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Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ihrem starcken Geruch bald faulen machen. Sie aber
lang zu behalten/ soll mans in einen neuen Hafen thun/
den wol vermachen/ und in ein voll Wein-Faß thun/ so
bleiben die Quitten frisch/ und wird der Wein fast wol-
geschmack; diß wird sich aber in unsern Fässern nicht pra-
cticiren lassen/ weil man keinen so grossen Bail daran lässt/
daß man einen Hafen durchbringen solte. Sie sollen auch
sehr lang in Sägspänen oder Spreuern können erhalten
werden/ so wol auch/ wann sie in Laub eingewickelt/ mit
Hafner-Dohn überzogen/ an der Sonnen getrocknet/
und also aufgehangen werden/ biß man sie nach und nach
bedarf/ so findet man sie so frisch/ als ob sie erst von der
Stauden kämen/ diß mag man auch mit den Aepfeln thun.

Die Mandeln/ wann man sie in Spreuer legt/ blei-
ben sie lang/ und lassen sich gern scheelen.

Columella will/ daß die Früchte in gesottenem Wein
oder Hönig mögen lang bleiben/ ein wenig aber würde
[Spaltenumbruch] nichts austragen/ und viel wäre zu kostbar und also be-
schwerlich/ müssen auch ohn allen Zweifel die Aepfel ei-
nen fremden Geschmack an sich nehmen.

Diese (wie etliche dafür halten) bleiben lang/ wann
man sie auf den Butzen und nicht auf den Stengel legt/
in ein kühl doch trocknen Zimmer/ und nicht in einem Kel-
ler/ weil sie darinnen/ wegen der salitrischen inwohnen-
den Dünste/ ihren guten Geschmack gerne verliehren.
Das verteutschte Buch Caroli Stephani und Joh. Li-
balti
von dem Feldbau lib. 5. c. 47. sagt/ daß nichts ge-
wissers sey/ als wann man Aepfel und Birnen zwischen
guten Federbetten den gantzen Winter über ligen lässet.

Franciscus Bacon in seiner Historia naturali, in sei-
nem 320. Experimento schreibet/ daß die Aepfel in
Aschen verdeckt/ ihren guten Geschmack lang erhalten
und gut bleiben.

Cap. LIV.
Wie das Obst zu dörren.
[Spaltenumbruch]

WO es grosse und weite Baumgärten gibt/ und
ein gutes Obst-Jahr kommet/ ist ein trefflicher
Vortheil/ wann man (wie im ersten Buch ver-
meldet worden) Dörrstüblein hat/ da man/ mit viel
wenigerm Holtz/ zwanzig und mehr Bretter oder Hurten
voll geschehltes und zerspaltenes Obst auf einmal abdör-
ren kan/ da man sonst in die Back-Oefen kaum das drit-
te Theil einschiessen kan/ es mit Mühe aus und einbrin-
get/ und darzu die Back-Oefen mercklich/ mit der von
dem Obst ausdünstenden Feuchtigkeit verderbet; da
hingegen in dem Dörrstüblein man überall frey darzu
kommen/ die der Hitze am nächsten gelegene Bretter/
und was weniger gedörrt/ in die kühlere bringen/ und
also eines und das andere also temperiren kan/ damit
alles wol/ weder zu wenig noch zu viel/ ausgedörrt und zu
Nutzen gebracht werde; und bezahlen gewiß diese Dörr-
stüblein/ wo es viel Obst hat/ ihren Unkosten wol/ daß
man bey fruchtbaren Jahren/ ihm einen desto grössern
Vorrath schaffen/ und damit den Mangel der künfftigen
Fehl-Jahr ersetzen kan/ weil das gedörrte Obst/ wann es
wol bereitet ist/ sonderlich Aepfel und Birnen-Spälten/
Zwetschtgen/ Weichsel und Pfersich/ etliche Jahr blei-
ben/ und in der Wirtschafft nicht einen geringen Nutzen
zu Zeiten/ wann das Obst mißrathet/ schaffen können.

