Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Anastasius Grün. Es stand ein Baum in Oesterreich, Der grünt' und blühte manches Jahr Fürwahr so schön und wunderbar. Manch Vogel saß darin und sang, Daß weithin Berg und Thal erklang. Es hatte jeder deutsche Mann Recht seine Lust und Freude dran. Ein Doppeladler flog einmal Zu diesem Wunderbaum' hinan, Band einen güldnen Schlüssel dran: Da wurden seine Blüthen taub Und falbe ward sein grünes Laub; Die Schaar der lieben Vöglein schied, Für immer schwieg ihr Sang und Lied. Anaſtaſius Grün. Es ſtand ein Baum in Oeſterreich, Der grünt' und blühte manches Jahr Fürwahr ſo ſchön und wunderbar. Manch Vogel ſaß darin und ſang, Daß weithin Berg und Thal erklang. Es hatte jeder deutſche Mann Recht ſeine Luſt und Freude dran. Ein Doppeladler flog einmal Zu dieſem Wunderbaum' hinan, Band einen güldnen Schlüſſel dran: Da wurden ſeine Blüthen taub Und falbe ward ſein grünes Laub; Die Schaar der lieben Vöglein ſchied, Für immer ſchwieg ihr Sang und Lied. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0094" n="74"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Anaſtaſius Grün.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Es ſtand ein Baum in Oeſterreich,</l><lb/> <l>Der grünt' und blühte manches Jahr</l><lb/> <l>Fürwahr ſo ſchön und wunderbar.</l><lb/> <l>Manch Vogel ſaß darin und ſang,</l><lb/> <l>Daß weithin Berg und Thal erklang.</l><lb/> <l>Es hatte jeder deutſche Mann</l><lb/> <l>Recht ſeine Luſt und Freude dran.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ein Doppeladler flog einmal</l><lb/> <l>Zu dieſem Wunderbaum' hinan,</l><lb/> <l>Band einen güldnen Schlüſſel dran:</l><lb/> <l>Da wurden ſeine Blüthen taub</l><lb/> <l>Und falbe ward ſein grünes Laub;</l><lb/> <l>Die Schaar der lieben Vöglein ſchied,</l><lb/> <l>Für immer ſchwieg ihr Sang und Lied.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [74/0094]
Anaſtaſius Grün.
Es ſtand ein Baum in Oeſterreich,
Der grünt' und blühte manches Jahr
Fürwahr ſo ſchön und wunderbar.
Manch Vogel ſaß darin und ſang,
Daß weithin Berg und Thal erklang.
Es hatte jeder deutſche Mann
Recht ſeine Luſt und Freude dran.
Ein Doppeladler flog einmal
Zu dieſem Wunderbaum' hinan,
Band einen güldnen Schlüſſel dran:
Da wurden ſeine Blüthen taub
Und falbe ward ſein grünes Laub;
Die Schaar der lieben Vöglein ſchied,
Für immer ſchwieg ihr Sang und Lied.
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