Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Die trauernden Esel nach Morillo. Nach glaubwürdigen Reiseberichten giebt es noch bis auf den Mel. Es waren zwei Königeskinder. Deutsches Volksl. Die Esel gingen im Leide, Drob staunte die ganze Welt, Weil grün noch war die Heide, Und Disteln noch trug das Feld. Sie gingen tief gebücket Und ließen hangen das Ohr, Und hatten den Schwanz geschmücket Mit einem langen Flor. Was hat sich denn zugetragen? Wir staunen und schweigen still, Und niemand weiß zu sagen, Was diese Trauer will. Wer meldet uns jetzunder,
Was diese Trauer soll? Wer deutet uns das Wunder? Hört zu, ich weiß es wol. Die trauernden Eſel nach Morillo. Nach glaubwürdigen Reiſeberichten giebt es noch bis auf den Mel. Es waren zwei Königeskinder. Deutſches Volksl. Die Eſel gingen im Leide, Drob ſtaunte die ganze Welt, Weil grün noch war die Heide, Und Diſteln noch trug das Feld. Sie gingen tief gebücket Und ließen hangen das Ohr, Und hatten den Schwanz geſchmücket Mit einem langen Flor. Was hat ſich denn zugetragen? Wir ſtaunen und ſchweigen ſtill, Und niemand weiß zu ſagen, Was dieſe Trauer will. Wer meldet uns jetzunder,
Was dieſe Trauer ſoll? Wer deutet uns das Wunder? Hört zu, ich weiß es wol. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb n="111" facs="#f0131"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Die trauernden Eſel</hi><lb/> </head> <p rendition="#c">nach Morillo.</p><lb/> <p rendition="#c">Nach glaubwürdigen Reiſeberichten giebt es noch bis auf den<lb/> heutigen Tag in einem Dorfe der Pyrenäen eine Familie<lb/> Eſel, die in gerader Linie von <hi rendition="#g">dem</hi> Eſel abſtammen, auf<lb/> welchem der Heiland ſeinen Einzug in Jeruſalem hielt.</p><lb/> <p rendition="#c"><hi rendition="#g">Mel</hi>. Es waren zwei Königeskinder.</p><lb/> <p rendition="#right">Deutſches Volksl.</p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Die Eſel gingen im Leide,</l><lb/> <l>Drob ſtaunte die ganze Welt,</l><lb/> <l>Weil grün noch war die Heide,</l><lb/> <l>Und Diſteln noch trug das Feld.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Sie gingen tief gebücket</l><lb/> <l>Und ließen hangen das Ohr,</l><lb/> <l>Und hatten den Schwanz geſchmücket</l><lb/> <l>Mit einem langen Flor.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Was hat ſich denn zugetragen?</l><lb/> <l>Wir ſtaunen und ſchweigen ſtill,</l><lb/> <l>Und niemand weiß zu ſagen,</l><lb/> <l>Was dieſe Trauer will.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wer meldet uns jetzunder,</l><lb/> <l>Was dieſe Trauer ſoll?</l><lb/> <l>Wer deutet uns das Wunder?</l><lb/> <l>Hört zu, ich weiß es wol.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [111/0131]
Die trauernden Eſel
nach Morillo.
Nach glaubwürdigen Reiſeberichten giebt es noch bis auf den
heutigen Tag in einem Dorfe der Pyrenäen eine Familie
Eſel, die in gerader Linie von dem Eſel abſtammen, auf
welchem der Heiland ſeinen Einzug in Jeruſalem hielt.
Mel. Es waren zwei Königeskinder.
Deutſches Volksl.
Die Eſel gingen im Leide,
Drob ſtaunte die ganze Welt,
Weil grün noch war die Heide,
Und Diſteln noch trug das Feld.
Sie gingen tief gebücket
Und ließen hangen das Ohr,
Und hatten den Schwanz geſchmücket
Mit einem langen Flor.
Was hat ſich denn zugetragen?
Wir ſtaunen und ſchweigen ſtill,
Und niemand weiß zu ſagen,
Was dieſe Trauer will.
Wer meldet uns jetzunder,
Was dieſe Trauer ſoll?
Wer deutet uns das Wunder?
Hört zu, ich weiß es wol.
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Zitationshilfe: | Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hoffmann_unpolitische02_1841/131>, abgerufen am 03.03.2025. |