Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite
Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obst-Garten.
Cap. XXXVII.
Von den Escheritzenbäumen/ werden auch Speyerling und
Sporäpfel genennt.
[Spaltenumbruch]

EScheritzen ob er wol mehr in den Wald als in
den Garten gehörig ist/ ist er doch wegen seiner
nicht unangenehmen Frucht wol zuzulassen/ hat
seinen Namen von dem Eschenbaum/ dem er an seinen
Blättern fast ähnlich ist; sind zweyerley Geschlecht/ ei-
nes trägt Frucht/ das andere nicht; theils sind rund-
licht/ und diese sind die besten/ theils geformet als eine
kleine Birne/ ist ein Baum/ der groß wird und hoch auf-
wächset/ hat gern Berge und kühle Ort/ wann sie nur
feucht sind; wann er aber einen Stand hat wie ein
Apfelbaum/ und auch also gewartet wird/ trägt er desto
mehr Frucht. Man darf sie nicht peltzen/ bekommet
auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen sei-
nes harten Holtzes/ und ist auch unnöthig/ weil sie ohne
diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur völli-
gen Zeitigung kommen lassen/ gleichwie die Nespel;
sie werden zum Essen tauglich/ wann man sie auf Stroh
legt.

Herr de Serres schreibt/ wann man die Eschritzen
unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back-
Ofen dörrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemischt
auf der Mühl mahlen lassen/ dient zum Hausbrod/ und
[Spaltenumbruch] wann Dorst unter dem Korn ist/ so benimmt ihm diese
Vermengung seine böse Wirckung. Die Frucht bleibt
ohnediß nicht lang/ wann sie einmal anfangen weich zu
werden/ muß mans nacheinander essen/ oder sie verder-
ben und faulen/ allerdings wie die Nespeln/ sie haben
eine adstringirende zusammenziehende Art/ darum sie
dienlich wider allerley Bauchflüsse und Durchbruch.
Die Blätter sind gut wider die Mundfäule/ die Frucht
benimmt den Unlust zum Essen/ in Undäuen/ und in der
Ruhr/ doch müssen sie mässig als eine Artzney/ und nicht
als eine Speise gebraucht seyn/ wie Galenus weislich
ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ so beschweren sie
den Magen und machen Schleim; man soll sie nach/ und
nicht vor dem Essen geniessen/ wie die Birn und alle an-
dere adstringentia, wer aber den Durchlauff damit
curiren will/ muß sie vor dem Essen nehmen.

Es ist noch eine Art von diesem Baum/ der sonst in
den Wäldern zu wachsen pflegt/ trägt kleinere aber
Traubenweis stehende Frucht; in Oesterreich heisst
man sie Arlesbeer/ haben Kernlein/ fast wie die Holtz-
birn/ werden bißweilen aus den Wäldern in die Gär-
ten versetzt/ werden durch ihre Nebenschösse vermehret.

Cap. XXXVIII.
Von Maulbeeren.
[Spaltenumbruch]

DEr Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/
der eine trägt weisse/ der andere schwartze Frucht;
des weissen Blätter gehören allein für die Sei-
denwürm/ dessen im 10 Buch genugsam soll gedacht
werden. Des schwartzen aber/ der die beste Frucht
bringet/ soll an diesem Ort Meldung geschehen. Seine
Wurtzel senckt sich nicht tief in die Erden/ schwebet in
superficie telluris,
gleich dem Apfelbaum. An statt
der Blühe hat er grüne wollechte Schoß/ im Mayen.
Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im
Herbst nach und nach seine Beer austheilend. Fliegen
und Mucken sind gewöhnlich in den Maulbeerbäumen/
daher sie auch der anstossenden Wohnung desto beschwer-
licher sind.

Er treibt seine Augen im Früling nie aus/ biß alle
Kälte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im
Neuen Monden dunget/ so treibt er eher aus. Der
Baum hat ein hartes zähes Holtz/ liebt guten fetten
Grund/ doch mehr sandicht als leimicht/ mehr feucht als
trocken/ und mittelmässige Lufft/ müssen im Früling
umgesetzt seyn/ weil sie grosses Marck haben/ darein die
Kälte bald dringen kan/ wächst gern nahe bey den
Häusern/ so wol Schirm vor den Winden und Unge-
witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund
nicht zuwider ist.