Aepfel und Birnen/ sonderlich von dem schlechtern
Obst/ was man für Gesinde und die Tagwercker
braucht/ wird an etlichen Orten nicht geschehlt/ nur zer-
spalten/ die Kernstöcke ausgeschnitten; besser aber ist/
daß man das edlere Obst sauber schehle/ nicht gleich al-
so frisch in den Ofen/ oder in das Dörrstüblein bringe/
sondern vorher ein wenig abwelcken lasse; alles Obst
soll nicht übereinander unordentlich/ sondern fein neben-
einander auf die Hurten gebracht/ Anfangs bey einer
gelinden Wärme überdörrt/ und folgends per gra-
[Spaltenumbruch] dus caloris
zur rechten Mässigung geführet werden.
Was gar edle Birnen sind/ werden entweder gantz/
oder/ was groß ist/ voneinander getheilt/ in Zucker ge-
sotten/ hernach gemächlich gedörrt/ mit Zucker bestreuet/
und also zum Confect aufgehaben; wie auch die Pfersi-
chen zertheilet/ in Zucker ein wenig gesotten/ mit geschehl-
ten Mandeln/ an statt ihrer Kern/ belegt/ und bey einer
gelinden Wärme getrocknet.

Die Zwespen setzet man eine dicht neben der an-
dern auf die Dörr-Bretter/ oder Hurten/ die alle mit
einer höltzernen Leisten müssen umfangen seyn/ und dörrt
sie also nach und nach.

Die Weichsel aber werden etwas dicker aufgeschüt-
tet; Nur dieses ist bey allem Dörren fleissig in Acht zu
nehmen/ daß man dem Obst Anfangs nicht zu strenge
Hitz gebe/ denn wann die inligende Feuchtigkeit gar zu
starck und gähe die übermässige Hitze empfindet/ ebul-
li
rt sie so mächtig/ daß die Haut davon bersten/ der beste
Safft ausrinnen/ und also das Obst untüchtig werden
muß; wann man aber den Anfang fein gelinde macht/
so vertrocknet die Feuchtigkeit gemächlich/ bleibt bey-
sammen/ und macht das gedörrte Obst safftig und wol-
geschmack/ deßwegen werden die Dörr-Hurten oder
Bretter in den Dörrstuben drey/ vier oder mehr hoch ü-
bereinander gelegt/ daß wann etliche gar zuviel Hitz lit-
ten/ man solche auf die Ort/ so von der Hitz am wenig-
sten betroffen werden/ hinbringen und auswechseln mö-
ge/ und daher sind auch die Dörrstuben am bequemsten/
weil man dieses in den Backöfen nicht so anständig ver-
richten kan.

Alles gedörrte Obst wird in grossen von gewissen
Absätzen getheilten Truhen; wann man aber die Men-
ge hat/ wol gar in Fässer eingeschlagen/ und an kühle tro-
ckene Ort gebracht.

Cap. LV.
Most aus dem Obst zu machen.
[Spaltenumbruch]

WO es viel Feld-Obst giebet/ wie im Viertel ob
Wiener Wald/ und im Land ob der Ennß/ da
die meisten Bauren ihre Häuser und Gründe
[Spaltenumbruch] von ihren Nachbarn unterschieden/ mit Zäunen und Ge-
hägen eingefangen/ verwahret und eingefridet haben;
da befleissen sich die Bauren sehr auf das Feld-Obst/

Aepfel

Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
[Spaltenumbruch] ihrem ſtarcken Geruch bald faulen machen. Sie aber
lang zu behalten/ ſoll mans in einen neuen Hafen thun/
den wol vermachen/ und in ein voll Wein-Faß thun/ ſo
bleiben die Quitten friſch/ und wird der Wein faſt wol-
geſchmack; diß wird ſich aber in unſern Faͤſſern nicht pra-
cticiren laſſen/ weil man keinẽ ſo groſſen Bail daran laͤſſt/
daß man einen Hafen durchbringen ſolte. Sie ſollen auch
ſehr lang in Saͤgſpaͤnen oder Spreuern koͤnnen erhalten
werden/ ſo wol auch/ wann ſie in Laub eingewickelt/ mit
Hafner-Dohn uͤberzogen/ an der Sonnen getrocknet/
und alſo aufgehangen werden/ biß man ſie nach und nach
bedarf/ ſo findet man ſie ſo friſch/ als ob ſie erſt von der
Stauden kaͤmẽ/ diß mag man auch mit den Aepfeln thun.

