Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697.

Bild:
<< vorherige Seite


Galante gedichte.
Lob-rede an das liebwertheste frauen-zimmer.
C. H. v. H.
HOchwerthes jungfern-volck/ ihr holden anmuths-sonnen/
Jhr auserwehlter schmuck/ der haus und gassen ziert.
Wer ist so steinern/ der euch nicht hat lieb gewonnen?
Und welchen habt ihr nicht mit fesseln heimgeführt?
Wer ist so kühn/ der darff für eure augen treten/
Wenn ihr die waaren habt der schönheit ausgelegt?
Wer will euch/ liebste/ nicht als einen Gott anbeten/
Weil ihr das bildnis seyd/ das Venus selbst geprägt.
Jedoch ich wil nur bloß ein theil von dem berühren/
Mit welchem die natur euch herrlich hat versehn.
Der sinnen schiff soll mich in solche länder führen/
Wo auff der see voll milch nur liebes-winde wehn.
Die brüste sind mein zweck/ die schönen marmol-ballen/
Auf welchen Amor ihm ein lust schloß hat gebaut;
Die durch das athem-spiel sich heben und auch fallen/
Auf die der sonne gold wolriechend ambra thaut.
Sie sind ein paradieß/ in welchem äpffel reiffen/
Nach derer süssen kost iedweder Adam lechst/
Zwey felsen/ um die stets des Zephirs winde pfeiffen.
Ein garten schöner tracht/ wo die vergnügung wächst.
Ein über-irrdisch bild/ dem alle opffern müssen.
Ein ausgeputzt altar/ für dem die welt sich beugt.
Ein crystallinen quell/ aus welchem ströme flüssen/
Davon die süßigkeit den Nectar übersteigt.
Sie
A


