Hohberg, Wolf Helmhard von: Georgica Curiosa. Bd. 1. Nürnberg, 1682.Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Spaltenumbruch]
richten/ sondern selbst thun/ drüber wird den Wein-zierl von jedem Viertel absonderlich/ oder aber über [Spaltenumbruch] haubt ein gewisses Geld und Getrayd an einem Ort mehr/ an dem andern weniger gegeben. [Abbildung]
Cap. XXI. [Spaltenumbruch]
Wein-Huter. VIuas y Niuas, son muy malas a guardar sagt Zu schönen Mägdlein und süssen Trauben Gibt man ohn Aufsicht kein Erlauben. Dieweil nun die Weinbeer eine liebliche köstliche Daher hat ein Hausvatter so wol auf die Wein- Cap.
Des Adelichen Land- und Feld-Lebens [Spaltenumbruch]
richten/ ſondern ſelbſt thun/ druͤber wird den Wein-zierl von jedem Viertel abſonderlich/ oder aber uͤber [Spaltenumbruch] haubt ein gewiſſes Geld und Getrayd an einem Ort mehr/ an dem andern weniger gegeben. [Abbildung]
Cap. XXI. [Spaltenumbruch]
Wein-Hůter. VIuas y Niuas, ſon muy malas à guardar ſagt Zu ſchoͤnen Maͤgdlein und ſuͤſſen Trauben Gibt man ohn Aufſicht kein Erlauben. Dieweil nun die Weinbeer eine liebliche koͤſtliche Daher hat ein Hausvatter ſo wol auf die Wein- Cap.
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Des Adelichen Land- und Feld-Lebens
richten/ ſondern ſelbſt thun/ druͤber wird den Wein-
zierl von jedem Viertel abſonderlich/ oder aber uͤber
haubt ein gewiſſes Geld und Getrayd an einem Ort
mehr/ an dem andern weniger gegeben.
[Abbildung]
Cap. XXI.
Wein-Hůter.
VIuas y Niuas, ſon muy malas à guardar ſagt
der Spannier.
Zu ſchoͤnen Maͤgdlein und ſuͤſſen Trauben
Gibt man ohn Aufſicht kein Erlauben.
Dieweil nun die Weinbeer eine liebliche koͤſtliche
Frucht ſind/ als weꝛdẽ ihnẽ auch nicht allein von boͤſen Leu-
ten/ ſondern auch von Stahren/ Raben/ Krayen/ Agla-
ſtern/ Fuͤchſen/ ſonderlich wilden Schweinen ſehr nach-
geſtellt; alſo ſeinen Schaden zu verhuͤten/ und anderer
Untreu und Muthwillen zu begegnen/ ſo bald die Wein-
beer anfangen weich zu werden/ zu Ende des Auguſt-
Monats/ oder Anfangs des Septembers/ werden eigne
Weingart-Huͤter beſtellt/ die mit Roͤhren/ Wein-Meſ-
ſern/ damit ſie werffen und hauen koͤnnen/ bewaffnet/
ihre fleiſſige Aufſicht biß nach dem Ableeſen haben muͤſ-
ſen/ die bauen ihnen nun an erhoͤheten gelegenen Orten
Huͤtten/ darinnen ſie das Weingebuͤrge uͤberſehen moͤ-
gen/ oder wann ſelbiges eben iſt/ richten ſie etliche Klaff-
terhohe Baͤume auf/ durchbohren ſie Schuchweit/ und
legen ſtarcke hoͤltzerne Spruͤſſeln ein/ an denen ſie ab-
und aufſteigen koͤnnen; bißweilen machen ſie oben ein
Wagen-Rad feſt/ und eine Stroh-Huͤtte darauf/ daß
ſie darinnen weit umſehen/ und wo ſie etwas mercken/
abſtellen koͤnnen. Sie haben auch die Freyheit/ ſo ſie ei-
nen oder den andern/ der ohne Erlaubnis Trauben
brechen will/ ertappen/ daß ſie ihn pfaͤnden/ und er ſich
gebuͤhrlich abloͤſen muß. Sie ſollen auch ſonſten nie-
manden Trauben geben oder verkauffen/ ohne daß ſie
den Krancken und ſchwangern Weibern nach Gelegen-
heit eine Trauben oder zwey geben doͤrffen/ wie auch an
etlichen Orten den muͤden matten Wanders-Leuten/
wann ſie darum bitten. Dieſe Leute bedoͤrffen gewiß
einer guten Obſicht/ ſie verwehren zwar andern das
Stehlen/ ſelbſt aber ſtehlen ſie ſo viel/ daß ſie manchem
in ſeinem Weingebuͤrge nicht geringen Schaden thun.
Daher hat ein Hausvatter ſo wol auf die Wein-
Huͤter/ als auch auf die Weinzierl in einem und an-
dern wol acht zu geben/ daß er ſelbſt unverdroſſen/ wann
das Weingebuͤrge nahend/ ihnen nachſehe/ bißweilen
mit liſtiger Anſtellung und ſubornation eines und des
andern Treu und Fleiß pruͤfe und erfahre/ und nach
Befund/ wiſſen moͤge/ weſſen er ſich gegen Jederman in
begebenden Faͤllen und Gelegenheiten zu verſehen.
Cap.
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