017F;en Pla&#x0364;tzen/<lb/>
an den Stra&#x017F;&#x017F;en/ Za&#x0364;unen/ und um die alten Mauren/<lb/>
i&#x017F;t eines &#x017F;ehr bittern Ge&#x017F;chmacks/ warm im andern/ und<lb/>
trocken im dritten Grad/ das Kraut dienet zum Hertz-<lb/>
klopffen/ wird auch zu dem Krampff und der Frays ge-<lb/>
braucht/ ero&#x0364;ffnet alle Ver&#x017F;topffungen/ treibt den <hi rendition="#aq">Urin<lb/>
&amp; men&#x017F;es,</hi> reinigt die Bru&#x017F;t und Nerven/ macht die<lb/>
grobe und dicke Feuchtigkeiten &#x017F;ubtil und du&#x0364;nn/ und<lb/>
to&#x0364;dtet die Wu&#x0364;rme. Das Kraut gedo&#x0364;rret/ gepulvert/<lb/>
und eines Quintels &#x017F;chwer im Wein getruncken/ be-<lb/><cb/>
fo&#x0364;rdert die Geburt u&#x0364;ber die ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehr/ wie <hi rendition="#aq">Durantes</hi><lb/>
bezeuget.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;oll auch den Stein und Grieß forttreiben/ die<lb/>
Bla&#x0364;tter in Wermuth-Oel/ oder bitter Mandel-Oel<lb/>
ge&#x017F;otten/ und auf den Nabel gelegt/ to&#x0364;dtet es die Wu&#x0364;r-<lb/>
me; das di&#x017F;tillirte Wa&#x017F;&#x017F;er wird den Kindern fu&#x0364;r das<lb/>
Hertz-Zittern gebraucht.</p><lb/>
            <p>Hohlwurtzel/ O&#x017F;terlucey/ <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tolochia longa &amp;<lb/>
rotunda,</hi> die lange/ als das Ma&#x0364;nnlein/ wird &#x017F;o wol als<lb/>
das Weiblein/ im Fru&#x0364;ling in die Ga&#x0364;rten ge&#x017F;a&#x0364;et/ und<lb/>
kriecht die Wurtzen unter der Erden immer fort/ und<lb/>
vermehret &#x017F;ich gerne/ i&#x017F;t nicht &#x017F;o kra&#x0364;fftig als die runde/ und<lb/>
etwas &#x017F;chwa&#x0364;cher/ die runde aber wa&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;on&#x017F;t auch gern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y y iij</fw><fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[543[541]/0559] Fuͤnftes Buch/ Kuchen- und Artzney-Garten. Cap. XCV. Gegen Mittag: Gamanderlein/ Gnaphalium, Grindwurtz und Gulden Guͤnſſel. GAmanderlein/ Chamædrys, oder Quercula mi- nor, weil die Blaͤtlein einem Eychenlaub glei- chen/ hat Purpurfarbe bißweilen auch blaue holdſelige Bluͤmlein/ waͤchſt gern an rauhen und duͤrren Orten/ und wo es einmal einniſtet/ vermehrt es ſich ſelbſt gar gerne/ wird zu Ende des Mayen zum Diſtilliren geſamlet/ iſt warm und trocken im dritten Grad. Das Kraͤutlein mit Baum-Oel geſtoſſen/ und auf die Wun- den gelegt/ heilet ſie/ wie auch die alten Schaͤden; wem die Augen wehe thun/ der ſtoſſe dieſes Kraͤutlein/ und le- ge es uͤber Nacht auf die Augen. Die Decoction, da- von getruncken/ iſt gut fuͤr die Huſten/ und das erhaͤrtete Miltz zu erweichen/ auch denen/ die einen Anfang zur Waſſerſucht beſorgen. Diß Kraut mit Feigbohnen- Mehl/ Saltz-Waſſer und Eſſig gekocht/ vertreibt die Schuppen aus Haar und Bart/ iſt auch ſonſt zu vie- lerley Gebrechen dienlich/ wie aus den Kraͤuter-Buͤchern zu vernehmen. Gnaphalium, Ruhrkraut/ Tabernæmontanus zehlt deſſen achterley unterſchiedene Gattungen/ ziehen zuſammen und vertrocknen/ daher ſie auch alle fuͤr die roh- te Ruhr nuͤtzlich gebraucht/ und im ſauren rothen Wein getruncken werden. Matthiolus ſagt/ der Safft ſey gut/ mit Milch und Wein vermiſcht/ wider die Angina, wann man ſich da- mit gurgelt. Dodonæus ſchꝛeibt/ daß ſein diſtilliꝛtes Waſſer gut ſey/ auf die Bruͤſte mit einem feuchten Tuͤchlein gelegt/ wider den Krebs/ etiam menſtrua nimis profluentia ſiſtit. Das davon gemachte Pulver dient wider alle Bauch- fluͤſſe und Schmertzen des Gedaͤrms/ dienet auch auſ- ſerhalb/ wie Durantes ſagt/ zu den