Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Cafe national. Mel. Wilhelm, komm an meine Seite. Welch ein Flüstern, welch ein Summen! Welch ein stiller Lesefleiß! Nur Marqueure schrei'n und brummen: Tasse schwarz! und Tasse weiß! Und die Zeitungsblätter rauschen, Und man liest und liest sich satt, Um Ideen einzutauschen, Weil man selbst gar wenig hat. Und sie plaudern, blättern, suchen, Endlich kommt ein Resultat: Noch ein Stückchen Aepfelkuchen! Zwar der Cours steht desolat. Und sie sitzen, grübeln, denken, Und sie werden heiß und stumm, Und mit kühlenden Getränken Stärken sie sich wiederum. So vertreibt man sich die Zeiten
Nach des Tages Hitz' und Last, Bis erfüllt mit Neuigkeiten Geht nach Haus der letzte Gast. Café national. Mel. Wilhelm, komm an meine Seite. Welch ein Flüſtern, welch ein Summen! Welch ein ſtiller Leſefleiß! Nur Marqueure ſchrei'n und brummen: Taſſe ſchwarz! und Taſſe weiß! Und die Zeitungsblätter rauſchen, Und man lieſt und lieſt ſich ſatt, Um Ideen einzutauſchen, Weil man ſelbſt gar wenig hat. Und ſie plaudern, blättern, ſuchen, Endlich kommt ein Reſultat: Noch ein Stückchen Aepfelkuchen! Zwar der Cours ſteht deſolat. Und ſie ſitzen, grübeln, denken, Und ſie werden heiß und ſtumm, Und mit kühlenden Getränken Stärken ſie ſich wiederum. So vertreibt man ſich die Zeiten
Nach des Tages Hitz' und Laſt, Bis erfüllt mit Neuigkeiten Geht nach Haus der letzte Gaſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" n="20"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">Café national.</hi><lb/> </head> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Mel</hi>. Wilhelm, komm an meine Seite.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Welch ein Flüſtern, welch ein Summen!</l><lb/> <l>Welch ein ſtiller Leſefleiß!</l><lb/> <l>Nur Marqueure ſchrei'n und brummen:</l><lb/> <l>Taſſe ſchwarz! und Taſſe weiß!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Und die Zeitungsblätter rauſchen,</l><lb/> <l>Und man lieſt und lieſt ſich ſatt,</l><lb/> <l>Um Ideen einzutauſchen,</l><lb/> <l>Weil man ſelbſt gar wenig hat.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Und ſie plaudern, blättern, ſuchen,</l><lb/> <l>Endlich kommt ein Reſultat:</l><lb/> <l>Noch ein Stückchen Aepfelkuchen!</l><lb/> <l>Zwar der Cours ſteht deſolat.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Und ſie ſitzen, grübeln, denken,</l><lb/> <l>Und ſie werden heiß und ſtumm,</l><lb/> <l>Und mit kühlenden Getränken</l><lb/> <l>Stärken ſie ſich wiederum.</l><lb/> </lg> <lg n="5"> <l>So vertreibt man ſich die Zeiten</l><lb/> <l>Nach des Tages Hitz' und Laſt,</l><lb/> <l>Bis erfüllt mit Neuigkeiten</l><lb/> <l>Geht nach Haus der letzte Gaſt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [20/0040]
Café national.
Mel. Wilhelm, komm an meine Seite.
Welch ein Flüſtern, welch ein Summen!
Welch ein ſtiller Leſefleiß!
Nur Marqueure ſchrei'n und brummen:
Taſſe ſchwarz! und Taſſe weiß!
Und die Zeitungsblätter rauſchen,
Und man lieſt und lieſt ſich ſatt,
Um Ideen einzutauſchen,
Weil man ſelbſt gar wenig hat.
Und ſie plaudern, blättern, ſuchen,
Endlich kommt ein Reſultat:
Noch ein Stückchen Aepfelkuchen!
Zwar der Cours ſteht deſolat.
Und ſie ſitzen, grübeln, denken,
Und ſie werden heiß und ſtumm,
Und mit kühlenden Getränken
Stärken ſie ſich wiederum.
So vertreibt man ſich die Zeiten
Nach des Tages Hitz' und Laſt,
Bis erfüllt mit Neuigkeiten
Geht nach Haus der letzte Gaſt.
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