Galante gedichte.
Lob-rede an das liebwertheſte frauen-zim̃er.
C. H. v. H.
HOchwerthes jungfern-volck/ ihr holden anmuths-ſoñen/
Jhr auserwehlter ſchmuck/ der haus und gaſſen ziert.
Wer iſt ſo ſteinern/ der euch nicht hat lieb gewonnen?
Und welchen habt ihr nicht mit feſſeln heimgefuͤhrt?
Wer iſt ſo kuͤhn/ der darff fuͤr eure augen treten/
Wenn ihr die waaren habt der ſchoͤnheit ausgelegt?
Wer will euch/ liebſte/ nicht als einen Gott anbeten/
Weil ihr das bildnis ſeyd/ das Venus ſelbſt gepraͤgt.
Jedoch ich wil nur bloß ein theil von dem beruͤhren/
Mit welchem die natur euch herrlich hat verſehn.
Der ſinnen ſchiff ſoll mich in ſolche laͤnder fuͤhren/
Wo auff der ſee voll milch nur liebes-winde wehn.
Die bruͤſte ſind mein zweck/ die ſchoͤnen marmol-ballen/
Auf welchen Amor ihm ein luſt ſchloß hat gebaut;
Die durch das athem-ſpiel ſich heben und auch fallen/
Auf die der ſonne gold wolriechend ambra thaut.
Sie ſind ein paradieß/ in welchem aͤpffel reiffen/
Nach derer ſuͤſſen koſt iedweder Adam lechſt/
Zwey felſen/ um die ſtets des Zephirs winde pfeiffen.
Ein garten ſchoͤner tracht/ wo die vergnuͤgung waͤchſt.
Ein uͤber-irrdiſch bild/ dem alle opffern muͤſſen.
Ein ausgeputzt altar/ fuͤr dem die welt ſich beugt.
Ein cryſtallinen quell/ aus welchem ſtroͤme fluͤſſen/
Davon die ſuͤßigkeit den Nectar uͤberſteigt.
Sie
A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0017" n="[1]"/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Galante gedichte.</hi> </head><lb/>
        <head><hi rendition="#b">Lob-rede an das liebwerthe&#x017F;te frauen-zim&#x0303;er.</hi><lb/>
C. H. v. H.</head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">H</hi>Ochwerthes jungfern-volck/ ihr holden anmuths-&#x017F;on&#x0303;en/</l><lb/>
          <l>Jhr auserwehlter &#x017F;chmuck/ der haus und ga&#x017F;&#x017F;en ziert.</l><lb/>
          <l>Wer i&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;teinern/ der euch nicht hat lieb gewonnen?</l><lb/>
          <l>Und welchen habt ihr nicht mit fe&#x017F;&#x017F;eln heimgefu&#x0364;hrt?</l><lb/>
          <l>Wer i&#x017F;t &#x017F;o ku&#x0364;hn/ der darff fu&#x0364;r eure augen treten/</l><lb/>
          <l>Wenn ihr die waaren habt der &#x017F;cho&#x0364;nheit ausgelegt?</l><lb/>
          <l>Wer will euch/ lieb&#x017F;te/ nicht als einen Gott anbeten/</l><lb/>
          <l>Weil ihr das bildnis &#x017F;eyd/ das Venus &#x017F;elb&#x017F;t gepra&#x0364;gt.</l><lb/>
          <l>Jedoch ich wil nur bloß ein theil von dem beru&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>Mit welchem die natur euch herrlich hat ver&#x017F;ehn.</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;innen &#x017F;chiff &#x017F;oll mich in &#x017F;olche la&#x0364;nder fu&#x0364;hren/</l><lb/>
          <l>Wo auff der &#x017F;ee voll milch nur liebes-winde wehn.</l><lb/>
          <l>Die bru&#x0364;&#x017F;te &#x017F;ind mein zweck/ die &#x017F;cho&#x0364;nen marmol-ballen/</l><lb/>
          <l>Auf welchen Amor ihm ein lu&#x017F;t &#x017F;chloß hat gebaut;</l><lb/>
          <l>Die durch das athem-&#x017F;piel &#x017F;ich heben und auch fallen/</l><lb/>
          <l>Auf die der &#x017F;onne gold wolriechend ambra thaut.</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ind ein paradieß/ in welchem a&#x0364;pffel reiffen/</l><lb/>
          <l>Nach derer &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ko&#x017F;t iedweder Adam lech&#x017F;t/</l><lb/>
          <l>Zwey fel&#x017F;en/ um die &#x017F;tets des Zephirs winde pfeiffen.</l><lb/>
          <l>Ein garten &#x017F;cho&#x0364;ner tracht/ wo die vergnu&#x0364;gung wa&#x0364;ch&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Ein u&#x0364;ber-irrdi&#x017F;ch bild/ dem alle opffern mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Ein ausgeputzt altar/ fu&#x0364;r dem die welt &#x017F;ich beugt.</l><lb/>
          <l>Ein cry&#x017F;tallinen quell/ aus welchem &#x017F;tro&#x0364;me flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
          <l>Davon die &#x017F;u&#x0364;ßigkeit den Nectar u&#x0364;ber&#x017F;teigt.</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Sie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0017] Galante gedichte. Lob-rede an das liebwertheſte frauen-zim̃er. C. H. v. H. HOchwerthes jungfern-volck/ ihr holden anmuths-ſoñen/ Jhr auserwehlter ſchmuck/ der haus und gaſſen ziert. Wer iſt ſo ſteinern/ der euch nicht hat lieb gewonnen? Und welchen habt ihr nicht mit feſſeln heimgefuͤhrt? Wer iſt ſo kuͤhn/ der darff fuͤr eure augen treten/ Wenn ihr die waaren habt der ſchoͤnheit ausgelegt? Wer will euch/ liebſte/ nicht als einen Gott anbeten/ Weil ihr das bildnis ſeyd/ das Venus ſelbſt gepraͤgt. Jedoch ich wil nur bloß ein theil von dem beruͤhren/ Mit welchem die natur euch herrlich hat verſehn. Der ſinnen ſchiff ſoll mich in ſolche laͤnder fuͤhren/ Wo auff der ſee voll milch nur liebes-winde wehn. Die bruͤſte ſind mein zweck/ die ſchoͤnen marmol-ballen/ Auf welchen Amor ihm ein luſt ſchloß hat gebaut; Die durch das athem-ſpiel ſich heben und auch fallen/ Auf die der ſonne gold wolriechend ambra thaut. Sie ſind ein paradieß/ in welchem aͤpffel reiffen/ Nach derer ſuͤſſen koſt iedweder Adam lechſt/ Zwey felſen/ um die ſtets des Zephirs winde pfeiffen. Ein garten ſchoͤner tracht/ wo die vergnuͤgung waͤchſt. Ein uͤber-irrdiſch bild/ dem alle opffern muͤſſen. Ein ausgeputzt altar/ fuͤr dem die welt ſich beugt. Ein cryſtallinen quell/ aus welchem ſtroͤme fluͤſſen/ Davon die ſuͤßigkeit den Nectar uͤberſteigt. Sie A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/17
Zitationshilfe: Hofmann von Hofmannswaldau, Christian: Herrn von Hofmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte anderer Theil. Leipzig, 1697, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte02_1697/17>, abgerufen am 21.12.2024.