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Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.

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Grab Schrifften Erstes Theil.
46. Eines ungelahrten Dorff Priesters.
Ein frembder in der Schrifft/ ein Burger in Postillen /
Muß diesen engen Raum mit seinem Leibe füllen.
Es weint das gantze Dorff/ es schalt in aller Ohren /
Das Bierhauß und Altar hat seinen Schatz verlohren.
47. Eines einfältigen Schulmeisters.
Hier liegt Hortensius ein alt Parnassus Kindt /
Er wolt' ein Führer sein und war doch selber blindt.
Wer auff den Grabstein hier wird seine Nothturfft legen /
Dem wird die dürre Handt die blossen Backen fegen.
48. Eines Jüden.
Die Christen wolten mich in keinen Zünften leiden /
Ich solte Kauffmanschafft und allen Handel meiden /
Die Wahrheit bringt mir itzt nicht wenige gefahr /
Mann haste mich darumb weil ich beschnitten war.
49. Eines Spaniers.
Hier ruht ein Ritter-Man/ ein rauher Reichs-zerstörer /
Den Rom geehret hat als einen Kirchen-mehrer /
Viel mehres sag ich nicht/ was hier vor Beine liegen /
Ein wort: Die Assche stinckt nach Knoploch und nach Ziegen.
50. Eines Moren.
Kein Europeer soll die schlechte Grab-Schrifft lesen /
Vnd lachen daß ich Schwartz und Nackent bin gewesen.
Ich trug der Mutter Bild/ dich kleidet Bock und Kuh /
Du bist mehr Vieh als Mensch/ ich war mehr Mensch als du.
Das
Grab Schrifften Erſtes Theil.
46. Eines ungelahrten Dorff Prieſters.
Ein frembder in der Schrifft/ ein Burger in Poſtillen /
Muß dieſen engen Raum mit ſeinem Leibe fuͤllen.
Es weint das gantze Dorff/ es ſchalt in aller Ohren /
Das Bierhauß und Altar hat ſeinen Schatz verlohren.
47. Eines einfaͤltigen Schulmeiſters.
Hier liegt Hortenſius ein alt Parnaſſus Kindt /
Er wolt’ ein Fuͤhrer ſein und war doch ſelber blindt.
Wer auff den Grabſtein hier wird ſeine Nothturfft legen /
Dem wird die duͤrre Handt die bloſſen Backen fegen.
48. Eines Juͤden.
Die Chriſten wolten mich in keinen Zuͤnften leiden /
Ich ſolte Kauffmanſchafft und allen Handel meiden /
Die Wahrheit bringt mir itzt nicht wenige gefahr /
Mann haſte mich darumb weil ich beſchnitten war.
49. Eines Spaniers.
Hier ruht ein Ritter-Man/ ein rauher Reichs-zerſtoͤrer /
Den Rom geehret hat als einen Kirchen-mehrer /
Viel mehres ſag ich nicht/ was hier vor Beine liegen /
Ein wort: Die Aſſche ſtinckt nach Knoploch und nach Ziegen.
50. Eines Moren.
Kein Europeer ſoll die ſchlechte Grab-Schrifft leſen /
Vnd lachen daß ich Schwartz und Nackent bin geweſen.
Ich trug der Mutter Bild/ dich kleidet Bock und Kuh /
Du biſt mehr Vieh als Menſch/ ich war mehr Menſch als du.
Das
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[[12]/0012] Grab Schrifften Erſtes Theil. 46. Eines ungelahrten Dorff Prieſters. Ein frembder in der Schrifft/ ein Burger in Poſtillen / Muß dieſen engen Raum mit ſeinem Leibe fuͤllen. Es weint das gantze Dorff/ es ſchalt in aller Ohren / Das Bierhauß und Altar hat ſeinen Schatz verlohren. 47. Eines einfaͤltigen Schulmeiſters. Hier liegt Hortenſius ein alt Parnaſſus Kindt / Er wolt’ ein Fuͤhrer ſein und war doch ſelber blindt. Wer auff den Grabſtein hier wird ſeine Nothturfft legen / Dem wird die duͤrre Handt die bloſſen Backen fegen. 48. Eines Juͤden. Die Chriſten wolten mich in keinen Zuͤnften leiden / Ich ſolte Kauffmanſchafft und allen Handel meiden / Die Wahrheit bringt mir itzt nicht wenige gefahr / Mann haſte mich darumb weil ich beſchnitten war. 49. Eines Spaniers. Hier ruht ein Ritter-Man/ ein rauher Reichs-zerſtoͤrer / Den Rom geehret hat als einen Kirchen-mehrer / Viel mehres ſag ich nicht/ was hier vor Beine liegen / Ein wort: Die Aſſche ſtinckt nach Knoploch und nach Ziegen. 50. Eines Moren. Kein Europeer ſoll die ſchlechte Grab-Schrifft leſen / Vnd lachen daß ich Schwartz und Nackent bin geweſen. Ich trug der Mutter Bild/ dich kleidet Bock und Kuh / Du biſt mehr Vieh als Menſch/ ich war mehr Menſch als du. Das

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Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [12]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/12>, abgerufen am 21.11.2024.