Hofmannswaldau, Christian Hofmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte. Bd. 3. Leipzig, 1703.Vermischte Gedichte. Die schickung machts/ daß ich die seegel streiche/Die hoffnung erst mir spannte glücklich auf. Die schickung fügts/ daß ich lavirend weiche/ Da hoffnung schon mir gab geraden lauf. Jn hoffnung lief mein schifchen sonder stranden/ Und schickung wirffts auf kiß und unglücks-sand/ Jn hoffnung war ich ausser kett und banden/ Und schickung legt mich unter feindes hand. Jn hoffnung muß mir ieder caper weichen/ Die schickung fügts/ daß dieser kommt empor/ Die schickung weist mir der Helenen zeichen; Jn hoffnung schien mir Pollux und Castor. Die schickung blitzt mit nichts/ als ungewittern/ Und hoffnung sprach/ daß alles helle sey; Durch schickung muß mein flüchtig schiff zersplittern/ Jn hoffnung gieng ich klipp und felß vorbey. Die hoffnung reitzt mich freudig anzulenden/ Die schickung will daß ich zurücke muß. Kurtz: schickung muß der hoffnung hülffe senden/ Sonst wird zuletzt auch hoffnung zum verdruß. Der betriegende liebhaber. 1. BUhler-worte sind nur brücken/Die auf morschen pfählen stehn/ Sie zerbrechen bald in stücken/ Wann man will darüber gehn/ Jhre lieb entsteht geschwinde/ Und verwehet mit dem Winde. 2. Jungfern-wort und buhler-eyde/Nimmt der himmel nicht in acht/ Denn sie werden alle beyde Von den göttern ausgelacht. Falsch-
Vermiſchte Gedichte. Die ſchickung machts/ daß ich die ſeegel ſtreiche/Die hoffnung erſt mir ſpannte gluͤcklich auf. Die ſchickung fuͤgts/ daß ich lavirend weiche/ Da hoffnung ſchon mir gab geraden lauf. Jn hoffnung lief mein ſchifchen ſonder ſtranden/ Und ſchickung wirffts auf kiß und ungluͤcks-ſand/ Jn hoffnung war ich auſſer kett und banden/ Und ſchickung legt mich unter feindes hand. Jn hoffnung muß mir ieder caper weichen/ Die ſchickung fuͤgts/ daß dieſer kommt empor/ Die ſchickung weiſt mir der Helenen zeichen; Jn hoffnung ſchien mir Pollux und Caſtor. Die ſchickung blitzt mit nichts/ als ungewittern/ Und hoffnung ſprach/ daß alles helle ſey; Durch ſchickung muß mein fluͤchtig ſchiff zerſplittern/ Jn hoffnung gieng ich klipp und felß vorbey. Die hoffnung reitzt mich freudig anzulenden/ Die ſchickung will daß ich zuruͤcke muß. Kurtz: ſchickung muß der hoffnung huͤlffe ſenden/ Sonſt wird zuletzt auch hoffnung zum verdruß. Der betriegende liebhaber. 1. BUhler-worte ſind nur bruͤcken/Die auf morſchen pfaͤhlen ſtehn/ Sie zerbrechen bald in ſtuͤcken/ Wann man will daruͤber gehn/ Jhre lieb entſteht geſchwinde/ Und verwehet mit dem Winde. 2. Jungfern-wort und buhler-eyde/Nimmt der himmel nicht in acht/ Denn ſie werden alle beyde Von den goͤttern ausgelacht. Falſch-
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Vermiſchte Gedichte.
Die ſchickung machts/ daß ich die ſeegel ſtreiche/
Die hoffnung erſt mir ſpannte gluͤcklich auf.
Die ſchickung fuͤgts/ daß ich lavirend weiche/
Da hoffnung ſchon mir gab geraden lauf.
Jn hoffnung lief mein ſchifchen ſonder ſtranden/
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Und ſchickung legt mich unter feindes hand.
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Die ſchickung weiſt mir der Helenen zeichen;
Jn hoffnung ſchien mir Pollux und Caſtor.
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Und hoffnung ſprach/ daß alles helle ſey;
Durch ſchickung muß mein fluͤchtig ſchiff zerſplittern/
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Die hoffnung reitzt mich freudig anzulenden/
Die ſchickung will daß ich zuruͤcke muß.
Kurtz: ſchickung muß der hoffnung huͤlffe ſenden/
Sonſt wird zuletzt auch hoffnung zum verdruß.
Der betriegende liebhaber.
1.
BUhler-worte ſind nur bruͤcken/
Die auf morſchen pfaͤhlen ſtehn/
Sie zerbrechen bald in ſtuͤcken/
Wann man will daruͤber gehn/
Jhre lieb entſteht geſchwinde/
Und verwehet mit dem Winde.
2.
Jungfern-wort und buhler-eyde/
Nimmt der himmel nicht in acht/
Denn ſie werden alle beyde
Von den goͤttern ausgelacht.
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