Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Vermischte Gedichte. 4. Ob schon die güldne sonnJn wolcken liegt verstecket/ Und von dem neid bedecket Jn ihrem purpur-thron; So schaff doch meinen sehnen Gedult das gnaden-licht/ Auff daß ich mög erkennen Abwesend ihr gesicht. 5. Drum weg melancholey/Weg jammer/ angst und plagen/ Gedult pflegt zu ertragen Des glückes tyranney. Gedult jagt alle sorgen Aus meinem jungen sinn. Gedult macht aus mir morgen/ Was ich nicht heute bin. Lob der grünen/ schwartzen und weissen Farbe. 1. ES wird des menschen sein beginnen/Sein leben/ wesen und bestand/ Und was er führen mag für sinnen An seiner farbe bald erkannt/ Wie man den vogel gar behend An dem gesang und federn kennt. 2. Die farben seind zwar unterschieden/Und ihre deutung ist darbey/ Jedoch gefällt nicht einem ieden Und einer dame einerley/ Die grüne farbe/ schwartz und weiß/ Behält vor andern doch den preiß. 3. Roth Z 2
Vermiſchte Gedichte. 4. Ob ſchon die guͤldne ſonnJn wolcken liegt verſtecket/ Und von dem neid bedecket Jn ihrem purpur-thron; So ſchaff doch meinen ſehnen Gedult das gnaden-licht/ Auff daß ich moͤg erkennen Abweſend ihr geſicht. 5. Drum weg melancholey/Weg jammer/ angſt und plagen/ Gedult pflegt zu ertragen Des gluͤckes tyranney. Gedult jagt alle ſorgen Aus meinem jungen ſinn. Gedult macht aus mir morgen/ Was ich nicht heute bin. Lob der gruͤnen/ ſchwartzen und weiſſen Farbe. 1. ES wird des menſchen ſein beginnen/Sein leben/ weſen und beſtand/ Und was er fuͤhren mag fuͤr ſinnen An ſeiner farbe bald erkannt/ Wie man den vogel gar behend An dem geſang und federn kennt. 2. Die farben ſeind zwar unterſchieden/Und ihre deutung iſt darbey/ Jedoch gefaͤllt nicht einem ieden Und einer dame einerley/ Die gruͤne farbe/ ſchwartz und weiß/ Behaͤlt vor andern doch den preiß. 3. Roth Z 2
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Vermiſchte Gedichte.
4.
Ob ſchon die guͤldne ſonn
Jn wolcken liegt verſtecket/
Und von dem neid bedecket
Jn ihrem purpur-thron;
So ſchaff doch meinen ſehnen
Gedult das gnaden-licht/
Auff daß ich moͤg erkennen
Abweſend ihr geſicht.
5.
Drum weg melancholey/
Weg jammer/ angſt und plagen/
Gedult pflegt zu ertragen
Des gluͤckes tyranney.
Gedult jagt alle ſorgen
Aus meinem jungen ſinn.
Gedult macht aus mir morgen/
Was ich nicht heute bin.
Lob der gruͤnen/ ſchwartzen und
weiſſen Farbe.
1.
ES wird des menſchen ſein beginnen/
Sein leben/ weſen und beſtand/
Und was er fuͤhren mag fuͤr ſinnen
An ſeiner farbe bald erkannt/
Wie man den vogel gar behend
An dem geſang und federn kennt.
2.
Die farben ſeind zwar unterſchieden/
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Jedoch gefaͤllt nicht einem ieden
Und einer dame einerley/
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Behaͤlt vor andern doch den preiß.
3. Roth
Z 2
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