Die Mandeln/ wann man ſie in Spreuer legt/ blei-
ben ſie lang/ und laſſen ſich gern ſcheelen.

Columella will/ daß die Fruͤchte in geſottenem Wein
oder Hoͤnig moͤgen lang bleiben/ ein wenig aber wuͤrde
[Spaltenumbruch] nichts austragen/ und viel waͤre zu koſtbar und alſo be-
ſchwerlich/ muͤſſen auch ohn allen Zweifel die Aepfel ei-
nen fremden Geſchmack an ſich nehmen.

Dieſe (wie etliche dafuͤr halten) bleiben lang/ wann
man ſie auf den Butzen und nicht auf den Stengel legt/
in ein kuͤhl doch trocknen Zimmer/ und nicht in einem Kel-
ler/ weil ſie darinnen/ wegen der ſalitriſchen inwohnen-
den Duͤnſte/ ihren guten Geſchmack gerne verliehren.
Das verteutſchte Buch Caroli Stephani und Joh. Li-
balti
von dem Feldbau lib. 5. c. 47. ſagt/ daß nichts ge-
wiſſers ſey/ als wann man Aepfel und Birnen zwiſchen
guten Federbetten den gantzen Winter uͤber ligen laͤſſet.

Franciſcus Bacon in ſeiner Hiſtoriâ naturali, in ſei-
nem 320. Experimento ſchreibet/ daß die Aepfel in
Aſchen verdeckt/ ihren guten Geſchmack lang erhalten
und gut bleiben.

Cap. LIV.
Wie das Obſt zu doͤrren.
[Spaltenumbruch]

WO es groſſe und weite Baumgaͤrten gibt/ und
ein gutes Obſt-Jahr kommet/ iſt ein trefflicher
Vortheil/ wann man (wie im erſten Buch ver-
meldet worden) Doͤrrſtuͤblein hat/ da man/ mit viel
wenigerm Holtz/ zwanzig und mehr Bretter oder Hurten
voll geſchehltes und zerſpaltenes Obſt auf einmal abdoͤr-
ren kan/ da man ſonſt in die Back-Oefen kaum das drit-
te Theil einſchieſſen kan/ es mit Muͤhe aus und einbrin-
get/ und darzu die Back-Oefen mercklich/ mit der von
dem Obſt ausduͤnſtenden Feuchtigkeit verderbet; da
hingegen in dem Doͤrrſtuͤblein man uͤberall frey darzu
kommen/ die der Hitze am naͤchſten gelegene Bretter/
und was weniger gedoͤrrt/ in die kuͤhlere bringen/ und
alſo eines und das andere alſo temperiren kan/ damit
alles wol/ weder zu wenig noch zu viel/ ausgedoͤrrt und zu
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ſtuͤblein/ wo es viel Obſt hat/ ihren Unkoſten wol/ daß
man bey fruchtbaren Jahren/ ihm einen deſto groͤſſern
Vorrath ſchaffen/ und damit den Mangel der kuͤnfftigen
Fehl-Jahr erſetzen kan/ weil das gedoͤrrte Obſt/ wann es
wol bereitet iſt/ ſonderlich Aepfel und Birnen-Spaͤlten/
Zwetſchtgen/ Weichſel und Pferſich/ etliche Jahr blei-
ben/ und in der Wirtſchafft nicht einen geringen Nutzen
zu Zeiten/ wann das Obſt mißrathet/ ſchaffen koͤnnen.

