Hoffmann von Fallersleben, August Heinrich: Unpolitische Lieder. Bd. 1. Hamburg, 1840.Breslauer Dürerfest 20. Mai 1836. 1. Es leben die Gönner und Könner! Denn ein Künstler, was gewönn' er, Hätt' er nicht auch seine Gönner? Der Künstler muß auf der Erde leben, Doch ist sein ganzes Ringen und Streben Euch auf der Erde den Himmel zu geben. Er möchte lieber im Himmel schweben, Als unten an der Erde kleben -- Doch muß er nun mal auf der Erde leben. Wenn's euch nun freut, wie der Künstler waltet und schaltet, Wenn euch freut was er in Worten und Tönen entfaltet, Und zu seelenvollen Bildern gestaltet, So mögt ihr eure Freude zur Erscheinung bringen, Und lasst anmuthiglich eure Meinung klingen, Und vergleicht nicht erst mit der Bilderei des Thalers die Schilderei des Malers Und mit der Moneten Singsang der Poeten Klingklang! Denn das ist mir nun einmal klar Seit manchem Jahr und bleibt auch wahr Heut' und immerdar: Breslauer Dürerfeſt 20. Mai 1836. 1. Es leben die Gönner und Könner! Denn ein Künſtler, was gewönn' er, Hätt' er nicht auch ſeine Gönner? Der Künſtler muß auf der Erde leben, Doch iſt ſein ganzes Ringen und Streben Euch auf der Erde den Himmel zu geben. Er möchte lieber im Himmel ſchweben, Als unten an der Erde kleben — Doch muß er nun mal auf der Erde leben. Wenn's euch nun freut, wie der Künſtler waltet und ſchaltet, Wenn euch freut was er in Worten und Tönen entfaltet, Und zu ſeelenvollen Bildern geſtaltet, So mögt ihr eure Freude zur Erſcheinung bringen, Und laſſt anmuthiglich eure Meinung klingen, Und vergleicht nicht erſt mit der Bilderei des Thalers die Schilderei des Malers Und mit der Moneten Singſang der Poeten Klingklang! Denn das iſt mir nun einmal klar Seit manchem Jahr und bleibt auch wahr Heut' und immerdar: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0208" n="190"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Breslauer Dürerfeſt 20. Mai 1836.</hi><lb/> </head> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">1.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#g">Es leben die Gönner und Könner</hi>!</l><lb/> <l>Denn ein Künſtler, was gewönn' er,</l><lb/> <l>Hätt' er nicht auch ſeine Gönner?</l><lb/> <l>Der Künſtler muß auf der Erde leben,</l><lb/> <l>Doch iſt ſein ganzes Ringen und Streben</l><lb/> <l>Euch auf der Erde den Himmel zu geben.</l><lb/> <l>Er möchte lieber im Himmel ſchweben,</l><lb/> <l>Als unten an der Erde kleben —</l><lb/> <l>Doch muß er nun mal auf der Erde leben.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wenn's euch nun freut, wie der Künſtler waltet und ſchaltet,</l><lb/> <l>Wenn euch freut was er in Worten und Tönen entfaltet,</l><lb/> <l>Und zu ſeelenvollen Bildern geſtaltet,</l><lb/> <l>So mögt ihr eure Freude zur Erſcheinung bringen,</l><lb/> <l>Und laſſt anmuthiglich eure Meinung klingen,</l><lb/> <l>Und vergleicht nicht erſt mit der Bilderei des Thalers</l><lb/> <l>die Schilderei des Malers</l><lb/> <l>Und mit der Moneten Singſang</l><lb/> <l>der Poeten Klingklang!</l><lb/> <l>Denn das iſt mir nun einmal klar</l><lb/> <l>Seit manchem Jahr und bleibt auch wahr</l><lb/> <l>Heut' und immerdar:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0208]
Breslauer Dürerfeſt 20. Mai 1836.
1.
Es leben die Gönner und Könner!
Denn ein Künſtler, was gewönn' er,
Hätt' er nicht auch ſeine Gönner?
Der Künſtler muß auf der Erde leben,
Doch iſt ſein ganzes Ringen und Streben
Euch auf der Erde den Himmel zu geben.
Er möchte lieber im Himmel ſchweben,
Als unten an der Erde kleben —
Doch muß er nun mal auf der Erde leben.
Wenn's euch nun freut, wie der Künſtler waltet und ſchaltet,
Wenn euch freut was er in Worten und Tönen entfaltet,
Und zu ſeelenvollen Bildern geſtaltet,
So mögt ihr eure Freude zur Erſcheinung bringen,
Und laſſt anmuthiglich eure Meinung klingen,
Und vergleicht nicht erſt mit der Bilderei des Thalers
die Schilderei des Malers
Und mit der Moneten Singſang
der Poeten Klingklang!
Denn das iſt mir nun einmal klar
Seit manchem Jahr und bleibt auch wahr
Heut' und immerdar:
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