Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 2. Hamburg, 1841.Phantasien. eines kunstliebenden Klosterbruders. Mel. Ach, Gott und Herr, wie groß und schwer Die freie Kunst, sie ist nicht frei: Wo Freiheit nicht vorhanden, Da ist es mit der Kunst vorbei In allen, allen Landen. Und buhlt sie auch um Fürstengunst, Das kann ihr wenig frommen! Durch Fürsten ist herab die Kunst, Doch nie emporgekommen. Wer nicht in Freiheit wirkt und schafft, Kann Fürsten wohl genügen, Doch wird er stets um Geist und Kraft Sich und die Welt betrügen. Nur aus dem Volk, ins Volk zurück Muß stets der Künstler steigen, Dann wird im Volke Ruhm und Glück Dem Künstler auch zu eigen. 6 *
Phantaſien. eines kunſtliebenden Kloſterbruders. Mel. Ach, Gott und Herr, wie groß und ſchwer Die freie Kunſt, ſie iſt nicht frei: Wo Freiheit nicht vorhanden, Da iſt es mit der Kunſt vorbei In allen, allen Landen. Und buhlt ſie auch um Fürſtengunſt, Das kann ihr wenig frommen! Durch Fürſten iſt herab die Kunſt, Doch nie emporgekommen. Wer nicht in Freiheit wirkt und ſchafft, Kann Fürſten wohl genügen, Doch wird er ſtets um Geiſt und Kraft Sich und die Welt betrügen. Nur aus dem Volk, ins Volk zurück Muß ſtets der Künſtler ſteigen, Dann wird im Volke Ruhm und Glück Dem Künſtler auch zu eigen. 6 *
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Phantaſien.
eines kunſtliebenden Kloſterbruders.
Mel. Ach, Gott und Herr, wie groß und ſchwer
Sind mein' begangne Sünden.
Die freie Kunſt, ſie iſt nicht frei:
Wo Freiheit nicht vorhanden,
Da iſt es mit der Kunſt vorbei
In allen, allen Landen.
Und buhlt ſie auch um Fürſtengunſt,
Das kann ihr wenig frommen!
Durch Fürſten iſt herab die Kunſt,
Doch nie emporgekommen.
Wer nicht in Freiheit wirkt und ſchafft,
Kann Fürſten wohl genügen,
Doch wird er ſtets um Geiſt und Kraft
Sich und die Welt betrügen.
Nur aus dem Volk, ins Volk zurück
Muß ſtets der Künſtler ſteigen,
Dann wird im Volke Ruhm und Glück
Dem Künſtler auch zu eigen.
6 *
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