Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695.

Bild:
<< vorherige Seite
Begräbniß-Gedichte.
Auff das absterben Seiner Durchl.
Georg Wilhelms/ Hertzogs zu Liegnitz/
Brieg und Wohlau.
1.
SO bricht der glantz der welt!
Die zeit kan auch den purpur bleichen;
Die reinste sonne muß zu bald den west erreichen:
Die säule reich an ertzt wird zeitlich hingefällt.
Des himmels spruch ist nicht zu widerstehen/
Und wer ist groß genug demselben zu entgehen?
2.
Diß/ was man ewig schätzt/
Das wird in kurtzer zeit begraben;
Wer weiß/ wo ihrer viel itzt ihre gräber haben?
Die sich lebendig selbst den sternen beygesetzt.
Mich deucht/ wie die natur manch ding verlohren/
Daß die vergänglichkeit zu trotzen sich verschwohren.
3.
Des Nimrods grosses reich/
Da haupt und herrschafft gülden waren/
Ist/ wie von wenig flut der spröde thon/ zerfahren/
Und seine macht ist itzt den todten-knochen gleich.
Das feste land/ der grund-stein der palläste/
Der schweren berge fuß steht selber nicht gar feste.
4.
Von Artaxerxes Thron
Ist schwerlich noch ein stein zu zeigen;
Wer weiß/ wo ringe sich um schlechte finger beugen/
Aus derer golde vor bestund die königs-kron.
Der moder hat den theuren zeug zerbissen/
Den meinen ahnen hat manch sieger küssen müssen.
5. Wie
H 4
Begraͤbniß-Gedichte.
Auff das abſterben Seiner Durchl.
Georg Wilhelms/ Hertzogs zu Liegnitz/
Brieg und Wohlau.
1.
SO bricht der glantz der welt!
Die zeit kan auch den purpur bleichen;
Die reinſte ſonne muß zu bald den weſt erreichen:
Die ſaͤule reich an ertzt wird zeitlich hingefaͤllt.
Des himmels ſpruch iſt nicht zu widerſtehen/
Und wer iſt groß genug demſelben zu entgehen?
2.
Diß/ was man ewig ſchaͤtzt/
Das wird in kurtzer zeit begraben;
Wer weiß/ wo ihrer viel itzt ihre graͤber haben?
Die ſich lebendig ſelbſt den ſternen beygeſetzt.
Mich deucht/ wie die natur manch ding verlohren/
Daß die vergaͤnglichkeit zu trotzen ſich verſchwohren.
3.
Des Nimrods groſſes reich/
Da haupt und herrſchafft guͤlden waren/
Iſt/ wie von wenig flut der ſproͤde thon/ zerfahren/
Und ſeine macht iſt itzt den todten-knochen gleich.
Das feſte land/ der grund-ſtein der pallaͤſte/
Der ſchweren berge fuß ſteht ſelber nicht gar feſte.
4.
Von Artaxerxes Thron
Iſt ſchwerlich noch ein ſtein zu zeigen;
Wer weiß/ wo ringe ſich um ſchlechte finger beugen/
Aus derer golde vor beſtund die koͤnigs-kron.
Der moder hat den theuren zeug zerbiſſen/
Den meinen ahnen hat manch ſieger kuͤſſen muͤſſen.