Palladius will/ man soll denen Maulbeerbäumen
im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/
den Grund aufheben/ und frische Weindröstern zu den
Wurtzen schütten/ weil/ seinem Vermelden nach/ der
Weinstock und Maulbeerbaum in guter Freundschafft
[Spaltenumbruch] miteinander stehen/ die Hüner werden davon fett. Man
muß die Bäume von allen dürren Aesten wol säubern.

Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ soll
man ihn gantz abstümmlen/ so schlägt er von neuen wie-
der aus und bringt Frucht. Man soll die Erden offt
dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum trägt er auch
am liebsten in den Kuchengärten. Wann er aber schier
halb verdorben ist/ soll man ihn nächst den Boden ab-
hauen/ so treibt er wieder junge Schoß/ die kan man
mit Erden decken und einwurtzeln lassen/ oder gruben;
man kan auch einem schönen geraden Zweig/ einen in
zwey Theil geschnitten und gehäbe zusamm gefügten/
mit Erden gefüllten Hafen anhencken/ und also stehen
lassen/ biß er einwurtzle; doch muß der Ast/ so weit er
in den Hafen kommt/ beschaben/ und der Hafen mit
einer Stangen wol befestet und angebunden werden/
daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Nebenschöß-
ling muß man ihm abraumen/ ausser eines oder zweyer/
die gar von der Wurtzen auswachsen/ die mag man
beschütten und versetzen. Dieser Baum kommt vom
Saamen/ von der Wurtzen und von eingesteckten Zwei-
gen/ darff nicht gepeltzt seyn; Doch wann du einen
Baum hättest/ dessen Frucht dir nicht beliebig wäre/
kanst du durch das Röhrlen und Aeugeln leichtlich bes-
sere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be-
sprützt und ausgeschneittet ist/ trägt er desto lieber; wann
man die zeitigen Maulbeer ins Wasser legt/ zerreibt/
und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan
mans an einen lüfftigen temperirten Ort biß in Früling
zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll

wol
Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten.
Cap. XXXVII.
Von den Eſcheritzenbaͤumen/ werden auch Speyerling und
Sporaͤpfel genennt.
[Spaltenumbruch]

EScheritzen ob er wol mehr in den Wald als in
den Garten gehoͤrig iſt/ iſt er doch wegen ſeiner
nicht unangenehmen Frucht wol zuzulaſſen/ hat
ſeinen Namen von dem Eſchenbaum/ dem er an ſeinen
Blaͤttern faſt aͤhnlich iſt; ſind zweyerley Geſchlecht/ ei-
nes traͤgt Frucht/ das andere nicht; theils ſind rund-
licht/ und dieſe ſind die beſten/ theils geformet als eine
kleine Birne/ iſt ein Baum/ der groß wird und hoch auf-
waͤchſet/ hat gern Berge und kuͤhle Ort/ wann ſie nur
feucht ſind; wann er aber einen Stand hat wie ein
Apfelbaum/ und auch alſo gewartet wird/ traͤgt er deſto
mehr Frucht. Man darf ſie nicht peltzen/ bekommet
auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen ſei-
nes harten Holtzes/ und iſt auch unnoͤthig/ weil ſie ohne
diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur voͤlli-
gen Zeitigung kommen laſſen/ gleichwie die Neſpel;
ſie werden zum Eſſen tauglich/ wann man ſie auf Stroh
legt.