faulen Geſchweren/ und wird den Kindern wider die Wuͤrme/ an dem Hal- ſe gehenckt. Das Eychſtaͤttiſche Buch gibt uns auch zu ſehen eine andere Art/ Gnaphalium latifolium pere- grinum. Grindwurtz/ Menwelwurtz/ Rumex, Lapathum, iſt von vielerley Gattungen/ waͤchſt gern auf ungebaue- ten Feldern/ theils auch an feuchten Orten/ iſt einer vermengten temperirten Natur/ digerirt und verdauet maͤſſiglich/ der Saame zieht ein und zuſammen/ die Blaͤtter aber erweichen. Der Wein getruncken/ darin- nen dieſer Saame geſotten hat/ vertreibt die Geelſucht. Der Wein aber/ darinn die Wurtzen geſotten/ bricht und treibt aus den Nierenſtein/ welches das Pulver/ von der Wurtzel mit Zucker gemiſcht und eingenommen/ auch vermag. Die Blaͤtter oder Safft davon/ oder das diſtillirte Waſſer/ heilen allen Grind und Rauden; die Wurtzel gepulvert und mit Eſſig zu einer Sal- ben gemacht/ heilt die Zittrachmahl und Flechten; der Safft mit ein wenig Schwefel applicirt/ heilet den Aus- ſatz; das diſtillirte Waſſer davon/ nimmt alle Blaͤtter- lein und Pfinnen des Angeſichts hinweg; die Wurtzen im Wein geſotten/ zerſtoſſen/ und auf die Kroͤpffe gelegt/ vertheilet und heilet ſie. Gulden Guͤnſel/ Conſolida media, hat groͤſſere und laͤngere Blaͤtter als die Braunellen/ einer Purpurbrau- nen Farb wie das Cyclamen, einen viereckichten hohlen haarichten Stengel/ bluͤhet Himmelblau/ mit geaͤhrten Gipffeln/ waͤchſt auf den Wieſen und in den Gaͤrten/ wird ſo wol zu den friſchen Wunden/ als auch zu den al- ten Schaͤden/ wie die Braunellen mit guten Nutzen/ auch zu allen Wund-Traͤncken ſehr gebraucht/ denn ſie mildern/ reinigen und heilen/ ſind auch gut/ die Mund- faͤulen zu heilen/ die Bruͤhe davon wird auch getrun- cken in hefftigem Leibwehe/ Grimmen und Darmgicht. Man kan ſie vom Saamen oder durch Stoͤcklein in die Gaͤrten zigeln/ bluͤht zu Ende des Aprils/ der Saame wird im Brachmonat geſamlet/ ſind von vielerley Arten/ aber alle gut und wol zu gebrauchen. Cap. XCVI. Gegen Mittag: Hertzgeſpann/ Hohlwurtzel/ Hundszungen und S. Johanns-Kraut. HErtzgeſpann/ Cardiaca, auch Hertzgeſperr/ Fran- zoͤſiſch Agripaume, ſind dreyerley Gattungen/ wie bey dem Tabernæmontano zu ſehen/ deren aber die zwey letzten nicht bey uns/ ſondern in Syrien zu finden. Das erſte aber waͤchſt auf den groſſen Plaͤtzen/ an den Straſſen/ Zaͤunen/ und um die alten Mauren/ iſt eines ſehr bittern Geſchmacks/ warm im andern/ und trocken im dritten Grad/ das Kraut dienet zum Hertz- klopffen/ wird auch zu dem Krampff und der Frays ge- braucht/ eroͤffnet alle Verſtopffungen/ treibt den Urin & menſes, reinigt die Bruſt und Nerven/ macht die grobe und dicke Feuchtigkeiten ſubtil und duͤnn/ und toͤdtet die Wuͤrme. Das Kraut gedoͤrret/ gepulvert/ und eines Quintels ſchwer im Wein getruncken/ be- foͤrdert die Geburt uͤber die maſſen ſehr/ wie Durantes bezeuget. Es ſoll auch den Stein und Grieß forttreiben/ die Blaͤtter in Wermuth-Oel/ oder bitter Mandel-Oel geſotten/ und auf den Nabel gelegt/ toͤdtet es die Wuͤr- me; das diſtillirte Waſſer wird den Kindern fuͤr das Hertz-Zittern gebraucht. Hohlwurtzel/ Oſterlucey/ Ariſtolochia longa & rotunda, die lange/ als das Maͤnnlein/ wird ſo wol als das Weiblein/ im Fruͤling in die Gaͤrten geſaͤet/ und kriecht die Wurtzen unter der Erden immer fort/ und vermehret ſich gerne/ iſt nicht ſo kraͤfftig als die runde/ und etwas ſchwaͤcher/ die runde aber waͤchſt ſonſt auch gern auf Y y y iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/559
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 543[541]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/559>, abgerufen am 20.11.2024.