Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Vermischte Gedichte. 13. Hat man ein blödes angesichte/Grün ist den augen sehr gesund/ Nicht gar zu blaß nicht gar zu lichte/ Nicht gar zu schwartz/ nicht gar zu bund/ Die grüne farbe schwartz und weiß Behält vor andern doch den preiß. 14. Ein ander mag von andern schreiben/Jch lasse ieden seine wahl/ Grün soll doch meine farben bleiben/ Deswegen sag ich noch einmahl/ Die grüne farbe schwartz und weiß/ Behält vor andern doch den preiß. An die hoch aufgeblasene Murmille Sonnet. PRahl sacht! Murmille/ sacht! mit deinen stoltzen tollen/ Womit dein alber haupt so närrisch ist gekrönt/ Der algemeine ruf hats längsten ausgethönt/ Daß deine glatze sey bedeckt mit frembden krollen/ Und daß die rund und aufgeblasue bänder-rollen Von einem trödler sind geborget und entlehnt. Wie billig wirstu denn verlacht und aus gehöhnt/ Ob schon du noch so dick von hoffart aufgeschwollen; So recht/ so muß es gehn den aufgeschwäntzten pfauen/ Die ihren affen-kopf biß in die wolcken bauen/ Und wie viel ellen noch zu ihrer höhe setzen. Doch wiltu/ närrin/ dich an hoheit recht ergetzen/ Und höhres ausehn noch/ als wie du hast/ erjagen? Darfstu auf deinem kopf nur esels-ohren tragen. Uber-
Vermiſchte Gedichte. 13. Hat man ein bloͤdes angeſichte/Gruͤn iſt den augen ſehr geſund/ Nicht gar zu blaß nicht gar zu lichte/ Nicht gar zu ſchwartz/ nicht gar zu bund/ Die gruͤne farbe ſchwartz und weiß Behaͤlt vor andern doch den preiß. 14. Ein ander mag von andern ſchreiben/Jch laſſe ieden ſeine wahl/ Gruͤn ſoll doch meine farben bleiben/ Deswegen ſag ich noch einmahl/ Die gruͤne farbe ſchwartz und weiß/ Behaͤlt vor andern doch den preiß. An die hoch aufgeblaſene Murmille Sonnet. PRahl ſacht! Murmille/ ſacht! mit deinen ſtoltzen tollen/ Womit dein alber haupt ſo naͤrriſch iſt gekroͤnt/ Der algemeine ruf hats laͤngſten ausgethoͤnt/ Daß deine glatze ſey bedeckt mit frembden krollen/ Und daß die rund und aufgeblaſue baͤnder-rollen Von einem troͤdler ſind geborget und entlehnt. Wie billig wirſtu denn verlacht und aus gehoͤhnt/ Ob ſchon du noch ſo dick von hoffart aufgeſchwollen; So recht/ ſo muß es gehn den aufgeſchwaͤntzten pfauen/ Die ihren affen-kopf biß in die wolcken bauen/ Und wie viel ellen noch zu ihrer hoͤhe ſetzen. Doch wiltu/ naͤrrin/ dich an hoheit recht ergetzen/ Und hoͤhres auſehn noch/ als wie du haſt/ erjagen? Darfſtu auf deinem kopf nur eſels-ohren tragen. Uber-
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Vermiſchte Gedichte.
13.
Hat man ein bloͤdes angeſichte/
Gruͤn iſt den augen ſehr geſund/
Nicht gar zu blaß nicht gar zu lichte/
Nicht gar zu ſchwartz/ nicht gar zu bund/
Die gruͤne farbe ſchwartz und weiß
Behaͤlt vor andern doch den preiß.
14.
Ein ander mag von andern ſchreiben/
Jch laſſe ieden ſeine wahl/
Gruͤn ſoll doch meine farben bleiben/
Deswegen ſag ich noch einmahl/
Die gruͤne farbe ſchwartz und weiß/
Behaͤlt vor andern doch den preiß.
An die hoch aufgeblaſene Murmille
Sonnet.
PRahl ſacht! Murmille/ ſacht! mit deinen ſtoltzen tollen/
Womit dein alber haupt ſo naͤrriſch iſt gekroͤnt/
Der algemeine ruf hats laͤngſten ausgethoͤnt/
Daß deine glatze ſey bedeckt mit frembden krollen/
Und daß die rund und aufgeblaſue baͤnder-rollen
Von einem troͤdler ſind geborget und entlehnt.
Wie billig wirſtu denn verlacht und aus gehoͤhnt/
Ob ſchon du noch ſo dick von hoffart aufgeſchwollen;
So recht/ ſo muß es gehn den aufgeſchwaͤntzten pfauen/
Die ihren affen-kopf biß in die wolcken bauen/
Und wie viel ellen noch zu ihrer hoͤhe ſetzen.
Doch wiltu/ naͤrrin/ dich an hoheit recht ergetzen/
Und hoͤhres auſehn noch/ als wie du haſt/ erjagen?
Darfſtu auf deinem kopf nur eſels-ohren tragen.
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