Herr de Serres ſchreibt/ wann man die Eſchritzen
unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back-
Ofen doͤrrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemiſcht
auf der Muͤhl mahlen laſſen/ dient zum Hausbrod/ und
[Spaltenumbruch] wann Dorſt unter dem Korn iſt/ ſo benimmt ihm dieſe
Vermengung ſeine boͤſe Wirckung. Die Frucht bleibt
ohnediß nicht lang/ wann ſie einmal anfangen weich zu
werden/ muß mans nacheinander eſſen/ oder ſie verder-
ben und faulen/ allerdings wie die Neſpeln/ ſie haben
eine adſtringirende zuſammenziehende Art/ darum ſie
dienlich wider allerley Bauchfluͤſſe und Durchbruch.
Die Blaͤtter ſind gut wider die Mundfaͤule/ die Frucht
benimmt den Unluſt zum Eſſen/ in Undaͤuen/ und in der
Ruhr/ doch muͤſſen ſie maͤſſig als eine Artzney/ und nicht
als eine Speiſe gebraucht ſeyn/ wie Galenus weislich
ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ ſo beſchweren ſie
den Magen und machen Schleim; man ſoll ſie nach/ und
nicht vor dem Eſſen genieſſen/ wie die Birn und alle an-
dere adſtringentia, wer aber den Durchlauff damit
curiren will/ muß ſie vor dem Eſſen nehmen.

Es iſt noch eine Art von dieſem Baum/ der ſonſt in
den Waͤldern zu wachſen pflegt/ traͤgt kleinere aber
Traubenweis ſtehende Frucht; in Oeſterreich heiſſt
man ſie Arlesbeer/ haben Kernlein/ faſt wie die Holtz-
birn/ werden bißweilen aus den Waͤldern in die Gaͤr-
ten verſetzt/ werden durch ihre Nebenſchoͤſſe vermehret.

Cap. XXXVIII.
Von Maulbeeren.
[Spaltenumbruch]

DEr Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/
der eine traͤgt weiſſe/ der andere ſchwartze Frucht;
des weiſſen Blaͤtter gehoͤren allein fuͤr die Sei-
denwuͤrm/ deſſen im 10 Buch genugſam ſoll gedacht
werden. Des ſchwartzen aber/ der die beſte Frucht
bringet/ ſoll an dieſem Ort Meldung geſchehen. Seine
Wurtzel ſenckt ſich nicht tief in die Erden/ ſchwebet in
ſuperficie telluris,
gleich dem Apfelbaum. An ſtatt
der Bluͤhe hat er gruͤne wollechte Schoß/ im Mayen.
Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im
Herbſt nach und nach ſeine Beer austheilend. Fliegen
und Mucken ſind gewoͤhnlich in den Maulbeerbaͤumen/
daher ſie auch der anſtoſſenden Wohnung deſto beſchwer-
licher ſind.

Er treibt ſeine Augen im Fruͤling nie aus/ biß alle
Kaͤlte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im
Neuen Monden dunget/ ſo treibt er eher aus. Der
Baum hat ein hartes zaͤhes Holtz/ liebt guten fetten
Grund/ doch mehr ſandicht als leimicht/ mehr feucht als
trocken/ und mittelmaͤſſige Lufft/ muͤſſen im Fruͤling
umgeſetzt ſeyn/ weil ſie groſſes Marck haben/ darein die
Kaͤlte bald dringen kan/ waͤchſt gern nahe bey den
Haͤuſern/ ſo wol Schirm vor den Winden und Unge-
witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund
nicht zuwider iſt.

Palladius will/ man ſoll denen Maulbeerbaͤumen
im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/
den Grund aufheben/ und friſche Weindroͤſtern zu den
Wurtzen ſchuͤtten/ weil/ ſeinem Vermelden nach/ der
Weinſtock und Maulbeerbaum in guter Freundſchafft
[Spaltenumbruch] miteinander ſtehen/ die Huͤner werden davon fett. Man
muß die Baͤume von allen duͤrren Aeſten wol ſaͤubern.

Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ ſoll
man ihn gantz abſtuͤmmlen/ ſo ſchlaͤgt er von neuen wie-
der aus und bringt Frucht. Man ſoll die Erden offt
dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum traͤgt er auch
am liebſten in den Kuchengaͤrten. Wann er aber ſchier
halb verdorben iſt/ ſoll man ihn naͤchſt den Boden ab-
hauen/ ſo treibt er wieder junge Schoß/ die kan man
mit Erden decken und einwurtzeln laſſen/ oder gruben;
man kan auch einem ſchoͤnen geraden Zweig/ einen in
zwey Theil geſchnitten und gehaͤbe zuſamm gefuͤgten/
mit Erden gefuͤllten Hafen anhencken/ und alſo ſtehen
laſſen/ biß er einwurtzle; doch muß der Aſt/ ſo weit er
in den Hafen kommt/ beſchaben/ und der Hafen mit
einer Stangen wol befeſtet und angebunden werden/
daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Nebenſchoͤß-
ling muß man ihm abraumen/ auſſer eines oder zweyer/
die gar von der Wurtzen auswachſen/ die mag man
beſchuͤtten und verſetzen. Dieſer Baum kommt vom
Saamen/ von der Wurtzen und von eingeſteckten Zwei-
gen/ darff nicht gepeltzt ſeyn; Doch wann du einen
Baum haͤtteſt/ deſſen Frucht dir nicht beliebig waͤre/
kanſt du durch das Roͤhrlen und Aeugeln leichtlich beſ-
ſere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be-
ſpruͤtzt und ausgeſchneittet iſt/ traͤgt er deſto lieber; wañ
man die zeitigen Maulbeer ins Waſſer legt/ zerreibt/
und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan
mans an einen luͤfftigen temperirten Ort biß in Fruͤling
zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll

wol
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0449" n="431"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierdten Buchs Anderer Theil/ Ob&#x017F;t-Garten.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXXVII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von den E&#x017F;cheritzenba&#x0364;umen/ werden auch Speyerling und<lb/>
Spora&#x0364;pfel genennt.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">E</hi>Scheritzen ob er wol mehr in den Wald als in<lb/>
den Garten geho&#x0364;rig i&#x017F;t/ i&#x017F;t er doch wegen &#x017F;einer<lb/>
nicht unangenehmen Frucht wol zuzula&#x017F;&#x017F;en/ hat<lb/>
&#x017F;einen Namen von dem E&#x017F;chenbaum/ dem er an &#x017F;einen<lb/>
Bla&#x0364;ttern fa&#x017F;t a&#x0364;hnlich i&#x017F;t; &#x017F;ind zweyerley Ge&#x017F;chlecht/ ei-<lb/>
nes tra&#x0364;gt Frucht/ das andere nicht; theils &#x017F;ind rund-<lb/>
licht/ und die&#x017F;e &#x017F;ind die be&#x017F;ten/ theils geformet als eine<lb/>
kleine Birne/ i&#x017F;t ein Baum/ der groß wird und hoch auf-<lb/>
wa&#x0364;ch&#x017F;et/ hat gern Berge und ku&#x0364;hle Ort/ wann &#x017F;ie nur<lb/>
feucht &#x017F;ind; wann er aber einen Stand hat wie ein<lb/>
Apfelbaum/ und auch al&#x017F;o gewartet wird/ tra&#x0364;gt er de&#x017F;to<lb/>
mehr Frucht. Man darf &#x017F;ie nicht peltzen/ bekommet<lb/>
auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen &#x017F;ei-<lb/>
nes harten Holtzes/ und i&#x017F;t auch unno&#x0364;thig/ weil &#x017F;ie ohne<lb/>
diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur vo&#x0364;lli-<lb/>
gen Zeitigung kommen la&#x017F;&#x017F;en/ gleichwie die Ne&#x017F;pel;<lb/>
&#x017F;ie werden zum E&#x017F;&#x017F;en tauglich/ wann man &#x017F;ie auf Stroh<lb/>
legt.</p><lb/>
            <p>Herr <hi rendition="#aq">de Serres</hi> &#x017F;chreibt/ wann man die E&#x017F;chritzen<lb/>
unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back-<lb/>
Ofen do&#x0364;rrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemi&#x017F;cht<lb/>
auf der Mu&#x0364;hl mahlen la&#x017F;&#x017F;en/ dient zum Hausbrod/ und<lb/><cb/>
wann Dor&#x017F;t unter dem Korn i&#x017F;t/ &#x017F;o benimmt ihm die&#x017F;e<lb/>
Vermengung &#x017F;eine bo&#x0364;&#x017F;e Wirckung. Die Frucht bleibt<lb/>
ohnediß nicht lang/ wann &#x017F;ie einmal anfangen weich zu<lb/>
werden/ muß mans nacheinander e&#x017F;&#x017F;en/ oder &#x017F;ie verder-<lb/>
ben und faulen/ allerdings wie die Ne&#x017F;peln/ &#x017F;ie haben<lb/>
eine <hi rendition="#aq">ad&#x017F;tringi</hi>rende zu&#x017F;ammenziehende Art/ darum &#x017F;ie<lb/>
dienlich wider allerley Bauchflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und Durchbruch.<lb/>
Die Bla&#x0364;tter &#x017F;ind gut wider die Mundfa&#x0364;ule/ die Frucht<lb/>
benimmt den Unlu&#x017F;t zum E&#x017F;&#x017F;en/ in Unda&#x0364;uen/ und in der<lb/>
Ruhr/ doch mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie ma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig als eine Artzney/ und nicht<lb/>
als eine Spei&#x017F;e gebraucht &#x017F;eyn/ wie <hi rendition="#aq">Galenus</hi> weislich<lb/>
ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ &#x017F;o be&#x017F;chweren &#x017F;ie<lb/>
den Magen und machen Schleim; man &#x017F;oll &#x017F;ie nach/ und<lb/>
nicht vor dem E&#x017F;&#x017F;en genie&#x017F;&#x017F;en/ wie die Birn und alle an-<lb/>
dere <hi rendition="#aq">ad&#x017F;tringentia,</hi> wer aber den Durchlauff damit<lb/>
curiren will/ muß &#x017F;ie vor dem E&#x017F;&#x017F;en nehmen.</p><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t noch eine Art von die&#x017F;em Baum/ der &#x017F;on&#x017F;t in<lb/>