5. Wie
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0163" n="119"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bniß-Gedichte.</hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <head><hi rendition="#b">Auff das ab&#x017F;terben Seiner Durchl.</hi><lb/>
Georg Wilhelms/ Hertzogs zu Liegnitz/<lb/>
Brieg und Wohlau.</head><lb/>
          <lg n="1">
            <head>1.</head><lb/>
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O bricht der glantz der welt!</l><lb/>
            <l>Die zeit kan auch den purpur bleichen;</l><lb/>
            <l>Die rein&#x017F;te &#x017F;onne muß zu bald den we&#x017F;t erreichen:</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;a&#x0364;ule reich an ertzt wird zeitlich hingefa&#x0364;llt.</l><lb/>
            <l>Des himmels &#x017F;pruch i&#x017F;t nicht zu wider&#x017F;tehen/</l><lb/>
            <l>Und wer i&#x017F;t groß genug dem&#x017F;elben zu entgehen?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>2.</l><lb/>
            <l>Diß/ was man ewig &#x017F;cha&#x0364;tzt/</l><lb/>
            <l>Das wird in kurtzer zeit begraben;</l><lb/>
            <l>Wer weiß/ wo ihrer viel itzt ihre gra&#x0364;ber haben?</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich lebendig &#x017F;elb&#x017F;t den &#x017F;ternen beyge&#x017F;etzt.</l><lb/>
            <l>Mich deucht/ wie die natur manch ding verlohren/</l><lb/>
            <l>Daß die verga&#x0364;nglichkeit zu trotzen &#x017F;ich ver&#x017F;chwohren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>3.</l><lb/>
            <l>Des Nimrods gro&#x017F;&#x017F;es reich/</l><lb/>
            <l>Da haupt und herr&#x017F;chafft gu&#x0364;lden waren/</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t/ wie von wenig flut der &#x017F;pro&#x0364;de thon/ zerfahren/</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;eine macht i&#x017F;t itzt den todten-knochen gleich.</l><lb/>
            <l>Das fe&#x017F;te land/ der grund-&#x017F;tein der palla&#x0364;&#x017F;te/</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;chweren berge fuß &#x017F;teht &#x017F;elber nicht gar fe&#x017F;te.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>4.</l><lb/>
            <l>Von Artaxerxes Thron</l><lb/>
            <l>I&#x017F;t &#x017F;chwerlich noch ein &#x017F;tein zu zeigen;</l><lb/>
            <l>Wer weiß/ wo ringe &#x017F;ich um &#x017F;chlechte finger beugen/</l><lb/>
            <l>Aus derer golde vor be&#x017F;tund die ko&#x0364;nigs-kron.</l><lb/>
            <l>Der moder hat den theuren zeug zerbi&#x017F;&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Den meinen ahnen hat manch &#x017F;ieger ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">H 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">5. Wie</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0163] Begraͤbniß-Gedichte. Auff das abſterben Seiner Durchl. Georg Wilhelms/ Hertzogs zu Liegnitz/ Brieg und Wohlau. 1. SO bricht der glantz der welt! Die zeit kan auch den purpur bleichen; Die reinſte ſonne muß zu bald den weſt erreichen: Die ſaͤule reich an ertzt wird zeitlich hingefaͤllt. Des himmels ſpruch iſt nicht zu widerſtehen/ Und wer iſt groß genug demſelben zu entgehen? 2. Diß/ was man ewig ſchaͤtzt/ Das wird in kurtzer zeit begraben; Wer weiß/ wo ihrer viel itzt ihre graͤber haben? Die ſich lebendig ſelbſt den ſternen beygeſetzt. Mich deucht/ wie die natur manch ding verlohren/ Daß die vergaͤnglichkeit zu trotzen ſich verſchwohren. 3. Des Nimrods groſſes reich/ Da haupt und herrſchafft guͤlden waren/ Iſt/ wie von wenig flut der ſproͤde thon/ zerfahren/ Und ſeine macht iſt itzt den todten-knochen gleich. Das feſte land/ der grund-ſtein der pallaͤſte/ Der ſchweren berge fuß ſteht ſelber nicht gar feſte. 4. Von Artaxerxes Thron Iſt ſchwerlich noch ein ſtein zu zeigen; Wer weiß/ wo ringe ſich um ſchlechte finger beugen/ Aus derer golde vor beſtund die koͤnigs-kron. Der moder hat den theuren zeug zerbiſſen/ Den meinen ahnen hat manch ſieger kuͤſſen muͤſſen. 5. Wie H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/163
Zitationshilfe: Hoffmannswaldau, Christian Hoffmann von: Herrn von Hoffmannswaldau und andrer Deutschen auserlesene und bißher ungedruckte Gedichte. [Bd. 1]. Leipzig, 1695, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmannswaldau_gedichte01_1695/163>, abgerufen am 21.11.2024.