Aepfel und Birnen/ ſonderlich von dem ſchlechtern
Obſt/ was man fuͤr Geſinde und die Tagwercker
braucht/ wird an etlichen Orten nicht geſchehlt/ nur zer-
ſpalten/ die Kernſtoͤcke ausgeſchnitten; beſſer aber iſt/
daß man das edlere Obſt ſauber ſchehle/ nicht gleich al-
ſo friſch in den Ofen/ oder in das Doͤrrſtuͤblein bringe/
ſondern vorher ein wenig abwelcken laſſe; alles Obſt
ſoll nicht uͤbereinander unordentlich/ ſondern fein neben-
einander auf die Hurten gebracht/ Anfangs bey einer
gelinden Waͤrme uͤberdoͤrrt/ und folgends per gra-
[Spaltenumbruch] dus caloris
zur rechten Maͤſſigung gefuͤhret werden.
Was gar edle Birnen ſind/ werden entweder gantz/
oder/ was groß iſt/ voneinander getheilt/ in Zucker ge-
ſotten/ hernach gemaͤchlich gedoͤrrt/ mit Zucker beſtreuet/
und alſo zum Confect aufgehaben; wie auch die Pferſi-
chen zertheilet/ in Zucker ein wenig geſotten/ mit geſchehl-
ten Mandeln/ an ſtatt ihrer Kern/ belegt/ und bey einer
gelinden Waͤrme getrocknet.

Die Zweſpen ſetzet man eine dicht neben der an-
dern auf die Doͤrr-Bretter/ oder Hurten/ die alle mit
einer hoͤltzernen Leiſten muͤſſen umfangen ſeyn/ und doͤrrt
ſie alſo nach und nach.

Die Weichſel aber werden etwas dicker aufgeſchuͤt-
tet; Nur dieſes iſt bey allem Doͤrren fleiſſig in Acht zu
nehmen/ daß man dem Obſt Anfangs nicht zu ſtrenge
Hitz gebe/ denn wann die inligende Feuchtigkeit gar zu
ſtarck und gaͤhe die uͤbermaͤſſige Hitze empfindet/ ebul-
li
rt ſie ſo maͤchtig/ daß die Haut davon berſten/ der beſte
Safft ausrinnen/ und alſo das Obſt untuͤchtig werden
muß; wann man aber den Anfang fein gelinde macht/
ſo vertrocknet die Feuchtigkeit gemaͤchlich/ bleibt bey-
ſammen/ und macht das gedoͤrrte Obſt ſafftig und wol-
geſchmack/ deßwegen werden die Doͤrr-Hurten oder
Bretter in den Doͤrrſtuben drey/ vier oder mehr hoch uͤ-
bereinander gelegt/ daß wann etliche gar zuviel Hitz lit-
ten/ man ſolche auf die Ort/ ſo von der Hitz am wenig-
ſten betroffen werden/ hinbringen und auswechſeln moͤ-
ge/ und daher ſind auch die Doͤrrſtuben am bequemſten/
weil man dieſes in den Backoͤfen nicht ſo anſtaͤndig ver-
richten kan.

Alles gedoͤrrte Obſt wird in groſſen von gewiſſen
Abſaͤtzen getheilten Truhen; wann man aber die Men-
ge hat/ wol gar in Faͤſſer eingeſchlagen/ und an kuͤhle tro-
ckene Ort gebracht.

Cap. LV.
Moſt aus dem Obſt zu machen.
[Spaltenumbruch]

WO es viel Feld-Obſt giebet/ wie im Viertel ob
Wiener Wald/ und im Land ob der Ennß/ da
die meiſten Bauren ihre Haͤuſer und Gruͤnde
[Spaltenumbruch] von ihren Nachbarn unterſchieden/ mit Zaͤunen und Ge-
haͤgen eingefangen/ verwahret und eingefridet haben;
da befleiſſen ſich die Bauren ſehr auf das Feld-Obſt/