den Wa&#x0364;ldern zu wach&#x017F;en pflegt/ tra&#x0364;gt kleinere aber<lb/>
Traubenweis &#x017F;tehende Frucht; in Oe&#x017F;terreich hei&#x017F;&#x017F;t<lb/>
man &#x017F;ie Arlesbeer/ haben Kernlein/ fa&#x017F;t wie die Holtz-<lb/>
birn/ werden bißweilen aus den Wa&#x0364;ldern in die Ga&#x0364;r-<lb/>
ten ver&#x017F;etzt/ werden durch ihre Neben&#x017F;cho&#x0364;&#x017F;&#x017F;e vermehret.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">Cap.</hi> XXXVIII.</hi> </hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von Maulbeeren.</hi> </head><lb/>
            <cb/>
            <p><hi rendition="#in">D</hi>Er Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/<lb/>
der eine tra&#x0364;gt wei&#x017F;&#x017F;e/ der andere &#x017F;chwartze Frucht;<lb/>
des wei&#x017F;&#x017F;en Bla&#x0364;tter geho&#x0364;ren allein fu&#x0364;r die Sei-<lb/>
denwu&#x0364;rm/ de&#x017F;&#x017F;en im 10 Buch genug&#x017F;am &#x017F;oll gedacht<lb/>
werden. Des &#x017F;chwartzen aber/ der die be&#x017F;te Frucht<lb/>
bringet/ &#x017F;oll an die&#x017F;em Ort Meldung ge&#x017F;chehen. Seine<lb/>
Wurtzel &#x017F;enckt &#x017F;ich nicht tief in die Erden/ &#x017F;chwebet <hi rendition="#aq">in<lb/>
&#x017F;uperficie telluris,</hi> gleich dem Apfelbaum. An &#x017F;tatt<lb/>
der Blu&#x0364;he hat er gru&#x0364;ne wollechte Schoß/ im Mayen.<lb/>
Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im<lb/>
Herb&#x017F;t nach und nach &#x017F;eine Beer austheilend. Fliegen<lb/>
und Mucken &#x017F;ind gewo&#x0364;hnlich in den Maulbeerba&#x0364;umen/<lb/>
daher &#x017F;ie auch der an&#x017F;to&#x017F;&#x017F;enden Wohnung de&#x017F;to be&#x017F;chwer-<lb/>
licher &#x017F;ind.</p><lb/>
            <p>Er treibt &#x017F;eine Augen im Fru&#x0364;ling nie aus/ biß alle<lb/>
Ka&#x0364;lte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im<lb/>
Neuen Monden dunget/ &#x017F;o treibt er eher aus. Der<lb/>
Baum hat ein hartes za&#x0364;hes Holtz/ liebt guten fetten<lb/>
Grund/ doch mehr &#x017F;andicht als leimicht/ mehr feucht als<lb/>
trocken/ und mittelma&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Lufft/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en im Fru&#x0364;ling<lb/>
umge&#x017F;etzt &#x017F;eyn/ weil &#x017F;ie gro&#x017F;&#x017F;es Marck haben/ darein die<lb/>
Ka&#x0364;lte bald dringen kan/ wa&#x0364;ch&#x017F;t gern nahe bey den<lb/>
Ha&#x0364;u&#x017F;ern/ &#x017F;o wol Schirm vor den Winden und Unge-<lb/>
witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund<lb/>
nicht zuwider i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Palladius</hi> will/ man &#x017F;oll denen Maulbeerba&#x0364;umen<lb/>
im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/<lb/>
den Grund aufheben/ und fri&#x017F;che Weindro&#x0364;&#x017F;tern zu den<lb/>
Wurtzen &#x017F;chu&#x0364;tten/ weil/ &#x017F;einem Vermelden nach/ der<lb/>
Wein&#x017F;tock und Maulbeerbaum in guter Freund&#x017F;chafft<lb/><cb/>
miteinander &#x017F;tehen/ die Hu&#x0364;ner werden davon fett. Man<lb/>
muß die Ba&#x0364;ume von allen du&#x0364;rren Ae&#x017F;ten wol &#x017F;a&#x0364;ubern.</p><lb/>
            <p>Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ &#x017F;oll<lb/>
man ihn gantz ab&#x017F;tu&#x0364;mmlen/ &#x017F;o &#x017F;chla&#x0364;gt er von neuen wie-<lb/>
der aus und bringt Frucht. Man &#x017F;oll die Erden offt<lb/>
dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum tra&#x0364;gt er auch<lb/>
am lieb&#x017F;ten in den Kuchenga&#x0364;rten. Wann er aber &#x017F;chier<lb/>
halb verdorben i&#x017F;t/ &#x017F;oll man ihn na&#x0364;ch&#x017F;t den Boden ab-<lb/>
hauen/ &#x017F;o treibt er wieder junge Schoß/ die kan man<lb/>
