Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.Grab Schrifften Erstes Theil[.] 31. Helenen. Das Gifftloch hat zu Rohm viel tausent auffgerieben /
Durch deines Helena sindt Ihrer mehr geblieben / Zwar jenes hat ein Man mit Roß und Schwerdt gefült/ Doch hir hat keiner nicht die geile Brunst gestilt. 32. Tais. Die Taiß liegt alhier/ die Venus ihrer zeiten /
So aller Männer Hertz vermochte zubestreiten / Durch Flammen die sie warff auß Augen Hertz und Handt / Hat Alexander auch Persepolis verbrandt. 33. Seneca. Der Heiden halber Christ der Klugen halber Gott /
Der Römer gröster Ruhm/ de Käyser gröster spott / Ließ hier/ was Irdisch war/ beschliessen diesen Stein / Der Sinnen trefflichkeit war diese Welt zu klein. 34. Cicero. In diesen engen Raum ward Cicero gelegt /
Der daß berühmte Rom nach willen hat bewegt / Mein Leser schewe nicht daß schlechte Grab zu kussen / Es ligt der Römer Mundt zu deinen schleichten Fussen. 35. Diogenes. Pracht/ Reichthumb/ falscher Schein/ wardt von mir außgelacht /
Ich habe mehr nach Ruh/ alß grossen Ruhm getracht / Mein Wohnhauß war ein Faß/ mein Becher war die Handt / Die weite Welt mein Buch und auch mein Vaterland. Esopus. B
Grab Schrifften Erſtes Theil[.] 31. Helenen. Das Gifftloch hat zu Rohm viel tauſent auffgerieben /
Durch deines Helena ſindt Ihrer mehr geblieben / Zwar jenes hat ein Man mit Roß und Schwerdt gefuͤlt/ Doch hir hat keiner nicht die geile Brunſt gestilt. 32. Tais. Die Taiß liegt alhier/ die Venus ihrer zeiten /
So aller Maͤnner Hertz vermochte zubeſtreiten / Durch Flammen die ſie warff auß Augen Hertz und Handt / Hat Alexander auch Perſepolis verbrandt. 33. Seneca. Der Heiden halber Chriſt der Klugen halber Gott /
Der Roͤmer groͤſter Ruhm/ de Kaͤyſer groͤſter ſpott / Ließ hier/ was Irdiſch war/ beſchlieſſen dieſen Stein / Der Sinnen trefflichkeit war dieſe Welt zu klein. 34. Cicero. In dieſen engen Raum ward Cicero gelegt /
Der daß beruͤhmte Rom nach willen hat bewegt / Mein Leſer ſchewe nicht daß ſchlechte Grab zu kuſſen / Es ligt der Roͤmer Mundt zu deinen ſchleichten Fuſſen. 35. Diogenes. Pracht/ Reichthumb/ falſcher Schein/ wardt von mir außgelacht /
Ich habe mehr nach Ruh/ alß groſſen Ruhm getracht / Mein Wohnhauß war ein Faß/ mein Becher war die Handt / Die weite Welt mein Buch und auch mein Vaterland. Eſopus. B
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Grab Schrifften Erſtes Theil.
31. Helenen.
Das Gifftloch hat zu Rohm viel tauſent auffgerieben /
Durch deines Helena ſindt Ihrer mehr geblieben /
Zwar jenes hat ein Man mit Roß und Schwerdt gefuͤlt/
Doch hir hat keiner nicht die geile Brunſt gestilt.
32. Tais.
Die Taiß liegt alhier/ die Venus ihrer zeiten /
So aller Maͤnner Hertz vermochte zubeſtreiten /
Durch Flammen die ſie warff auß Augen Hertz und Handt /
Hat Alexander auch Perſepolis verbrandt.
33. Seneca.
Der Heiden halber Chriſt der Klugen halber Gott /
Der Roͤmer groͤſter Ruhm/ de Kaͤyſer groͤſter ſpott /
Ließ hier/ was Irdiſch war/ beſchlieſſen dieſen Stein /
Der Sinnen trefflichkeit war dieſe Welt zu klein.
34. Cicero.
In dieſen engen Raum ward Cicero gelegt /
Der daß beruͤhmte Rom nach willen hat bewegt /
Mein Leſer ſchewe nicht daß ſchlechte Grab zu kuſſen /
Es ligt der Roͤmer Mundt zu deinen ſchleichten Fuſſen.
35. Diogenes.
Pracht/ Reichthumb/ falſcher Schein/ wardt von mir außgelacht /
Ich habe mehr nach Ruh/ alß groſſen Ruhm getracht /
Mein Wohnhauß war ein Faß/ mein Becher war die Handt /
Die weite Welt mein Buch und auch mein Vaterland.
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Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/9>, abgerufen am 04.03.2025. |