Aepfel
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[444/0462] Des Adelichen Land- und Feld-Lebens ihrem ſtarcken Geruch bald faulen machen. Sie aber lang zu behalten/ ſoll mans in einen neuen Hafen thun/ den wol vermachen/ und in ein voll Wein-Faß thun/ ſo bleiben die Quitten friſch/ und wird der Wein faſt wol- geſchmack; diß wird ſich aber in unſern Faͤſſern nicht pra- cticiren laſſen/ weil man keinẽ ſo groſſen Bail daran laͤſſt/ daß man einen Hafen durchbringen ſolte. Sie ſollen auch ſehr lang in Saͤgſpaͤnen oder Spreuern koͤnnen erhalten werden/ ſo wol auch/ wann ſie in Laub eingewickelt/ mit Hafner-Dohn uͤberzogen/ an der Sonnen getrocknet/ und alſo aufgehangen werden/ biß man ſie nach und nach bedarf/ ſo findet man ſie ſo friſch/ als ob ſie erſt von der Stauden kaͤmẽ/ diß mag man auch mit den Aepfeln thun. Die Mandeln/ wann man ſie in Spreuer legt/ blei- ben ſie lang/ und laſſen ſich gern ſcheelen. Columella will/ daß die Fruͤchte in geſottenem Wein oder Hoͤnig moͤgen lang bleiben/ ein wenig aber wuͤrde nichts austragen/ und viel waͤre zu koſtbar und alſo be- ſchwerlich/ muͤſſen auch ohn allen Zweifel die Aepfel ei- nen fremden Geſchmack an ſich nehmen. Dieſe (wie etliche dafuͤr halten) bleiben lang/ wann man ſie auf den Butzen und nicht auf den Stengel legt/ in ein kuͤhl doch trocknen Zimmer/ und nicht in einem Kel- ler/ weil ſie darinnen/ wegen der ſalitriſchen inwohnen- den Duͤnſte/ ihren guten Geſchmack gerne verliehren. Das verteutſchte Buch Caroli Stephani und Joh. Li- balti von dem Feldbau lib. 5. c. 47. ſagt/ daß nichts ge- wiſſers ſey/ als wann man Aepfel und Birnen zwiſchen guten Federbetten den gantzen Winter uͤber ligen laͤſſet. Franciſcus Bacon in ſeiner Hiſtoriâ naturali, in ſei- nem 320. Experimento ſchreibet/ daß die Aepfel in Aſchen verdeckt/ ihren guten Geſchmack lang erhalten und gut bleiben. Cap. LIV. Wie das Obſt zu doͤrren. WO es groſſe und weite Baumgaͤrten gibt/ und ein gutes Obſt-Jahr kommet/ iſt ein trefflicher Vortheil/ wann man (wie im erſten Buch ver- meldet worden) Doͤrrſtuͤblein hat/ da man/ mit viel wenigerm Holtz/ zwanzig und mehr Bretter oder Hurten voll geſchehltes und zerſpaltenes Obſt auf einmal abdoͤr- ren kan/ da man ſonſt in die Back-Oefen kaum das drit- te Theil einſchieſſen kan/ es mit Muͤhe aus und einbrin- get/ und darzu die Back-Oefen mercklich/ mit der von dem Obſt ausduͤnſtenden Feuchtigkeit verderbet; da hingegen in dem Doͤrrſtuͤblein man uͤberall frey darzu kommen/ die der Hitze am naͤchſten gelegene Bretter/ und was weniger gedoͤrrt/ in die kuͤhlere bringen/ und alſo eines und das andere alſo temperiren kan/ damit alles wol/ weder zu wenig noch zu viel/ ausgedoͤrrt und zu Nutzen gebracht werde; und bezahlen gewiß dieſe Doͤrr- ſtuͤblein/ wo es viel Obſt hat/ ihren Unkoſten wol/ daß man bey fruchtbaren Jahren/ ihm einen deſto groͤſſern Vorrath ſchaffen/ und damit den Mangel der kuͤnfftigen Fehl-Jahr erſetzen kan/ weil das gedoͤrrte Obſt/ wann es wol