mit Erden decken und einwurtzeln la&#x017F;&#x017F;en/ oder gruben;<lb/>
man kan auch einem &#x017F;cho&#x0364;nen geraden Zweig/ einen in<lb/>
zwey Theil ge&#x017F;chnitten und geha&#x0364;be zu&#x017F;amm gefu&#x0364;gten/<lb/>
mit Erden gefu&#x0364;llten Hafen anhencken/ und al&#x017F;o &#x017F;tehen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ biß er einwurtzle; doch muß der A&#x017F;t/ &#x017F;o weit er<lb/>
in den Hafen kommt/ be&#x017F;chaben/ und der Hafen mit<lb/>
einer Stangen wol befe&#x017F;tet und angebunden werden/<lb/>
daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Neben&#x017F;cho&#x0364;ß-<lb/>
ling muß man ihm abraumen/ au&#x017F;&#x017F;er eines oder zweyer/<lb/>
die gar von der Wurtzen auswach&#x017F;en/ die mag man<lb/>
be&#x017F;chu&#x0364;tten und ver&#x017F;etzen. Die&#x017F;er Baum kommt vom<lb/>
Saamen/ von der Wurtzen und von einge&#x017F;teckten Zwei-<lb/>
gen/ darff nicht gepeltzt &#x017F;eyn; Doch wann du einen<lb/>
Baum ha&#x0364;tte&#x017F;t/ de&#x017F;&#x017F;en Frucht dir nicht beliebig wa&#x0364;re/<lb/>
kan&#x017F;t du durch das Ro&#x0364;hrlen und Aeugeln leichtlich be&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be-<lb/>
&#x017F;pru&#x0364;tzt und ausge&#x017F;chneittet i&#x017F;t/ tra&#x0364;gt er de&#x017F;to lieber; wan&#x0303;<lb/>
man die zeitigen Maulbeer ins Wa&#x017F;&#x017F;er legt/ zerreibt/<lb/>
und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan<lb/>
mans an einen lu&#x0364;fftigen temperirten Ort biß in Fru&#x0364;ling<lb/>
zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wol</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[431/0449] Vierdten Buchs Anderer Theil/ Obſt-Garten. Cap. XXXVII. Von den Eſcheritzenbaͤumen/ werden auch Speyerling und Sporaͤpfel genennt. EScheritzen ob er wol mehr in den Wald als in den Garten gehoͤrig iſt/ iſt er doch wegen ſeiner nicht unangenehmen Frucht wol zuzulaſſen/ hat ſeinen Namen von dem Eſchenbaum/ dem er an ſeinen Blaͤttern faſt aͤhnlich iſt; ſind zweyerley Geſchlecht/ ei- nes traͤgt Frucht/ das andere nicht; theils ſind rund- licht/ und dieſe ſind die beſten/ theils geformet als eine kleine Birne/ iſt ein Baum/ der groß wird und hoch auf- waͤchſet/ hat gern Berge und kuͤhle Ort/ wann ſie nur feucht ſind; wann er aber einen Stand hat wie ein Apfelbaum/ und auch alſo gewartet wird/ traͤgt er deſto mehr Frucht. Man darf ſie nicht peltzen/ bekommet auch nicht gern/ nimmt auch keine Zweige an/ wegen ſei- nes harten Holtzes/ und iſt auch unnoͤthig/ weil ſie ohne diß wol gerathen. Man darf die Frucht nicht zur voͤlli- gen Zeitigung kommen laſſen/ gleichwie die Neſpel; ſie werden zum Eſſen tauglich/ wann man ſie auf Stroh legt. Herr de Serres ſchreibt/ wann man die Eſchritzen unzeitig abnimmt/ und an der Sonnen oder im Back- Ofen doͤrrt/ kan mans leicht unter das Trayd gemiſcht auf der Muͤhl mahlen laſſen/ dient zum Hausbrod/ und wann Dorſt unter dem Korn iſt/ ſo benimmt ihm dieſe Vermengung ſeine boͤſe Wirckung. Die Frucht bleibt ohnediß nicht lang/ wann ſie einmal anfangen weich zu werden/ muß mans nacheinander eſſen/ oder ſie verder- ben und faulen/ allerdings wie die Neſpeln/ ſie haben eine adſtringirende zuſammenziehende Art/ darum ſie dienlich wider allerley Bauchfluͤſſe und Durchbruch. Die Blaͤtter ſind gut wider die Mundfaͤule/ die Frucht benimmt den Unluſt zum Eſſen/ in Undaͤuen/ und in der Ruhr/ doch muͤſſen ſie maͤſſig als eine Artzney/ und nicht als eine Speiſe gebraucht ſeyn/ wie Galenus weislich ermahnt; nimmt mans aber zu viel/ ſo beſchweren ſie den Magen und machen Schleim; man ſoll ſie nach/ und nicht vor dem Eſſen genieſſen/ wie die Birn und alle an- dere adſtringentia, wer