Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Notre Dame. Die Bühne ward zum Schaugerüste Des Lasters und der Häßlichkeit, Ein Tummelplatz, gemeiner Lüste, Ein Spittel voller Qual und Leid. Ihr wißt uns weiter nichts zu geben Als Mord und Todschlag, Lug und Trug; Ihr macht noch schrecklicher das Leben, Und schrecklich ist es doch genug. Soll das uns diese Welt verschönen? Erhöhn des Daseyns kurze Lust? Und mit dem Leben uns versöhnen? Und Frieden bringen unsrer Brust? Gott gab die Kunst dem Menschenleben, Gott sei auch durch die Kunst geehrt; Ihr aber habt, was Gott gegeben, In schnöden Teufelsspuk verkehrt. Notre Dame. Die Bühne ward zum Schaugerüſte Des Laſters und der Häßlichkeit, Ein Tummelplatz, gemeiner Lüſte, Ein Spittel voller Qual und Leid. Ihr wißt uns weiter nichts zu geben Als Mord und Todſchlag, Lug und Trug; Ihr macht noch ſchrecklicher das Leben, Und ſchrecklich iſt es doch genug. Soll das uns dieſe Welt verſchönen? Erhöhn des Daſeyns kurze Luſt? Und mit dem Leben uns verſöhnen? Und Frieden bringen unſrer Bruſt? Gott gab die Kunſt dem Menſchenleben, Gott ſei auch durch die Kunſt geehrt; Ihr aber habt, was Gott gegeben, In ſchnöden Teufelsſpuk verkehrt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0152" n="132"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq #b">Notre Dame.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Bühne ward zum Schaugerüſte</l><lb/> <l>Des Laſters und der Häßlichkeit,</l><lb/> <l>Ein Tummelplatz, gemeiner Lüſte,</l><lb/> <l>Ein Spittel voller Qual und Leid.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ihr wißt uns weiter nichts zu geben</l><lb/> <l>Als Mord und Todſchlag, Lug und Trug;</l><lb/> <l>Ihr macht noch ſchrecklicher das Leben,</l><lb/> <l>Und ſchrecklich iſt es doch genug.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Soll <hi rendition="#g">das</hi> uns dieſe Welt verſchönen?</l><lb/> <l>Erhöhn des Daſeyns kurze Luſt?</l><lb/> <l>Und mit dem Leben uns verſöhnen?</l><lb/> <l>Und Frieden bringen unſrer Bruſt?</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Gott gab die Kunſt dem Menſchenleben,</l><lb/> <l>Gott ſei auch durch die Kunſt geehrt;</l><lb/> <l>Ihr aber habt, was Gott gegeben,</l><lb/> <l>In ſchnöden Teufelsſpuk verkehrt.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0152]
Notre Dame.
Die Bühne ward zum Schaugerüſte
Des Laſters und der Häßlichkeit,
Ein Tummelplatz, gemeiner Lüſte,
Ein Spittel voller Qual und Leid.
Ihr wißt uns weiter nichts zu geben
Als Mord und Todſchlag, Lug und Trug;
Ihr macht noch ſchrecklicher das Leben,
Und ſchrecklich iſt es doch genug.
Soll das uns dieſe Welt verſchönen?
Erhöhn des Daſeyns kurze Luſt?
Und mit dem Leben uns verſöhnen?
Und Frieden bringen unſrer Bruſt?
Gott gab die Kunſt dem Menſchenleben,
Gott ſei auch durch die Kunſt geehrt;
Ihr aber habt, was Gott gegeben,
In ſchnöden Teufelsſpuk verkehrt.
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