Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662.Grab Schrifften Erstes Theil. 36. Esopus. Den ungeschickten Leib verdeckte mein verstand /
Mein Ruhm lieff fliegende durch aller Völcker Landt / Und hab ich Zung und Mundt/ Lufft Erd' und See gegeben / So muß ich billig auch auff allen Zungen leben. 37. Eraßmus. Mein Leser stelle dich zu diesem schlechten Steine /
Eraßmus lieget hier/ hier sindt die wehrten Beine / Ich schwere das kein Staub in diesem Grabe liegt / So nicht der Barberie mit macht hat obgesiegt. 38. Lipsius. Mich führt die kluge Welt im Hertzen Mund und Handt
/
In Flandern ruht der Leib/ den Ruhm behält Brabandt / Man lobte noch vielmehr die hoheit meiner Sinnen / Hätt' ich im alter nur zwey Weiber lassen können. 39. Opitzens. Mich hat ein kleiner Ohrt der Teutschen Weldt gegeben /
Der Wegen meiner wirdt mit Rohm die wette Leben / Ich suche nicht zuviel ich bin genug gepriesen / Das ich dir Venus selbst im Teutschen unterwiesen. 40. Eines Gesanten. Mein König sante mich in ein berühmtes Land /
Ich hofte frey zu sein von aller Feinde Hand / Mein hoffen war umbsonst/ der Todt hat mich erschlagen / Der Flegel wuste nicht waß die Juristen sagen / Eines
Grab Schrifften Erſtes Theil. 36. Eſopus. Den ungeſchickten Leib verdeckte mein verſtand /
Mein Ruhm lieff fliegende durch aller Voͤlcker Landt / Und hab ich Zung und Mundt/ Lufft Erd’ und See gegeben / So muß ich billig auch auff allen Zungen leben. 37. Eraßmus. Mein Leſer ſtelle dich zu dieſem ſchlechten Steine /
Eraßmus lieget hier/ hier ſindt die wehrten Beine / Ich ſchwere das kein Staub in dieſem Grabe liegt / So nicht der Barberie mit macht hat obgeſiegt. 38. Lipſius. Mich fuͤhrt die kluge Welt im Hertzen Mund und Handt
/
In Flandern ruht der Leib/ den Ruhm behaͤlt Brabandt / Man lobte noch vielmehr die hoheit meiner Sinnen / Haͤtt’ ich im alter nur zwey Weiber laſſen koͤnnen. 39. Opitzens. Mich hat ein kleiner Ohrt der Teutſchen Weldt gegeben /
Der Wegen meiner wirdt mit Rohm die wette Leben / Ich ſuche nicht zuviel ich bin genug geprieſen / Das ich dir Venus ſelbſt im Teutſchen unterwieſen. 40. Eines Geſanten. Mein Koͤnig ſante mich in ein beruͤhmtes Land /
Ich hofte frey zu ſein von aller Feinde Hand / Mein hoffen war umbſonſt/ der Todt hat mich erſchlagen / Der Flegel wuſte nicht waß die Juriſten ſagen / Eines
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Grab Schrifften Erſtes Theil.
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Den ungeſchickten Leib verdeckte mein verſtand /
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Und hab ich Zung und Mundt/ Lufft Erd’ und See gegeben /
So muß ich billig auch auff allen Zungen leben.
37. Eraßmus.
Mein Leſer ſtelle dich zu dieſem ſchlechten Steine /
Eraßmus lieget hier/ hier ſindt die wehrten Beine /
Ich ſchwere das kein Staub in dieſem Grabe liegt /
So nicht der Barberie mit macht hat obgeſiegt.
38. Lipſius.
Mich fuͤhrt die kluge Welt im Hertzen Mund und Handt /
In Flandern ruht der Leib/ den Ruhm behaͤlt Brabandt /
Man lobte noch vielmehr die hoheit meiner Sinnen /
Haͤtt’ ich im alter nur zwey Weiber laſſen koͤnnen.
39. Opitzens.
Mich hat ein kleiner Ohrt der Teutſchen Weldt gegeben /
Der Wegen meiner wirdt mit Rohm die wette Leben /
Ich ſuche nicht zuviel ich bin genug geprieſen /
Das ich dir Venus ſelbſt im Teutſchen unterwieſen.
40. Eines Geſanten.
Mein Koͤnig ſante mich in ein beruͤhmtes Land /
Ich hofte frey zu ſein von aller Feinde Hand /
Mein hoffen war umbſonſt/ der Todt hat mich erſchlagen /
Der Flegel wuſte nicht waß die Juriſten ſagen /
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Zitationshilfe: | Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Hundert Grab-Schrifften. [s. l.], 1662, S. [10]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_grabschriften_1662/10>, abgerufen am 04.03.2025. |