bereitet iſt/ ſonderlich Aepfel und Birnen-Spaͤlten/ Zwetſchtgen/ Weichſel und Pferſich/ etliche Jahr blei- ben/ und in der Wirtſchafft nicht einen geringen Nutzen zu Zeiten/ wann das Obſt mißrathet/ ſchaffen koͤnnen. Aepfel und Birnen/ ſonderlich von dem ſchlechtern Obſt/ was man fuͤr Geſinde und die Tagwercker braucht/ wird an etlichen Orten nicht geſchehlt/ nur zer- ſpalten/ die Kernſtoͤcke ausgeſchnitten; beſſer aber iſt/ daß man das edlere Obſt ſauber ſchehle/ nicht gleich al- ſo friſch in den Ofen/ oder in das Doͤrrſtuͤblein bringe/ ſondern vorher ein wenig abwelcken laſſe; alles Obſt ſoll nicht uͤbereinander unordentlich/ ſondern fein neben- einander auf die Hurten gebracht/ Anfangs bey einer gelinden Waͤrme uͤberdoͤrrt/ und folgends per gra- dus caloris zur rechten Maͤſſigung gefuͤhret werden. Was gar edle Birnen ſind/ werden entweder gantz/ oder/ was groß iſt/ voneinander getheilt/ in Zucker ge- ſotten/ hernach gemaͤchlich gedoͤrrt/ mit Zucker beſtreuet/ und alſo zum Confect aufgehaben; wie auch die Pferſi- chen zertheilet/ in Zucker ein wenig geſotten/ mit geſchehl- ten Mandeln/ an ſtatt ihrer Kern/ belegt/ und bey einer gelinden Waͤrme getrocknet. Die Zweſpen ſetzet man eine dicht neben der an- dern auf die Doͤrr-Bretter/ oder Hurten/ die alle mit einer hoͤltzernen Leiſten muͤſſen umfangen ſeyn/ und doͤrrt ſie alſo nach und nach. Die Weichſel aber werden etwas dicker aufgeſchuͤt- tet; Nur dieſes iſt bey allem Doͤrren fleiſſig in Acht zu nehmen/ daß man dem Obſt Anfangs nicht zu ſtrenge Hitz gebe/ denn wann die inligende Feuchtigkeit gar zu ſtarck und gaͤhe die uͤbermaͤſſige Hitze empfindet/ ebul- lirt ſie ſo maͤchtig/ daß die Haut davon berſten/ der beſte Safft ausrinnen/ und alſo das Obſt untuͤchtig werden muß; wann man aber den Anfang fein gelinde macht/ ſo vertrocknet die Feuchtigkeit gemaͤchlich/ bleibt bey- ſammen/ und macht das gedoͤrrte Obſt ſafftig und wol- geſchmack/ deßwegen werden die Doͤrr-Hurten oder Bretter in den Doͤrrſtuben drey/ vier oder mehr hoch uͤ- bereinander gelegt/ daß wann etliche gar zuviel Hitz lit- ten/ man ſolche auf die Ort/ ſo von der Hitz am wenig- ſten betroffen werden/ hinbringen und auswechſeln moͤ- ge/ und daher ſind auch die Doͤrrſtuben am bequemſten/ weil man dieſes in den Backoͤfen nicht ſo anſtaͤndig ver- richten kan. Alles gedoͤrrte Obſt wird in groſſen von gewiſſen Abſaͤtzen getheilten Truhen; wann man aber die Men- ge hat/ wol gar in Faͤſſer eingeſchlagen/ und an kuͤhle tro- ckene Ort gebracht. Cap. LV. Moſt aus dem Obſt zu machen. WO es viel Feld-Obſt giebet/ wie im Viertel ob Wiener Wald/ und im Land ob der Ennß/ da die meiſten Bauren ihre Haͤuſer und Gruͤnde von ihren Nachbarn unterſchieden/ mit Zaͤunen und Ge- haͤgen eingefangen/ verwahret und eingefridet haben; da befleiſſen ſich die Bauren ſehr auf das Feld-Obſt/ Aepfel

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Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/462>, abgerufen am 30.12.2024.