aber den Durchlauff damit curiren will/ muß ſie vor dem Eſſen nehmen. Es iſt noch eine Art von dieſem Baum/ der ſonſt in den Waͤldern zu wachſen pflegt/ traͤgt kleinere aber Traubenweis ſtehende Frucht; in Oeſterreich heiſſt man ſie Arlesbeer/ haben Kernlein/ faſt wie die Holtz- birn/ werden bißweilen aus den Waͤldern in die Gaͤr- ten verſetzt/ werden durch ihre Nebenſchoͤſſe vermehret. Cap. XXXVIII. Von Maulbeeren. DEr Maulbeerbaum hat zweyerley Gattungen/ der eine traͤgt weiſſe/ der andere ſchwartze Frucht; des weiſſen Blaͤtter gehoͤren allein fuͤr die Sei- denwuͤrm/ deſſen im 10 Buch genugſam ſoll gedacht werden. Des ſchwartzen aber/ der die beſte Frucht bringet/ ſoll an dieſem Ort Meldung geſchehen. Seine Wurtzel ſenckt ſich nicht tief in die Erden/ ſchwebet in ſuperficie telluris, gleich dem Apfelbaum. An ſtatt der Bluͤhe hat er gruͤne wollechte Schoß/ im Mayen. Seine Frucht zeitigt gar ungleich/ vom Julio an biß im Herbſt nach und nach ſeine Beer austheilend. Fliegen und Mucken ſind gewoͤhnlich in den Maulbeerbaͤumen/ daher ſie auch der anſtoſſenden Wohnung deſto beſchwer- licher ſind. Er treibt ſeine Augen im Fruͤling nie aus/ biß alle Kaͤlte vorbey/ doch wann man ihn im Februario/ im Neuen Monden dunget/ ſo treibt er eher aus. Der Baum hat ein hartes zaͤhes Holtz/ liebt guten fetten Grund/ doch mehr ſandicht als leimicht/ mehr feucht als trocken/ und mittelmaͤſſige Lufft/ muͤſſen im Fruͤling umgeſetzt ſeyn/ weil ſie groſſes Marck haben/ darein die Kaͤlte bald dringen kan/ waͤchſt gern nahe bey den Haͤuſern/ ſo wol Schirm vor den Winden und Unge- witter zu finden/ als auch weil ihn der kalchichte Grund nicht zuwider iſt. Palladius will/ man ſoll denen Maulbeerbaͤumen im Anfang des Weinmonats zu der Wurtzen raumen/ den Grund aufheben/ und friſche Weindroͤſtern zu den Wurtzen ſchuͤtten/ weil/ ſeinem Vermelden nach/ der Weinſtock und Maulbeerbaum in guter Freundſchafft miteinander ſtehen/ die Huͤner werden davon fett. Man muß die Baͤume von allen duͤrren Aeſten wol ſaͤubern. Wann ein Maulbeerbaum nicht tragen will/ ſoll man ihn gantz abſtuͤmmlen/ ſo ſchlaͤgt er von neuen wie- der aus und bringt Frucht. Man ſoll die Erden offt dabey/ aber nicht tief umgraben/ darum traͤgt er auch am liebſten in den Kuchengaͤrten. Wann er aber ſchier halb verdorben iſt/ ſoll man ihn naͤchſt den Boden ab- hauen/ ſo treibt er wieder junge Schoß/ die kan man mit Erden decken und einwurtzeln laſſen/ oder gruben; man kan auch einem ſchoͤnen geraden Zweig/ einen in zwey Theil geſchnitten und gehaͤbe zuſamm gefuͤgten/ mit Erden gefuͤllten Hafen anhencken/ und alſo ſtehen laſſen/ biß er einwurtzle; doch muß der Aſt/ ſo weit er in den Hafen kommt/ beſchaben/ und der Hafen mit einer Stangen wol befeſtet und angebunden werden/ daß ihn der Wind nicht bewege; die gailen Nebenſchoͤß- ling muß man ihm abraumen/ auſſer eines oder zweyer/ die gar von der Wurtzen auswachſen/ die mag man beſchuͤtten und verſetzen. Dieſer Baum kommt vom Saamen/ von der Wurtzen und von eingeſteckten Zwei- gen/ darff nicht gepeltzt ſeyn; Doch wann du einen Baum haͤtteſt/ deſſen Frucht dir nicht beliebig waͤre/ kanſt du durch das Roͤhrlen und Aeugeln leichtlich beſ- ſere Frucht darauf impfen; wann er wol gedungt/ be- ſpruͤtzt und ausgeſchneittet iſt/ traͤgt er deſto lieber; wañ man die zeitigen Maulbeer ins Waſſer legt/ zerreibt/ und die Kernen ausklaubt/ im Schatten trocknet/ kan mans an einen luͤfftigen temperirten Ort biß in Fruͤling zum Saamen behalten. Theils nehmen eine Hand voll wol

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/449
Zitationshilfe: Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hohberg_georgica01_1682/449>, abgerufen am 21.12.2024.